Auch wenn man es nur schwer wahrhaben wollte, hieß es am Sonntag schon: Letzter Tag des 23. Tanz- und Folkfestival in Rudolstadt. Während viele schon im Laufe des Tages abreisen mussten, erwartete die Besucher aber auch am Sonntag nochmal ein wie immer abwechslungsreiches Programm.
Lest im Folgenden, wie unser Festivalhopper Teliko den letzten Tag auf dem TFF 2013 erlebt hat.
Nach dem längsten Festivaltag am Samstag erwartete das Publikum des TFF auch am Sonntag noch ein nahezu kompletter Festivaltag mit Veranstaltung auf nahezu allen Spielstätten. Grund genug also sich am letzten Festivaltag noch einmal genau Gedanken zu machen, wie man den Tag verbringt. Versucht man noch so viele Konzerte wie möglich zu erleben, lässt man sich einfach Treiben und schaut, wie sich der Tag entwickelt oder besucht man gezielt noch einmal Bands, die man schon gesehen hat und toll fand.
Egal aus welchem Grund man am Sonntagnachmittag den Weg auf die Burgterrasse gefunden hat. Mit dem Konzert von Noemi Waysfeld & Blik erwartete einen noch einmal ein ruhiges besinnliches Konzert in der prallen Sonne. Erinnerte Noemi Waysfeld vom Aussehen ein wenig an Emel Mathlouthi, die im letzten Jahr an gleicher Stelle zu nahezu gleicher Zeit aufgetreten war, ist sie musikalisch dennoch nicht mit ihr zu vergleichen. Zwar beschäftigen sich ihre Lieder auch mit schweren Themen, wie Exil und Gefängnis, Heimweh und Sehnsucht doch wurden sie musikalisch in einer Mischung aus russischer Folklore und jiddischen Chanson völlig anders verarbeitet. Die Untermalung von Blik stellte, für Noemi Waysfeld dabei die perfekte Begleitung dar. Speziell der Klang des Kontrabasses und der 13-seitigen Bouzouki bildeten zugleich einen tollen Kontrast aber auch Einklang mit ihrer Stimme.
Etwas zeitversetzt traf man dann auf der Bühne am Hauptmarkt mit Bauchklang „alte“ Bekannte wieder. Haben sie doch am Samstag erst den Heinepark komplett aufgemischt. So war es auch nicht verwunderlich, dass man vor der Bühne am Hauptmarkt viele Gesichter vom Vortag wieder erkannte und der Marktplatz selber aus allen Nähten platzte. Ob er wohl jemals zuvor schon so voll war?
Auf jeden Fall zeigten sich auch bei diesem Konzert zum Teil einige kleine aufkommende Konflikt für die Veranstalter. Während das Konzert vor allem bei den jüngeren Besuchern auf riesen Anklang stieß, verließen doch einige Ältere mit leicht fragenden Blick den Platz. Lässt sich dieser Aspekt noch leicht durch die Programmvielfalt ohne größere Probleme kompensieren, sieht es bei einem anderen Punkt etwas schwieriger aus. Wie kombiniert man die unterschiedlichen Anforderungen bei einer solchen Programmvielfalt? So standen zum Beispiel bei dem Konzert von Bauchklang unpassender Weise Bänke vor der Bühne, weil direkt im Anschluss die Abschlussrevue stattfand. Auch macht man sich manchmal etwas Gedanken über die Sicherheit, wenn solche Konzerte auf Bühnen stattfinden, die nicht so abgesichert sind, wie jene im Heinepark.
Erfreulicherweise ist das TFF allerdings ein enorm friedliches Festival, weshalb es soweit uns bekannt, auch bei diesem Konzert alles wieder ohne Schwierigkeiten ablief. Vielleicht half ja die Extra-Ansage durch die Moderatorin im Vorfeld, dass man sich ja auf Festivals gegenseitig aufhilft, falls jemand stürzen sollte.
Spätestens nach dem Konzert von Bauchklang war es dann höchste Zeit noch einmal in Ruhe durch die Stadt und Park zu schlendern, wollte man sich noch einmal mit den vielen Verkaufsständen beschäftigen oder einfach noch etwas essen. Denn so langsam näherte sich das TFF 2013 unausweichlich den letzten Konzerten und damit seinem Ende entgegen.
So wurde es bei dem vorletzten Konzert auf der großen Bühne im Heinepark noch einmal bunt. Denn durch die brasilianische Band Bixiga 70 erklangen ein letztes Mal auf dem TFF 2013 südamerikanische Klänge, wie Canomblé, Samba und Cumbia. Doch damit nicht genug. Diese Einflüsse mixt Bixiga 70 mit Afro Beat, Jazz und Dub. Heraus kommt eine knallige Mischung, die schnell, die von den Vortagen geschafften, Zuschauer aus dem Schatten der Bäume vor die Bühne zum Tanzen lockte. Einzig und allein fehlte bei der rein instrumentalen Darbietung von Bixiga 70 ab und an eine passende Gesangsstimme.
