Nathan Gray, seines Zeichens Frontmann der Post-Hardcore-Institution BOYSETSFIRE gab unlängst sein Solo-Debut im Rahmen einer restlos ausverkauften Clubtour zum besten. Und gleich vorweg: Mr. Gray überzeugt durch seine zutiefst emotionale Performance so sehr, dass er im Mai erneut die deutschen Lande beehrt und dazu noch in verdammt exotischen Locations aufspielen wird. Am Rande des Gigs im Jenaer Rosenkeller nahmen sich die Festivalhopper Marie & Kay Nathan zu Brust und erlebten ein Interview der besonderen Art. Von einem der lange suchte und endlich zu finden scheint… (Fotocredit: Uncle M)
Festivalhopper: Hallo Nathan, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, uns im Vorfeld deines heutigen Solo-Konzerts ein Interview zu geben.
NATHAN: Danke, dass ICH euch Rede und Antwort stehen darf!
Festivalhopper KAY: Wir hatten bereits 2015 beim Boysetsfire-Gig im Berliner Huxley´s das Vergnügen Josh (Guitar) zu interviewen, obwohl wir mit Robert (Bass) verabredet waren und sich unsere Fragen auf ihn bezogen und auf Deutsch formuliert waren…
NATHAN: Was für ein Durcheinander manchmal bei uns… (lacht)
Festivalhopper MARIE: Es war dennoch ein super nettes Gespräch. Wir haben mehrheitlich Wortwitze gerissen und gelacht…
NATHAN: Josh ist wie ein lieber Bär. Er ist unser sesshafter Pol. Nach den Shows zieht er los und macht mit den Leuten einen drauf. Er freundet sich sofort mit Leuten an, unabhängig, ob auf einer Show oder sonst wo. Er ist einfach jemand der sagt: „Los kommt, lass uns was trinken gehen und Spaß haben“
Festivalhopper KAY: Definitiv ein sympathischer Typ, der Josh! Nunmehr als Solo-Künstler bist du die einzige Ansprechperson, wenn es um Interviews geht. Wie ist es für dich mit der Presse zu reden – magst du es oder ist es eher ein notwendiges Übel?
NATHAN: Wenn ich ehrlich bin, dann haben mich Interviews im Rahmen von Boysetsfire eher wenig interessiert. Mittlerweile schätze ich es sehr, dass die Leute mögen was ich tue und sich hinsetzen und mir dazu Fragen stellen. Das ist verdammt nochmal brilliant. Nie in meinem Leben hätte ich gesagt: „Oh lass mal ein Interview starten“. Aber es ist cool, es ist fantastisch. Wenn man die Möglichkeit dazu hast, sollte man es wertschätzen.
Festivalhopper MARIE: Heute ist der fünfte Tag deiner Tour, die ja aus insgesamt neun Konzerten in Deutschland und Österreich besteht. Jeden Tag tourst du in einer anderen Stadt. Zuvor standest du mit Boysetsfire auf der Bühne im Zuge des von euch veranstalteten Family First Festival in Köln. Woher nimmst du die Kraft um den harten Touralltag zu überstehen und trotzdem immer wieder so viel Energie auf die Bretter zu bringen?
Festivalhopper KAY: … zudem, da du dir ja auch keinerlei freie Tage zwischen den Shows gönnst.
NATHAN: Ich hasse freie Tage und mag es unter Strom zu stehen. Ich kann es nicht leiden, Zeit zu verschwenden. Ich bin nicht hier um frei zu haben. Ich bin hier um Musik zu machen, denn das ist was ich liebe. Da sind diese Momente bevor ich auf die Bühne gehe, bei denen ich Schmetterlinge im Bauch habe, nervös und hippelig bin. Nicht auszumalen, wenn ich diese jemals missen müsste…
Festivalhopper MARIE: Es geht also darum den Moment zu leben und ihn voll auszukosten…?
NATHAN: Absolut. Nur darum geht es!
Festivalhopper KAY: Stichwort Achtsamkeit! Das hört sich mehr nach der buddhistischen Weltanschauung an, nicht nach der Kirche von Satan (der Nathan sich in der Vergangenheit zugehörig fühlte; Anm. d. Red.). Eigentlich wollten wir das Thema Satanismus ausklammern, aber es drängt sich an der Stelle quasi auf?
