Tag Drei bei Rock im Park startete mit Flogging Molly, die mit energetischer irischer Folklore und Punkrock das Publikum von Sekunde eins abholte. Der Frontmann mit Gitarre Dave King sorgte mit seinem Guinnes Dosenbier in der Hand nicht nur durch schwungvolle Tanzeinlagen, in denen er die Beine abwechselnd in die Höhe riss, für allerlei Amusement, sondern auch durch seine rührenden Zwischenansagen.
So auch, als er „his beautiful wife“ an der Geige vorstellte, die den nächsten Song mit fetzigen Flötenmelodien dominierte. Die aus Los Angeles stammende Gruppe bediente das angetane Publikum hauptsächlich mit rotziger, melodischer Tanzmusik, die ab und zu durch zum Schunkeln verleitende Songs abgelöst wurde, wenn Dave mit glitzernden Augen sich in die Tiefen seiner Musikemotionen begab. Fröhlicher und emotionaler hätte der Tag nicht starten können.
Ein ganz anderes Musikprogramm lieferte am Nachmittag die Band Fever 333 (Bild: Festivalhopper, Rock am Ring 2023).
Die Rufe des Bandnamens aus dem Publikum inklusive Fanshirts zeigten, dass hier eine echte Fanbase auf die sogenannte Crossoverband wartete. Und sie wurden nicht nur ihren Fans gerecht: Mit ihrer musikalischen Mischung aus Metal, Hardcore, Soul und Funk mit melodischem- aber auch Sprechgesang sprengte die Band die Beine der wild gewordenen Crowed nur so in die Höhe. Wer hier still halten konnte, ist wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden. Die Kalifornier taten es der brennenden Sonne gleich und heizten mit ihrer interaktiven Bühnenshow so richtig ein.
Yungblud sorgte mit seinen gesellschafts-kritischen Themen und entstigmatisierenden Texten zu psychischen Erkrankungen für anhaltende energetische Tracks nach Fever 333.
Auch Limp Bizkit zog mit und konnte auf der Hauptbühne abliefern. Am meisten wurde der gecoverte Song „Killing in the Name“ von Rage Against the Machine abgefeiert. Obwohl deren Bassist Tim Commerford sich despektierlich über Limp Bizkit äußerte, weil er sie als schlechtes Nachkommerkind seiner Band empfindet, kann das die Gruppe aus Florida nicht davon abhalten, den Song immer wieder zu covern und damit der Band ihren Respekt zu erweisen. Tja Tim, wer in so einer inspirierenden Band spielt, muss auch damit rechnen, Nachfolger zu haben und darf sich gern darin sonnen, statt darüber zu schimpfen.
Auf der Orbitstage sorgten unter anderem Brutus und Touché Amoré für Aufsehen.
Erstere brachten mit Stephanie mit Schlagzeug und Gesang für richtige Frauenpower. Ihre klare, energetische Stimme, unterlegt mit kraftvollen Schlagzeugbeats konnten nicht nur musikalisch beeindrucken, sondern sorgten zwischen atmosphärischer Stimmung und Hardrockelementen für abwechslungsreiche Gefühlswelten.
Mit interaktiven Einlagen zwischen ihr, Gitarrist Stijn Vanhoegaerden und Bassist Peter Mulders sorgten die drei Belgier für einen harmonischen, geschlossenen Auftritt.
Was sich die Veranstalter dabei gedacht haben, dass Rise Against und Touché Amoré zeitgleich spielen, wissen wir nicht genau, auf jeden Fall wurde uns dadurch eine schwierige Entscheidung abgerungen. Wir wählten uns zu trennen, um über beide berichten zu können. Touché Amoré – einer der wichtigsten Vertreter der Post-Hardcore-Bewegung. Die fünfköpfige Gruppe aus Los Angeles bewies hier einmal mehr, warum sie so eingeordnet wird. Die Musiker sind sich über fünf Alben treu geblieben und begeistern nach wie vor live mit dem markanten Gesang des Frontmannes Jeremy Bolm sowie einer äußerst atmosphärischen und emotionalen Show. Wer den Sound der Band kennt und mag, kann sich auf jeden Fall darüber freuen, dass die Jungs – im Gegensatz zu einigen anderen altbekannten Bands – noch ordentlich Feuer unterm Hintern haben. Touché Amoré spielt am 13. Juni in der FABRIK in Hamburg. Lasst euch die Chance nicht entgehen!
