Klein aber doch sehr fein, so sollte das Motto des zweiten Destruction Derby lauten, welches am 22. und 23.08.2014 in Roßlau statt fand. Ein Festival, welches zwar noch in seinen Kinderschuhen steckt aber auf Grund fähiger Veranstalter, einer guten Orga, einer ausgefallenen Location und super Bands, ganz schnell den Rahmen der Wasserburg in Roßlau sprengen könnte.
Ein Bericht der Festivalhopper Gabriel und Yvonne.
Im Vorfeld des diesjährigen Destruction Derby kam es immer wieder zu Rückschlägen, was das Line-up angeht, so kam es auch wenige Tage vorm Festival noch zu der Absage von Rise Of The Northstar. Neben ROTNS fielen bereits Landscapes, A Traitor Like Judas, Wolf x Down, Texas In July und I Wrestled A Bear Once aus. Bis zum letzten Moment gelang es dem Veranstalter jedoch für sehr guten Ersatz zu sorgen.
Nachdem der Zeltplatz, idyllisch gelegen in einem Naturschutzgebiet, zwischen zahlreichen Bäumen, für alle Festivalbesucher bereits am Donnerstag öffnete, begann unser Destruction Derby am Freitag. Die Anreise zur Wasserburg in Roßlau gestaltete sich, dank ausreichend Hinweisschildern, als angenehm, der lange Fußmarsch vom Parkplatz zum Gelände hingegen, war gerade für die Camper mit viel Gepäck doch etwas mühselig.
Das Festivalgelände, gelegen auf dem Hinterhof der Wasserburg, bot jedem Besucher eine Kulisse, die er zu einem Hardcore-Festival wohl eher seltener zu Gesicht bekommt und die rund 1000 Angereisten, hatten ausreichend Platz um eine riesen Party zu feiern.
Auf dem Festivalgelände wurde gut für das eigene Wohl zu gesorgt, ein großer Getränkestand, diverse Essenwägen mit gegrilltem, frittiertem, süßen oder auch vegetarischem reihten sich ein, neben Merchständen von Bands, Organisationen wie der Hardcore Help Foundation oder Versänden wie Beatdown Hardwear und Call It Home.
Als kleine Highlights, gab es für alle Durstigen einen 24h Bierwagen direkt am Zeltplatz und für alle Smartphone Besitzer die passende Festivalapp im Vorfeld.
Der Freitag begann mit Out For Change aus Magdeburg, die Fünf eröffneten das Destruction Derby und luden die ersten Angereisten zu ihrer Hardcore-Show, gepaart mit Metal- und Beatdown- Einflüssen. Es folgten Polar und Brutality Will Prevail, beide von der Insel und beide im Hardcore-Punk Bereich zu Hause. Weiter ging es mit Coldburn aus Leipzig, welche sich musikalisch einreihten und die Bühne später für Light Your Anchor aus Hamburg freimachten. Auch wenn es diese Band erst seit 2011 gibt, so haben sich die straight edge lebenden Mitglieder, mit ihrem melodischen Hardcore, doch schon einen guten Namen gemacht. Deutlich aggressiver wurde es mit dem Deathcore Gespann aus England, Desolated standen auf der Bühne, welche regelmäßig von der Crowd gestürmt wurde. Paul, der Sänger der Band genoss es wenn sich eine Menschentraube um ihn herum bildete, aus der vereinzelte Leute an ihm hinauf kletterten, um auch einmal ins Mikro gröhlen zu können. Bis auf kleine Blessuren, blieb es auch im Moshpit ruhig, wo einige Leute der Annahme waren, sie seien Karate Kid und das Pit gehöre ihnen. Da der eigentliche Act, Broken Teeth, im Stau stand, rutschten alle Bands einen Slot nach vorn und so folgten Bury Tomorrow, eine fünfköpfige Metalcore-Band, aus dem Heute stark vertretenen England. Bei diesem Auftritt, kam es zu der ersten ernsteren Rangelei unter ein paar Gästen, dies ist die Folge von Alkohol, aggressivem Tanzen und der dazu passenden Musik, der Streit legte sich schnell wieder und die Party ging weiter. Dort wurde uns das erste mal deutlich, woran die Veranstalter das nächste Jahr arbeiten müssen, mehr Security, vor allem im Bühnenbereich. Die Show lief jedoch unverändert weiter mit zahlreichen Crowdsurfern und Circlepits und es versammelten sich zum Schluss auch noch gut 30-40 Leute auf der Bühne, um mit der Band zu singen und diesen Auftritt gebührend zu beenden.
