Rock Hard Festival 2022: Ein Gefühl von Freiheit

News am 9. Juni 2022 von Maddin

Endlich wieder Live-Musik, normale Leute und das Gefühl von Freiheit. Das ist die Stimmung die einen empfing, wenn man das Gelände des Rock Hard Festivals 2022 betrat. Die Leute waren ausgelassen, haben gefeiert und waren überglücklich, dass sie endlich wieder raus konnten und unter Gleichgesinnten waren. Genauso war es auch für die Bands, die sich darauf freuten, endlich wieder vor Publikum zu spielen. Beste Voraussetzungen für ein verlängertes Festival Wochenende.

Bei strahlendem Sonnenschein begannen wir am Freitag mit Axxis. Vor der Bühne ist es da schon brechend voll und auch die Sitzplätze des Amphitheaters sind fast alle besetzt. Die Band startete, gut gelaunt, mit den Songs “Monster Hero”, “Tales of glory Island” und “Little War”. Die Stimmung übertrug sich direkt auf die Fans, welche sich als sehr Textsicher erwiesen und von Anfang an alle Lieder mitsingen konnten. Da die Band nach ihrem eigentlichen Set noch ein paar Minuten Zeit hatte, füllte sie diese mit einem Cover von “Na Na Hey Hey Kiss Him Goodbye”. Ein Song mit einem Refrain, den jeder kennt. Selbst wenn jemand ihn nicht kennt, dann kann er ihn nach einmal hören mitsingen. Deswegen schallte das “Na na na na, na na na na, hey hey, goodbye” auch noch lange, nach dem die Band die Bühne verlassen hatte, durch den Nordsternpark.

Danach blieb noch etwas Zeit um die Stimmbänder zu ölen, bevor es mit Heathen weiterging. Die Band aus San Francisco gab direkt Vollgas und der Moshpit war brechend voll. “We need you to be f***ing awesome” verlangte Sänger David White. Einem Wunsch, dem das Publikum gerne nachkam, denn es puschte sich und die Band weiter zu Höchstleistungen.

Da könnte man meinen, dass es die nächste Band nicht leicht hat, daran anzuknüpfen. Aber Sacred Reich ließen nichts anbrennen und drehten sofort voll auf. “Divide & Conquer” und “The American way” sorgten direkt für Stimmung vor der Bühne. Bevor es mit “Killing Machine” und “Love..Hate” weiterging, bedankte sich die Band noch einmal bei den Fans für ihre Unterstützung, denn ohne sie gäbe es die Band gar nicht und sie würden hier nicht auf der Bühne stehen. Bevor der Song “One Nation” gespielt wurde, meinte Sänger Phil Rind, dass “die Welt ein besserer Ort wäre, wenn sie wie ein Heavy Metal Festival wäre. Denn dort seien alle eine große Familie”. Wie eine große Familie feiert die die Leute auch weiter und genossen den Abend und die Show. Beendet wurde diese mit den Songs “Manifest Realitity”, “Death Squad” und “Surf Nicaragua”.


Die Party ging anschließend auf dem Campingplatz noch lange weiter, so dass am nächsten Morgen der eine oder andere mit einem dicken Schädel aufwachte. Gut, dass kurz nach Mittag zum Katerfrühstück mit Indian Nightmare geladen wurde. Der wilde Metalpunk der fünf Jungs ist genau das Richtige, um wieder wach zu werden. Und tatsächlich versammeln sich viele Fans vor der Bühne, um die Band zu feiern. Wer danach immer noch nicht wieder wach war, der konnte sich im Anschluss eine ordentliche Dosis Thrash Metal bei den Suicidal Angels abholen. Da wird jeder Headbanger wieder fit.

Als danach die Villagers of Ionnina City die Bühne betraten war es auch schon wieder richtig voll. Die Band nutzt Dudelsäcke oder Klarinetten um ihren Stoner Rock einen Folk Anstrich zu gegen. Die Songs sind ehr gediegen und eindringlich, was die Band vermutlich zur ungewöhnlichsten dieses Festivals machte. Trotzdem hatte sich eine große Fangemeinde vor der Bühne versammelt, die am Schluss auch lautstark Zugabe forderte. Leider ließ der eng getaktete Zeitplan dies nicht zu.