NATHAN: Naja, ich habe mich von der Church of Satan distanziert. Wobei ich sagen muss, dass es trotzdem einige Auffassungen gibt, bei denen ich weiterhin mitgehe. Auch in der Kirche von Satan gibt es Leute, die ebenfalls Buddhismus-ähnliche Glaubenssätze verfolgen. Aber was ich begriffen habe, ist, dass es darum geht, keine Zeit zu verschwenden…
Festivalhopper KAY: Bei eurem Auftritt in Köln kam ganz plötzlich ein sehr intensiver Duft von Räucherstäbchen, der die ganze Halle flutete. Was hat es damit auf sich? Ist das eine Inspiration von eurem Band-Yogi Robert (welcher zuletzt Yoga-Sessions gab; Anm. d. Red.)?
NATHAN: Ja, dass kann man so sagen. Robert und Chad mögen Räucherstäbchen. Aber gut, andernfalls stehen da eben nur stinkende, schwitzende Typen auf der Bühne. Ich muss zugeben, es schafft eine spezielle Atmosphäre, bei welcher alle Sinne wirken. Es geht da weniger um spirituelle Verbundenheit. Für unsere Gehirne ist es das Zeichen: „Okay, it´s Showtime!“
Festivalhopper KAY: Auf jeden Fall war es eine ganz besondere Atmosphäre, als man plötzlich diesen Duft wahrgenommen hat und jeder fokussiert zur Bühne schaute.
NATHAN: Richtig. Du riechst es und merkst, da passiert jetzt was. Das ist so ein Kram, den ich echt mag.
Festivalhopper MARIE: Von der großen Bühne in Köln zusammen mit Boysetsfire zur kleinen Clubshow im Rahmen deiner Solo-Tour. Was ist dabei die größte Herausforderung beim Down-Scaling und was ist dein Eindruck von den ersten Solo-Gigs?
NATHAN: Naja, Down-Scaling ist nicht wirklich eine große Herausforderung. Es ist eben anders, nun alleine aufgeregt im Backstage rumzuhängen. Aber es hat definitiv einen riesigen Vorteil: Der Soundcheck ist super unkompliziert. Ich spiele einen halben Song an… „Alles gut? Prima!“ … und das wars (lacht). Dagegen dauert ein Boysetsfire-Soundcheck immer mindestens 2 Stunden. Mit dem gesamten Set-up brauchen wir also ca 45 Minuten und das wars. Da bleibt auf einmal so viel Zeit vor einer Show, was super ist.
Festivalhopper KAY: Bist du derzeit ähnlich wie zusammen mit Boysetsfire in einem großen Tour-Bus unterwegs?
NATHAN: Wir sind zu Zweit, Oise (Tourmanager und guter Freund; Anm. d. Red.) und ich, in einem Transporter unterwegs. Alles was wir brauchen haben wir dabei. Das ist super, denn ich mag diese kleinen, unkomplizierten Shows total. Denn alles was ich möchte, ist, etwas Neues, Spezielles rüber zu bringen, was die Leute erreicht und bei dem sie partizipieren können. Mit Boysetsfire habe ich immer versucht es so persönlich wie möglich wirken zu lassen, aber aufgrund der Größe der Band und der Shows war das eben häufig nicht leicht. Und jetzt, im Rahmen dieser kleinen Solo-Shows, kann ich einfach zwischendurch aussetzen, zum Publikum sprechen und eine Menge persönlicher Dinge über die Songs und mich selbst sagen. Und anschließend gehe ich von der Bühne zu den Leuten, spreche, lache und weine mit ihnen. Nachts im Hotel habe ich dann das Bedürfnis, unbedingt mit jemanden sprechen zu müssen (lacht). Es ist einfach unglaublich schön – ich kann es kaum erwarten, im Mai für weitere Shows nach Deutschland zurück zu kommen. Dann mit instrumentaler Begleitung und weiteren Songs. Das wird gut, denn dann bin ich nachts nicht mehr alleine (lacht).