Abriss pur, hieß es dann bei den vier Australiern von Deez Nuts. Selten erlebt man es, dass eine Band ihre Show abbricht und ins Publikum stürmt, um den Job der Security zu übernehmen. Als jedoch der JJ Peters, der Sänger der Band, aus dem Publikum heraus mit Milchbrötchen beworfen wurde, ließ er es sich nicht nehmen, gemeinsam mit seinem Gitaristen von der Bühne zu springen und den Werfer zur Rede zu stellen. Außer einem dämlichen Grinsen kam von diesem jedoch nicht viel und die Security verwies ihn danach scheinbar der Veranstaltung. Die weitere Show verlief vorläufig ohne Komplikationen, das Pit und auch die Bühne waren stets gut besuchter Schauplatz dieser erstklassigen Hardcoreshow, die Leute feierten die Band und die Band feierte einfach mit. Zu einem zweiten Abbruch der Show sollte es aber kommen, als bei dem wohl bekanntesten Lied Band Of Brothers, alle auf die Bühne gerufen wurden. Da dort jedoch kein Platz für so eine Masse an Menschen war, fing die ganze Situation an etwas kritisch zu werden, nämlich da, wo die Ersten in Richtung Mischpult stürzten und der Techniker den Abbruch forderte. Verletzt wurde scheinbar niemand, die Technik funktionierte auch noch und Deez Nuts machten ihren Auftritt einfach unvergesslich.
Wieder etwas gediegener verlief der Auftritt von Evergreen Terrace, die fünf Amis, welche Metalcore mit teils sehr melodischen Hardcore Einflüssen spielen, passten perfekt ins Line-up. Viele bekannte Songs veranlasste die Menge zum Mitsingen und Crowdsurfen, auf der Bühne sammelten sich wieder zahlreiche Leute, um sich mit Sänger Andrew Carey das Mikro zu teilen. Dem lautstarken Wunsch nach einer Zugabe, konnte aus zeitlichen Gründen leider nicht nachgekommen werden.
Devilhorns und Headbanger, eine martialisch brüllende Stimme und ein Schlagzeug, welches klingt wie ein Maschinengewehr, all das sind Zutaten für eine Show von Aborted. Was diese Deathcore/Goregrind Band aus Belgien für einen Verschleiß an Bandmitgliedern hat, ist wirklich Sagenhaft, so wechselten bereits über 20 Mitglieder, was bei knapp 20 Jahren Bandbestehen einen ordentlichen Schnitt ergibt.
Endlich eingetroffen, konnten nun auch Broken Teeth aus Texas ihre Metalshow abliefern und den Freitag beim Destruction Derby ausklingen lassen.
Da auch am Samstag das Line-up wieder nicht so blieb, wie es geplant war und wir erst verspätet anreisen konnten, ist die Reihenfolge der ersten Bands nicht garantiert. Eröffnet wurde der zweite Tag mit Archetype und To Kill Achilles aus UK. Nach der Hardcoreband Human Touch aus Karlsruhe folgten ShowYourTeeth aus Wien und Risk It! aus Dresden.