Für die Umbaupause waren gerade mal 20 Minuten veranschlagt und dann waren auch schon Atlantean Kodex an der Reihe. Die Band spielte bereits 2011 auf dem Festival, damals noch als Newcomer. Mittlerweile haben sie bereits drei Alben veröffentlicht, aus denen sie sich bei der Setlist bedienen konnten. Auch wenn Sänger Markus Becker mal kurz den Text vergessen hatte, präsentierten sie die Songs episch und kraftvoll wie gewohnt.

Dann war es Zeit, sich anzuschnallen und die Sitze in eine Aufrechte Position zu bringen. Denn mit The Night Flight Orchestra hoben wir ab und reisten zurück in die 80er. Das Spaßprojekt von Soilwork Sänger Björn Strid orientiert sich stark am Mainstream Rock dieser Epoche und die Flugbegleiterinnen haben sie auch direkt mitgebracht. Diese übernahmen dann gleich noch den Backgroundgesang. Eine ganze Menge gute Laune hatte die Band eingepackt und die Besucher hatten sichtlich Spaß. Anstatt des Circle Pits gab es hier Foxtrott und Polonaise.

Von den 80ern ging es weiter Richtung Schottland. Grave Digger haben mehrere Konzeptalben zur Geschichte dieses Landes aufgenommen. Da passt es gut, dass es kein Intro vom Band gab, sondern eine ganze Horde Musiker mit Trommeln und Dudelsäcken auf die Bühne marschierten. Dabei spielten sie “Scotland the brave”. Die Musiker legten mit “In the dark of the Sun” direkt los und rockten sich durch 40 Jahre Bandgeschichte. Auch ruhigere Töne wurden mit dem Song “The Ballad of Mary” angeschlagen. Allerdings stehen der Band die schnellen Nummern besser und wurden auch von den Zuschauern besser angenommen. Die unterstützen gerade bei den letzten Songs “Rebellion” und “Heavy Metal Breakdown” lautstark.

Danach sollte eigentlich Phil Campbell and the Bastard Sons kommen und ein Special Motörhead Set spielen. Leider mussten diese am Morgen absagen, denn ein Bandmitglied ist plötzlich krank geworden. Als Ersatz wurden Asphyx aus den Niederlanden gewonnen. Diese haben, nach einem kurzen Telefonat spontan zugesagt und machten sich auf den Weg nach Gelsenkirchen. Auch wenn viele sich gefreut hätten, mal wieder Motörhead Songs live auf einem Festival zu hören, waren sich doch alle einig das Asphyx ein solider Ersatz ist. Zwar schlagen sie Musikalisch in eine ganz andere Richtung, aber eine gute Death Metal Band passt definitiv ins Line Up. Deswegen merkt man auch gar nicht das hier ein Ersatz-Act spielt.

Im Anschluss blieb nicht viel Zeit, um die Batterien wieder aufzuladen, denn nach kurzer Pause kam der Headliner des Tages. Der war niemand geringeres als Blind Guardian. Die brachten eine ganz besonderen Show mit, denn sie spielten das komplette “Somewhere far beyond” Album. Zuerst ging es, nach dem Intro, allerdings mit “Into the Storm” vom “Nightfall in Middle-Earth“ Album los und weiter mit “Welcome to Dying”. Nachdem Song stellt Sänger Hansi Kürsch fest, dass “die Nachbarn kein Heavy Metal mögen” und er sich deswegen mit den Ansagen kurzhalten müsse, sonst reiche die Zeit nicht. Daher kehrten wir direkt wieder nach Mittelerde zurück mit den Liedern “Nightfall” und “Times stand still (at the Iron Hill)”. Nun war es so weit und die Band performte tatsächlich das Komplette “Somewhere far beyond” Album. Darauf sind viele Songs, die sie schon lange nicht mehr oder noch nie Live gespielt hatten. Aber natürlich auch Hits wie The Bard’s Song – In the Forest, der bei keinem Auftritt fehlen darf. Den Abend beendeten sie mit “Valhalla” und natürlich mit “Mirror Mirror”. Ein starker Auftritt und ein großartiges Ende für den zweiten Festival Tag.

