„Une touche d’optimisme“ der Rudolstadt Festival Samstag

News am 9. Juli 2023 von Yoda

Mehr als nur einen Hauch von Optimismus strahlten die Musiker*innen am Rudolstadt Festival Samstag aus – und unser persönliches Tageshighlight „Une touche d’optimisme“ aus Frankreich. Doch dazu später mehr.

Wer heute an ein milderes Klima glaubte, der hatte sich getäuscht. Genauso wie am Vortag, hörte die Sonne nicht auf zu brennen. Doch einige wussten sich zu helfen: Nicht nur das Saalemaxx und das Freibad im Heine-Park boten Abkühlung – die, die die Natur lieben, sprangen, ob nackig oder in Badekleidung, in die Saale.

Foto: matthias.k Photography // www.matthiask.netAuf der Burgterrasse der Heidecksburg konnte aber nur der Schatten der Bühne in den ersten Reihen oder die Sonnenschirme helfen, die in allerlei Farbenpracht das Gewusel noch bunter machten. Auch wenn man hätte vermuten können, dass sich zur heißesten Zeit am Nachmittag niemand die verschiedenen, verschlungenen und heimelichen Burgaufgänge hochwagt, war kaum noch ein Fleck frei, um sich die schottische

Foto: matthias.k Photography // www.matthiask.netBand Ímar auf der Burgterrasse anzuschauen. Die fünf Musiker, die zudem in weitaus moderneren Bands spielen, konnten sich hier wieder ganz auf ihren Ursprung besinnen: Die traditionelle schottische Folkmusik. Wer diesen Musikstil liebt, der konnte zu den Stücken, alle in ähnlicher Manier, durchgängig tanzen und sich voll in die Virtuosität dieser Klänge hereinfallen lassen.

 

Die, die es lieber ruhiger mochten, konnten sich bei einem gemütlichen Drink an die Saalestrandbar setzen oder als Familie auf das beliebte Kinderfest gehen. Auch wenn es schon deutlich mehr Angebote in vorherigen Jahren gab, konnte auch dieses Jahr das Kinderherz mit Zirkusakrobatik, Mitmachtheater, Bauwerkstätten und einem riesigen, verrosteten Badekessel zum Höherschlagen gebracht werden.

The River RatsDie Fußgängerzone bot auch heute wieder allerlei kleineren Bands die Möglichkeit, ihre Musik zu teilen. So auch The River Rats, zu Deutsch die Kanalratten, eine Band aus Neukölln (Berlin), die mit ihrem Mix aus Blues und Country auf dem Marktplatz jammten. Bei dem Wetter genau das richtige, um mitzuwippen und runterzukommen. Sie äußerten ihre Wut über die Umfragewerte mancher The River Ratsausländerfeindlichen Parteien in Thüringen und machten gleichzeitig klar, dass gerade dieses Festival nur durch die vielen unterschiedlichen Kulturen das sein kann, was es ist. Dass eine Band aus Neukölln so viel Offenheit in einem kleinen Thüringer Städtchen nicht vermutete, war keine Überraschung. Sie lobten und schätzen die Gemeinschaftlichkeit und den respektvollen Umgang, den sie auf dem Festivalgelände erfahren durften. Trotz der heißen Sonne tanzten manche Menschen motiviert in den hinteren Reihen und erfreuten sich der Klänge. Wem die Hitze zu schaffen machte, saß in den vorderen Reihen und genoss einfach die Stimmung. Definitiv zu empfehlen, egal ob mit Tanzlaune oder ohne!

Seien es die Didgeridoo Klänge, die die Menschen anlockten, oder einer der vielen kostenlosen Trinkwasserbrunnen der Stadt – Philipp Gerisch sorgte mit seiner Handpan im Schoß und Percussion an den Füßen, inklusive des vibrierenden Digeridoo für überraschend tanzbare Klänge! Eine Menge an Menschen bewegte sich im Halbkreis um ihn herum und füllte die Breite der Fußgängerzone fast aus. Ein perfekter Zwischenstopp, um zu verweilen und den Durst zu löschen.

Wer in der Stadt noch nicht genug gesehen hatte, konnte beispielsweise im Handwerkerhof dem Mandolinenorchester Wanderlust sein Gehör schenken. Doch nicht wie üblich, wurde erhöht über dem Hof gespielt, sondern im Hof, gedrängt zwischen Emporenaufgang und Sitzgarnituren für die Verköstigung. Das Mandolinenorchester war einfach zu groß und musste umziehen, was der Dirigent mit folgendem Spruch humorvoll hinnahm: „Seit heute hat für mich Stuhlgang eine völlig neue Bedeutung.“ Das Programm war genauso vielfältig wie die Altersstruktur der Musiker*innen: Von 9 bis 96 Jahre, enorm!

Foto: matthias.k Photography // www.matthiask.netAuf der großen Parkbühne begrüßte ab 21 Uhr die bekannte Mittelalterband „Faun“ die Menschenmenge und leitete damit das spätere Abendprogramm ein. Doch diesmal gab es weitere Gäste: In ihrem Exklusivprogramm „Faun & friends“ wurden weitere hochkarätige internationale Musiker*innen eingeladen, sodass das Sextett um drei Stärken erweitert wurde. Entsprechend war

Foto: matthias.k Photography // www.matthiask.net

das Publikum begeistert und obwohl jedem*r nur ein kleiner Tanzradius zur Verfügung stand, wurde jeder Zentimeter zum Bewegen ausgenutzt. Barfuß und feenhaft gekleidet, passte das Publikum super zum Stil der Band – zur Schalmei, der Trommel und der Garkleinflöte gesellten sich Elemente aus Metal, Gothic, Dark Wave sowie Folk und Pop.

 

Wer jetzt noch Kraft zum Tanzen hatte, musste das Highlight des Abends unbedingt besuchen: Die französische Band „Une touche d’optimisme“ aus Montpellier bespielte die Bauernhäuser. Bevor die Gruppe spielte, saßen die Menschen gemütlich mit Decken und kleinen Stühlen, wie auch das ganze Festival über, in gewohnter Manier auf der Wiese vor der Bühne. Angekündigt wurde die Band als gemütlicher Teil des Abends, was sich schnell als Irrtum erwies. Schon nach wenigen Minuten saß kaum einer mehr und es war sofort klar: Hier wird’s nicht gemütlich, hier ist’s tanzbar.

Auch wenn nicht alle aus dem Publikum der französischen Sprache mächtig waren, kamen auch die ruhigeren Lieder gut an – die Texte voller Menschlichkeit, ob engagiert oder ruhiger, sollen direkt ins Herz treffen – das konnte die Band auch über ihre Hingabe zur Musik erreichen. Immerhin gingen doch einige Hände hoch, als der Sänger der Band fragte, wer Französisch sprechen würde. Nach dem letzten Stück wollte das Publikum die Band noch nicht gehen lassen und verlangte mehr. Falls ihr mal von einer Band aus Frankreich eine Zugabe wollt, müsst ihr laut rufen: „Une autre!“. Das, und einige andere Geheimtipps konnten an diesem Abend ergattert werden. Wer nach diesem Auftritt nicht selig ins Bett taumelte oder die, die ihre Kräfte noch loswerden wollte, konnten in den Saalgärten ihre letzte Energie vertanzen. Zu Speed Ska von Gimpelakwa und Balkan Beats von Orient Okzidental konnte hier bis um fünf Uhr abgezappelt werden bis der Arzt kommt.

Text: Uli + Mariella, Fotos: Mias König, Matthias Kimpel.

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