Amphi Festival 2012 in Köln – Gruftis im Beachclub.

News am 25. Juli 2012 von Schmetterding

Je näher ein Festival kommt, desto länger dauert es, bis es endlich da ist. Das war jedefalls unser Gefühl auf der Hinreise. 600 km und 8 Stunden später waren wir dann endlich am Ziel angekommen: Der Tanzbrunnen in Köln für das Amphi Festival 2012. Schnell die Mitfahrer beim Campingplatz abgeliefert und das Hotel gesucht. Um am Samstag nicht lange warten zu müssen, sind wir zu Fuß zum Eingang und haben unsere Bändchen abgeholt. Köln bei Gewitterluft hat schon irgendwie ein bemerkenswertes Flirren in der Luft – oder war das die Vorfreude auf das Festival? Nach einem kleinen Bummel durch die Köln Arcaden wurden die Pläne für den nächsten Tag geschmiedet.

Offizielles Amphi 2012 Bild – Tanzbrunnen Koeln (c) Dennis Mueller

Am Samstag ging es dann rechtzeitig zum Gelände. Da die Parkplätze am Gelände nicht weit entfernt und noch dazu kostenlos waren, entschieden wir uns, mit dem Auto zum Gelände zu fahren. Man weiß ja nie, was dort vielleicht für Schnäppchen auf einen lauern. Wir stürzten uns ins Getümmel und bummelten durch die Stände, trafen Bekannte und begutachteten das Gelände. Zu letztem Jahr hat sich nicht viel geändert, nur einige Stände waren ausgetauscht. Vor unserem ersten Programmpunkt warteten wir eine halbe Stunde im Beachclub. Das Bild, wenn viele schwarze Menschen auf komplett weißen Möbel sitzen und liegen – wunderbar. Einige Cybergoths brachten doch etwas Farbe ins Bild – nicht das jemand die Bilder für Schwarz-Weiß-Aufnahmen halten könnte.

Eine Viertelstunde vor Beginn fanden wir uns im Theater ein. Hier sollte Oswald Henke lesen. Im September erscheint sein neues, fünftes Buch und Teile daraus trug er vor. Als Einstieg jedoch gab es „Narbengarten“, einen Song von fetisch:Mensch, der sich als Text komplett anders anhört. Danach dann das erste Kapitel seines Buches:  „Garantiert menschenverachtend  – ein Erziehungsratgeber. Das erste Kapitel: Die Bestrafung.“

Die erste Band, die meinem Interesse entsprach, war Corvus Corax. Doch irgendwie… Es scheint, als fehlten die Funken. Durch die mehrfachen Wechsel der Bandmitglieder ist es nicht mehr Corvus Corax. Die Musik war wunderbar, hat zum Tanzen angeregt wie immer – aber es fehlte was. Schade war auch, dass manche Instrumente nicht richtig abgemischt und praktisch nicht zu hören waren. Beeindruckend nach wie vor sind die vielen Instrumente und die Präsenz der Band. Die Klassiker wie „In Taberna“ und „Venus Vina Musica“ waren natürlich dabei.

Camouflage

Camouflage

Eigentlich sollte es danach zu Henke ins Theater gehen, durch eine zufällige Begegnung wurde es dann doch Camouflage auf der Main Stage. Eine ausgezeichnete Wahl! Der Spaß war der Band ins Gesicht geschrieben und das Publikum hat wunderbar mitgesungen und mitgetanzt. Die bekanntesten Stücke „Love is a shield“ und „The great Commandment“ wurden zum Schluss gefeiert. Zwischen den beiden Songs gab es ein neues Lied zu hören und Camouflage haben zusammen mit dem Publikum den Refrain aufgenommen, damit er eventuell als Chor beim neuen Album eingesetzt werden kann.

Danach sollten Eisbrecher spielen, aber der Hunger trieb uns vom Gelände. Die Getränke-/Speisenpreise sind selbst für Festivals wahnsinnig hoch. Noch dazu sprach uns nichts wirklich an. Zum Glück liegt der Tanzbrunnen recht zentral – wir mussten nur über den Rhein, um mitten in der Stadt zu stehen. Rechtzeitig zum ersten persönlichen Highlight waren wir zurück.

