PartySan Open Air – Von Posern, Veränderungsmangel und Popkultur

News am 14. August 2014 von Yoda

Satyricon17-PartySan2014bNach dem Blick auf den PartySan Auftakt am Donnerstag: „akustischer Wahnsinn, Alkoholabusus und eine ganze Menge Spaß„, gibt es hier nun Teil 2 unseres wahnwitzig formulierungslüsternen Metallverarbeitungs-Facharbeiters ‚Käppy‘. Fotos von ‚Bo‘.

Von Posern, Veränderungsmangel und Popkultur – der P:S:O:A – Freitag 08.08.2014

PartySan-2014-Impressionen09bMan kann es nicht mehr leugnen, wir werden alt. Kaum hat man auch nur ein klein wenig Alkohol zu sich genommen, schon beschleicht einem beim Erwachen das Gefühl, man hätte ein ganzes 50 Liter Fass in einem Zug verzehrt. Dabei haben wir uns eigentlich benommen, zumindest waren wir uns einig, dass man nur zwei Bier konsumiert hat – das erste, und das letzte. Nur um sicher zu gehen, wurde ich gefragt, ob ich denn schon wieder einen Schlaganfall habe, obwohl der erste gerade mal 5 Minuten her sei. Sei es drum, nach ein- bis zwei Pantoprazol, diversen Wiederbelebungsmaßnahmen und Signaturen des letzten Willens hat man sich ein Herz genommen und einen Entschluss gefasst: Heute machen wir mal langsam. Gesagt getan, und das erste Bier wurde auch erst um die Mittagszeit geöffnet, denn die Tabletten sollten ja auch ihre Wirkung entfalten können. Wir schauten gespannt auf unsere Liste, und planten den Rest des Tages, zumindest bandtechnisch. Das ist ja auch das schöne am PartySan – die Mischung macht es einfach aus. Es gibt die Bands, die man sehen will, und es gibt die, deren Spielzeit man dazu nutzt sich einfach weiterhin den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu widmen – gepflegte Verklappung von Gerstensaft und eine ausgewogene Ernährung, bestehend aus Fleisch, Knoblauch, Doppelkeks und mehr Fleisch.

Ahab01-PartySan2014bUnd bei aller Liebe, die Sonne ging mir richtig auf den Sack. Es war wohl der wärmste Tag, den ich auf einem P.S.O:A jemals bewusst miterleben durfte, ich leide noch immer unter deren Folgen, und unsere Kraft reichte gerade einmal aus um AHAB anzusehen. Als Freunde des gepflegt ungehetzten Doom waren wir gespannt und wurden nicht enttäuscht. Vielleicht, so dachte man dann in Retrospektive, wären die Jungs gegen Abend besser aufgehoben gewesen, denn qualitativ mussten sie sich wahrlich nicht verstecken, außerdem passte das Wetter einfach nicht zum musikalischen Thema. Aber egal, wir bereuen den Sonnenbrand nicht. Inquisition, Aborted und Bendediction gelten meiner Meinung nach auch als durchaus sehenswert, aber da ich alle schon zur Genüge sehen durfte war mir das die Komplettverbrennung im Freiluftkrematorium nicht wert.

MiseryIndex07-PartySan2014bGanz anders bei Misery Index. Diese Jungs aus den USA haben sich ganz schnell auf den Thron geknüppelt, ja, man wagte sogar die Vermutung, dass es kaum noch besser gehen würde. Es wurde weder langweilig, noch interessierten die eigenen Gebrechen, man wollte einfach weiterhin zuschauen, wie die Bühne akustisch neu saniert wurde. Suffocation kratzten am Thron, aber auch wenn die Show an sich ein Spaß für die ganze Familie war, der Gröhler auch offensichtlich viel Spaß an der Show hatte, so reichte es nicht ganz aus um den Krater, den Misery Index geschaffen hat noch tiefer zu bohren. Dennoch lege ich es jedem Interessierten ans Herz sich die Jungs mal anzuschauen. Nun, dann kam noch Marduk. Innerhalb unserer kleinen Gemeinschaft war man sich eigentlich einig, dass es auch heute noch nicht so recht lohnt, einem Marduk-Konzert beizuwohnen, doch ich glaubte weiterhin an das Gute im Menschen, und wurde enttäuscht.

Marduk5-PartySan2014bIch weiß nicht warum die Jungs aus Schweden nie weiter am Konzept von „Those of the Unlight“ festgehalten haben, es war ein, zu der Zeit, echt passables Album, aber alles, was danach kam war nichts weiter als sinnloses Gebolze ohne Tiefgang oder Flexibilität. Sie beherrschen ihre Instrumente, ja, aber irgendwie fehlt ihnen die Gabe auch etwas damit anzustellen, oder sie trauen es sich einfach nicht. Ganz anders als Satyricon, der Headliner des Abends und, wie einstimmig beschlossen wurde, dem Thronerben von Misery Index.

Satyricon01-PartySan2014bEs hat einfach alles gepasst, vom Intro, über die Bühnenpräsenz des Frontmanns Satyr, der sich auch nicht zu schade war die dritte Eisengeige zu spielen bis hin zur Verabschiedung im Stile einer professionellen Truppe von Entertainern. Das, wozu Marduk nicht in der Lage sind betreiben Satyricon schon seit ihren düsteren Anfangszeiten. Ja, liebe Metalgemeinschaft, es sind verdammte Poser, und ja, es sind verdammt nochmal Popstars, aber das dürfen sie bei dem Klang, der Genauigkeit der gespielten Passagen und der Massenanfeuerung auch verdammt nochmal sein. Ein wenig wehmütig wurde ich, als die Show vorbei war, und die Klassiker wie Filthgrinder oder Repined Bastard Nation nicht gespielt wurden, aber das wäre eben nur Coffee to go nach einem 10 Gänge Menü als Gratisdreingabe gewesen. Wir waren zufrieden, fast schon glücklich, könnte man meinen, und den Rest des noch vorhandenen Abends beschäftigte man sich mit wilden Spekulationen über das Auftauchen von Ebola, die spanische Grippe, und ob der Koitus mit Primaten eine etwaige Rolle spielen könnte. Dann gingen wir schlafen, und träumten von Affen, die uns vergewaltigen wollen.

Hier geht’s weiter mit Teil3 unseres PartySan Rückblicks “Wenn die Zeit zu schnell vorbei geht” – dabei auch ein “PartySan Open Air Guide“ – und lest hier Teil1 „Geld spielt überhaupt keine Rolle„. Vom 06.-08.08. findet das PartySan Open Air 2015 statt.

 

2 Kommentare zu “PartySan Open Air – Von Posern, Veränderungsmangel und Popkultur”

  1. Nummer 1: PartySan Open Air: Wenn die Zeit zu schnell vorbei geht sagt:

    […] das PartySan Metal Open Air 2014 und verzückten uns bereits erfolgreich mit ihren Ergüssen “PartySan Open Air – Von Posern, Veränderungsmangel und Popkultur“, sowie mit Teil eins ihrer Berichterei “20 Jahre PartySan Open Air – Geld spielt […]

  2. Nummer 2: 20 Jahre PartySan Open Air – Geld spielt überhaupt keine Rolle sagt:

    […] geht’s weiter mit Teil2 und Teil3 unseres PartySan Rückblicks “Von Posern, Veränderungsmangel und Popkultur“, sowie zu “Wenn die Zeit zu schnell vorbei geht” – dabei auch ein […]

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