Dour 2010 – Festival Feng Shui vom Feinsten
Unser erstes belgisches Festival: Alles ist so typisch belgisch. Das Dour ist ein super gut gelauntes Festival. Unser erster Eindruck war berauschend. Als wir endlich nach viel Fahrerei das Festivalgelände geentert haben, waren gerade die Lokalmatadore von Shameboy dabei, die Last Arena mit ihren hochgepitchen Basslines zum dancen zu bringen. Man konnte sich sehr gut wie in einem Schwarm treiben lassen.
So wurden wir zur Club Cirquit Bühne geschwemmt und haben den Altmeister Carl Craig an den Plattentellern gesehen. Leider haben wir dadurch Chromeo und Chris Cunningham verpasst. Da wir so spät angereist sind, haben wir uns direkt ins Geschehen geschmissen. Es ist total der Hammer, wenn man ohne das ganze Vorglühen und Zeltaufbauen direkt in die Menge taucht. Als Hauptact für den Abend war dann A-Trak am Start. Er hat den buntesten verrücktesten Mix ever gespielt. Zwischen Hip Hop und Electro und Funk switcht nur er so smooth. Ein Video von der Daft Punk Routine folgte. Sein Bruder Dave One ist auch noch kurz aufgetaucht.
Danach waren die Forma.T Allstars am Start. Forma.T ist die derbste Partyreihe Belgiens. Es handelt sich um mehrere DJ Crews die oft prominente Gast DJs wie Justice oder Feadz haben. Die haben dann bis es hell wurde den Leuten den Rest gegeben. Danach war erst mal Auto suchen und Zelt aufbauen angesagt und dann todmüde direkt im Zelt einpennen.
Samstag
Kalt und frisch war es nachts. Als wir von der warmen Nachmittagssonne geweckt wurden, war es schon direkt Zeit für einen Konzertbrunch mit Mayer Hawthorne. Es war beeindruckender als ich dachte. Er hat total soulig und funkig seine Show durchgetanzt. Die Band war der Hammer und machte den Sound so super stark. Das Live-Erlebnis toppt das Album nochmals. Wahnsinn!
Danach war das Nahrunsangebot des Festivalgeländes im Fokus. Es war furchtbar. Anders lässt sich dieses Angebot aus frittiertem Schrott nicht nennen. Das Essen war wirklich nicht super, selbst für Festivalverhältnisse.
Der Samstagabend fing an mit dem Klassiker Pete Rock. Mann, war das eine Show. Hip Hop mit Herz und Verstand und so kraftvoll, dass man den Wunsch bekam, etwas früher geboren worden zu sein.
Das Highlight des Festivals war Etienne de Crecy. Seine Beats and Cubes Show hat alle verzaubert. Bei jedem Track waren die Visuals anders und es hat sich tierisch gesteigert. Irgendwann war alles 3D und die Farben wurden immer bunter und die Animationen immer verrückter. Wie bei einem Feuerwerk haben die Leute „Aaaaahhh“ und „Oohhh“ gerufen. Auf dem Weg zu Gentleman haben wir kurz bei Uffie reingeschaut. Der Sound war ganz nett von der Band. Sie war einfach nur hot.
Bei Gentleman & The Evolution war die Meute dann am toben. Er hat es einfach live drauf und mittlerweile sein Repertoire so gut drauf, dass er supergut zwischen den Styles variieren kann. Sein neuer Hit „To The Top“ war für mich der Song des Festivals und unerwarteter Weise die beste Performance. Es ist ein Ohrenschmaus, wie er es schafft alle zum Abgehen zu bringen.
Die vielen Überschneidungen nagten an unserer Kondition. Wir mussten aber schnell zu The Subs. Die belgischen Lokalmatadoren haben richtig Gas geben und die Crowd mit Assitechno und schrillem Lärm nass gemacht ;). Die Hinsetzaktion am Ende war total crazy. Es war schon echt krass, wie sich dann circa 6000 hinknieten und auf Kommando einen Moshpit gestartet haben.
In der Nacht begann dann die Zeit der pumpenden technoiden Beats. Die Vielseitigkeit des Festivals hat uns immer wieder erstaunt. So sah man erstaunlich viele Gentleman Fans, wie sie bei „Noob“, „Brodinski“oder „Renaissance Man“ frenetisch die New Touch Beats abgefeiert haben.
Auf dem Zeltplatz bei Nacht war es immer noch nicht Zeit schlafen zu gehen. In Belgien gibt es natürlich keine Helga. Hier schreit man so laut es kann: „Apperoooo!“ Oder auch gerne Mal ein „Ricolaaaaaaaaaaa!“ Echo. Das macht man dann über Stunden bis man keine Stimme mehr hat und nur noch krächzt. Als wir dann endlich mal ein paar Belgier fragten, was das bedeute, erklärte man uns, dass „Apperrrooooo“ so viel bedeutet wie Aperitif. Und man jedes Mal dem ganzen Zeltplatz zuprostet, wenn man trinkt.
Das Ricola sei einfach toll, weil das so ein tolles Echo gäbe, wenn alle anderen das aus voller Lunge zurück brüllen. Es war herrlich, wie dann die Sonne am Morgen immer mehr ins Zelt schien und alles immer gechillter wurde.
