Impericon Festival 2023 in Leipzig – 10 jähriges Jubiläum nach langer Pause

News am 12. April 2023 von Gabriel Flöter

Drei Jahre in Folge musste das Impericon Festival auf Grund von Coronabestimmungen oder fehlenden Planungssicherheiten abgesagt werden. Am Freitag, den 07. April war es dann aber endlich soweit und die fünfteilige Festivalreihe startete in der Arena in Wien.

Neben Zürich, Oberhausen und München, welche am kommenden Wochenende als Veranstaltungsort folgen, gab es da aber natürlich noch den Geburtsort, die Heimatstadt des Impericon Festivals in Leipzig.

Ein Bericht der Festivalhopper Anne und Gabriel.


Wir haben Samstag, den 08. April, es ist Ostern, der Himmel ist grau und die Temperaturen alles andere als gemütlich und frühlingshaft. Ein kurzer Blick auf die Uhr, halb elf, das Festival beginnt und ich bin leider noch weit davon entfernt, mir die ersten Bands anzuschauen zu können.


Horror Dance Squad aus Estland eröffnen das zehnte Impericon Festival in der neuen Messe in Leipzig. Neben Xile und Ten56 auf der Ironnail Stage folgen Our Promise und King 810 auf der Monster Stage, bevor auch ich es endlich zur Messe schaffe, um mir die ersten Töne von Sängerin Charlie Rolfe von As Everything Unfolds aus England anzuhören. Es ist noch nicht einmal halb zwei und die Messe ist schon ziemlich gut gefüllt.

 

Die obligatorische erste Runde über das Messegelände, um sich einen Überblick zu verschaffen, zeigte ein ähnliches Bild, wie bei vergangenen Festivals in der Messehalle 1. Da man im Alltag fast überall mit höheren Preisen konfrontiert wird, verwundern angepasste Preise für Merchandise nicht, schmerzen im Geldbeutel aber natürlich trotzdem. Was ich etwas vermisst habe, war der Karaoke-Truck von Teufel, inmitten der Food-Area.

Am Stand von Monster konnte man sich das Logo seiner Lieblingsband tätowieren lassen oder nebenan ein fotografisches Andenken mit Freunden vor der Fotobox erstellen. Die Hardcore Help Foundation war wieder mit einem Stand und einer Menge Merch vor Ort und am Stand von Flaschenpost konnte man beim Glücksrad gewinnen.

Nach dem Geländecheck bin ich auf direktem Weg zur Monster Stage, um mir die Jungs von Dragged Under anzuschauen. US amerikanischer Punkrock aus Seattle brachte einige Crowdsurfer auf die Idee sich in Richtung Bühne zu bewegen. Das Publikum im Pit hat die Jungs gefeiert, der Rest war allerdings noch etwas zurückhaltend.
Nebenan folgten Within Destruction und irgendwie sahen die drei Slowenen arg verloren auf dieser riesigen Bühne aus. Musikalisch hingegen fehlte es da an nichts! Solider Deathcore mit melodisch, groovigen Parts, elektronischen Klängen und einer gewissen Portion Anime.

Nach Dragged Under bespielten Alpha Wolf aus Down Under die Monster Stage mit feinstem Metalcore und tollen Breakdowns. Eine zunehmende Zahl an Crowdsurfern begab sich in Richtung Stage und auch was den Applaus und die Beteiligung im Publikum angeht, scheint das Impericon Festival so langsam wach und warm geworden zu sein. Zum Abschluss gab es dann für die Securities noch gut zu tun, was anscheinend auch Gitarrist Sabian Lynch animierte erst im Graben beim Publikum und dann crowdsurfend auf dem Publikum zu sein.

Eher ruhig, melancholisch, rockig ging es mit Boston Manor auf der Ironnail Stage weiter. Die Engländer gaben einem die Gelegenheit etwas runter zu kommen, forderten sich ihr Circle Pit aber trotzdem erfolgreich ein.

Mittlerweile hat die Leipziger Version vom Impericon Festival so richtig Fahrt aufgenommen und wem es bis jetzt zu langweilig war, den holten Any Given Day von den Rängen. Vom ersten Song an gab es Massen an Crowdsurfern, das ist mal eine Ansage! Trotz der wiederkehrenden Aufforderung des Publikums an Sänger Dennis Diehl sich auszuziehen, behielt dieser seine Klamotten an und ließ einen nur ahnen, was für Muskeln sich da verstecken. Die Stimmung war wirklich toll und vor dem letztem Song machte die Band ein gemeinsames Foto mit der feiernden Crowd. Den krönenden Abschluss machten Any Given Day mit dem Coversong Diamonds und gefühlt alle haben mitgesungen, gemosht, getanzt oder an der Wall of death teilgenommen. Passend zum zehnjährigen Jubiläum des Festivals, erschien auch Diamonds vor zehn Jahren. Eine wahre Flut an Crowdsurfern ergoss sich auf die Securities und selbst Sänger Dennis mischte sich singend und surfend unter die Menge. Weil bei so viel Bewegung Verletzungen leider nicht ausbleiben, hatten auch die Sanis gut zu tun und haben einen tollen Job gemacht.

Wie böse und schnell möchten Sie es? Fit For An Autopsy hatten definitiv die Antwort auf diese Frage. Markerschütternde Bässe, bei denen es in den ersten Reihen schon schwer fiel zu atmen, dazu stroboskopartige Lichter und fieser Deathcore aus New Jersey, animierte viele zu Circle pits und zum crowdsurfen.
Draußen kam dann sogar noch die Sonne raus und die Food Area war gut gefüllt. Kulinarisch konnte man zwischen Langos, Knobibrot, gegrilltem Fleisch und Seitan, vegetarischer Gyros Pita oder Handbrot wählen. Drinnen gab es noch Pizza, Pommes und Currywurst.

