„Im November an der Ostsee?“ Das fragten sich Einige, als wir erzählten, dass wir auf ein Festival fahren. Als das Stichwort „Indoor“ fiel, verschwanden die großen Fragezeichen über den Köpfen.
Der Rolling Stone Weekender fand dieses Jahr am 16. und 17.11. zum vierten Mal am Weissenhäuser Strand statt. An zwei Tagen sind fast 30 Bands/ Künstler aufgetreten.
Daneben gab es ein Wohnzimmerkonzert, diverse Lesungen und vieles mehr.
Schon Mittwoch sind wir angereist, um noch die Ruhe vor dem Sturm zu genießen. Das Freizeitangebot in der Freizeitanlage war zwar sehr vielfältig (Wellness, Kaffee’s/Restaurants, Dschungelland für Kinder), allerdings war es uns schon zu ruhig und teilweise wie ausgestorben. So freuten wir uns, als am Donnerstag die Vobereitungen für den Rolling Stone Weekender losgingen und auch schon ein paar Festivalbesucher ihre Zimmer bezogen, so fühlten wir uns nicht mehr so einsam.
Freitag ging es mit dem Musikprogramm erst am frühen Abend los. Bis dahin konnte man die Zeit entweder im Badeparadies verbringen oder im Sport-/Spielcenter unter anderem bowlen, flippern oder darten. Wer frostige Seeluft brauchte, konnte sich diese am Strand um die Nase wehen lassen und danach einen warmen Kakao in der Galerie schlürfen. Die Schallplatten- und Musikbuchbörse war dort auch schon aufgebaut, bei der man als Musikfreund ja eh nicht genug Zeit verbringen kann.
Kurz vor dem ersten Act, füllte sich das große und beheizte Zelt mit neugierigen Festivalbesuchern, von denen die meisten mindestens schon das 30. Lebensjahr erreicht haben und eher zur gemütlichen/entspannten Fraktion gehören. Somit passt der Opener hier auch gut hin. Mit eher ruhigem Alternative/Pop eröffneten die Tindersticks pünktlich um 17:15 Uhr das Festival. Leider war der Sänger und der Rest der Band recht wortkarg, so dass es keine Begrüßung oder sonstige Ansagen gab, ansonsten war es aber ein schönes Konzert.
Dann mussten wir uns zwischen Ewert and The Two Dragons und Polica entscheiden, da beide zur gleichen Zeit spielten. Wir haben uns für Polica im Baltic Festsaal, der auch schnell voll war, entschieden und wurden nicht enttäuscht. Zwei Drumsets auf der Bühne sehen nicht nur gut aus, sondern hören sich bei Polica auch gut an. Nicht zu laut, sondern knackig, rund und gut mit dem Rest der Band abgestimmt. Den Sound der Band könnte man als melanchonisch, elektronisch und experimentell beschreiben. Sehr interessant und live fast besser als auf CD.
Leider konnten wir nicht bis zum Ende bleiben, da um 19:15 Uhr schon Kettcar auf der Zeltbühne spielen sollten. Das Zelt war wieder gut gefüllt und die Stimmung recht entspannt.
Auch der Rolling Stone Weekender blieb nicht von technischen Problemen verschont, so musste der erste Song Rettung für ein paar Sekunden ohne Gesang auskommen. Sonst war der Sound im Zelt und auch allgemein auf dem Festival sehr gut. Kettcar spielten ein schönes Set aus alten und neuen Songs und den ein oder anderen lustigen Spruch gab es auch. Den Besuchern hat es sichtlich gefallen.
Danach hätte man sich am liebsten wieder dreigeteilt, da drei Bands gleichzeitig auf verschiedenen Bühnen spielten. Auf der kleinen Bühne im Witthüs spielten We Invited Paris, im Rondell Reignwolf und im Baltic Festsaal Van Dyke Parks. Wir haben uns letzteres angeschaut.
Den wahrscheinlich ältesten Musiker (69) auf diesem Festival musste man erst suchen, da er sich in einer Ecke hinter dem Flügel und seinem iPad verkrümelt hatte. Begleitet wurde er von Harfe, Cello, Kontrabass und Schlagzeug. Insgesamt ein schönes Konzert, außer dass man nicht viel sehen konnte, wenn man nicht ganz vorne stand. Das war allgemein ein Problem im Baltic Festsaal war, da die Bühne kaum erhöht war.
Laut unserem Timetable, der an dem Tag am Rolling Stone Weekender-Infostand ausgelegt war, sollten auch schon bald Bat for lashes auftreten. Das Zelt war noch ungewöhnlich leer. Wir warteten und wunderten uns, dass es nicht plangemäß losging. Hinterher haben wir festgestellt, dass wir einen veralteten Plan hatten. Die Warterei war aber schnell vergessen, als Natasha Khan in einem langen weißen Kleid die Bühne betrat und alte wie auch neue Songs in einer fasziniernden Art zum Besten brachte.
Ihre Songs sind zum größten Teil eher als elektronisch/poppig zu beschreiben. Doch am schönsten war der ruhigste Song Laura, bei dem sie nur vom Piano begleitet wurde, bei dem anscheinend jeder innehielt. Mit lautem Beifall bedankte sich das Publikum für diesen schönen Moment.
Zu guter Letzt waren auf der Hauptbühne Tocotronic angesagt. Mit dem alt bekannten Song „ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein“ legten die Hamburger los und man merkte, dass die Jungs immer noch Spaß auf der Bühne haben. Im Anschluss wurde neues Material vom kommenden Album „Wie wir leben wollen“ vorgestellt, was neugierig auf mehr gemacht hat. Die Setlist war ein schöner Mix aus 20 Jahren Tocotronic, wobei viel mitgesungen wurde.
Der erste Festivaltag war also schon vorbei und wir waren froh, dass wir nicht mehr unser Zelt suchen mussten, sondern unser warmes und super ausgestattetes Apartment hatten, wo wir uns noch einen Glühwein machen konnten und haben so den Freitag ausklingen lassen.
Hier gibt es mehr Bilder vom Rolling Stone Weekender 2012.
21. November 2012 um 19:22
[…] Miriam berichtet vom Rolling Stone Weekender 2012 – nach den ersten Eindrücken vom Freitag folgen hier nun die Zeilen zum […]