Die legendären Sisters Of Mercy spielten. Und man konnte sie sogar teilweise erkennen! Der Nebel wurde vom Wind immer wieder zur Seite gedrängt. Es war ein traumhafter Auftritt, wobei es erst das zweite Mal war, dass ich sie sehen durfte. In einer Gruppe von Menschen nicht zu stehen sondern zu tanzen – Gänsehautgefühl.

Im Staatenhaus spielten währenddessen schon Apoptygma Berzerk. Ungefähr die Hälfte des Auftritts bekamen wir noch mit. Auch hier wurde heftig getanzt, gehüpft, gesungen. Nur in einer anderen Geschwindigkeit wie Minuten zuvor draußen. AB spielten als erste Zugabe ein Cover von Joy Division: „Love will tear us apart“ – sehr gelungen!

Danach wechselte sich das Publikum komplett aus. Das war an diesem Wochenende mehrfach zu beobachten. Es gab keinen Kern, der den ganzen Tag in der ersten Reihe stand. Dafür sind die Bands auch alle zu verschieden. Dafür standen jetzt DAF auf der Bühne. Unsere Lieblingslieder liefen gleich am Anfang, weswegen wir dann nach einer halben Stunde den ersten Festivaltag erschöpft im Hotel ausklingen ließen.

Sonntag war dann der Tag der feinen Gesellschaften. Coppelius sollten spielen, was am Publikum auch sichtbar war. Es waren mehr Zylinder-Träger unterwegs.

Solar Fake

Solar Fake

Der erste Auftritt war Solar Fake. Letztes Jahr kämpfte man um trockene Plätze unter den Schirmen, dieses Jahr um Plätze im Schatten. Die Sonne knallte ziemlich, was sich den Rest des Tages auch nicht änderte. Solar Fake waren recht ruhig und spielten einige neue Songs. Sehr gefühlvoll.

Danach ging es mit Kammercore vom Feinsten weiter: Coppelius enterten das Staatenhaus. Drei Herren mit langen Haaren wurden zum Headbangen auf die Bühne gebeten. Das taten sie dann auch. Währenddessen war Coppelius gewohnt charmant und ließen sich auf der Bühne vom bandeigenen Butler bedienen. Das Publikum war restlos begeistert. Sie gaben vollen Einsatz und strahlten mit jedem Ton absolute Freude an ihrem Auftritt aus. Nach einem lauten Dacapo kamen sie für zwei Zugaben zurück.

18 Summers

18 Summers

Direkt im Anschluss folgte mein Highlight überhaupt: 18 Summers. Jahrelang nicht aufgetreten, am Anfang des Jahres ein neues Album veröffentlich. Von dieser Platte wurden ein paar Songs gespielt und natürlich die alten Klassiker von Silke Bischoff. Die Boxen dröhnten und gaben alles. Ich hatte einen Platz in der ersten Reihe erobert und war absolut glücklich. In jeder kurzen Pause wurden im Publikum nach „On the other side“ gerufen – dieser Song wurde von Felix dann auch als letzten Song gespielt. Leider gab es am Anfang große Tonprobleme, die sich zum Glück legten. Es war ein Konzert, bei dem man sich die ganze Zeit wünscht, dass es nie endet.

Bei And One haben wir uns die ersten Songs angeschaut und sind in den Beachclub verschwunden. Während wir dort in den Liegen lagen, konnten wir perfekt die Stimme von Steve Naghavi hören und vor uns den Rhein und den Sonnenuntergang betrachten. Das war ein wunderschönes Ende eines tollen Festivals!

Am Montag ging es dann die 600 km wieder zurück und die zusamengestellte Playlist, die im Auto lief, war plötzlich um viele Erinnerungen reicher. Songs, die man live gehört hat, hören sich komplett anders an. Und erst wenn das Festivalbändchen den Arm verlässt, ist das Festival wirklich zu Ende.

Hier noch ein paar weitere Impressionen vom Amphi 2012:

Ein Kommentar zu “Amphi Festival 2012 in Köln – Gruftis im Beachclub.”

  1. Nummer 1: Termin fürs Amphi 2013 steht + Vorverkauf gestartet | Festival News sagt:

    […] VIII. Amphi Festival – The Orkus Open Air ist am 22. Juli 2012 zu Ende gegangen – hier könnt ihr unseren Bericht mit Bildern betrachten. Erneut tanzten im ausverkauften Kölner Tanzbrunnen über 16.000 Besucher aus aller Welt gemeinsam […]

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