Sonntag waren wir extra früh wach, weil wir so viel wie möglich vom Dour miterleben wollten. Mittlerweile waren wir total „in the Zone“. Das Dour hat uns völlig gepackt. Der Charme der Festivalcrowd, die Stimmung auf dem Zeltplatz war einmalig. Die Zeltplätze sind auf Lichtungen zwischen verschiedenen kleinen Händchen verteilt. Allein das Grün der Zeltplätze hatte schon paradiesisches Level, aber am schönsten war das Wechselspiel zwischen Sonne und Schatten, das durch die Baumwipfel hindurch glänzte während die Grillen zirpten. Wie im Paradies :). Da alles so schön war, waren wohl alle Festivalbesucher sehr motiviert es so zu erhalten. Als gegen Sonntagnachmittag die ersten anfingen zu packen, konnte man es bewundern. Es wurde richtiges Aufräumequipment ausgepackt und man begann mit großen Rechen im Team seinen Zeltplatz vom Müll der letzten Tage zu befreien. Generell im Vergleich mit deutschen Festivals ist die Menge an Müll sehr klein.
Am Nachmittag haben wir uns dann Danakil angesehen. Eine Reggae-Band, die französischsprachige Texte über Freiheit und Individualität mit Köpfchen hat und diese mit supertanzbaren Melodien verbindet. Wunderschön. Mittlerweile war der heißeste Moment des Festivals gekommen. Die Temperaturen stiegen immer höher und die Rücken der Mädels mit Bikinioberteilen immer röter. Wer noch tanzen konnte war vorne, weiter hinten lagen nur noch die Massen in der Sonne. Auch wir haben einen schönen Festival-Sonnenbrand abgekriegt.
Als dann auch wir packten, wurde uns immer mehr bewusst, dass heute schon der letzte Tag war. Als wir das letzte Bier und die letzte Zigarette auf dem Zeltplatz rauchten, stand für uns schon fest: Wir sind beim Dour 2011 auf jeden Fall dabei. Besonders fasziniert hat uns auch wie familiär das Ganze organisiert war. Die meisten Menschen kamen wohl aus der Umgebung, um auf dem Festival zu arbeiten. Es waren oft ganze Familien, die die Ticketausgabe oder die Parkanweisung gemacht haben. Dank Festivalhopper.de hatten wir ja die Ehre, auf dem Zeltplatz für die Volunteers und Presse zu sein. Die Dour Volunteers trugen mit solchem Stolz ihre T-Shirts und feierten am härtesten nach getaner Arbeit. Das hat uns schon schwer beeindruckt, wie selbst die Crew das Festival liebte.
Nach dem Packen und Verstauen im Auto, war es Zeit für unsere Main Acts des Abends. Capleton und Buraka Som Sistema. Für Capleton waren wir leider etwas spät dran und haben nur das Ende gesehen. Der Mann strahlt eine ungeheure Faszination aus. Selten haben wir eine Reggae-Meute so hoch springen gesehen. Buraka Som Sistema sind ein portugiesisches Ensemble die den Socca Beat pushen. Es erinnert ein wenig an FavelaBeats und den Spirit von HipHop gepaart mit der Euphorie eines Raves. Zwei MCs,eine Sängerin, ein DJ, ein Drummer und ein Perkussionist haben das Beatfeuerwerk des Festivals gezündet. Die Crew hat die Meute angeschrien, und immer mehr gefordert das Tempo stiegt mit der Hitze im Zelt. Es stand wirklich keiner mehr still. Der Schlagzeuger hat sich mit dem DJ ein paar Beat-Battles geliefert, das war spektakulär. Genauso krass war auch das Bühnen Outfit.
Festival Feng Shui. Wir haben uns ins Dour verliebt. Es ist unser neues Lieblingsfestival. Die Crowd, das Line-Up, die Vielseitigkeit und Offenheit der Menschen, die Stimmung und besonders die Natur und das schöne Flair. Es war ein ganz neues Festivalerlebnis.
PS: Eine ganz großes Dankeschön an Ralf von Festivalhopper.de. Wir haben ja eigentlich versprochen jeden Tag was zu schreiben. Wir waren aber so fasziniert vom Festival, dass wir das total versemmelt haben. Als uns Sonntag bewusst wurde, dass wir hätten was hochladen sollen, beschlich uns das schlechte Gewissen. Aber da war es auch schon zu spät wir waren dem Hedonismus verfallen und die Zeit im Dour Paradies nur noch limitiert. Wir haben dann entschieden, weiter zu feiern anstatt zu schreiben. Jaaa. Es war einfach zu schön dort, wir konnten zu dem Zeitpunkt vor lauter Hammereindrücken unsere Begeisterung einfach noch nicht formulieren, weil wir zu geflasht waren. Ein Kind würde ja auch nicht ins Tagebuch schreiben, während es in Disneyland ist, sondern so lange Achterbahn fahren bis es nicht mehr geht ;).
21. Oktober 2010 um 14:04
[…] Ergänzung empfehlen wir nochmal die Lektüre unseres Berichts vom DOUR 2010 oder auch das Tagebuch aus dem Jahre 2009. Viel […]
14. Januar 2011 um 15:47
[…] Sommer wieder rund 200 Konzerte, Besucher des Festivals schwärmen von ihren Erlebnissen (Bericht 2010, Berichte 2009) und die Tickets kosten auch noch nicht die […]
11. Februar 2011 um 11:29
[…] als “einfach nur Musik” bieten. Unsere Reporter waren bei ihren Besuchen 2009 und 2010 vom Festival […]