Ein Festival zur Sommersonnenwende im wunderschönen Amphitheater Gelsenkirchen…was kann da noch schief gehen? Nicht viel, möchte man meinen. Denn obwohl der Wetterbericht das Schlimmste befürchten ließ, und es auch bei den Headlinern jahreszeitbedingt nie so wirklich stimmungsvoll dunkel wurde, gab es an diesem Wochenende in der Tat fast nichts auszusetzen.
Das Blackfield bot ein abwechslungsreiches Line Up vor einer hübschen Kulisse, mit liebevoll und interessant gestaltetem Programmheft, pünktlichen Auftritten, erträglichen Speisen- und Getränkepreisen, weitgehend vernünftigen Toiletten, einer netten Security, moderaten Regelungen zum Mitbringen von Verpflegung und mannigfaltige Möglichkeiten zum zuhören, mitmachen, glotzen, Geld ausgeben, Schirm aufspannen, Schlange stehen und allem, was Festivals sonst noch so liebenswert macht.
Weitere Bilder bei den Blackfield 2009 Fotos.
Nach einer entspannten Anfahrt am Samstag Mittag mussten wir zunächst den Ärger über das kostenpflichtige Parkhaus herunterschlucken, das es als Alternative zu dem bereits um diese frühe Uhrzeit vollen Haupt-Parkplatz gab. Die längere Schlange am Bändchenschalter (wir hörten von 20 Minuten Wartezeit) blieb uns Reportern glücklicherweise erspart, so dass wir noch einen Teil des STAUBKIND-Auftritts miterleben konnten, die schon eine für diese Zeit beachtliche Anzahl von Menschen vor der Bühne und auf den Rängen versammelt hatten.
Nach der ordentlichen, aber eher belanglosen Darbietung von DESTROID wurde es bei FETISCH:MENSCH erstmals etwas voller vor der Bühne, über die Oswald Henke mit seinem neuesten Projekt charismatisch wie immer fegte und die Publikumsmeinung in 2 Pole spaltete. Als nächstes gehörte die Bühne den Stuttgartern END OF GREEN, die das Parkett eine Dreiviertelstunde später für ROTERSAND räumen mussten. Die Gelsenkirchener Band hatte zwar wenig an Show zu bieten, brachte das Publikum aber nicht nur vor der Bühne, sondern vereinzelt auch schon auf den Rängen zum Mittanzen. Danach bewiesen ZERAPHINE, dass sie sich nach dem eher eintönigen Debut „Kalte Sonne“ musikalisch um einiges weiterentwickelt haben und auch live nicht nur durch Charme und Magie eines Sven Friedrich getragen werden.
Nach kurzer Verschnaufpause wirbelten auch schon PROJECT PITCHFORK durch die Abendsonne und gaben vor einer begeisterten Menge einen bunten Mix aus Klassikern und ein paar neuen Stücken zum Besten. Auch DIARY OF DREAMS boten im Anschluss eine souveräne, professionelle Show vor einem vollen Amphitheater, bei der ein Stillsitzen auf den Rängen schon kaum mehr möglich war. Beim Headliner des Tages: VNV NATION saß schließlich keiner mehr, und wer nach dem langen und wohlverdienten Abschlussapplaus immer noch nicht genug hatte, konnte auf der gut besuchten After-Show-Party in die früh aufgehende Sonne hineintanzen.
Der Sonntag begann mit den Italienern DOPE STARS INC., die in der Mittagssonne den schon Auferstandenen eine rockig-glamoröse Show boten. Als nächstes fabrizierte Peter Spilles mit seinem neuen Projekt SANTA HATES YOU seinen zweiten gelungenen Blackfield-Auftritt und schaffte es bereits, die Bewegungswilligen zum Tanzen zu animieren.
Danach fidelten FAUN die geneigte Zuhörerschar in den Nachmittag, an dem es mit FROZEN PLASMA klanglich wieder elektronischer wurde, bevor den musikalischen Schubladenverweigerern LETZTE INSTANZ die Bühne und das Herz der Menge gehörten. Sogar weite Teile des Publikums auf den Rängen ließen sich vom charismatischen Frontmann zum Mitmachen bewegen, wenn auch nicht halb so stimmgewaltig wie die vor der Bühne versammelte Schar.
Leider wurde es bei IAMX, der relativ jungen Band um Chris Corner, wieder etwas leerer und verhaltener, was zum einen an der nicht 100-prozentig überzeugenden Lifequalität als auch am möglicherweise noch ausbaufähigen Bekanntheitsgrad der Band liegen mag. Nachdem SUICIDE COMMANDO im Anschluss ihre Fans mit krachigen Sounds und blutigen Leinwandbildern begeistern konnten, gab es mit MESH und APOPTYGMA BERZERK dann noch mal zwei Schmankerl für die Liebhaber poppigerer Rhythmen.