Der Sonntag startete dann nach zwei Sonnigen Tagen mit dunklen Wolken am Himmel. Und als Sulphur Aeon, am Nachmittag, die Bühne betraten, fing es tatsächlich an zu regnen. Der Regen machte bis zum Abend immer nur kurze Pausen und sorgte so dafür, dass es im Infield vergleichsweise leer blieb. Ein paar Mutige fanden aber doch den Weg vor die Bühne und ließen sich von ein wenig Wasser nicht abschrecken. Während Artillery spielten konnte man zum ersten Mal auch einen kleinen Moshpit entdecken. Kein Wunder, denn das Thrash Gewitter der Band heizte die Menge ordentlich auf. So fanden Night Demon bei ihrem Auftritt ein gut gelauntes Publikum vor und hatten leichtes Spiel. Ihr schnörkelloser, traditioneller Heavy Metal, der extrem gut ankam, tat sein Übriges. Anscheinend hatten sie schon eine große Fanbase dabei, denn viele konnten die Songs direkt mitsingen.

Wer glaubt besser kann es nicht werden, der kennt Midnight noch nicht. Die Band spielt eine schwer zu beschreibende Mischung aus Punk, Speed-, Thrash- und Blackmetal. Die Bandmitglieder sind alle vermummt und liefern eine wahnsinns Show. Die Musiker stürmten wie verrückt über die Bühne und schaffen es kaum eine Sekunde einem Platz stehen zu bleiben. Eine Energie, die sich sofort auf das Publikum überträgt und den Moshpit direkt anwachsen lässt.

Was Midnight von der Bühne noch übriggelassen haben, wurde danach von Ex-Hanoi Rocks Sänger Michael Monroe weiter auseinandergenommen. Wie ein Berserker rennt und springt er über die Bühne, dabei flog auch schon mal der ein oder andere Mikrofon Ständer durch die Gegend. Eine unglaublich verrückte aber unglaublich gute Show lieferte er ab.

Als die Bühne wieder einigermaßen hergestellt war, gab es eine Ansprache des Veranstalters. Viele Fans sahen dieser mit großer Sorge entgegen, denn es machte sich, über das Wochenende, das Gerücht breit, dass das Festival im nächsten Jahr nicht mehr stattfinden sollte. Da wurde aber direkt Entwarnung gegeben. Auch im nächsten Jahr wird das Rock Hard Festival wieder stattfinden! Der Veranstalter bedankte sich lediglich bei den Fans für das großartige Wochenende und kündigte einen Special Guest an. Und zwar niemand geringeren als die Gelsenkirchener Ur-Gesteine von Sodom.

Diese brachten ebenfalls eine Überraschung mit, denn es wurde eine “Tapping the Vein“ Special Show zusammen mit Ex-Gitarrist Andy Brings gespielt. Drei Songs von besagtem Album, inklusive des Songs “Der Wachturm” wurden live gespielt.

Pünktlich zu Accept hörte der Regen wieder auf. Das und natürlich die unglaubliche Live-Power dieser Band lockten viele Fans wieder in das Amphitheater. Brechend voll war es, als Sänger Mark Tornillo und seine Jungs die Bühne betraten. Die eineinhalb Stunden Spielzeit reichten kaum aus, um alle Hits dieser Band zu spielen. Von ganz neuen Songs wie “Zombi Apocalypse” und “Symphony of Pain”, bis hin zu den Klassikern wie “Metalheart” und “Balls to the Wall” war alles dabei was sich das Hardrock Herz wünscht. Ein paar Klassiker wurden zu einem Medley zusammengefasst, damit sie überhaupt gespielt werden konnten. Den Abschluss bildete die Mitgröhl Nummer “I’m a Rebel”. Das Perfekte Ende für dieses fantastische Festival.

Insgesamt war das Rock Hard Festival wieder eine sehr entspannte und wunderschöne Party. Den Bands merkte man an, dass sie lange nicht Spielen durften und unglaublich froh waren, wieder auf einer Bühne stehen zu dürfen. So durften wir einige richtig gute Auftritte sehen. Leider haben die Preise für Bier und Essen ordentlich angezogen, aber das konnte die Stimmung nicht trüben. Wir sind froh, dass dieses kleine aber feine Festival wieder zurück ist und auch beiben wird.

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