Was für ein Kaiserwetter am vergangenen Wochenende! Festivalgänger durften sich in der gesamten Republik über etliche Sonnenstunden freuen – so auch in Lüneburg beim lunatic Festival 2014. Eines der ersten Open Airs in dieser noch sehr jungen Festivalsaison ist vorbei. Alle lunatics müssen nun wieder ein ganzes Jahr bis zum nächsten Streich warten. Die 11. Ausgabe des kleinen Festivals in Lüneburg liegt gerade mal 3 Tage zurück. Wir waren für euch vor Ort und haben einige Eindrücke sammeln können!
Der gemeinnützige Verein lunatic e.V. organisiert jedes Jahr (seit 2003) ein Non-Profit Festival auf dem Campus der Leuphana-Universität in Lüneburg. Ein Musikfestival von Studenten für Studenten sozusagen. Aber natürlich sind nicht nur Lüneburger Studierende zum lunatic eingeladen, sondern alle Musik- und Festivalbegeisterten. Der Hauptteil des Publikums kommt aus Lüneburg und Umgebung, aber auch Gäste aus Berlin und Hamburg sind vertreten. Das Line-Up ist jedes Jahr aufs neue sehr anspruchsvoll und gut durchdacht. Kein Wunder also, dass viele den Weg auf sich nehmen, um beim lunatic dabei zu sein.
Nicht nur Musikfans kommen auf ihre Kosten, sondern auch Kunstinteressierte. Über das ganze Gelände sind mehrere Austellungspunkte verteilt. Im vergangenen Jahr gab es erstmalig die Projekte +art beim lunatic Festival. Die Resonanz war sehr positiv und so gab es auch in diesem Jahr wieder erlebbare Kunst. 22 Projekte gab es für alle Besucher zu erforschen. Unter dem Motto „evolution“ präsentierten Künstler aus ganz Deutschland ihre Ideen. Viel Spielraum für eigene Interpretationen der Künstler war auf jeden Fall gegeben. Wie der Begriff „evolution“ schon vermuten lässt, entwickelt sich die Kunst nach und nach auf dem Festival. Bildhauer, Graffiti-Sprayer, Lichtkünstler, Performance-Künstler und viele weitere Schöpfer gestalten ihre Werke live auf dem Festival. Die Besucher können sehen, wie sich die Kunst im Laufe der Zeit entwickelt und somit hautnah dabei sein. Die Kunst erleben und beleben sind hier die Stichwörter. Der Festivalgänger kann sich an den Projekten beteiligen, interaktiv werden. Zum Beispiel beim „Radioballet“: Eine kleine Gruppe bekommt Kopfhörer aufgesetzt und über diese werden (Regie-)Anweisungen gegeben (beispielsweise „Den Linken Arm nach oben“, „Tanzen“ oder sowas in der Art).
Auf der sogenannten Spielwiese können sich die Besucher kreativ ausleben bei verschiedensten Aktivitäten. Das Areal ist liebevoll gestaltet und bietet ausreichend Platz, um sich auszutoben oder einfach zu chillen. 26 Studenten organisieren die Spielwiese im Rahmen eines Projektseminars. Neben der kleinen Bühne findet man dort beispielsweise ein Open Air Kino, eine Tischtennis-Platte, das Wiesenforum (Zelt, wo spannende Themen diskutiert werden können), einen Limonaden-Stand (dort kann man seine Limo selber herstellen) und weitere Stände, wo man z. B. T-Shirts und Beutel selbst gestalten kann. Langweilig wird einem beim lunatic Festival auf jeden Fall nicht!
Nachhaltigkeit wird hier groß geschrieben. Ökologisch nachhaltiges Handeln und Denken ist das Ziel. Regionale Anbieter finden beim lunatic ihrem Platz. Es ist eines der wenigen rein vegetarischen Festivals in Deutschland. Was uns ebenfalls sehr positiv aufgefallen ist: Toleranz und Friedlseligkeit. Während des gesamten Festivals haben wir nicht einmal eine Auseinandersetzung oder desgleichen gesehen, alle Festivalbesucher waren äußerst friedlich, Daumen hoch!