The Green River Burial lieferten trotz dem etwas unangenehmen Wetter eine starke Hardcoreshow ab, bei der die Crowd viel mit einbezogen wurde und die Stimmung super war. Dank Einflüssen vom Metalcore und Deathcore, war für fast jeden etwas dabei, Mosh, Two Step, Stagedive und Crowdsurfen. Der Sänger gab allen noch etwas mit auf den Weg, man solle nicht alles glauben was von der Presse kommt und anfangen mal wieder seinen eigenen Kopf zu benutzen.
Deutlich weniger los und deutlich leerer war es bei Me In A Million, die sechs Jungs aus dem Saarland, welche Post-Hardcore mit fiesen Breakdowns und emotionalen Vocals verfeinern. Ein gleichbleibendes Stimmungstief herrschte bei Napoleon, was einerseits an ihrem sehr emotionalen Hardcore, andererseits aber auch am Wetter gelegen haben könnte.
Deutlich voran ging es bei den fünf jungen Briten von Heart Of A Coward und ihrer Metalcore Show. Härtere Musik bedeutet auch oft eine härtere Gangart im Pit leider auch die ein oder andere Blessur oder den ein oder anderen Konflikt, im Rahmen blieb aber trotzdem immer alles und so sah man neben Headbangern und Two Steppern auch schöne Circle Pits.
Aus der Hauptstadt angereist waren Final Prayer, um mit allen ihr zehnjähriges Bandbestehen zu zelebrieren, was bei einer von ihnen bekannten, erstklassigen Hardcoreshow auch super funktionierte. Sänger Stephan gab der Menge noch etwas mit auf den Weg, denn es ist nicht wichtig bunte T-Shirts zu tragen, es ist wichtig was darunter steckt, dass man selbst zur Szene steht und vllt. auch mal ins Booklet einer CD schaut, um die Message zu verstehen, die einige Bands durch ihre Texte nach außen tragen.
Stimmungstechnische und personelle Einbußen mussten leider Worthwhile aus den USA, bei ihrer emotionalen und melodischen Hardcoreshow hinnehmen. New Yorker Metalcore kam da an diesem Wochenende scheinbar deutlich besser an, was der Auftritt von Sirens And Sailors bewies. Viel Bewegung, ein paar schöne Circle Pits und ein ganzer Batzen Crowdsurfer waren der Beweis dafür.
Da Rise Of The Northstar ihre Show leider sehr kurzfristig absagen mussten, kamen Fallbrawl als ehrwürdiger Ersatz. Diese Hardcoreband aus dem Ruhrpott versteht es mit fiesen Beatdowneinlagen die Crowd dazu zu bringen, sich gegenseitig zu zerstören und die ein oder andere Hütte abzureißen. Trotz eines sehr aggressiven Moshpits, achtet der Sänger aber immer darauf, dass alle Okay sind.
Als krönenden Abschluss dieses gelungenen Festivals gab es melodic-Hardcore von Heart In Hand aus Großbritanien. Dieser Auftritt stellte alles in den Schatten was es in den letzten zwei Tagen zu sehen und zu hören gab, der Platz vor der Bühne war brechend voll und die Stimmung kochte. Es gab keinen Song, bei dem die Bühne nicht von Leuten gestürmt wurde, die sich mit Sänger Charlie Holmes das Mikro teilen wollten. Diese Show brauchte keine riesigen Moshpits, diese Show lebte einfach von dem Zusammenhalt und einem tollen gemeinsamen Abend.
Das Destruction Derby 2014 war damit auch schon wieder vorbei und die Leute verabschiedeten sich nach Hause oder für eine letzte Nacht auf den Zeltplatz.
Alles in allem war dieses noch sehr junge Festival ein riesen Erfolg, neben einer coolen Location, einer super Orga und tollen Bands, würden wir uns fürs nächste Mal nur etwas mehr Security im Bühnenbereich und etwas weniger Chaos beim Line-up wünschen.
Wir jedenfalls freuen uns aufs nächste Jahr, wenn es heißt, Destruction Derby 2015!
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