Auch der letzte Tag beim Rock-A-Field Festival 2014 in Luxemburg startete nass (Bericht vom Freitag / Bericht vom Samstag). Nachdem nur noch ein leichter Nieselregen übergeblieben war, begannen wir, das Zelt abzubauen und schon mal zum Auto auf dem Parkplatz zu bringen. An dieser Stelle: Große Bewunderung für das Shuttle-Bus System! Sowohl tagsüber als auch nachts nach den Headlinern musste man nicht länger als 10 Minuten warten.
Es wurde eine ganze Armada an Bussen nach den Headlinern zur Verfügung gestellt wurde, wie wir ganz gut vom Campingplatz am Samstag sehen konnten – da können sich andere Festivals noch eine Scheibe von abschneiden!
Nachdem alles vorbereitet war, nachts wieder in Richtung Heimat zu fahren, begann der musikalische Tag zunächst mit einer Instrumental-Metal Band mit dem obskuren Namen „Majestic Unicorns from Hell“. Wäre der Name nicht gewesen, hätten wir die Band wohl nie gesehen. So war es allerdings ein akzeptabler Start, wenn auch etwas seltsam vor Prinz Pi.
Generell schien aber das Festival nur minimal darauf wert zu legen, musikalisch übereinstimmende Acts nacheinander auf die Bühne zu legen. Spielte aber letztlich ohnehin eine eher untergeordnete Rolle, da es (selbst vor den Headlinern) in der breiten Masse üblich war, die Bühne zu wechseln. Die Zeitpläne waren auch schließlich so angelegt, dass die Bands meist nicht gleichzeitig auf den Bühnen spielten – die Zeltbühne mal ausgenommen. So kam man auch nicht in den Konflikt, sich zwischen Bands entscheiden zu müssen!
„Mein Kollege Marteria hat gesagt, ihr seid ganz schön laut!“ motivierte Prinz Pi die Besucher. Trotz guter Performance schafften es die Gäste am Nachmittags natürlich nicht, eine ähnliche Lautstärke zu erreichen, wie es beim umjubelten Auftritt von Marteria am Freitag der Fall war. Mussten sie auch nicht. Für die Uhrzeit recht gut besucht, konnte Prinz Pi auch so durchaus überzeugen. Ein kleines Podest für den Rapper scheint sich mit/seit Casper in dem Musikbereich übrigens durchaus durchgesetzt zu haben, wie Prinz Pi zeigte.
Sonntag war außerdem der Tag der Familienbands. Haim sind etwa wie Kings of Leon, nur in weiblich: Drei Schwestern, die von ihrem Cousin unterstützt werden. Este Haim, die Bassistin, hatte trotz starker Konkurrenz von allen dreien die seltsamste Mimik. Ähnlich aktiv auf der Bühne wie später The Hives wirkten die Schwestern teilweise jedoch auch ein wenig entrückt und nur mittelmäßig anwesend. „My sister and I are gonna jam a little bit, if you like“, klang etwas verpeilt. Das Outfit der drei (eher wie 17-jährige High School Mädels, die nur mittelmäßig rebellisch sind – auch, wenn die Shorts von Alana Haim schon arg kurz waren) täuschte etwas über das eher toughe Auftreten der Mädels hinweg.
Wieder an der anderen Bühne, begannen Chvrches eher zurückhaltend. Irgendwie schien es so, als würde sich die Sängerin nicht richtig auf der Bühne wohlfühlen. Neben ihren ganzen elektronischen Geräten fehlte es eigentlich an der Effektivität einer Lichtshow, um richtig Spaß zu machen. Ähnlich wie bei Claire wäre es wohl besser gewesen, im Zelt zu spielen, in dem die Lichtshow gewirkt hätte.
Als dann schließlich die Technik der Band versagte, gingen die drei Musiker zunächst einmal von der Bühne, bis alles wieder lief. „It’s just one of those days“ meinte Sängerin Lauren Mayberry, als sie wieder auf die Bühne kamen. Sie tat einem irgendwie leid, auch ihre Körpersprache wirkte etwas entmutigt. Leider kein guter Auftritt und damit der zweite Verlierer des Wochenendes – aber ein sympathischer Verlierer, im Gegensatz zu 30 Seconds to Mars.
