Zu Bonner Republik Zeiten zitierten Diplomat*innen aus aller Welt gern John le Carré mit den Worten „Bonn ist halb so groß wie der Zentralfriedhof von Chicago, aber doppelt so tot„, in seinem Roman „Eine kleine Stadt in Deutschland“ lässt le Carré außerdem einen Botschaftsangestellten sagen „Sie wissen, was man von Bonn sagt: Entweder es regnet oder die Bahnschranken sind ‚runter.“ Die Festivalhopper Jana und Aaron berichten vom Green Juice Festival 2023.
Geregnet hat es beim bereits fünfzehnten Green Juice Festival 2023 letztes Wochenende tatsächlich, wenn auch nicht so schlimm wie beim Wacken Open Air. Das Green Juice Festival trumpfte nun mit seiner bis dahin größten Ausgabe genau dann auf, wenn in Bonn ohnehin gerade darüber gestritten wird, ob nicht zu viel Action in der Stadt ist: Das Querbeat-Festival „Randale & Freunde“ in den Rheinauen ein Wochenende zuvor war nur knapp einer Absage entgangen, nachdem ein Anwohner geklagt hatte.
Als Neugenehmigung hätte das Festival in einem ruhigen, rechtsrheinische Wohngebietspark in Neu-Vilich vermutlich heutzutage nicht viel Chance, eine Erlaubnis zu bekommen. Aber, wie man gern sagt, da es seit 2008 historisch gewachsen ist, und aufgrund aktiver Einbindung und Kommunikation der Nachbar*innen durch die Gründer Simon & Julian Reininger konnte das Green Juice Festival seinen stetigen Aufwärtstrend in der hoch-kompetitiven Festivallandschaft in Deutschland weiter behaupten.
Auch die Künstler*innen auf der Bühne würdigten die familäre Atmosphäre und das Herzblut der Organisatoren und der gesamten Crew: Bruckner erzählte, wie sie Gummistiefel von einem Crewmitglied geschenkt bekamen, die Donots ließen einen der beiden Festivalmacher bereits auf der Bühne mitspielen, bevor Blackout Problem’s Sänger Mario Radetzky ihn auf die Bühne einlud und ein Crowdsurfing Battle anzettelte.
Um einen so großen Act wie Casper zum Green Juice zu kriegen, wurde die Bühne dies Jahr noch etwas größer gebaut, und um Matschszenen wie in Wacken zu verhindern, wurden gut 300 Kubikmeter Sand auf dem Gelände verteilt. Apropos Wacken: Green Juice bot allen Wacken Besucher*innen, die auf ihren „Holy Ground“ durften, ein Ticket für den halben Preis an. Nette Geste!
An allen Tagen bekamen die Besucher*innen beim Green Juice Regen ab, oder wie le Carré sagen würde: „Manchmal ist der Nebel wärmer, das ist dann der Sommer“. Donnerstag und Freitag konnten die Fans allerdings zum größten Teil trocken, und teilweise mit Sonne feiern. Am Samstag verlor der aufgeschüttete Sand dann allerdings langsam an Wirksamkeit und verwandelte sich zusehends zu Matsch, wenn auch nicht so sehr, dass die Bundeswehr Besucher*innen ausbuddeln musste, die steckengeblieben wären. Zum großen Headliner Casper, der zu mehr Schwätzchen aufgelegt war, als zu seinen großen Headline-Shows wie beim Hurricane & Southside dieses Jahr, war es durchgehend trocken – ein verdienter Abschluss für das liebevolle Festival in Bonn.
Nächstes Jahr findet das Green Juice Festival wieder am ersten Augustwochenende statt, am 02. & 03. August 2024. Karten gibt es ab kommenden Samstag, 12. August, 12:00.
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