Festivalhopper KAY: Das ist deine erste Solo-Tour und sie war dennoch verdammt schnell ausverkauft. Glückwunsch dazu!
NATHAN: Vielen Dank dafür! Ich war völlig überwältigt, dass die Shows innerhalb weniger Wochen ausverkauft waren. Holy shit – das ist großartig!
Festivalhopper KAY: Ein Blick auf die musikalische Karriere von Nathan Gray könnte folgendermaßen beschrieben werden: The king is dead. Long live the king! Du hattest & hast abseits von BSF mit The Casting Out, I am Heresy & The Nathan Gray Collective eine Menge Projekte am Start.
Wie passt der gegenwärtige Nathan Gray als Singer-/Songwriter mit dem Solodebut „feral hymns“ in diese Evolution?
NATHAN: (lacht über das Zitat) Mhhh, es passt in diese Evolution als seine Art Endgültigkeit. Endgültig eine Form gefunden zu haben, das rüber zu bringen, was ich immer wollte. Ich bin endlich an einem Punkt, an welchem ich mich nicht mehr verstecken muss. Ich habe Boysetsfire als Band, die immer da sein wird, ohne uns je wieder zu trennen. Wenn wir Musik machen wollen, machen wir Musik. Die restliche Zeit arbeite ich an meinem Solo-Projekt. Es ist wirklich bereichernd, diese Lösung gefunden zu haben. Das bin ICH und das, was ich immer sein wollte. Es ist eine Sammlung der Dinge, die ich in der Vergangenheit getan habe um dorthin zu kommen, wo ich jetzt bin und wo ich sein will.
Festivalhopper KAY: Also kann man sagen, dass du zusammen mit Boysetsfire stetig gewachsen bist um an diesen Punkt zu kommen, der die reinste und authentischte Art deines musikalischen Wirkens darstellt!?!
NATHAN: Exakt! Und “feral hymns” stellt das auf eine Basis. Zurück zur Natur der Dinge und der Simplizität meines Wirkens ohne zu verkomplizieren.
Festivalhopper KAY: “feral hymns” fühlt sich für den geneigten Hörer verdammt intim und offenherzig an. Wie würdest du das Album in seiner Gesamtheit beschreiben und was daran ist „feral“?
NATHAN: Man kann es im genannten Kontext verstehen. Es versucht sich der Einfachheit und Natürlichkeit zu verschreiben. Es ist wie ein ungezämtes, wildes Tier – eben „feral“. Ich habe in der Vergangenheit auf Facebook häufig mit dem Sinnbild einer Ziege gespielt, denn dieses verdeutlicht für mich die Atribute der Einfachheit und zugleich Ungezähmtheit der Natur sehr gut. Ich habe meine eigene Philosophie gefunden und die Wild- und Ungezähmtheit, die darin verborgen ist. Von der Church of Satan habe ich meinen Altruismus bezogen, die Fähigkeit für andere zu fühlen. Aber es scheint, dass das bei Weitem noch nicht das Ende ist. Ist fühlt sich wie ein Beginn an: Schau, ich bin nicht länger in Unsicherheit darüber, was das Richtige für mich ist. Wir müssen global und gemeinschaftlich denken. Wir müssen unser Glück nach außen transportieren, denn glückliche Menschen urteilen und richten nicht über andere und tuen niemandem weh. Ich möchte Attribute wie Liebe und Respekt für mich sprechen lassen. Das soll aber nicht heißen, dass man bedingungslos seine Liebe geben sollte. Aber man sollte eine Offenherzigkeit, eine Philosophie aus Liebe und Respekt für sich sprechen lassen.
Zu realisieren, wie glücklich du mit dir selbst bist und wie das andere beeinflusst. Ich stelle mich da über niemanden anderen, wenn ich den Leuten klar mache, dass es im Wesentlichen darum geht.
Es gab in meiner Vergangenheit einige Pfade, die ich aus einer guten Intention heraus eingeschlagen habe, welche mich aber durch die Kritik von außen dazu gebracht haben einzusehen, dass diese nur anteilig richtig sind, auch wenn diese Kritik von schlechten Menschen kam. Dann musst du dich hinterfragen und die Bereitschaft haben, umzukehren. Es gibt mir viel Kraft mit Menschen zu sprechen, die ähnliche Wege hinter sich haben und die Kraft hatten, umzukehren.