Mit den Rogers aus Düsseldorf folgte einer von zwei musikalischen Ausreißern am heutigen Tag, denn auch wenn Punkrock genauso Teil der Szene und der Impericon Familie ist, so überwiegen doch deutlich alle möglichen Metalrichtungen. Umso erfreulicher, wie viele Menschen sich vor der Monsterstage versammelt hatten, um zu pogen und ne große Party zu feiern. Gesellschaftskritische Texte und immer ganz weit oben, der ausgestreckte MittelfingerGegen Nazis, gegen Populisten, gegen Sexisten und gegen alle anderen Arschlöcher!“, wie es Sänger Chri Hoffmeier verdeutlichte.

Livin’ on a Prayer in der Pause brachte alle zum mitgrölen und auch sonst geht ein dickes Lob an die Soundtechniker welche zwischen den Bands die Musikauswahl getroffen haben… take on me, die Vengaboys, time of my life und zahlreiche weitere Klassiker animierten zum mitmachen.

Inmitten zweier Punkbands gab es feinsten Metalcore von Landmvrks und meine Fresse was war denn da bei den Franzosen aus Marseille los? Eine Flut an Crowdsurfern, direkt zu Beginn der Show. Geile Stimmung, viel Beteiligung und ein volles Pit, was wünscht man sich denn bitte mehr als Band.

Nach den Rogers folgte mit Sondaschule die nächste Ladung Punk auf der Monster Stage, diesmal aber mit Posaune und mehr in Richtung Ska-Punk aber mindestens genauso gut zum Pogen und Tanzen.

Alles andere als gepogt oder gar fröhlich getanzt wurde im Anschluss bei Thy Art Is Murder. Die Kapuze über den Kopf gezogen, das menschliche Skelett am Mikrofonständer hängend und ein Blick, der es einem kalt den Rücken runterlaufen lässt, die Rede ist natürlich von Chris ‚CJ‘ McMahon. Derber Deathcore aus Australien brachte alle Headbanger und Crowdsurfer auf ihre Kosten.

 

Lange drei Jahre musste Daniel Winter-Bates auf diesen Auftritt warten und dann versperrte ein großer Graben vor der Bühne den Kontakt zu seinen Fans. Da er darauf so gar keine Lust hatte, zog es den Frontman von Bury Tomorrow von der Bühne hinunter zum Publikum. Gedankt wurde es ihm mit einer großen Wall of death und vielen Crowdsurfern. „I had high hopes… you are incredible, you are amazing“, mit diesen Worten bedankte er sich bei der feiernden Crowd und auch wenn es die Leute nicht mehr hören können, so spricht er über Mental Health, wie wichtig dieses Thema ist und wie dankbar er für jeden einzelnen ist, der an solchen Konzerten teilnehmen kann. Mit den Worten „make some noise for the security – now we will make them some work!“ war dieser mehr als gelungene Auftritt dann auch schon wieder fast vorbei.

Stick To Your Guns schnappten sich direkt die aufgeheizte Masse, nahmen sie mit rüber zur Ironnail Stage und ballerten von Anfang an ein Brett nach dem nächsten raus, weapon vom neuen Album, married to the noise und so ging es die ganze Zeit weiter. Und nicht nur die Menge überzeugte mit einem großen Pit voller Crowdsurfer, Bewegung,Tanz und Gesang, auch STYG selbst waren unglaublich Energiegeladen und wuselten und sprangen volle 45 Minuten auf der Bühne herum. Weitere Klassiker wie nobody oder amber wurden vom Publikum mit einer Wahnsinns Beteiligung belohnt, sowohl gesanglich als auch im Pit.

Die wohl am meisten erwartete Band am heutigen Tag waren The Ghost Inside. Sänger Jonathan Vigil forderte vom Publikum nicht weniger als „the biggest pit of the day“ und erzählte von dem verheerenden Verkehrsunfall vom November 2015, welcher Drummer Andrew Tkaczyk das Bein, Gitarrist Johnson zwei Zehen und den beiden Fahrern der Unfallfahrzeuge das Leben kostete.
Die Beteiligung der Crowd, während der ersten Hälfte des Auftritts empfand ich als leider etwas mau und zahlreiche Leute verließen die Messe bereits nach den ersten Songs. Diese Stimmung verschwand jedoch irgendwann und die Show steigerte sich massiv, vor allem mit Songs wie dear youth, move me oder faith or forgiveness. Sänger Jonathan wies auch nochmal auf den ‚secret‘ Ostergig im Conne Island am Folgetag hin, welcher kurzfristig auf die Beine gestellt wurde. Mit den Worten „Ich liebe dich“, wurde dann auch der letzte Song, engine 45, eingeläutet und die Menge beteiligte sich mit einem lautstarken Singalong und die Securities nahmen nochmal die letzten Wellen an Crowdsurfern in Empfang.

Und dann war es auch schon wieder vorbei, das zehnte Impericon Festival in Leipzig. Es war ein langer Tag, mit tollen Bands, leckerem Essen und erstaunlich entspannten und freundlichen Menschen.

„Wir möchten auch Danke sagen für die gute Orga vom Impericon Team, den harten Job vor der Bühne von der Security, das gute Essen, tolles Licht und einen nur selten zu lauten Ton, und das gute Drumherum vom Team der Messe. Und natürlich Danke an all die Bands, welche uns das Osterwochenende versüßt haben.“, die Festivalhopper Anne und Gabriel

Wie aber auch bei den letzten Impericon Festivals, müssen wir dringend über die Länge dieser Veranstaltung reden ;-)

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