Mit jedem Tag stiegen die Temperaturen auf dem zweiten Wochenende des Coachella Festivals. Daher gab es nur eine Lösung das Festival entspannt zu überstehen – trinken, trinken, trinken – und zwar Wasser.
Schließlich tanzte man in der Wüste. Wasser und Tanzen ließen sich besonders gut im Do Lab verbinden, wo es elektronische Musik und wasserspritzende Menschen gab. Das war auch die einzig vernünftige Lösung für mich am Samstagnachmittag. Und die Musik war gut, hat mich an Berlin und Sommer erinnert.
Ein weiteres schattiges Plätzchen gab es auch im Activities Tent zu finden. Dort konnte man Kostüme und Postkarten basteln sowie Buttons bedrucken. Demnach hab ich am Nachmittag eher wenige Bands gesehen. Wild Nothing spielten und waren ganz toll. Bei Jamie xx war leider der Andrang zu groß, sodass es unmöglich wurde noch in das Zelt zu kommen. Dafür gab es bei der klassischen Festivalband, den Dropkick Murphys genügend Beinfreiheit zum rumspringen.
Zum Sonnenuntergang hört sich Portugal. The Man immer wahnsinnig schön an. Danach schloss sie ein Musikhighlight dem anderen an. So spielten Hot Chip endlich mal wieder live. Auf der Coachella Stage präsentierten sie einen guten Mix aus alten und neuen Songs, bei denen auch der letzte in der Reihe das Bein wippen ließ.
Viele warteten auch auf Postal Service, die für sehr viele Besucher zum Favoriten des Festivals zählten.
Dazu muss ich ja sagen, dass mich der Auftritt nicht überzeugen konnte, aber Musik ist ja schließlich Geschmacksache. Damit soll dem Death Cab for Cutie Mann hier nicht die Musikalität abgesagt werden, nur die Kollaboration mit den zwei Ladies im Hinter- bzw. Vordergrund ist etwas gewöhnungsbedürftig.
Jedenfalls spielten an dem Abend auch noch Phoenix und Sigur Rós. Nach der ersten Hälfte von Phoenix, die viele Songs der Wolfgang Amadeus Phoenix Platte runterspielten und diesmal leider nicht wie am ersten Wochenende mit R. Kelly performten, beschloss ich kurzfristig mir noch die restliche Show von Sigur Rós anzuhören. Durch einen Zufall sah ich die Bühne, die parallel zur Hauptbühne verlief und war nicht schlecht erstaunt.
Ein riesiges Ensemble an Musikern, eine phantastische Leinwandshow und wunderschöne Lichtinszenierungen machten Sigur Rós zu meinem überraschenden Favoriten des Abends. Das Publikum genoss sichtlich die Musik, saß in der Wiese, kuschelte sich aneinander, war mucksmäuschenstill und lauschte der ergreifenden Musik.
Völlig in den Bann gezogen und verzaubert, bat mich dann eine Lady auf einem hohen Ross doch bitte das Festivalgelände zu verlassen, denn es war Feierabend angesagt. Somit ging auch der Samstag bereits zu Ende.
Die bereits erwähnte Sauberkeit auf dem Campinggelände erklärte sich für mich ein Stück am Sonntagmorgen. Ein Freund meinte, man könne für das Pfandflaschen einsammeln Gutscheine eintauschen und sich somit beispielsweise ein großes Frühstück gönnen. Gesagt getan. Gutes System.
Schon wieder Sonntag
Musikalisch begann der Sonntagnachmittag mit der entzückenden Soulstimme von Jessie Ware. Lieb gemeint beendet sie ihren Auftritt mit dem Rat „Stay hydrated“, also immer genügend Wasser trinken . Das ist gar nicht mal so einfach, denn es gab nur eine Refill-Station für Wasser auf dem Festivalgelände und der Einlass hat keine vollen Flaschen durchgehen lassen. Daher blieb den meisten nichts anderes übrig als 2 Dollar für 0,5 Liter Wasser zu zahlen. Bier und andere alkoholische Getränke wurden im übrigen auch nicht häufig konsumiert, so wie wir das vielleicht kennen. Generell war es verboten irgendein Getränk mit in den Festivalbereich zu nehmen, leere Flaschen waren erlaubt. Und Bier gab es nur in einem abgegrenzten Bereich, dem Beergarden zu kaufen (9 Dollar für ein Pint!). Da hat man sich dreimal überlegt, ob man sich dafür nicht lieber ein paar Flaschen Wasser gönnen sollte. Denn der Sonntag war natürlich der heißeste Tag, in etwa 40 Grad.