Wiz Khalifas Outfit kurz danach erinnerte irgendwie an die Kittel/Bademanteloptik von Jared Leto am Freitag, stand ihm allerdings deutlich besser. Die meiste Zeit der Auftritts ließ er seine Sonnenbrille auf, als er sie gegen Ende aber mal abnahm, konnte man selbst aus der Ferne fette Augenringe ausmachen. Wiz‘ Frage „Who of you smokes Weed?“ könnte eine Erklärung dafür bieten.
‚Young, Wild & Free‘, dass er mit seinen Kumpels Snoop Dogg & Bruno Mars geschrieben hat (mit den Zeilen „So what we get drunk, So what we smoke weed, We’re just having fun, We don’t care who sees“) streckte er in die Länge, um das Publikum mitsingen zu lassen. Sehr cool: Wenn der nebenbei bemerkt ziemlich gute Schlagzeuger gerade nicht spielte, weil die Drums als Sample aus dem MacBook von der Bühne kamen, setze er sich auf den Drumfill hinter ihm statt von der Bühne zu gehen. Zusammen mit dem Bassisten, der auch gerade nicht spielte, wirkte es wie seine Gang, die mit Wiz‘ auf der Straße unterwegs ist. Souveräner Auftritt.
Während Gentleman & The Evolution von der anderen Bühne herüberschallte und das Publikum scheinbar gut unter Kontrolle hatte (Gut: Der LED Bildschirm neben der Hauptbühne zeigte in den Umbaupausen den Auftritt der zweiten, kleineren Bühne), bauten bei The Hives neben den anderen Technikern zwei Ninja-Roadies das direkt-persönliche Equipment wie Gitarrenverstärker und Schlagzeug auf.
Als die Show gestartet war, setzten sich die Ninja-Techniker sogar noch eine Maske auf und spielten gelegentlich mal Schellenkranz im Hintergrund. Wozu die Aufmache? Vielleicht, um nicht aufzufallen bei den zahlreichen Malen, wo sie auf die Bühne stürmen mussten, um zu verhindern, dass sich das scheinbar hunderte Meter lange Kabel des Sängers nicht irgendwo verheddert? Seltsam, aber irgendwie cool.
Während der Gitarrist beständig einen grenzdebilen Blick wie Jack Nicholson in ‚The Shining‘ auflegte, wirkte der ganze Auftritt wie eine Mischung aus Anarchie und Protzertum. Aber irgendwie wirkten die verrückten Schweden mit ihrem stark überheblichen Gehabe wieder so ironisch, dass man es ihnen nicht richtig böse nehmen konnte.
Es macht eigenltich sogar Spaß, Pelle Almqvists‘ enorme Selbstverliebtheit auf der Bühne zu betrachten. Als er, nachdem er die Band vorgestellt hatte, zum Leadsänger kommt, stellte er sich selbst mit den Worten vor „It’s a man I’ve been in love for many, many years!“ vor. Fast schien beim Auftritt die Action auf der Bühne wichtiger zu sein als die Musik. The Hives schafften es jedenfalls am meisten an diesem Wochenende, das Publikum mit einzubeziehen.
Selbst vor dem Headliner Kings of Leon blieben wenige Menschen tatsächlich stehen, um sich einen guten Platz zu sichern. Ich gehörte dazu und schaue, wie großes Gerät aufgefahren wird. Richtig viele eingefleischte Kings of Leon Fans schienen nicht unter den Verblienen zu sein: Der sonst immer mal wieder bejubelte verwandte Gitarrenroadie Nacho Followill baute still die Gitarrenracks der Followills auf.
Kings of Leon, die sich insgesamt vier (!) eigene W-LAN Netzwerke Backstage einrichten ließen, hatten scheinbar auch die meisten Techniker und den meisten technischen Schnickschnack mit. Als sie nach über einer Stunde Aufbauzeit nach Ende des Sets von Interpol auf der Bühne nebenan anfingen, hatte es sich dann aber auch auf dem Platz gefüllt. Wie gewohnt wortkarg spielten sich die Südstaatler durch ihr 90-Minuten-Set, bei dem Songs wie Sex on Fire oder Use Somebody nicht fehlten.