Es ist wirklich einfach, sich der Furcht vor etwas hinzugeben und Empörung zu äußern. So wie wir es derzeit an den Leuten sehen, die Muslime, Immigranten und Flüchtlinge für Dinge verantwortlich machen, die sie zuvor nie gesehen haben und über Dinge richten, die sie nie erlebt haben. Als ich meinen Pfad eingeschlagen habe, war die Ursache der Ärger über den Einfluss von Religion, an einem Punkt, als mich Relgion sehr verletzte.
Festivalhopper KAY: Was bei dir in einer sehr frühen Lebensphase der Fall war…
NATHAN: Ja, ich sage immernoch, dass Religion Bullshit ist. Mein Problem damit ist, dass Religion Aussagen trifft, die offensichtlich das Individuum betreffen. Und an diesem Punkt wird es gefährlich, wenn Menschen Ideologien untergeordnet werden. Das war der Punkt, an welchem ich Anstoß genommen und meinen Ärger geäußert habe und wo der Unmut über die spezifische Situation zu einer Empörung über das große Ganze geführt hat.
Und das ist der Punkt, worauf die ganze „feral“-Idee aufbaut und wann du mit dir selbst in Berührung kommst mit der Fähigkeit, freundlicher, liebevoller und fürsorglicher für dich und andere zu werden.
Festivalhopper KAY: Ich verstehe es so: Du reflektierst diese Zeit in deiner Vergangenheit, welche voller Schmerz und Ärger war, projezierst deine Erfahrungen auf die Leute, die gegenwärtig aufgrund Schmerz und Ärger schlecht zu anderen sind, entwickelst so ein Verständnis und versuchst aufbauend auf positiven Emotionen und Mitgefühl dein Umfeld zu erreichen, sodass es sich ebenfalls hinterfragt und idealerweise deinen Weg als Vorbild adaptiert.
NATHAN: Ja, das entspricht der Idee dahinter. Ich sehe diesen großen Verlust an Menschlichkeit und das tut mir wirklich weh. Trump in den Staaten, der Brexit in Großbritannien, zunehmende nationalistische und rechte Tendenzen sogar in Deutschland.
Im Vorfeld der Tour habe ich mir mir gesagt, dass ich das definitiv auf den Konzerten ansprechen werde, denn ich will auf keinen Fall so werden wie diese Menschen. Es ist ja nicht so, dass niemand sie sieht und kennt. Leute wie Trump bereuen nicht, was sie in ihrem verdammten Leben getan haben. Sie reflektieren sich nicht, sie entschuldigen sich nicht – sie gehen einfach weiter und verletzen viele weitere Menschen.
Festivalhopper KAY: Wow, wir könnten jetzt noch Stunden darüber philosophieren. Bleibt überhaupt noch Zeit zum quatschen?
NATHAN: Oh ja, jaaa. Auf jeden Fall… (lacht)
Festivalhopper MARIE: Ok, weiter geht’s: Die Tiefsinnigkeit und Emotionalität deines Gesangs wird auf dem Album durch überwiegend ruhige Klänge (Gitarre, Klavier, Cello) unterstrichen. Was hat zur Wahl dieser Stilmittel/Elemente beigetragen und wie kannst du sie allein auf der Bühne kompensieren?
NATHAN: Ich versuche durch die Wahl des Sounds die Songs zu ihrem Ursprung zurück bringen – also die Emotion in den Momenten, als ich sie geschrieben habe. Zum Beispiel die Songs von The Casting Out, die auf “feral hymns” musikalisch neu interpretiert wurden. Was die Instrumente angeht, so finde ich, dass ein Cello eine sehr emotionale Stimmung erzeugt. So soll Cello wohl das Instrument sein, welches der menschlichen Stimme am ähnlichsten ist. Es erzeugt eine menschlich-warme Stimmung – genau deshalb habe ich darauf zurückgegriffen.