Doch im Beergarden hatte man auch einen guten Blick auf die beiden Hauptbühnen, sodass ich von da aus The Lumineers und Dinosaur Jr. sehen konnte. Danach wurde es etwas schattiger bei James Blake auf der Mojave Stage. James Blake ist großartig. Sehr sympathisch, sehr gut gespielt und unbedingt sehenswert.
Von Vampire Weekend hab ich leider nur einen Song gehört, aber die sieht man hoffentlich noch mal.
Noch eine Überraschungsband für mich und wahrscheinlich die Beste waren Father John Misty. So nennt sie die Neukombo des Fleet Foxes Frontmann. Der Typ ist ein Freak und ein Künstler, der geborene Entertainer und der sexyste Tänzer des Coachellas. Mit direkten Ansagen hat er genau den Geist des Publikums getroffen. So rief er die kalifornischen Mädels auf, die Plastikblumen aus dem Haar zu nehmen und die Hippiekleider abzulegen, denn schließlich sehe das einfach nur bescheuert aus. Dazu muss man hinzufügen, dass von diesen Mädels keines im Publikum stand, da diese wohlmöglich andersweitig beschäftigt waren (schminken, telefonieren, vor der Kamera posen). Bei all der Lästerei vergass der Gute fast das Singen, sodass er beim Überziehen der Zeitgrenze auch noch die Bühnentechniker verrückt machte. Father John Misty waren die einzigen waren Rock’n’Roller von all denen, die ich auf dem Festival sehen konnte. Ansonsten wurde der Zeitplan absolut strikt eingehalten, keiner der Künstler rauchte oder trank auf der Bühne.
Auch das Publikum zeigte sich insgesamt weniger ausschweifend und applaudierte eher spartanisch bis selten und verließ die Bühne zumeist mit dem letzten Ton. Ob das vielleicht am straffen Zeitplan liegt?
Die letzten Highlights des Festivals wurden von der eher älteren und erfahreneren Musikriege beherrscht: Nick Cave and the Bad Seeds und die Red Hot Chili Peppers.
Nick Cave hat am Vorabend bereits mit seinem Zweitprojekt Grinderman gezeigt, dass er die Augen des Publikums mit sich reißen kann. Bei der Show mit den Bad Seeds performte er zwei der Songs gleich mal im Balanceakt auf einem Zaun zur Absperrung und hielt sich dabei mehr oder weniger am Publikum fest.
Zum Abschluss des Coachellas 2013 gaben die Red Hot Chili Peppers noch für knapp zwei Stunden ihr Bestes. Dabei sprühte es zum Finale Luftschlangen und eine Tanzeinlage von Kids in Neonanzügen.
Damit wurde das Coachella 2013 beendet. Für mich war ein wohl eine einmalige Erfahrung, da das Festival ja nicht gleich um die Ecke liegt.
Trotz einiger Unterschiede zu den deutschen Festivals, die sich vor allem auf das Camping beziehen und hier möglicherweise einfach die starken Sicherheitskontrollen sowie der straffe Zeitplan auf dem Festivalgelände selbst dazu führt, dass das Campingleben auf dem Festival eher eine günstige Schlaf- und Erholungsoase angesehen wird. Trotzdem ist festzuhalten, dass man zwischen den Menschen auf den Festivals keine kulturellen Unterschiede feststellen kann.
Musikfestivals sind eine eigene Welt für sich, wo jeder Spaß hat, tanzt und eben wegen der Musik zusammenkommt. Dabei spielt es fast keine Rolle, ob man die Lieblingsband in der kalifornischen Wüste oder z.B. in der Heimat auf dem Berliner Tempelhof sieht.
Festival ist dabei Festival und die Stimmung ist überall gleich: überwältigend und supergut!
Hier geht es zu Claudias Coachella Rückblick Teil1: „Musik und Kunst in der Wüste„.
29. April 2013 um 13:43
[…] Vorfreude ausgestattet, besucht Festivalhopperin Claudia das Coachella Festival in Kalifornien. Den Coachella-Bericht von Samstag und Sonntag mit dem vielsagenden Titel “Stay hydrated“, gibt es in Kürze hier zu […]
24. Mai 2013 um 13:30
[…] noch einmal unsere Berichte durchlesen. An Tag 1 und 2 wurde das Gelände inspiziert und an den Tagen 3&4 war mir ein schattiges Plätzchen besonders […]
28. Januar 2015 um 14:45
[…] ist eine spezielle Coachelle Show zu entwickeln, welche nur dort gezeigt wird! Beispiel: im Jahr zuvor Wu-Tang Clan auf dem Coachella: riesen Chor, Monster Bühnenbild, sehr schön zusammen […]
3. März 2017 um 11:46
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