Wie anfangs bereits erwähnt, war das Wetter top. Dank Viva con Aqua gab es kostenlose Trinkmöglichkeiten (Wasser), was die Besucher dankend angenommen haben. So war dann auch mehr Energie zum Feiern und Tanzen da. Los ging es am Freitag Nachmittag mit den ersten Bands. Abwechselnd spielten die Acts auf der Hauptbühen und der Spielwiese, sodass man quasi keine Band verpassen konnte. Am Nachmittag war noch nicht ganz so viel los, was sich dann bis zum Abend hin änderte. Um 17 Uhr trat der Hip Hopper DCVDNS auf der Hauptbühne auf, wo sich schon viele Fans gesammelt hatten. Eine Stunde lang gab es humorvollen Rap um die Ohren. Der Freitag stand hauptsächlich im Zeichen des Hip Hops/Raps. Acts wie OK Kid, Antilopen Gang und Die Orsons hauten einen Reim nach dem anderen raus und verwandelten das lunatic in ein kleines Hip Hop Festival. Der Headliner des Abends waren Die Orsons. Die vier Jungs sind ja bekannt für energische Bühnen-Shows und viel Ironie und Sarkasmus in ihrer Musik. Das gaben sie auch am Freitagabend zum Besten. 90 Minuten Die Orsons hautnah. Der Platz vor der Bühne war sehr gut gefüllt und die Meute ging nonstop mit. Die Orsons und das Publikum hatten sichtlich ihren Spaß.
Am Samstag lag der Fokus eher auf Indie-Rock und Electro. Bands wie Sizarr, Mighty Oaks, Waves Of Joy, FM Belfast und viele mehr gestalteten das Tagesprogramm. Am Samstag waren spürbar mehr Zuschauer als am Vortag auf dem Gelände unterwegs. Viele von ihnen warteten vor allem auf den Headliner des Abends. Die Isländer FM Belfast sind keine Neulinge im Festivalwahnsinn, sondern spielten schon auf etlichen Festivals wie z. B. Melt! oder Southside/Hurricane. Ihre Mischung aus Electro, Pop und Indie ist jedes Mal aufs Neue sehr hörenswert und ansehnlich. Was für eine klasse Show! 1 1/2 Stunden Power auf der Bühne. Eine echte Gute-Laune-Band. Das Publikum ging wieder gut mit wie schon am Freitag. lunatic = gute Stimmung! Am Ende des FM Belfast Auftritts kam die lunatic-Crew (Helfer, Organisatoren) auf die Bühne und feierten gemeinsam mit der Band das durchaus gelungene Festival. Das war auf jeden Fall ein schönes Bild! Respekt an die Studenten der Leuphana-Uni, die dieses Festival ermöglicht haben.
An beiden Tagen gab es im Anschluss an die Tagesprogramme jeweils eine Aftershow-Party in der Vamos! Kulturhalle gleich um die Ecke. Dort spielten DJs/Live-Acts wie Eskei83, CHRISH!, Marlon Hofftstadt. Le Fly, Tiger and Woods und Patlac. Leider kostete ein Ticket für Festivalbesucher 5€ extra pro Abend. Da könnte man eventuell überlegen, dass gleich im Gesamtticketpreis mit einzurechnen ähnlich wie beim Berlin Festival in den letzten Jahren. Eine kleine negative Sache gibt es in Bezug auf das lunatic noch: Auf dem Festivalgelände kann man nicht campen. Da das Gelände direkt auf dem Campus/vor der Mensa liegt, ist es nicht möglich, dort zu zelten. Aber die Organisatoren haben den Festivalbesuchern in der Hinsicht eine Türchen offen gehalten. In ca. 30 Minten Fußmarsch liegt der Campingplatz Rote Schleuse, wo die Gäste mit Bändchen 30% Rabatt auf den Übernachtungspreis bekommen. Das sind dann ca. 5€ pro Nacht im Zelt, die man hinblättern muss. Keine hohen Kosten, aber Kosten, die noch zum Ticketpreis und Aftershow hinzu kommen. Wenn man das volle Festivalfeeling beim lunatic haben möchte, zahlt man im Endeffekt um die 60€ für das Wochenende (ohne An- und Abreise natürlich ;-)).
Trotz dieses kleinen Wehrmutstropfens ist das lunatic Festival für Musik- und Kunstliebhaber eine Reise wert. Das Team ist sehr sympathisch, das Publikum ist sehr friedlich (und sehr jung, Altersdurchschnitt geschätzte 20 Jahre) und die Location äußerst schön. Alleine Lüneburg ist schon eine Reise wert, sehr schöne Stadt. Wir haben uns gut betreut gefühlt vom Team und sind gespannt auf das lunatic Festival 2015!
26. Februar 2015 um 10:38
[…] Anfang Juni ist es wieder soweit: Das lunatic Festival öffnet zum mittlerweile 12. Mal seine Tore. Im letzten Jahr haben wir uns ausgiebig auf dem Festival in Lüneburg umgeschaut und einige Eindrücke gewinnen können [zum Bericht hier entlang]. […]