Dann war auch schon wieder Zeit für den krönenden Abschluss, der am Sonntag im Zeichen schwarzer Flatterinsekten stand. ASP, an sich schon eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, bot der dankbar applaudierenden Fangemeinde einen mitreißenden Auftritt mit hübscher Lichtshow und allen Klassikern.
Insgesamt war es ein tolles Festival im Ruhrgebiet, bei dem man deutlich spüren konnte, dass die Veranstalter großen Wert auf Feedback legen, sich um Perfektion bemühen und einen reibungslosen Ablauf gewährleisten, so dass keine Pannen den Spaß an der Musik trübten. Wie schön, dass man für nächstes Jahr ein 3. Blackfield plant, für das Oomph! übrigens bereits zugesagt haben. Verbesserungswürdiges fällt uns kaum ein, aber um zu beweisen, dass wir uns um Konstruktivität bemüht haben, hätten wir im nächsten Jahr gerne zur Abwechslung auch mal ein paar Frauen auf der 2009 fest in Männerhand liegenden Bühne, ein klein wenig mehr Abwechslung im Getränkeangebot mit Herz für Tee-, Kaffee- und Weintrinker sowie einen Bäckerstand. Und sonst? Wir sagen brav danke und kommen wieder…
Fotos vom Festival: Blackfield 2009 Bilder
Text: Kers+in.G, Fotos: Cutter.
29. Juni 2009 um 03:46
Zu deinem Statement zur Band DESTROID. Was bedeutet *ordentlich, aber belanglos*? Ich fand den Auftritt z.B. ziemlich gut. Einer der Musiker konnte nicht anwesend sein, da sein Zug nicht fuhr. Deshalb gab es eine improvisierte Show zu zweit. Die Musik war abwechslungsreich und der Sound ok. Wenn man schon einen Festivalrückblick schreibt, dann bitte ausführlicher und nicht so lieblos. Sonst sollte man es besser bleiben lassen.
Gruß,
Martin
29. Juni 2009 um 15:41
also ich finde den Bericht schon recht ausführlich, es muss ja nicht jeder einzelne Auftritt detailliert auseinandergenommen werden. du kannst uns auch gern einen Blackfield-Bericht aus deiner persönlichen Sicht, mit deinen persönlichen Highlights schicken – wir werden diesen auch gern veröffentlichen. Entweder schickst du’s per Email an news-ät-festivalhopper-de oder noch besser: du gehst vor wie hier beschrieben. Geschmäcker sind nun mal verschieden, soviel sollte man wissen
29. Juni 2009 um 19:07
Hi Martin!
Das ‚ordentlich‘ bezog sich auf die technische und klangliche Darbietung sowie auf das Spielen unter quasi „erschwerten Bedingungen“ – ergo steht ‚ordentlich‘ hierbei für eine saubere Darbietung, was in meinen Augen keinen negativen Kritikpunkt darstellt.
Der Destroid-Auftritt an sich – in Bezug auf Abwechselungsreichtum und im Vergleich zu früheren Gigs sowie anderen Künstlern – wurde von uns nun mal nicht als besonders herausragend empfunden. Ich bitte darum dies zu respektieren. Desweiteren frage ich mich, wo die inhaltliche Lieblosigkeit zu erkennen ist – es sei denn, es wäre eine reine Idealisierung der Veranstaltung erwünscht. In diesem Falle würde ein solcher Bericht allerdings keinen Sinn machen. ;o)
Letztendlich hat auch uns das Blackfield – wie dem Bericht zu entnehmen ist – sehr gut gefallen und wir freuen uns auf nächstes Jahr! Mit freundlichem Gruße, der Cutter
26. Oktober 2009 um 10:13
[…] sich der Besuch beim Blackfield lohnt zeigt auch der Bericht zum Blackfield 2009 vom Festivalhopper […]
6. September 2010 um 14:38
[…] 3 Jahren im Ruhrgebiet (im Amphitheater Gelsenkirchen – hier unser Bericht von 2009) wollten die Macher des Festivals gern noch etwas mehr zu tun haben und geben nun stolz Termin und […]
4. Juli 2011 um 11:40
[…] hatten für’s erste ausgedient. IAMX überraschten im positiven Sinne und hatten seit dem Blackfield 2009 ordentlich dazugelernt. Die freakig aussehende Band bot mit ihrem drumdominierten Bühnenbild […]
19. Juli 2011 um 11:36
[…] Sommer lockt jedes Jahr die schwarze Szene Deutschlands zu verschiedenen Orten. Mit WGT, Blackfield, Amphi und M’era Luna sind auch die willigsten Festivalbesucher gut beschäftigt und […]