Ganz ohne Regen gehts nicht – Hurricane Sonntag 2012

News am 25. Juni 2012 von Konzertheld

Regen reduziert die Zuschauer bei kleineren Konzerten auch an den großen Bühnen auf die Fans. Natürlich kommt das Hurricane 2012 nicht drei Tage (Freitag hier, Samstag da) ohne Regen aus, aber zu Zebrahead haben sich trotzdem etliche Zuschauer eingefunden. Die nutzen schon den Soundcheck zum Aufbau der Stimmung, indem sie statt „One Two Check“ einfach irgendwelche Sprüche ins Mikro quatschen.

Das Konzert von Zebrahead startet dann wie man es von ihnen gewohnt ist – mit einer harten Rocknummer, die augenblicklich die erste Welle in einen großen Moshpit verwandelt. Der kommt auch während des Konzertes nie wirklich zur Ruhe, nur die Art der Pits wechselt zwischen Circle Pit, Moshen und Pogen und unter Anleitung der Band gibt es einen Circle-Moshpit im Sitzen. Hier kommt wirklich jeder auf seine Kosten – die alteingesessenen Festivalbesucher genauso wie die Teenies, die ganz neu dabei sind, denn trotz dem ganzen Chaos wird hier auf jeden Rücksicht genommen. Und wer nicht wild springen will, kann sich an der Show und der auf der Bühne aufgebauten Tiki-Bar erfreuen, laut „Muschi!“ und andere Parolen mitgröhlen und sich einfach gehen lassen.

Kraftklub spielen beim Hurricane auf der Red Stage, der dritten Open Air-Bühne. Beim Southside waren sie im Zelt (siehe Bild rechts vom Southside 2012) – und Sänger Felix beschwert sich: „Beim Southside war es sonnig und warm und wir haben in einem Zelt gespielt – jetzt spielen wir auf einer großen Open Air-Bühne und es regnet!“ Passend dazu gibt es dann auch „Mein Leben“. Auch „Ich will nicht nach Berlin“ und „Songs für Liam“ fehlen natürlich nicht, aber anders als die meisten Bands machen die beiden bekannten Songs nicht den Abschluss, denn danach folgen noch zwei Songs und das Konzert endet schließlich mit „Scheißindiedisko“, einem Song mit „ganz viel Subtext“. Was Kraftklub an Abwechslung bei der Musik mangelt, machen sie durch Bühnenpräsenz und Party wieder wett. Sichtlich Spaß haben sie alle und der Sänger springt über die Bühne, als wäre seine Kondition unendlich groß. „Ich bin jetzt auch nass, ich hoffe das verbindet uns!“

Für wärmenden Körperkontakt durch massive Bewegung sorgen Kettcar von der Musik her erstmal nicht, aber während des Konzertes kommt die Sonne wieder raus und trocknet durchnässte Kleidung und Körper zumindest teilweise. Für die, denen noch nicht nach Mitsingen ist, gibt es Instruktionen was sie stattdessen tun könnten. Und obwohl dem Sänger inzwischen warm geworden ist, wird den „Ausziehen!“-Forderungen nicht statt gegeben: „Eure Sexgötter kommen gleich, denkt mal an mein Alter“.

Die Trockenheit hält nicht lange an, als ich zu The Temper Trap zur roten Bühne rüber gehe, gießt es wieder aus Eimern. Entsprechend wenig Zuschauer haben sich eingefunden, darunter aber offensichtlich viele Fans. Nach dem Soundcheck kommt ein Techniker nochmal auf die Bühne, drückt einen großen Knopf und ein gewaltiger Bass ertönt. Während dem Intro kommt die Band in aller Seelenruhe auf die Bühne. Überhaupt ist das Konzert unglaublich entspannt. Angenehmer Electropop verwöhnt uns und die Securitys eine gute Stunde – letztere kommen sogar bei „Sweet Disposition“ gesammelt auf die Stufen der Grabenabsperrung und animieren das Publlikum zum Klatschen. Ein bisschen gestört wird die entspannte Stimmung von dem nervösen Licht, das mit den übertriebenen Strobos so gar nicht passend ist. Aber die Ausstrahlung der Band und die eingestreuten Effekte machen das wieder wett. Mein Liebling ist die präparierte vom Sänger gespielte Standtom, die mit Wasser gefüllt war, so dass es kräftig spritzte, nachdem er bei einem langen Instrumentalstück das Fell runter riss.

Während sich an der Green Stage die Massen hin- und herschieben, wähle ich nach The Temper Trap weiterhin die elektronische Alternative und gehe zu Fritz Kalkbrenner ins Zelt. Das steht nach dem Regen leider an manchen Stellen massiv unter Wasser, aber immerhin ist es warm und man wird von oben nicht mehr nass. Und irgendwann tauchte ein aufblasbarer Hai auf, der dann dem Konzert in einer großen Pfütze schwimmend beiwohnte.

Fritz Kalkbrenner gab sich nicht mit Worten ab – rauf auf die Bühne und Musik an. 80 Minuten lang gab es stimmungsreiche elektronische Klänge, immer wieder ruhig und langsam aufbauend, dann wieder kraftvoll, aber stets tanzbar. Das dunkle Zelt, die durchs Publikum streifenden Suchscheinwerfer, eingestreute Strobos und die massive Videoleinwand hinter Fritz – die perfekte Untermalung für ein reines Tanzkonzert. Nach dem Set wurden schnell Zugaberufe laut – schließlich fehlte noch „Sky And Sand“. Am Ende waren es 25 Minuten, die überzogen wurden.

Die Ärzte überziehen dieweil noch lustig weiter. Kein Wunder, bei dem vielen Gequatsche zwischendurch ist es klar, dass deren Konzerte immer lange dauern. Ich bekomme noch „Junge“ und „Zu Spät“ mit, danach überlegen sie erstmal zehn Minuten was sie denn wohl als Zugabe spielen und probieren einige Cover aus, darunter Eruptions „I Can’t Stand The Rain“ und „Seven Nation Army“. Am Ende wird es „Rettet die Wale“ – und damit ist das Hurricane konzerttechnisch zu Ende.

Was bleibt, sind eine nasse Nacht, ein unglaublich vermüllter Campingplatz, viele beschädigte Zelte und Pavillons und lange Schlangen vor den Leergutautomaten. Auch hier wieder: Gute Idee, aber mehrere Stunden anstehen ist ein hoher Preis für den Luxus, sein Pfand auf dem Campingplatz abgeben zu können, zumal man ja auch noch separat an der Müllpfandschlange anstehen muss, die noch deutlich länger ist.

Was bleibt sind aber auch Erinnerungen nicht nur an Regen und lange Wartezeiten, sondern auch an Grillabende mit Freunden, die verschiedensten Skurrilitäten auf dem Campingplatz und natürlich viele gute Konzerte. Deshalb bis zum nächsten Mal, Hurricane-Festival!

Das Hurricane 2013 findet vom 21. bis 23. Juni 2013 statt, die Verhandlungen mit den ersten Bands laufen schon und die Tickets sollen bald im Vorverkauf erhältlich sein. Die offiziellen Bilder vom Hurricane Sonntag ergänzen wir hier noch, sobald diese im Pressebereich verfügbar sind.

Ein Kommentar zu “Ganz ohne Regen gehts nicht – Hurricane Sonntag 2012”

  1. Nummer 1: Deichbrand & Eier mit Speck - Konzertheld.de sagt:

    […] Hurricane: Sonntag […]

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