Zum nunmehr dritten Mal erfreute sich die Messe Leipzig über den Besuch tausender Metalheads, Hardcorekids, Punks und jedem, der auf gute Musik steht, egal wie alt er ist, wo er herkommt oder welcher Subkultur er sich zugehörig fühlt.
Neun Jahre Impericon Festival, fünf Städte und drei Länder, so lautet die Bilanz für 2019. Vor allem Leipzig darf in dieser Auflistung natürlich nicht fehlen, sowohl als Geburtsort dieser Festivalreihe, als auch als Firmensitz vom gleichnamigen Onlineshop.
So fand am Samstag, dem 20.04.2019 das neunte Impericon Festival in Leipzig statt und reihte sich als vorletztes zwischen die Shows in Zürich, Oberhausen, Wien und München ein.
Lest hier den Bericht von Festivalhopper Gabriel.
Sage und schreibe 20 Bands und zwei Acoustic Live-Sets haben die Veranstalter in die knapp 14 Stunden gepackt, um wirklich jedem der Angereisten etwas zu bieten. Wem die ein oder andere Band nicht gefiel, der konnte auch einfach selbst das Mikro in die Hand nehmen, sich einen von rund 40 Hits der Rockszene aussuchen und gemeinsam mit der Berlin Allstarz Band auf der Metal Karaoke Stage von Radio Bob, alle anderen an seinem Talent teilhaben lassen.
Der Andrang an der Karaoke Stage war aber nicht nur wegen den interessanten Darbietungen der Freiwilligen so groß, auch das bombastische Wetter und die Essensstände trugen dazu bei, auch einfach mal nach draußen zu gehen und dort mit Freunden oder neuen Bekanntschaften ein Pläuschchen zu halten.
Drinnen eröffneten Rising Insane und Holding Absence die beiden großen Hauptbühnen, bevor Alpha Wolf und Fit For A King das Mikro übernahmen und dem noch etwas lahmen Haufen ein wenig auf die Sprünge halfen. Die Halle war schon gut gefüllt, der ein oder andere Crowdsurfer verirrte sich auch in Richtung Bühne und als sowohl Bassist und Gitarrist von Fit For A King von der Bühne ins Publikum gingen und zum Teil von eben diesem auf Händen getragen wurden, so nahm das Impericon Festival 2019 langsam Fahrt auf.
Auf der Lonsdale Stage folgten Get The Shot aus Kanada, welche dieses Jahr ihr zehnjähriges Bandbestehen feiern. Was für eine energiegeladene Hardcoreshow zu dieser zeitigen Stunde, die die fünf Herren um Sänger Jean-Philippe Lagacé, welcher meist mehr im und vor allem auf dem Publikum zu sehen war, dort ablieferten. Nicht nur seine Abneigung gegenüber dem Bühnengraben, äußerte er mit den Worten „Fuck those barricades!“ auch menschlich machte er kurz und knackig seine Meinung deutlich „fuck racism, fascism, sexsism and homophobia“ und erntete dafür viel Zuspruch aus der Crowd, welche gemeinsam mit ihm den Mittelfinger in die Höhe streckten.
Obey The Brave lockten ebenfalls zahlreiche Besucher vor die Monster Stage und auf die gegenüberliegenden Tribünen. Sie spielten nagelneue Songs, Sänger Alex Erian ging von der Bühne zum Publikum, aber trotzdem wollte die Stimmung nicht so, wie es sich die Kanadier vielleicht gewünscht hätten. Neben den beiden Mainstages und der Metal Karaoke Stage gab es in diesem Jahr noch eine vierte Bühne, die außerdem als Boxring und Merchstand fungierte. Sportkleidunghersteller Lonsdale, der FC St. Pauli Boxclub und das 8 Weapons Gym aus Leipzig hatten einen kompletten Boxring aufgebaut. Neben Showkämpfen gab es dort auch zwei acoustic Sets zu hören. Einmal von Defeater Sänger Derek Archambault und ein wenig später auch noch von Stick To Your Guns Sänger Jesse Barnett.
Während dem Auftritt von Counterparts, welche sich in die Riege der Kanadier einreihten, konnte man sich eine Ladung Hardcore abholen oder man schaute sich den ersten Boxkampf des Tages an. Rockig, trashig, fast schon etwas chaotisch ging es dann bei Norma Jean weiter oder für jeden, bei dem nicht jeder Ton sitzen muss, draußen bei der Karaoke Stage mit Klassikern von Rammstein, ACDC, Nirvana oder Limp Bizkit.