Der Gesang stammt fast ausschließlich von mir, außer die Frauenstimme, welche von einer guten Freundin eingesungen wurde.
Festivalhopper KAY: Aha, ich dachte die weibliche Stimme bist du mit einer zupackenden Hand in deinem Schritt?
NATHAN: (lacht) Yes, grapping my nuts… Die Songs sollen im Wesentlichen einfach und als wären sie im Keller aufgenommen rüberkommen. Roh und nackt, aber dennoch gut klingend.
Festivalhopper KAY … und somit unterstreichen, dass die direkt vom Herzen kommen.
NATHAN: Genau! Es soll so persönlich wie möglich klingen!
Festivalhopper KAY: Ok, wir könnten das Album jetzt bis ins Detail analysieren, aber im Grunde geht es ja darum, dass jeder Hörer seinen eigenen Zugang zu den Songs findet und seine persönlichen Interpretationen zulässt. Weg von „feral hymns“ hin zu Nathan Gray himself.
Du begleitest dich selbst mit der Gitarre. In der Vergangenheit hat man dich meist ausschließlich als Sänger wahrgenommen. Wie steht es um deine Gitarrenkünste und spielst du noch andere Instrumente?
NATHAN: Ich spiele nur ein wenig Gitarre und bin gerade dabei, mir einige Basics selbst beizubringen. Ich greife hauptsächlich Powerchords, versuche diese aber trotz ihrer Einfachheit so zu spielen, dass sie interessant klingen.
Festivalhopper KAY: Alles klar – Tuning Drop D und durchziehen. Kenn ich sehr gut von mir selbst!
NATHAN: (lacht laut) Ja, ganz genau. Du kennst den Trick zu bescheißen. Ich übe nicht sehr viel, habe die grundlegenden Chords gelernt und dann Drop D entdeckt mit der Einsicht: „Fuck yeah!!! It´s so easy!” (Lacht). Auf der Bühne spiele ich eine normal gestimmte Gitarre und meine Hauptgitarre mit Drop D-Tuning. Wenn die Songs zukünftig komplexer werden sollten, hole ich mir Unterstützung dazu und ich spiele die Baseline.
Festivalhopper KAY: Wäre Chad (Gitarrist von Boysetsfire; Anm. d. Red.) nicht ein guter Support? Durch eure Akustik-Einlagen habt ihr ja viel Erfahrung miteinander und ganz ehrlich, ihr seid zusammen mega unterhaltsam!
NATHAN: Ja, das könnte durchaus passieren (lacht). Wenn ich es schaffe ihn zu motivieren, mit mir auf Tour zu gehen. Ich hoffe das klappt irgendwann mal. Chad ist einer meiner engsten Freunde, so wie eigentlich die ganze Band. Chad, Robert und Josh sind wie Brüder für mich. Wir leben sogar in direkter Nachbarschaft zueinander, trinken Bier, spielen Darts und hängen einfach zusammen rum. Das ist großartig!
Das ist dann auch das was du meintest und was man auf der Bühne sieht: Wir haben in der Vergangenheit viele akustische Stücke zusammen eingespielt, hängen viel zusammen rum und geben uns einfach so natürlich wie zu Hause.
Festivalhopper MARIE: In unserem Interview von 2015 erzählte uns Josh, dass ihr, also Josh und du, für eine Art Wohltätigkeitsorganisation arbeitet, welche behinderten Menschen hilft…
NATHAN: Ja, das stimmt. Josh arbeitet immernoch dort, ich allerdings nicht mehr.
Festivalhopper KAY: Hast du aktuell einen Job oder kannst du allein vom Musik machen leben?
NATHAN: In den Staaten gibt es keine gesetzliche Krankenversicherung. Deshalb habe ich einen Job im Bereich Personalmanagement, nur um versichert zu sein.
Ich bin absolut kein Business-Typ und könnte Musik auch nicht aus einem geschäftlichen Bewegrund machen. Das wäre gar nicht mein Ding!
Festivalhopper MARIE: Die beiden letzten Fragen: Was ist inhaltlich bzw. musikalisch dein Hauptanliegen, was du deinen Hören/Fans mit auf den Weg geben willst?