Das letzte Konzert auf der Konzertbühne im Heinepark sollte jemand spielen, der nicht nur am Samstag schon auf der Marktbühne gespielt hat, sondern es das gesamte TFF hindurch – bei unzähligen Straßenkonzerten – geschafft hat eine riesen Fangemeinde zu gewinnen. Kein Wunder, denn die musikalischen Wurzeln von Felix Meyer liegen in der Straßenmusik, die er früher nutzte, um durch die ganze Welt zu reisen bis ihn eine Plattenfirma entdeckte und ihn unter Vertrag nahm. So war es auch nicht überraschend, das inzwischen viele Zuschauer seine Texte ohne Probleme mitsingen konnten. Welch ein Unterschied muss es für einen Musiker, wie Felix Meyer wohl sein, zum Einen in Seitenstraßen vor einigen wenigen Leuten zu spielen und zum Anderen vor tausenden Leuten mit einer starken PA an der Seite? Und das alles auf ein und dem selben Festival.
Für nicht wenige war das Konzert des Singer-Songwriters sicherlich auch der perfekte, weil etwas ruhiger Abschluss des 23. Tanz- und Folkfestivals.
Alle die, die das TFF 2013 lieber mit einem großen Knall beenden wollten, bekamen dazu noch einmal auf der großen Bühne im Heinepark die Gelegenheit. Denn dort spielte die französiche Band La Caravane Passe. Musste man schon bei der Programmankündigung dabei an die Auftritte von Les Yeux D’la Tête beim 22. Tanz- und Folkfestival denken, wurde dieser Eindruck beim Beginn des Konzerts nur bestätigt. So erinnerte La Caravane Passe durch ihre leicht skurilen Kostüme, die enorme Bühnenpräsenz und den musikalischen Anlagen doch sehr an Les Yeux D’la Tête. Erfreulicherweise legte sich dieser Eindruck, eine nahezu gleiche oder zumindest sehr ähnliche Band vor Augen zu haben doch recht schnell, da sich die Musik von La Caravane Passe doch deutlich Gipsy lastiger darstellte. Das Publikum honorierte dies durch eine extatische Party vor der Bühne zu der sich die Band bei der Zugabe sogar dazu gesellte. Wir sind uns nicht sicher, ob es so geplant war oder ob die PA auf Grund der Zeit inzwischen ausgeschaltet werden musste. Jedenfalls verließen La Caravane Passe bei ihrer Zugabe mit ihren Instrumenten die Bühne in Richtung Publikum und spielten dort einfach für zwanzig, dreißig Minuten fröhlich weiter.
Doch auch diese Einlage war leider irgendwann zu Ende und so verließ auch die letzte Band auf dem 23. Tanz- und Folkfestival die „Bühne“. Was folgte waren die unterschiedlichsten Bilder. Während auf der Bühne und vielerorts schon abgebaut wurde, unzählige Besucher in Richtung Ausgang aufbrauchen, verharrten doch auch viele auf dem Festivalgelände im Heinepark. Einige blieben einfach auf ihrer Decke sitzen, Andere genossen noch ein Abschiedsgetränk an einem der Bierstände, doch eine der bemerkenswertesten Dinge geschah, um die aufgestellten Mülltonnen. Dort versammelten sich kurzer Hand eine Gruppe, die auf den Mülltonnen eine Trommelsession einlegte. Und lange blieben sie dort nicht allein. Innerhalb kürzester Zeit bildete sich ein riesiger Kreis an Leuten, die mitfeierten, tanzen und die Musiker mit ihren Handys beleuchteten. So war es auch nicht verwunderlich, dass sich dorthin weitere Musiker verirrten und das Ensemble durch eine richtige Trommel und ein Saxophon ergänzten. Ein perfektes Beispiel für die Stimmung und Atmosphäre auf einem ganz besonderen Festival. Man weigerte sich erfolgreich das TFF 2013 enden zu lassen.
Doch inzwischen kann man es nicht anders sagen: Unglaublich, wie schnell vier Tage Tanz- und Folkfestival in Rudolstadt vorbeigeflogen sind. Unheimlich viele Eindrücke, die auf einen einstürmten, neue Bekanntschaften aus aller Welt und viel abwechslungsreiche und gute Musik. Man darf gar nicht dran denken, dass man jetzt wieder ein Jahr warten muss bis es heißt:
3. – 6. Juli 2014
24. Tanz- und Folkfestival in Rudolstadt
Zumindest kann man sich bis dahin mit den vielen Bildern, Berichten und Beiträgen vom diesjährigen TFF die Zeit versüßen oder sich schon auf die 24. Auflage des größten World- und Rootsfestivals in Europa beschäftigen. Im nächsten Jahr dann mit:
- Länderschwerpunkt: Tansania
- Magisches Instrument: Bass
- Tanz des Jahres: Samba
Wir freuen uns schon drauf!
11. Juli 2013 um 14:42
Zu Noemi Waysfield: Das Saiteninstrument war eine Oud, keine Bouzouki. Danke für den Bericht!
7. Juli 2014 um 23:14
[…] denn Russkaja reihten sich nahtlos in die Reihe toller Abschlußkonzerte mit La Caravanne Passe im Jahr 2013 und Les Yeux D’la Tête im Jahr 2012 ein. Das Russkaja dabei keine Lust auf auch nur die […]