Schluss aus, das war’s. Zumindest für dieses Jahr. Die Impericon Festival Reihe durch Deutschland, Österreich und der Schweiz gipfelte am letzten Samstag, den 28. April 2018 in der Messehalle, mit der nunmehr bereits achten Auflage in Leipzig. Es war nicht nur das Tourfinale des Festivals, sondern auch das vorerst letzte Konzert der Metalcore-Band Heaven Shall Burn.
Was Leipzig daraus gemacht hat, könnt ihr im folgenden Bericht der Festivalhopper Anne und Gabriel lesen.
Samstagmorgen, halb zehn in Deutschland, Sachsen. Leipzig um genau zu sein. Auf Knoppers warten wir vergeblich, dafür öffnen sich auf dem Messegelände die Türen für das finale Impericon Festival 2018. Respekt an alle, die schon vor Ort waren und die Shows von Black Tooth Scares, The Plot in You, Polaris, Boston Manor und Novelists genießen konnten. Wir schafften es nicht ganz. Als wir das Messegelände betraten, vorbei an einer unkomplizierten Sicherheitskontrolle, schmetterten gerade Rings Of Saturn ihre Gitarrenklänge durch die Halle. Die Fläche vor der Bühne, war gut gefüllt und in der ersten Reihe wurde rhythmisch die wallende Mähne zu feinstem Deathcore geschüttelt. Aufgebaut hatte das Team von Impericon wieder zwei direkt nebeneinander stehende Bühnen. Die Marshall- und die Monster- Stage.
So war es für die Besucher nicht schwer direkt im Anschluss einen Schritt nach rechts zu gehen und Obey The Brave zu begrüßen. Die Jungs aus Kanada hatten sichtlich Bock und hätten wohl gern die Spielzeit von 30 Minuten noch etwas verlängert. Das tanzwütige Publikum hätte nichts dagegen gehabt und so belohnten sie die Band mit etlichen Crowdsurfern und gaben der Security von Movement ordentlich was zu tun.
Wer die Running Order nicht im Kopf oder zumindest vor Augen hatte, konnte spätestens jetzt auch so am Klang der Stimme erkennen, welche Band da auf der Monster Stage zu Gange war. Knocked Loose knallten dem headbangenden Publikum einen Song nach dem nächsten um die Ohren und Sänger Bryan Garris gab mit seiner Stimme, mit Wiedererkennungswert alles. Volle Power gaben auch die Teilnehmer auf der Hells Yells Metal-Karaoke Stage des Thundertrucks von Sponsor Teufel die beim Metal-Karaoke teilnahmen. Hier hatten die Besucher die Möglichkeit mit der Band BERLIN ALLSTARZ einen von 70 Titeln live zu performen. Vor dem Thundertruck regten sich einige Tänzer und Feierfreudige und bejubelten den kurzweiligen Superstar auf dem Karaoke-Truck.
Wer keine Lust auf Karaoke hatte, konnte bei schönstem Sonnenschein verschiedene kulinarische Köstlichkeiten genießen und so gab es neben Fleisch, Burgern und Nudeln auch eine leckere Auswahl an veganen Speisen. Das gute alte Handbrot, welches wir noch aus dem letzten Jahr kannten, hatte auch dieses Jahr neben den Getränkeständen wieder die längste Schlange. In der Halle befanden sich ringsum die Bühnen ausreichend Getränkestände, der obligatorische Bandmerch und einige Anlaufpunkte für Leute, die gerade keine Lust hatten sich im Pit auszutoben. Am Marshallstand konnte man selbst in die Saiten greifen und Monster-Energy sorgte dafür, dass man sich die Haare stylen lassen und danach direkt noch ein Foto von sich schießen konnte. Wer ein bisschen Input wollte, fand bei Sea Shepherd und der Hardcore Help Foundation genug Material und Merchandise. Währenddessen tobten We Came As Romans auf der Marshall-Stage und verlangten dem Publikum ordentlich was ab.