Nach wie vor war der Außenbereich der wohl bestbesuchteste Platz. Mit Leckereien vom Grill, Langos, Burger, Eis, veganem Gyros oder einem heißbegehrten Handbrot und einem kühlen Getränk ließ sich die Zeit in der Sonne noch angenehmer verbringen.
Mit kleinen technischen Problemen starteten die Pariser Rise Of The Northstar, lieferten dann aber eine saubere Show ab, welche ihnen durch eine wahre Flut an Crowdsurfern gedankt wurde. Mit ihrer Mischung aus Rap und Metal sind sie nicht nur interessant für die Ohren, auch optisch bietet der japanische Einfluss ein nicht alltägliches Bild.
Auf der Lonsdale Boxing Stage folgte das acoustic Set von Sänger Jesse Barnett, welches Songs von seiner Band Stick To Your Guns, Coversongs und auch selbstgeschriebene Lieder enthielt. Nachdem die Band am Morgen eine Panne mit Ihrem Tourbus bzw. dessen Anhänger hatte, stand Jesse trotzdem pünktlich hinter dem Mikro. Bei Songs wie „Forgiveness of self“ sang das Publikum laut im Chor, was eine unbeschreibliche Stimmung hervorbrachte.
Auf der Monster Stage wurde es im Anschluss schnell, düster und haarig, als The Black Dahlia Murder die Bühne betraten. Es gab feinsten Deathmetal, um die lange Mähne beim Headbangen mal ordentlich zu lüften, aber außer ein paar Pommesgabeln, welche sich in die Lüfte erstreckten, gab es nicht viel Bewegung zu den Songs vom neuen Album. Ähnlich wenig Bewegung gab es bei Defeater, was aber nicht am fehlenden Publikum oder schlechter Stimmung lag. Viel mehr ist dies der Musik und dem Inhalt der Texte zuzuschreiben, welche zum Nachdenken anregen. Sänger Derek machte Werbung für ihr neues Album, welches am 10. Mai erscheint und von welchem direkt ein paar neue Songs gespielt wurden.
Alles andere als ruhig, emotional und nachdenklich ging es bei der folgenden Band zur Sache, hier ging es eher um Party und hustlen. Deez Nuts aus Australien, welche ihren 12. Geburtstag feierten und getreu ihrem Motto Stay True, auch ihr Set mit diesem Song begannen, brachten die gut gefüllte Messe Halle Eins zum Tanzen, Moshen und vor allem forderten sie die Security mit zahlreichen Crowdsurfern. Da auch Nasty um den Fortbestand der Security bedacht sind und nicht möchte, dass diese keine Arbeit haben, forderte Sänger Matthias Tarnath sein Publikum mit den Worten „Die Securities haben gesagt, sie wollen mehr zu tun haben, also kommt zu Tausenden!“ zum Crowdsurfen auf. Und wie es bei einem Auftritt von Nasty fast üblich ist, hatten auch die Sanitäter ausreichend zu tun. Erstaunlich ruhig war Sänger Matti zwischen den Songs. Aus den üblichen regelmäßigen Statements zum Thema Politik und Gesellschaft wurde diesmal nur ein einziges. Beim letzten Lied Zero tolerance „Das geht an alle die, die meinen sie währen etwas Besseres. Verpisst euch, ihr seid nicht willkommen auf einer Nasty Show!„.
Es folgten Emmure mit einem lauten und chaotischen Auftritt, welcher von Stroboskoplicht und ständig wechselnden Bildern aus einem Beamer dominiert wurde.
Bei der folgenden Band fühlten sich wohl alle etwas fehl am Platz, welche zu Nasty und Emmure soeben noch Dampf abgelassen hatten. Bei Being As An Ocean gibt es keine Aggressionen, es gibt keine Gewalt und auch keinen Hass, welchen man in einem Moshpit herauslässt. Bei BAAO gibt es Gefühle, tiefgreifende Gedanken und Feuerzeuge und in den ersten Reihen immer sehr viel Nähe zu Sänger Joel Quartuccio, welchen man eigentlich permanent knuddeln möchte.
Mit dem Cover von Was du Liebe nennst, traten Callejon auf die Bühne und es begann eine weitere große Party an diesem Samstag. Es gab Bälle, es gab viele Crowdsurfer und das markanteste an diesem Auftritt war wohl die Ansage von Sänger Basti zu Schrei nach Liebe. „Das nächste Lied ist gegen scheiß Nazis! Und ich will dafür keinen Applaus, ich will das jeder es mit nach draußen trägt und das diese Scheiße von früher nicht wieder passiert.“ Und wenn bei diesem Song gemeinsam tausende Menschen laut Arschloch und Nazis raus rufen, dann hat man auch in dieser Szene noch die Hoffnung, dass sich nicht alles nur um die neusten Bandshirts, die größten Tunnel und die meisten Tattoos dreht. Sentimental wurde es bei Kind im Nebel, als unzählige Menschen Feuerzeuge entzündeten. Selbstverständlich durfte aber auch ihr wohl bekanntester Song Porn from Spain 2 nicht fehlen, sowie dessen Nachfolger.