NATHAN: Ich möchte im Rahmen der Tour den Leuten einen Abend ermöglichen, an welchem sie wirklich in der Gegenwart sind. Ich möchte mit ihnen zusammen Teil des Moments sein. Generell möchte ich meinen eigenen tiefen Gefühlen Ausdruck zu verleihen um so eine Verbindung zu den Menschen herzustellen. So das keiner das Gefühl hat, alleine da zu stehen, da eben auch sein Lieblingssänger durch dieselbe Scheiße gegangen ist. Ich möchte die Leute inspirieren, sich wieder dem Positiven zuzuwenden. Denn glückliche Menschen verletzen niemanden anderen. Sie reklektieren sich und ihre Taten – das ist verdammt wichtig. Ich möchte die Leute dazu bringen, sich selbst zu helfen um dann für andere da zu sein. Darum geht´s mir im Wesentlichen!
Festivalhopper KAY: Welch´ altruistische Motivation! Ok, eine letzte Frage haben wir noch. Boysetsfire hat und hatte stets eine besondere Bindung zu Deutschland und den hiesigen Fans. Das Family First Festival findet nicht ohne Grund schon zum zweiten Mal in good fuck*** old Germany statt und auch der Umstand, dass deine Solo-Auftritte hier ihren Anfang genommen haben und du bald schon wieder für zusätzliche Konzerte über den großen Teich kommst.
Was ist das besondere an Deutschland für dich bzw. Boysetsfire?
NATHAN: Ganz ehrlich? Keiner (in der Band) versteht das so richtig (lacht).
Da ist so eine großartige spirituelle Verbindung, die schon immer da war. Diese überschwängliche Liebe die uns hier entgegen schlägt. Ohne es zu zerreden – it´s just fucking awsome. Alles was zählt ist diese besondere Verbindung zwischen den Menschen. Und das führt mich auch zum eigentlich Kern der Sache: Ich versuche solche Dinge nicht mehr auf einem vermeintlichen höheren Level zu zerdenken, sondern einfach zu fühlen (und dankbar zu sein).
Festivalhopper KAY: Da ist sie wieder, die Spiritualität. Und vielleicht anteilig auch wieder der Bezug zur Religion, weil sich ja beide häufig anteilig bedingen…
NATHAN: Ganz egal ob du Christ, Buddhist oder was auch immer bist. Halte Ausschau und finde deinen Glauben. Wenn du einem höheren Plan folgst oder eine spezielle Sicht auf die Dinge hast – Prima! Dann kannst du andere Dinge akzeptieren und gegebenenfalls loslassen. Es dreht sich eigentlich alles nur darum, deinen Weg zu finden. Deinen Weg zu Glückseligkeit und Liebe. Bitte bleibt dran!!!
Festivalhopper KAY: Oh je, wie sollen wir dieses Gespräch unseren Lesern nur als Interview verkaufen, wenn es doch vielmehr ein sehr inspirierender philosophisch-spiritueller Diskurs war. Lieber Nathan, vielen Dank für deine Zeit und die offenen Worte. Auf bald hoffentlich!
NATHAN: Na klar! Vielen Dank euch beiden für das nette Gespräch!!!
Hier geht’s zu unserem letzten Interview mit BoySetsFire „Interview & Tourstart 2016!“.
„An Evening With Nathan Gray“ [Tickets] könnt ihr im Mai hier erleben:
- 22.05.2018 Bremen, Modernes
- 23.05.2018 Leipzig, UT Connewitz
- 24.05.2018 Berlin, Heimathafen Neukölln
- 25.05.2018 Wiesbaden, Ringkirche
- 26.05.2018 Iserlohn, Dechenhöhle und Deutsches Höhlenmuseum Iserlohn
- 27.05.2018 Iserlohn, Dechenhöhle und Deutsches Höhlenmuseum Iserlohn
Boysetsfire werden dieses Jahr unter anderen bei Hurricane [Tickets], Southside [Tickets], Vainstream Rockfest oder Punk In Drublic spielen – hier gibts die kompletten Boysetsfire Tourdaten, und sowieso: www.boysetsfire.net.
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