Etwas entspannen und durchatmen konnte man im Anschluss bei Alazka. Die Sänger Tobias und Kassim sorgten mit ihrem gefühlvollen Melodic Hardcore bei einigen Zuschauern für ordentlich Gänsehaut. Etwas Luft holen und regenerieren war auch bitter nötig, denn es folgten Attila auf der Marshall-Stage. Songs wie „Moshpit“ oder „Party with the devil“ brachten eine ordentliche Portion Aggressivität in den Pit und die Securities wieder ordentlich zum Schwitzen. Sänger Chris stellte direkt klar: „There are no rules at an Attila concert“ und lud das Publikum damit zum Abriss ein. Der ein oder Andere nahm diese Einladung etwas zu ernst und wurde umgehend von den Securities zur Ordnung gerufen und durfte erstmal nicht mehr im Pit mitspielen.
Es blieb nicht viel Zeit für eine Verschnaufpause, denn nebenan machten sich Any Given Day bereit die Fläche vor der Bühne zum Kochen zu bringen. „Ich brauche hier ein verdammtes Footballspiel“ forderte Sänger Dennis vom Publikum und bekam eine amtliche Wall of Death geliefert. Leipzig als Mutterschiff des Impericon Festivals machte den Jungs der Metalcoreband sichtlich Spaß und so startete das Publikum hier den ersten Versuch eines Circle Pits durch die Messehalle. Als Belohnung bekamen wir alle die Info, dass ein drittes Album in Arbeit sei und durften direkt mal antesten, wie der Song „Savior“ der neuen Platte so bei den Leuten ankam. Ein Meer aus Crowdsurfern schwemmte Richtung Security und zwischendrin sogar ein tanzender Lauch. Der Auftritt der Band endete mit dem Song „home is where the heart is“ und ließ bei den Fans der Band kaum einen Wunsch offen.
Von einem Kracher zum nächsten erwarteten uns Lionheart auf der Marshall-Stage. Das Publikum brauchte noch einen Moment um wieder zu Kräften zu kommen, aber spätestens nach den ersten zwei Songs waren wieder alle voll dabei. Inklusive Sänger Rob Watson, der für einen kurzen Moment sogar die Bühne verließ um bei seinen Fans in der ersten Reihe für ordentlich Stimmung zu sorgen. Der Auftritt der kalifornischen Band endete wie sie begann mit mehreren lauten „L.H.H.C“ Rufen. Schlag auf Schlag ging es auf der Monster-Stage weiter.
Dort empfingen uns Bury Tomorrow aus England und die üblichen Bilder. Headbangendes, crowdsurfendes Publikum, das zu wilden Gitarrenklängen alles gab. Sänger Daniel hatte durchweg positive Worte für seine „happy ugly family“ und lud uns als „cheerful bunch of motherf*ckers „ dazu ein unseren Nebenmann zu umarmen. Nachdem sich alle ein Stück näher gekommen waren wechselten wir wieder die Bühne. Silverstein, die kurz vorher ihr Akustik-Set auf dem Thunder-Truck wegen Stimmproblemen des Sängers abgesagt hatten, wollten sich die Möglichkeit, auf der Mainstage spielen zu können nicht nehmen lassen. Dass Sänger Shane es nicht leicht hatte, besonders in den höheren Tonlagen, war zu merken, tat aber dem Auftritt der kanadischen Band keinen Abbruch. Das Publikum war begeistert und die Jungs hoffentlich zufrieden.
Kanadisch ging es direkt im Anschluss weiter. Nämlich mit Comeback Kid, deren Sänger Andrew, duracell-like wie immer die Bühne rockte. Wer die Band schon live erlebt hat, weiß wie sehr er den Kontakt zu seinen Fans liebt und wie sehr ihn ein breiter Fotograben davon abhält zu selbigem Kontakt aufzunehmen. Und so natürlich auch beim diesjährigen Impericon Festival, welches den Gästen ganz schön was abverlangte. Nämlich eine Menge Durchhaltevermögen. Aber das tun wir gern, wenn wir wissen, dass Neaera eine(!) von zwei (!) Shows spielen. Die Jungs aus Münster hatten im September 2015 ihre Auflösung bekannt gegeben. Als sie aber davon erfuhren das Heaven Shall Burn beim diesjährigen Impericon Festival spielen würden, sagten sie auch zu. Zur großen Freude ihrer Fans, denn Sänger Benny bescherte den Leuten in den ersten Reihen einige Momente „zum Anfassen“. Die Fläche vor der Bühne platzte aus allen Nähten und vermutlich hätten die Fans noch stundenlang mitgefeiert, wenn nicht Eskimo Callboy schon in den Startlöchern gestanden hätten.