Während Touché Amouré, die Rise Against zwar in der Anzahl an Zuschauern nicht das Wasser reichen konnte, musikalisch und interaktiv allerdings deutlich mehr Show bot, konnten Rise Against mit ihrem Sänger Tim McIlrath wie so oft auf der Bühne nicht punkten. Für treue Fans waren sie sicherlich dennoch ein Highlight dieses Tages. Allerdings merkte man dem Frontmann an, wie sehr seine Stimme in die Jahre gekommen ist und dass der Elan für Interaktion mit dem Publikum kaum vorhanden war. Neue Menschen erreicht man so nicht. Wer aber so weit gekommen ist, hat dies vielleicht nicht mehr zum Ziel. All das zeigte die solide Show: Etablierte Musik braucht keine Kreativität mehr.
Giant Rooks startete noch während Rise Against in den letzten Zügen spielte auf der Mandora Stage und trat damit zum zweiten mal bei Rock im Park auf. Die beiden Cousins Frederik Rabe (Gesang, Gitarre, Percussion) und Finn Schwieters (Gitarre) gründeten die Band 2014 und sind inzwischen eine internationale Größe. So verhalf zum Erfolg nicht nur der Art-Pop mit experimentellen Beats und die Entscheidung, Englisch wegen der Sprachästhetik für ihre Texte zu wählen, sondern auch die frische sympathische Art des Frontmanns Frederik. Gerade sein junges Aussehen und die Freude an der Bühne, zog junges Publikum an, was nicht enttäuscht wurde. So wurden neben einem Song aus einem angekündigten unveröffentlichten Album vor allem bekannte Songs gespielt, was genau das war, was die Fans wollten: Mitsingen, tanzen und durch bekannte Beats in vertrauter Wohlfühlatmosphäre versinken.
Die Foo Fighters als Headliner des Tages versuchten im Gegensatz zu Rise Against, sich der Show anzunehmen und begriffen sich mehr in der Rolle derer, die vor Publikum stehen und dieses abholen wollen. Nach dem Tod von Schlagzeuger Taylor Hawkins ist dieser Auftritt (nach jenem am Freitag bei Rock am Ring) der erste auf europäischem Boden und damit eine ganz besondere Show. Auch, weil sie ihr gerade veröffentlichtes Album „Here we are“ präsentierten, mit dem sie sich zurück in das Showbusinnes kämpfen und nicht nur den Tod des ehemaligen Schlagzeugers verarbeiten sondern auch den der 2022 verstorbenen Mutter von Dave Grohl. Und so zeigten sich auch die Emotionen durchweg in ihrem Comeback, die beim Auftritt von Dave Grohls 17jähriger Tochter Violet ihren Höhepunkt nahmen.
Neben Meshuggah sorgte Apache 207 für einen grandiosen Abschluss bei RiP. Auch wenn sie für absolute Rockfans musikalisch aus der Kategorie fallen, war vor der Mandora Stage volles Haus. Beim Ohrenspitzen zeigte sich: Viele kauften unter anderem für die melodischen poppigen Straßenrapbeats ihre Tageskarte bei RiP und füllten damit den Publikunsbereich. Neben Feuerwerk sorgte der deutsche Rapper für tanzbare Musik, die die Menge bebend annahm.
Rock im Park 2024 wird im kommenden Jahr vom 7.-9. Juni stattfinden. Hier gibt es Infos zum Vorverkauf für Rock am Ring und Rock im Park 2024.
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