Die Festivalhopper Sina und Claudia haben am Wochenende vom 8. bis 10. August 2014 das Hipsterfestival FLOW im sommerlichen Helsinki besucht. Was es zum Hipsterfestival macht, lest ihr in Sinas Bericht. Musikalisch hatte das Festival Einiges zu bieten und daher präsentiert Claudia hier die Favoriten. Wie man schnell an der Liste erkennt, gab es beim FLOW von Techno über Hip Hop bis zu Indierock eine Auswahl aus allen Genres. Was auf den ersten Blick etwas konzeptlos erscheint, ergab letztlich trotzdem ein ausgeglichenes Festivalerlebnis.
Die Antwoord
Für viele war die afrikanische Rap-Rave Band Die Antwoord (Fotos vom Rock’N’Heim Festival 2014) das Highlight des Festivals am Sonntagabend. Als letzte Band in der Running-Order spielten sie im Lumia-Tent, welches komplett überfüllt war. Zu sehen gab es viel nackte Haut, zackige Bewegungen und schrille Visuals bei einer hohen Lautstärke. Für eine Stunde tobte das Zelt und die letzte übrig gebliebene Energie wurde ausgeschwitzt. Es fühlte sich an wie bei einer 90iger Jahre Raveparty, gemischt mit einer Popbandshow und choreografierten Tanzeinlagen. Als einzige Band erlaubten sie sich eine Zugabe zu spielen, sodass jeder mit dem Ohrwurm von „Enter The Ninja“ nach Hause gehen durfte. Eine grandiose Show, die als Festivalerlebnis definitiv etwas Besonderes ist und jedem ans Herz zu legen, wenn man die Chance dazu hat. Selbst wenn man sich die Platten von Die Antwoord nicht regelmäßig zu Hause anhört, live sind sie eine Wucht für alle Sinne.
The National
Insgesamt gab es im Programm des Festivals sehr wenig Angebot für Indie- und Rockfans. Dafür war eine Band für die Herzen darunter und ein Publikumsmagnet seinesgleichen: The National. Der Headliner des Samstagabends spielte für circa eine Stunde auf der Mainstage und verzauberte sein Publikum. Frontmann Matt Berninger verbreitete mit seiner einvernehmlichen, dunklen Stimme eine angenehme verträumte Stimmung. Gänsehaut pur. Höhepunkt des Konzerts war sein Spaziergang durch das Publikum bei dem sie „England“ performten.
Jamie xx, James Holden & Jon Hopkins
Drei DJs haben mich beim FLOW total geflasht. Die drei Jungs brachten feinsten Deephouse, Elektro und Chillout auf die Bühne im Black Tent.
Jamie xx stritt sich am Samstagabend mit The National & Kavinsky um den Headlinerrang, wobei für mich die Wahl schnell eindeutig war. Eine riesige Diskokugel hing symbolisch über der Bühne und die Finnen zeigten, dass sie auch gut abtanzen können. Der Brite präsentierte für eine Stunde einen Mix aus seinen eigenen Stücken, sowie bekannte Remixe.
James Holden war eins der besten „Technokonzerte“, die ich bisher erlebt habe. Ein Schlagzeuger, ein Saxophonist und viele elektronische Geräte können Klänge erzeugen, die einen in eine Art Trance versetzen können. Es fühlte sich an wie eine Reise, von der man sich wünschte, dass sie nie enden möge.
Und Jon Hopkins brachte bereits am Freitag die Tanzfüße zum Glühen und das Herz zum Schmelzen. Das sind Beats, die man fühlt und mit dem gesamten Körper aufnimmt. Hinzukommt eine wahnsinnig inspirierende und mitnehmende Visualisierung, die deutlich werden lässt, das Hopkins sich dem Film verbunden fühlt und Musik zu interpretieren weiß.
Darkside
Nicholas Jaar & Dave Harrington sind in ihrer dunklen Nebelshow kaum zu erkennen. Die Soulstimme und der junge Gitarrengott kreieren eine mystische Atmosphäre mit Technoklängen und mitnehmenden Beats. Es wird kein Wort gesprochen, nur gespielt.