Auch wenn Sänger Andreas mal einen Song falsch ansagt, so nimmt ihm und seiner Band Caliban das niemand für übel. Die Urgesteine in Sachen Metalcore, Made in Germany, schaffen es nach wie vor den Platz vor der Bühne zu füllen, während sie untermalt von einer tollen Bühnenbeleuchtung, erstklassigen Metalcore spielen.
Auch wenn es dieses Jahr nicht viele musikalische Ausreißer gibt, so stehen die fünf Punkrocker von den Donots definitiv an erster Stelle und trotz ihrer 25 jährigen Bandgeschichte, sind vor allem Sänger Ingo und Bruder Guido Knollmann an Elan kaum zu überbieten. Auch die Donots, bekannt für politische Statements, ließen es sich natürlich nicht nehmen, ein paar passende Worte zu finden „Egal ob Punk, Hardcore oder Metal, so lange alle es vereint gegen Nazis, Homophobie, Sexismus und Rassismus zu sein.“
„Jede Band macht ne wall of death, wir machen mal eine wall of deathinteresse. Alle rennen aufeinander zu und bleiben dann aber stehen.“ Ein paar Worte findet der Sänger auch für die Leute auf den Tribünen „Was ist mit dem Menschenregal, habt ihr Tickets gewonnen oder seid ihr einfach nur faul?“ Bei ihrem letzten und wohl bekanntesten Song we’re not gonna take it, singen alle mit und tragen Sänger Ingo auf den Händen über die Crowd.
Wie auch schon beim acoustic Set von Jesse Barnett lief bei Stick To Your Guns Take on me von A-Ha, diesmal allerdings nicht so krumm und schief gesungen und mit original Video auf den Vorhang der Bühne projiziert und als dieser fiel, ging das Spektakel auch schon los und die ersten Crowdsurfer trafen sich im Bühnengraben. Die Beteiligung bei married to the noise war einfach atemberaubend und Klassiker wie Amber brachten die Massen zum Ausrasten, Mitsingen und ein paar Runden im Circle Pit drehen. Während die Massen Stick To Your Guns feierten und den Bandnamen riefen, stellte Jesse fest, wie schrecklich sie dieser Name eigentlich rufen ließ. Denn nicht wie Get-The-Shot oder Coun-ter-parts funktioniert dies mit Sticktoyourguns.
Den Abschluss an diesem Tag machten Hollywood Undead, eine Hip-Hop Metal – crossover Kombo aus Kalifornien, welche scheinbar besonderen Wert auf viel Feuer, Funken, Licht und noch mehr Pyro legt. Es gab eigentlich keinen Song, bei dem keine Flammen vor der Bühne emporschossen, Funken sprühten oder Luftschlangen durch die Gegend flogen.
Den Leuten hat es auf jeden Fall gefallen und es war für alle eine große Party. Ein besonderer Moment war es sicher für Torben, welcher vom Publikum auf die Bühne geholt wurde, um dort seine Künste an der Gitarre zu präsentieren und einen Song mit der Band zu spielen. Selten gab es zu so später Stunde solche eine große Beteiligung bei einem Impericon Festival. Verständlich bei einem 14 Stunden Bandmarathon.
Ich denke, dass alle mit diesem Tag glücklich sein können, musikalisch war wieder für jeden etwas dabei, für das leibliche Wohl war wie immer gut gesorgt und die Orga war vorbildlich. Da es sich 2020 um den zehnten Geburtstag handelt, können wir uns alle bestimmt auf etwas Spektakuläres freuen.
Schaut Euch auch unseren Bericht vom letzten Jahr an, der das vorerst letzte Konzert von Heaven Shall Burn beinhaltet: Impericon Festival Leipzig 2018 – Kein Abschied für immer.
2. Februar 2023 um 09:57
Ja, ja, ich bin hier anwesend. Allerdings konnte ich nicht an der Metal Karaoke Stage teilnehmen, was schade ist. Ich würde mich freuen, wenn Radio BOB eine Sendung starten würde, in der die Hörer Karaoke singen können)))) In der Zwischenzeit können Sie die beste Rockmusik auf Radio BOB genießen! – https://radio-horen.de/bob