Es geht endlich weiter, das Wacken Open Air kehrt 2022, nach zwei Jahren Zwangspause, wieder zurück und begrüßt seine Besucher mit strahlendem Sonnenschein. Das W:O:A scheint ja sowieso nur zwei Wetter-Extreme zu kennen, entweder es regnet in Strömen und der berühmte Wacken Matsch kommt zum Vorschein oder die Sonne brennt.
Dieses Jahr ist es das zweite extrem. Die Temperaturen sind bereits morgens unerträglich hoch und treiben die Leute schon früh aus den Zelten. Perfekt, um den Tag mit einer entspannten Runde Metal Yoga zu starten. Bei nicht immer ganz ernst gemeinten Yoga Übungen wird man zwar nicht fitter, aber man hat eine ganze Menge Spaß. Den hatten die Besucher an der „Welcome to the Jungle Stage“ sichtlich. Selbst die Leute, die nur auf dem Weg zum Infield, an der Bühne vorbeiliefen, hatten ein dickes Grinsen im Gesicht. Kein Wunder, denn statt der klassischen Yogastellungen, wurde hier Luftgitarre mit dem eigenen Bein gespielt oder einfach mal der Stinkefinger gezeigt. Das eine oder andere Dosenbier gab es dazu auch noch.
Wen das immer noch von Yoga überzeugte, der konnte den noch recht entspannten Mittwochvormittag nutzen, um mal das Dorf zu erkunden. Hier ist auch einiges los. Ein Biergarten reiht sich hier an den nächsten. Und „Garten“ ist dabei tatsächlich wörtlich gemeint. Viele Einwohner des Dorfes schenken in ihren Vorgärten Bier aus und haben dafür sogar groß aufgebaut. Mit vielen Sitzgelegenheiten und eigenen Theken können es sich die Besucher hier gut gehen lassen. Auch kulinarisch hat das Dorf einiges zu bieten. Neben verschiedenen Burger und anderen Fast Food Angeboten, darf der Fischbrötchen Stand, hier im hohen Norden, natürlich nicht fehlen. Aber auch vegetarische Alternativen sind vorhanden, sodass hier jeder auf seine Kosten kommt.
Allerdings geht es in Wacken ja in erster Linie um die Musik und auch damit konnte das Festival bereits punkten. Eröffnet wurde es wie immer von den Wacken Fire Fighters. Dem Wackener Feuerwehr Orchester. Im Anschluss wurden die Bühnen außerhalb des Infields von verschiedenen Bands bespielt. Neu ist, dass dieses Jahr auch das Infield selbst geöffnet wurde und die ersten Bands auf der Louder Stage spielen durften. In den Genuss kam aber nur, wer sich noch ein extra Ticket für den sogenannten „Wacken Wednesday“ gekauft hatte. Die anderen mussten, zumindest heute, draußen bleiben. Das Zusatzticket scheint aber gut anzukommen, denn schon bei Brothers of Metal war viel los vor der Bühne. Mit Songs wie Powersnake, Yggdrasil oder One konnten Frontfrau Ylva Erikson mit den beiden Sängern Joakim Lindbäck Eriksson und Mats Nilsson punkten. Die Acht-Köpfige Band lieferte eine Wahnsinnsshow und hatte sichtlich Spaß auf der Bühne.
Im Anschluss war dann erstmal warten angesagt, denn Gloryhammer waren zu ihrer Startzeit noch nicht einmal auf dem Gelände. Ihr Flug wurde gecancelt und sie mussten nach Düsseldorf fliegen, um dann den Zug nach Hamburg zu nehmen und so stand ihr Shuttle im Stau nach Wacken, während sie eigentlich schon auf der Bühne stehen sollten. Laut Veranstalter wurden sie mit Polizeieskorte zum Gelände gefahren. Trotzdem konnten sie erst mit einer Stunde Verspätung starten. Bedauerlicherweise mussten sie nach den Songs Hootsforce, Universe on Fire, Angus McFife und The Unicorn Invasion of Dundee auch schon wieder die Bühne verlassen, da sonst der komplette Spielplan durcheinander gekommen wäre. Schade für die Band und die Fans, die geduldig vor der Bühne ausgeharrt haben.
Aber so standen Epica pünktlich auf der Bühne und gaben einen Abriss aus ihrer mittlerweile 20-jährigen Karriere. Nach so langer Zeit auf den Bühnen dieser Welt weiß Frontfrau Simone Simons auch, wie man ein Publikum mitreißt. Stimmgewaltig wie immer wechselte die Band zwischen ruhigen und Aggresiven Parts. Nur die Crowdsurfer hielten sich hier, im Gegensatz zu den ersten beiden Bands, etwas zurück. Aber vielleicht muss man auch als Crowdsurfer mal Pause machen und was trinken.
Oder man besucht die anderen Bühnen des Festivals, und schaut sich z.B. Northgard, Knasterbart oder Michael Monroe an. Wem der letztgenannte Name nichts sagt, der sollte wissen, dass er früher mal der Sänger von Hanoi Rocks war und dadurch auch auf reichlich Bühnenerfahrung zurückblicken kann. Er liebt den großen Auftritt und wirbelt wie verrückt über die Bühne, schmeißt dabei Mikrofonständer um und so manches Mal macht man sich Sorgen, dass er sich mit seinem eigenen Mikrofon Kabel erwürgt. Wer auf guten Hardrock mit ein wenig Punk Einschlag steht, der sollte sich diese Show nicht entgehen lassen.
Auf der Louder Stage bestritten Avantasia anschließend das große Finale. Tobias Sammet füllte die Bühne wieder mit reichlich Gastauftritten von Sängern aus anderen bekannten Bands. Den Anfang machte Ralf Scheepers von Primal Fear, später unterstützen noch Jørn Lande, Eric Martin, Ronnie Atkins, Bob Catley und Adrienne Cowan.
Die Songs des Allstar Projekte sind sowieso über jeden Zweifel erhaben und gehen allesamt sofort ins Ohr. Ein Frontmann wie Tobias Sammet tut dann noch sein Übriges, um das Publikum anzuheizen, wenn es mal etwas ruhiger wurde. Denn zwischendurch hätte etwas mehr Bewegung auf der Bühne der Show gutgetan. Aber trotzdem boten Avantasia eine grandiose Sow und ein tolles Ende für den ersten „richtigen“ Tag in Wacken.
Für alle Daheimgebliebenen gibts Wacken 2022 im kostenlosen Livestream.
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