Sie eröffneten ihre Show mit reichlich Glitzerkonfetti und boten ihren Fans und den Besuchern des Impericon Festivals eine riesengroße Party, die mit noch mehr Glitzerkonfetti endete. „Ein großes Klassentreffen“, so betitelte Sänger Kevin liebevoll das Festival, auf welches sich anscheinend alle Bands sehr gefreut hatten. Wer nicht mitmoshen wollte oder nicht mehr konnte, hatte während des ganzen Tages auch die Möglichkeit die Bühnen von einer Tribüne aus zu beobachten. Die Ruhe vor dem Sturm kam mit Boysetsfire im Anschluss auf der Marshall-Stage. Die Herren mittleren Alters sind seit ihrer Reunion 2010 wieder auf den Bühnen zu sehen. Sänger Nathan Gray machte gleich zu Beginn klar, dass er zumindest zwischen den Songs nicht so die Rampensau sei, sondern den Kontakt zu seinen Fans lieber mit einem netten Gespräch suchte. Die Fläche vor der Bühne war während des Konzerts nicht so prall gefüllt, aber trotzdem war es eine solide Show für diesen langen Tag. Außerdem hatten Boysetsfire auch schon vorher ein etwas intimeres Akustikset auf dem Thundertruck abgeliefert. Vielleicht lag es auch daran, dass alle noch einmal durchatmen wollten, weil sie wussten, was geschehen würde.
Denn Heaven Shall Burn gaben sich die Ehre, den krönenden Abschluss des Festivaltages zu gestalten. Eine Bühnenkulisse, wie in einer alten Fabrikhalle, Feuer und Konfettischlangen brachten einen eindrucksvollen Start in eine 80 minütige Show. „Hallo Heimat!“ schallte es uns aus Sänger Marcus Mund entgegen. Die Menge antwortete mit lautem Applaus. Wir erlebtem nochmal alles in Superlative. Crowdsurfer, Headbanger, Moshpits, Circlepits , Wall of death und eine Security, die alle Hände voll zu tun hatte. Was Dennis von Any Given Day an diesem Tag schon einmal versucht hatte, nämlich den Circlepit um den FOH, was dann eher wie eine „Polonaise nach draußen“ ausgesehen hatte, wurde jetzt Realität. Ein riesengroßer Circlepit setzte sich durch die komplette Halle in Bewegung. Die Fans leerten nochmal alle Kraftreserven zum Song „voice oft the voiceless“.
Die Begeisterung des Publikums sollte der Band ein großes Zeichen sein. Sänger Marcus verkündete zwar, dass dies nun erst mal die letzte Show der Band war und einige Songs vielleicht zum letzten Mal gespielt wurden, aber er ließ seinen Fans auch ein Stück Hoffnung da. Man brauche jetzt erst einmal Zeit für „Familie, Frau, Freundin, Haustier, etc…“ aber die Resonanz der Fans zeige auch, dass es Quatsch wäre, für immer aufzuhören. Wir können uns also entspannt zurück lehnen, uns in Geduld üben und auf eine neue Scheibe warten. Pünktlich um Mitternacht endete dieser sehr lange ereignisreiche Tag auf der Messe Leipzig und hinterließ eine Menge glücklicher Fans. Vermutlich blieb auch eine Menge Müll liegen, denn der fand aus unserer Beobachtung nur selten den Weg in die dafür vorgesehenen Gefäße.
Rückblickend war es auch dieses Jahr ein gelungener Festivaltag und wir sind froh, dass wir Teil davon sein durften. Für das nächste Jahr wünschen wir uns wieder eine unkomplizierte Organisation und vielleicht sogar das ein oder andere politische oder gesellschaftskritische Statement der Bands, denn das hat uns in Erinnerung an das letzte Jahr ein bisschen gefehlt. In diesem Sinne hoffen wir, dass wir euch alle auch nächstes Jahr wieder vor Ort sehen werden.
Wir waren auch beim vorerst letzten HSB-Einzelkonzert: „Heaven Shall Burn | Grandioser Tourabschluss in Erfurt“
Schaut Euch auch unsere Berichte von den letzten Jahren an: „Impericon Festival 2017 – größer und politischer denn je„, sowie „Callejon VS Eskimo Callboy beim Impericon Festival in Leipzig„.
2. Mai 2018 um 11:34
Vielen Dank auch an euch für das erwähnen unseres Lauchs in eurem tollen Artikel 🤘
#lauchofimpericon