Noch nicht vom Ancient Trance gehört? Macht nix. Denn dieses kuschelige Festival hat in seiner dritten Auflage soeben erst das Tageslicht erblickt! Zum ersten Mal von seinem Leipziger Kämmerlein zum Park und Schloss Taucha verlegt (übrigens auch gut per Straßenbahn zu erreichen), haben die Organisatoren vorab erstmal ein dickes Lob verdient für alle Hebel, die sie –im Ehrenamt– in Gang gesetzt haben. Festivalhopper Suse und Maria berichten vom Ancient Trance/ Maultrommelfestival 2010.
Das Festival ist ein echtes Kleinod in liebevoll hergerichteter Umgebung, die zum Ausspannen verführt und doch dank großartiger Musikauswahl so viel Energie freizusetzen vermag.
Doch von vorn. Taucha (mit kratzigem „ch“) liegt reichliche 10 km vom Leipziger Zentrum entfernt und bildet mit seinem Stadtschloss, Stadtwald und Stadtpark mit See den idealen Spielplatz, alles dicht beieinander und schön grün. Zum Zelten (ohne Auto und Womo) sei von uns das Green Camp in mitten von Bäumen empfohlen. Dort ist es so angenehm ruhig und schattig, dass wir glattweg unseren persönlichen Festivalrekord im Langschlafen erreicht haben. Für alle Motorisierten gibt es ein Areal etwas näher am Festivalgelände direkt neben dem Freibad. Zu beiden wird man von Helfern gelotst, so dass eigentlich kaum was schiefgehen kann im Einbahnstraßenparadies Taucha.
Das Ancient Trance selbst versteht sich als „Austausch von Musik-Kulturen“. Im Mittelpunkt steht nach wie vor die Maultrommel („Internationales Festival für Maultrommel und Weltmusik“), die ihrem Ruf alle Ehre machte und spätestens bei jeder zweiten Band zum Einsatz kam und auch an den Marktständen in ihrer Vielfalt ausführlich begutachtet und ausprobiert werden konnte. Getragen vom Motto gab es neben den offiziellen Konzerten spontane Musik an jeder Ecke, auf dem Zeltplatz, unter den Bäumen im Park und auch des Nachts an der Straßenecke mitsamt drumherum sitzendem Zuhörerkreis bis auf den Mittelstreifen.
Den Austausch der Kulturen haben die geladenen Musiker auf den Bühnen ordentlich angeschoben. Besonders im Dunkel der Nacht konnten alle Besucher tanzend bis in die letzte Reihe versammelt werden. Selbst der Mann im Karohemd war dabei, als IPERcusSONICI, Orange, das Little Tongue Vibration Orchstra oder der Watcha Clan ihre Musik bis ins letzte auslebten. Doch auch an den Nachmittagen war für abwechslungsreiches Programm gesorgt. Sowohl Kleinkünstler als auch Musiker waren oft faszinierend.
Die Maultrommel in ihrer pursten Form stellte das österreichische Maultrommel-Trash-Pop-Duo Maul- und Trommelseuche vor, das sogar etwa zwei Minuten lang eine „E-Maultrommel“ demonstrieren konnte – solange bis das in den Mund geschluckte Mikrofon nicht mehr zu halten war. Krönenden Abschluss der durch und durch sonnigen Tage von Taucha bildete die polnische Band Dikanda, die die Masse so zu begeistern wusste, dass der einsetzende strömende(!) Regen samt Blitz und Donner für noch mehr Euphorie im Publikum sorgte und einfach gesungen und getanzt wurde, bis kein Hemd mehr trocken war. Ein Ausklang, den wohl niemand so schnell vergessen wird.
Im Vergleich zu anderen (szenefernen) Festivals konnte man beim Ancient Trance auf alle Altersgruppen treffen, von frisch geschlüpft bis Althippie. Familien wurden versorgt mit extra Kinderprogramm am „Kinderspace“ und allerlei Spielgerät zum Ausprobieren bei den Marktständen. Neben den Konzerten wurden für Interessierte auch Workshops (5-15 €) angeboten, etwa für Bodypercussion, Obertongesang und natürlich auch für verschiedene Techniken des Maultrommel-Spielens. Das Verpflegungsangebot ging ebenfalls in Ordnung: Bio-Bier 0,4l für 2,00, Veggie-Burger für 2,50 und Bratwurst vom Bauer zu 2,50 oder vom „Markt“ zu 1,50.
Auch Reismahlzeiten, Crèpes und co. waren zu haben, alles wie versprochen weitgehend bio.
Zudem sollte betont werden, dass das Ancient Trance – dank Veranstaltern und Besuchern – ein gefühlt sauberes Festival ohne unnötigen Dosen- und Flaschenmüll war, mit Helfern, die auch mal Zigarettenstummel einlesen, und Toiletten, die nicht nur kostenlos, sondern fast immer mit Klopapier bestückt waren. Danke dafür!
Noch ein Tipp: Badesachen (auch für Kinder!) nicht vergessen, denn das Freibad ist gleich nebenan, aber in Sachen Freizügigkeit nicht ganz so offen wie das Festival. Toll wäre auch, wenn das Bad bei der nächsten Auflage seine Duschpforten für 1,50 € offiziell etwas länger als bis kurz vorm Aufwachen (9.00 Uhr morgens) öffnen könnte
Organisatorisch gibt’s also nicht viel zu meckern. Lediglich der Zeitplan wurde ab und an per Ansage umgestellt oder der Soundchecks wegen nach hinten geschoben. Da half dann nur das klassische Folgen der Masse.
Insgesamt hat das Ancient Trance für genau die Stimmung gesorgt, die die Leute in Ekstase versetzen kann – und das ist, was zählt. Zum Abschluss am Sonntag war es nochmals schön zu sehen, dass einige Einheimische der Einladung gefolgt sind und sich unters Festivalvolk mischten. So klappt das auch mit den Nachbarn. Denn die Tauchaer, die da waren, haben zumindest lächelnd mitgewippt und sich nicht über die Lautstärke in der Innenstadt beschwert.
Fazit: Ein gelungenes Wochenende. Oder wie Orange-Frontmann Rainer von Vielen es in die Menge schleudern würde:
„Leben den Lebenden, Liebe den Liebenden und ein Yeah! auf die innerlich lebendig Gebliebenen.“
Bleibt nun nur noch zu wünschen, dass die Veranstalter Mut zu einer Neuauflage des Festivals in diesem Rahmen haben und die Besucher beim nächsten Mal noch mehr Freunde mitbringen. Bis dann!
Wir berichteten bereits vorab über das Ancient Trance Festival, weiteres gibt es hier und auf www.ancient-trance.de.
Hier gibt es weitere Fotos vom Ancient Trance, dem Maultrommelfestival 2010.
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