Darkside sind jedes Mal ein tolles Erlebnis, wenn man sich darauf einlässt. Jedoch zeigte sich das FLOW Publikum nicht krass einvernommen, wie z.B. die Leute beim Melt Festival, wo Darkside krass gehypt wurden.
Skrillex
Ein Festival mit einer eineinhalbstündigen Dröhnung Skrillex (Foto vom Rock-A-Field 2014) am frühen Abend bei siedenden Temperaturen in einem Zelt zu beginnen, ist auch eine Art anzukommen. Skrillex ist recht konzeptfrei, Hauptsache es ist laut, knallt und halbwegs tanzbar. Irgendwie kam ich mir wie auf einem amerikanischen Springbreak vor. Mal abgesehen von den teilweise unrhythmischen Übergängen kann man das schon mal mitnehmen. Spätestens bei einem Einspieler vom „König der Löwen“ fragt man sich aber kurz, wo man eigentlich gelandet ist.
Blood Orange
Eins der Highlights des FLOW Festivals war definitiv der Auftritt von Blood Orange. Es gab feinsten Soul, R’nB & Chillwave der siebenköpfigen Band aus New York zu hören, der auch die Leute in der letzten Reihe sichtlich begeisterte. Frontsänger Dev Heynes groovte trotz Krücken und Gipsbein freudestrahlend und höchstsympatisch. An seiner Seite sang die mega coole Samantha Urbani, die man auch aus der New Yorker Combo Friends kennt. Sie spielten ziemlich viele Songs vom letzten Album, wobei „It is what it is“ noch recht lange in den Ohren nachhallte.
OutKast
Die Beiträge für das Hip Hop Genre lieferten OutKast und Action Bronson ab. OutKast touren gerade mit ihrer „20 Years“ Show durch Europa und haben den Eindruck hinterlassen, nicht mehr so hunderprozentig zu wissen, in welchem Land sie eigentlich gerade performen. So sagten sie den Finnen „Danke“ und meinten, dass sie ihre englischen Zwischentöne eh nicht verstehen würden. Dass Finnen sehr gut Englisch können, war ihnen wohl nicht recht bewusst. Jedenfalls gaben sie das Beste aus den letzten Jahren ihrer Karriere preis, natürlich mit den Hits „Roses“, „Ms Jackson“ und „Hey Ya“. Die Stimmung wanderte von Euphorie zu einer gewissen Unaufmerksamkeit und auch die Showeinlagen der Backgroundsängerinnen konnten das nicht retten. Kurz vor Schluss durften dann noch 15 Mädels aus dem Publikum mittanzen und dann hatten sie schon alles aus der Hitkiste gezaubert.
Action Bronson
Action Bronson war der Rockstar unter den FLOW Acts. Der korpulente Herr war kaum auf der Bühne zu sehen, denn von seiner halbstündigen Show verbrachte er ungefähr zwei Drittel der Zeit im Publikum. Dort lief er seine Kreise und tauchte mal hier und mal da neben einem auf. Kaum hatte man ausgemacht, wo er sich gerade befindet, musste man schon wieder seine Blickrichtung ändern. Seine Kumpels dagegen genossen ihre Bühnenpräsenz und begossen das Ganze mit einer Flasche Jack Daniels. Der Auftritt war nicht die Wucht, dennoch wurde nach einer Zugabe verlangt. Gab es dann aber nicht.
Neben diesen ausgewählten Künstlern waren z.B. auch noch die Auftritte von How To Dress Well, Mø und Bonobo richtig cool. Leider konnten wir aufgrund von Überschneidungen nicht die alle Shows sehen.
Hier geht es zu Bericht Nummer eins: „Hipsterparade im Fabrikgelände – ein Ausflug zum Flow Festival 2014„, weiteres zum Flow Festival hier.
Kommentar schreiben