Man kann es kaum fassen, das Team um das HEATHEN Rockfestival hat die Karte um echte Schätze ergänzt. Schräg an diesem Festival ist, selbst wenn man der Meinung ist, man hat schon gut serviert bekommen, hier werden die Ohren satter als irgendwo anders in der Szene.
Leider gab es zeitgleich im Norden ein weiteres Festival, das den Frühstart etwas schwächer machte als üblich. Ich hatte das große Vergnügen direkt vergleichen zu dürfen und kann also sagen, dass es musikalisch nicht besser geht als beim HEATHEN in Hamburg und das zu einem Viertel des Preises. Sicher hinkt der Vergleich etwas, aber der Zeitraum war schlicht unglücklich für beide Feste.
Nichts desto Trotz waren ausgerechnet die harten Zellen ausgerechnet der Wacken Society mit ihrem noch härteren Kern „aus Prinzip und Tradition“ vor Ort (O-Ton). Das HEATHEN ist für Bands genau wie für Metalheads einfach immer der Saisonstarter und das familierste Festival Hamburgs. (Siehe Artikel – Familientreffen aus 2017)
Vorweg zur Info: 10 Bands für 27€ im Vorverkauf macht also 2,70€ pro Band. Was klingt wie eine Speisekarte an der Transitstrecke nach Berlin vor 1989 stimmt tatsächlich. In Zeiten wie wir sie derzeit in der Szene erleben eine absolute Ausnahme. Wer nun meint bei den Getränken abgezogen zu werden der hat sich getäuscht auch hier haben die 0,5 Liter Bier und Met Preise wie vor 6 -7 Jahren. Das Shirt gab es für 15€ was auch eher völlig neben den Hochpreistrends liegt. Dabei zu bleiben ist eben echter Hamburger Underground.
So hatten die HEATHEN Macher gleich als Opener eine Band geordert die absolutes Thema unter den Anwesenden wird, und ich selbst direkt bestraft da ich noch im Verkehr steckte als NEOPHYTE aus Hamburg abgefeuert hat. Das Festival bietet nämlich von 12 bis 0Uhr Vollgas. Dank des besten Stagemangers dieser Erde flogen die Changeover nur so durch. Wer also dachte ein Opener ist eher schwach, der möge nun wie ich einen Nervenzusammenbruch erleiden. NEOPHYTE spielten Metal mit einer Vielzahl von Einflüssen ohne Gebetbuch was wirklich hörenswert und Hamburger Spitze darstellt.
Das HEATHEN ist berühmt für seine Vielfalt an Styles, da wirklich für jeden Geschmack etwas dabei ist. Direkt danach wurde man von WASTED ROADS quasi umgeklobbt die eher wie eine Reinkarnation der DOORS erscheinen. Dieses Lob ist nicht etwa als „Coverkrempel“ zu sehen sondern eine satte Wiedergeburt und Fortsetzung eines ganz besonderen Sounds den sich sonst wohl keiner trauen würde.
Für den Tag fast etwas zu früh erschienen NIGHT LASER dann und nutzen die komplette Bühne für eine Show sondergleichen. Die Band wurde einmal als deutsche STEEL PANTHER tituliert was ich für eine echte Schande halte. NIGHT LASER spielt die sich dauernd wiederholenden Panther locker in die Ecke. Selten kam eine nüchterne, weil wassertrinkende, Band mit so viel Mitriss auf die Bühne. Das GLAM Rock Programm riss selbst die härtesten Metalheads von der Bank und auch aus den Ecken wurden die Leute tatsächlich an die Bühne gespielt. Man sollte diese Jungs dringend ernst nehmen, denn musikalisch war man von den Riffs und den Vocals mit dem ganz eigenem Sound auf dem Punkt.
Was vielen Festivals fehlt is dann von THEORY serviert worden. Eine gehörige Portion Progressive die man ansonsten schwer vermisst, da es komischerweise selbst bei den großen Festivals kaum mehr vorkommt. Die Dänen wurden nicht umsonst 2017 als eine der 20 besten Bands von Progsphere ausgezeichnet.
Die weiteste Anreise hatte ARMORED DAWN deren Zelte in Brasilien aufgebaut sind. Die Band lieferte einige epische Momente und waren im Bühnenmix perfekt platziert. Wer genau diese Reihenfolge festgelegt hat besitzt offenbar eine echte Gabe.
Weiter ging es dann mit Melodic Rock aus Schweden bei ISTAPP. Die Band sollte 2017 bereits auftreten. Das besondere an dieser Band ist, dass man sich auch für klare Stellen in den Vocals nicht zu schade ist was einen Topp Sänger zur Bedingung macht.
Danach gab es SPITFIRE eine Band die mir vor 2 Jahren bereits auf dem HEATHEN aufgefallen war. Mit dem guten „Opi“ Rock n‘ Roll im „KICK ASS STYLE“ sorgen die Jungs für Entspannung und gute Laune nach den gefühlt 20x schnelleren Bands danach und davor.
Es ging dann mit FEJD und skandinavischem Folkmetal in die nächste Runde – wieder zeigte sich, dass ein genreübergreifendes Lineup wirklich die Fans immer wieder in Erstaunen versetzt und mitnehmen kann, wenn man sich dann traut. Dieser Folkmetal kam wirklich auch in der Härte nicht zu kurz und war ein hörenswerter Nordimport.
Wieder ein besonderer Moment waren OBSCURITY die echten PAGAN auf die Bühne gehauen haben. Der Band war die jahrzehntelange Bühnenerfahrung anzumerken. Keinerlei stumpfe Routine sondern wirklichen Flow, was unheimlich gut angekommen ist. Wo sind solche Bands wenn man sie braucht?
Die letzte Band waren dann TERRA ATLANTICA ebenfalls echte Hamburger / Lübecker die eigentlich mit Power Metal gut weitere Stunden in die Nacht hätten gehen können.
Das HEATHEN ROCK bleibt ganz klar das Festival, auf dem jede Plattenfirma aus der Hüfte casten könnte. Wer einen Geheimtipp braucht der wird in Harburg im Riekhof mehr als bedient. Trotz der Bierpreise gab es kaum schwer angeschlagene Fans die einem die Laune verderben würden, sondern echte Musikfans unter den Metalheads die wissen warum sie jede Jahr hier aufschlagen.
Es bleibt den Veranstaltern also die Daumen zu drücken und die Treue zu halten, denn hier merkt man eben dass es nicht immer um Kohle geht sondern um Metal und den Geist auch unter den Leuten, der uns nach wie vor Alle verbindet.
Text und Fotos: Dirk Jacob www.facebook.com/Fotos.Dirk.Jacobs
11. Mai 2019 um 15:48
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