Zu Hause. Die letzten Beats haben geschlagen, die letzten Seifenblasen sind verweht, der letzte Glitzer-Regen gefallen. Hach… Jetzt sind die Koffer wieder (oder zum Teil zumindest) ausgepackt, hier und da ein Grashalm auf dem Teppich und etwas Konfetti im Zimmer. Das Melt! Festival in Ferropolis, Sachsen-Anhalt ist zu Ende. Wir von Festivalhopper blicken auf das strahlende Wochenende zurück.
Musikalische Hihlights am Samstag und Sonntag
Im Zwischenbericht haben wir euch bereits von Tag 1 und Tag 2 berichtet. Was waren nun also die Highlights vom Samstag und Sonntag? Ein Stimmungshöhepunkt waren definitiv Woodkid, die mit eindringlichen Sounds und Visuals sogar den schnatterhaftesten Zuschauern den Atem raubten. Weniger spektakulär war hingegen die Wiederkehr der Babyshambles. Pete Doherty nuschelte wie in zurückliegenden Erfolgszeiten ins Mikro und bot mit seiner Band nicht wirklich etwas Neues – unter vielen wird sogar gemunkelt, dass zum Teil Playback lief. Ein Twittertext kommentierte dazu sarkastisch „Zähne gehören wohl auch zu Peter Dohertys Vergangenheit.“ Viel gewaltiger ging es dafür bei Azealia Banks nach vorne. Die New-Yorkerin brachte die Massen bis in die letzten Reihen so richtig zum Abzappeln. Und auch Chvrches ließen die Herzen der Zuschauer schmelzen, so hübsch und eindringlich sang Lauren Mayberry zum Elektropop der schottischen Band.
Für alle Hartgesottenen bot die Big Wheel Stage zu später Stunde noch ein schönes Highlight mit Solomun. Wäre da nur nicht der Staub gewesen, der dem hochsommerlichen Wetter geschuldet war. Der tanzenden Menge war das aber größtenteils egal, denn spätestens als der Partywagen – dem Rattenfänger von Hameln gleich – die Massen auf den Sleepless Floor zu Wankelmut, andhim und weiteren Get Physical-Acts abholte, waren der Stress und die Temperaturen vergessen und es wurde ausgiebig im Sand getanzt.
Am Sonntagnachmittag gaben Rhye ein besonderes Konzert, bei dem sogar Stühle aufgestellt wurden. Die Gäste durften ihre erschöpften Tanzfüße einmal ausruhen und der luxuriös zauberhaften und androgynen Stimme von Mike Milosh lauschen. Ein perfekter Start in den letzten Festivaltag. Die Superband Atoms for Peace bildete den krönenden Abschluss auf der Hauptbühne und war für viele das Festival-Highlight schlechthin. Aber erst in den Mittagsstunden des Montags schloss auch der Sleepless-Floor seine Pforten und ließ die Bässe wieder für ein Jahr verstummen.
2013 im Vergleich zu den Vorjahren
Dieses Jahr war es noch bunter, noch organisierter und noch vielfältiger – und auch wieder noch ein bisschen teurer. Das Melt! war mit seinen über 20.000 Besuchern wie in den Jahren zuvor ausverkauft. Allerdings ging die letzte Karte erst kurz vor knapp an Teilnehmer. Die stolzen Ticketpreise konnte sich nicht jeder Musikliebende leisten und es war gefühlt auch weniger voll auf dem Gelände. Das war sicher auch für einige andere ein positiver Nebeneffekt. Da sich die Besucherzahl in den letzten Jahren nicht geändet hat, mag das daran liegen, dass sich die vielen Besucher auf die vier bis sechs parallelen Bühnenauftritte verteilten. Es standen nämlich weniger weltberühmte Publikumsmagneten auf dem Programm, stattdessen eine größere Vielfalt an Künstlern und Genres.
Seit 1999 findet das Melt in der imposanten Kulisse zwischen den Eisenbaggern in Ferropolis, Sachsen-Anhalt statt. Das Gelände ist ein ehemaliger Tagebau, der heute als Kulturveranstaltungsort genutzt wird. Den Baggersee, der sich um die Halbinsel schmiegt, nutzten die Besucher dieses Jahr mehr denn je, um sich bei der sommerlichen Hitze zu erfrischen – Ein wahres Gefühl von Kurzurlaub! Jedes Jahr ist auch faszinierend zu beobachten, wie das Gelände und auch die Zeltplätze schon eine Woche nach dem Splash-Festival wieder in neuem Glanz erstrahlen. Denn auch das Hiphop/Reggae-Festival findet bekannter Weise am selben Ort statt. Wer sich etwas Besonderes gönnen wollte und das Festival noch luxuriöser genießen wollte, der konnte gegen Aufpreis die Möglichkeit zum VIP-Camping buchen.
Das Melt und Werbung
Das Melt ist als kommerzielles Festival bekannt und so darf sich der Besucher nicht wundern, wenn er neben der Musik auch wieder von Automarken, TV-Sendern und Getränkehersteller-Namen umgeben ist. Das war schon die letzten Jahre immer so, aber die „Werbung“ wird immer spaßiger, ästhetischer und unauffälliger ins Festivalgeschehen eingegliedert. So gab es z.B. eine Art Bällebad, eine Mini-Tanzbühne, ein Klamotten-Carwash und jede Menge Jutebeutel, Sonnenbrillen und Strohhüte zu gewinnen.
M!ECO – Das Melt macht weiter Öko
Neben seiner kommerziellen Seite hat das Melt auch eine ökologische. Ein Festival mit all seinem Prunk und Protz ist trotz der vielen Freuden, die es bietet, für Mutter Natur so gar kein Spaß. Der Müll, der horrende Energieverbrauch, Shampoo im See, Metall-Heringe im Mähwerk der Felder und und und… Viele Kleinigkeiten machen Festivals dieser Größe zu ziemlichen Umweltverbrechern. Die Organisatoren des Melt wollen deshalb im Rahmen von M!ECO auf die Problematik der Nachhaltigkeit aufmerksam machen.
Seit 2010 setzen sie nun das Projekt mit verschiedenen Aktionen um. So gibt es auf dem Campinggelände eine Bühne, die allein mit der Muskelkraft der Besucher betrieben wird. Die Verpflegung ist hauptsächlich aus bio, regional oder vegetarisch/vegan. Wer sich für den Festivalzug aus Köln entscheidet, kann damit sehr nah und umweltschonend ans Gelände fahren und in den gemütlichen Waggons übernachten. Allerdings erzählten uns ein paar Zugfahrer, dass es leider zu wenige Schlafplätze gab. Wie viele andere Festivals hat auch das Melt den Müllpfand eingeführt. Verzichtet man auf die Moneten, gibt es sogar einen schicken Beutel. Unabhängig von M!ECO war auch das Projekt Viva con Agua vor Ort. Hier konnten die Festivalgänger ihr Becherpfand für Trinkwasser in ärmeren Ländern spenden.
Groß, bunt, prächtig und laut war es wieder. Das Melt war trotz stolzer Ticketpreise aufs Neue ein famoses und hipsteriges Festival voller guter Acts und mit vielen vergnügten Besuchern. Spätestens beim Anblick der seligen Gesichter nach Atoms for Peace war auch das eigene Herz geschmolzen. Das Melt! 2014 lässt grüßen. Es wird vom 18. bis 20. Juli 2014 stattfinden.
Text: Ulrike von Pokrzywnicki
Fotos: Marcel Hedler
Weitere Festivalfotos vom Melt! folgen in Kürze!
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