Sommerfest einer Universität? Klingt so erstmal nicht gerade einladend – wenn nicht Grossstadtgeflüster als Headliner gelockt hätten, hätte ich mich wohl auch nicht näher mit dem RUBissimo beschäftigt. Aber wenn man bedenkt, dass an einer Universität vor allem Studenten rumlaufen und man angesichts der Anzahl der Bands auch von einem Festival sprechen kann, ist die ganze Sache schon deutlich cooler.
Außerdem ist Bochum, die Stadt der Ruhr-Universität, auch Ausrichter von Bochum Total, einem der größten und angesagtesten kostenlosen Festivals im Lande.
Und tatsächlich lockt das RUBissimo nicht nur mit dem Unilauf, Kinderaktionen und zahlreichen Infoständen und Fressbuden, sondern auch mit drei Konzertbühnen. Die Musikauswahl ist dabei breit gefächert – von Hiphop bis Rock, von Ska über Jazz bis Elektro ist alles dabei. Für mich beginnt der Tag mit Ska von Dreadnut Inc. an der Hauptbühne am Audimax – etwas verspätet, weil der Moderator sich vorher noch verquatscht und sich ständig selbst unterbricht. Wie üblich bei wenig bekannten Veranstaltungen mit einem großen Anteil an „Laufkundschaft“ ist vor der Bühne reichlich Platz, die Zuschauer stehen alle skeptisch einige Meter weit entfernt.
Aber schon beim zweiten Song, als die Band anfängt das Publikum zu motivieren, gehen die ersten nach vorne, und zwei Songs später kommt der Sänger über den Fotograben nach draußen, klettert auf einen großen Blumentopf und lockt so endgültig alle in die ersten Reihen. Überhaupt gibt sich die Band alle Mühe, das Publikum zu animieren, moderiert nach jedem Song, erzählt Geschichten dazu, geht auf Zwischenrufe ein und fordert zum Tanzen auf. Das klappt dann auch ganz gut – es wird reichlich getanzt und teilweise sogar gepogt und das Publikum hat sichtlich Spaß. Und die Band selbst sowieso, alle, die sich bewegen können, springen und tanzen über die Bühne als gäbe es kein Morgen.
Bei Doppeleffekt an der zweite Bühne, die schon eine Weile spielen als ich ankomme, ist leider nicht so viel los. Dabei machen die Jungs anständigen Rock, der durchaus gefällt. Dafür gehen sie aber selbstironisch damit um, dass sie bisher total unbekannt sind: „Wir sparen uns jetzt mal das peinliche von-der-Bühne-gehen und wieder hochkommen und spielen direkt noch zwei Zugaben“. Außerdem präsentieren sie auch neues Material, da steckt definitiv Potenzial drin.
Nach Doppeleffekt geht es weiter zur Bühne am Querforum, der kleinsten der drei Bühnen, die schon ziemlich versteckt in einer Gebäudeecke aufgebaut wurde. Dort wollte ich Monoherz sehen, die sind aber inzwischen schon fast fertig – der Gesang trifft allerdings ohnehin nicht meinen Geschmack. Fans einfacher Elektromusik hatten hier ihren Spaß, leer ist der Platz vor der Bühne nicht.
Inzwischen ist es auch schon später am Abend und wir machen uns auf die Suche nach einem geeigneten Ort, um das Feuerwerk vor den Headlinern zu sehen. Da es ein normaler Wochentag ist, stehen die meisten Unigebäude offen. Angeblich kann man unter dem gesamten Campus (in der Breite 8 Hochhausgebäude mit Nebengebäuden und das Parkhaus unterm Audimax) herlaufen, ohne dabei Tageslicht zu sehen. Wir schaffen es nicht und auch eine gute Aussicht lässt sich nicht so einfach finden, da die Dachzugänge gesperrt sind.
Auf dem Weg zurück zur Hauptbühne begegnen wir noch Club des Belugas, die sich dem Nu-Jazz verschrieben haben und ihn mit Lounge-Elementen kombinieren. Das Ergebnis ist schon fast zu entspannt – wir bleiben ein bisschen, beschließen dann aber, uns doch lieber flotterer elektronisch geprägter Musik zuzuwenden. Nach dem Feuerwerk um 11 gibt es für uns also Elektropunk von Grossstadtgeflüster auf der Hauptbühne vorm Audimax.
Grossstadtgeflüster haben sich in ihrem Genre inzwischen einen Namen gemacht und sind für Auftritte bekannt, die für heftige Emotionen und reichlich Schweiß sorgen. In ihren Texten sind sie gerne mal dagegen, mal direkt, mal subtil, aber die Musik ist meistens laut und rotzig. Nach Bochum haben sie viele alte und aktuelle Hits mitgebracht („Ich muss gar nix“, „Haufenweise Scheiße“, „Weil das morgen noch so ist“), aber auch neues Material ist dabei („Ufos überm Fernsehturm“). Ein viertes Album soll kommen und die neuen Songs werden live schonmal ausprobiert, denn es soll den Fans ja gefallen.
Das ist auch gut so, denn Grossstadtgeflüster sind definitiv eine Liveband und ganz klar der Headliner dieser Veranstaltung. Vom ersten Song an wird gepogt, es bilden sich immer wieder Moshpits und wer nicht vom Boden abhebt, steht doch zumindest nicht still. Die drei Bandmember haben ebenfalls immer noch Spaß an ihrer Musik, widmen „Overdressed & Underfucked“ ihrer alten Mathelehrerin und rocken den Platz.
Trotz früherem Beginn gibt es leider keine Zugaben, so verköstigen wir uns noch an einer der zahlreichen Fressbuden und machen uns dann auf den Rückweg mit der direkt am Eingang gelegenen U-Bahn. Organisatorisch ist heute wirklich alles glatt gelaufen und auch das Wetter hat mitgespielt. So hat das Sommerfest der Ruhr-Universität Bochum eine breite Zielgruppe erreicht und dabei vermutlich auch einigen Bands zu mehr Bekanntheit verholfen.
13. Juni 2012 um 13:29
[…] Ab diesem Sommer bin ich auch für die Festivalhopper unterwegs und als erstes Festival war ich letzte Woche beim RUBissimo, dem Sommerfest der Ruhr-Universität Bochum. Der Bericht findet sich hier: RUBissimo Sommerfets an der Ruhr-Universität Bochum […]
13. Juni 2012 um 17:56
Sehr frustrierend war, dass im Netz, auch auf Festivalhopper KEINE ZEITEN und KEINE ORTE angegeben waren.
Wenn also jemand wie wir, nicht den ganzen Abend rumhängen will, sondern gezielt zu einer Band gehen will, ließ sich das im Voraus nicht planen.
Deswegen haben wir’s ganz gelassen hinzugehen.
Auch wenn was KOSTENLOS angeboten wird, kann doch bitteschön besser organisierte INFO geboten werden!
13. Juni 2012 um 18:00
Schade, dass du deshalb nicht da warst – auf der Website der Ruhr-Universität, die wir auch verlinkt hatten, waren ganz eindeutige Infos zu den Spielzeiten der Bands angegeben! Es gab drei Bühnen und für jede Bühne gab es eine chronologische Auflistung wer wann spielt… und auf dem Gelände hingen dann Pläne wo die Bühnen sind.