Die Familienband aus den USA vergisst erfreulicherweise nie ihre Wurzeln und spielten einige alte Rock’n’Roll Stücke ihrer ersten beiden Alben. Die einzigen Ansagen, die mehr als „Thanks, we’re Kings of Leon“ beinhalteten, drehten sich lose darum, dass es schön sei, wieder hier zu sein – solange man das schüchterne Genuschel von Frontman Caleb verstand. Publikumsanimation steht im Vergleich zu den Hives, die direkt vorher spielten, in einem Kontrast wie Tag und Nacht. Dennoch, Kings of Leon strahlen eine außergewöhnliche Professionalität auf der Bühne aus, und wer keine falschen Erwartungen an eine große Bühnenshow stellt, wird mit einem musikalisch qualitativ hochwertigen Auftritt belohnt. Mit einem kleinen Mini-Feuerwerk verabschieden sich die Jungs mit Sex on Fire vom Publikum.
Hiernach machten wir uns wieder auf dem Weg zurück nach Deutschland. Auch hier wieder: Keine langen Schlangen beim Shuttle-Bus, wenig Rückstau auf dem Parkplatz: Super Organisation.
Was gibt’s sonst noch zum Festival zu sagen? Die Techniker setzten bei diesem Festival auf einen Mittelgang für Security und Technik, nicht auf Wellenbrecher. Für Prinz Pi war das scheinbar das erste mal, dass er vor so einer Konstruktion spielte, meinte dann zwischen zwei Songs: „JETZT weiß ich, woran mich das erinnert. Wie in der Kirche mit dem Mittelgang!“ Ab und an schien es ein wenig das Gemeinschaftsgefühl der Zuhörer zu hemmen, einzig für aktive Musiker wie dem Sänger & Gitarristen von The Hives oder dem Sänger von Natas Loves You bot dies mehr Möglichkeiten als der klassische Wellenbrecher.
Wenn Gaskocher verboten sind, kommt man, wenn man kein Bock auf Brot morgens, mittags, abends hat, nicht um das Essensangebot auf dem Festival drum herum. Für 3,50€ (Eine RAF-Marke) bekam man eine Tüte Pommes, die ziemlich gut schmeckten, für knapp 5€ (1 1/2 Bons – Die Bons waren vorperforiert, sodass man sie zu einer Hälfte machen konnte) eine Schachtel Nudelauflauf oder Reispfanne. Die beiden Gerichte neigten eher zu durchschnittlicher Mensa-Qualität, machten aber durchaus erst mal satt. Etwas nervig: Der Zwang, mindestens zwei Marken kaufen zu müssen, kein Einzelkauf möglich.
Bier gab es dementsprechend für denselben Preis wie eine Pommes so wie die meisten Softdrinks und luxemburgisches Wasser. Zwar war auch normales Wasser im Angebot, das die Hälfte kostete, wir wollten aber mal ausprobieren, was hinter dem luxemburgischen Wasser steckt. Stellt sich heraus: Nichts. Jedenfalls nichts besonderes. Weiterhin interessant wäre mal zu erfahren, wie viele Leute sich tatsächlich einen kleinen Becher Sekt für 7€= 2 Marken gekauft haben.
Abschließend zeigt sich, dass man hier scheinbar mehr mitgedacht hat als bei anderen Festivals. Die Wasserstelle war ein wenig erhöht, damit man nicht nach einer Zeit im Matsch steht, der zwangläufig entsteht. Nach dem Regen am Samstag mulchten die Veranstalter die Teile des Festivalgeländes, die zu Matsch wurden, oder legten Plastikabdeckungen drüber. Einzig die wassergespülten Toiletten sahen nach dem Wochenende noch krasser aus, als man es als Festivalbesucher von durchschnittlichen Dixies gewohnt ist.
Résumé: Gut gemacht, Rock-A-Field! Nächstes Jahr dann das Jubiläum des noch eher jungen Festivals – 10 Jahre Rock-A-Field!
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