Am 23.04.2016 fand bereits zum sechsten Mal das Impericon Festival in Leipzig statt und so versammelten sich auch an diesem Samstag wieder zahlreiche Vertreter der Hard- und Metalcore Szene, um den rund 5000 angereisten Musikbegeisterten den Tag zu versüßen.
Nachdem bereits am Freitag die Festivalreihe aus dem Hause Impericon in Oberhausen startete, ging es auch dieses Mal wieder in die altbewährte Leipziger Location auf dem Agra Messegelände.
Welche Ausmaße dieses Festival mittlerweile angenommen hat, sieht man, wenn man sich die sieben weiteren Städte anschaut, in denen der Leipziger Onlineshop diese Veranstaltung auf die Beine stellt. So gibt es neben Oberhausen, Leipzig und München in Deutschland auch noch in Amsterdam, Wien, Zürich, Paris, Manchester und London bis Anfang Mai ordentlich auf die Ohren.
Ein Bericht der Festivalhopper Gabriel und Anne, vom Leipziger Impericon Festival.
Anders als in den letzten Jahren, spielte das Wetter am Samstag leider nicht so mit, wie gewünscht. Das Thermometer zeigte keine zehn Grad und auch der Himmel sah nicht sonderlich vielversprechend aus.
Als wir gegen Mittag am Gelände der Agra ankamen, hieß es erstmal wieder vier Euro fürs Parken abdrücken und auf schnellstem Weg zum Einlass ein Bändchen ergattern. Wir mussten uns etwas beeilen, um noch die letzten Töne von Any Given Day aus Gelsenkirchen und ihrem wohl bekanntesten und erfolgreichsten Lied, dem Cover Diamonds von Rihanna, mitzubekommen. Leider waren wir sehr spät dran und verpassten so Hellions, Vitja, Coldburn und Hundredth. Der Start in diesen Festivaltag begann aber auch unglaublich zeitig. Bereits um 9.30 Uhr war Einlass und 10.15 Uhr Beginn der ersten Band – das ist echt ne ordentliche Hausnummer wenn man bedenkt, dass die letzte Band erst 23.00 Uhr vorbei ist. Wenn man sich die Running Order der anderen Städte so anschaut, dann ist Leipzig die Ausnahme was das frühe Aufstehen angeht und vielleicht sollte man in Zukunft lieber auf den ein oder anderen Act verzichten.
Nachdem Any Given Day eine saubere Show abgeliefert und die Halle schon zu gut Dreiviertel gefüllt hatten, sahen wir uns erstmal in Ruhe um und erkundeten die Location. Im großen und ganzen hatte sich im Vergleich zum Vorjahr auch nicht viel verändert. Am Einlass fiel uns aber direkt etwas bedauerlich auf: von den fünf oder sechs Schleusen waren lediglich zwei besetzt und so gab es unnötig lange Schlangen beim betreten des Geländes. Vor der Halle stand ein riesengroßer Militär LKW, von der Firma Teufel umgebaut. Dieser beschallte alle Besucher mit Musik, während diese sich Essen oder Getränke holten. Es sollte auch wieder für jeden etwas dabei gewesen sein, egal ob gegrilltes Fleisch, frittiertes Langos, gebackenes Ofenbrot, vegane Hotdogs und Burger von der Veldküche, Eis, Crepes und Kaffee oder gar einen Baumstriezel. Auch Getränke gab es sowohl Drinnen, als auch Draußen – nicht nur die, zu halbwegs fairen Preisen. Lediglich ein Besucher war etwas erbost über den fehlenden Jägermeister.
Drinnen gab es wieder jede Menge Merch der einzelnen Bands. Unter anderem Stände von der Hardcore Help Foundation, Peta 2, Matar und Ironnail; man konnte sich die Haare von zwei professionellen Friseuren schneiden lassen oder seine eigene Musik am Ibanez Stand machen, wenn einem die Band auf der Bühne grad mal nicht gefallen hat. Als großer Sponsor beteiligte sich Monster Energy.
Musikalisch folgten Chelsea Grin, eine Deathcore Band aus Amerika und es wurde eine ganze Ecke härter, sowohl auf der Bühne als auch im Publikum. Aggressive Moshpits und einige Crowdsurfer waren der Dank für die fiesen Breakdowns der Amis. Etwas ruhiger, aber auf keinen Fall weniger gut, ging es weiter mit Post-Hardcore von Blessthefall. Viel klarer Gesang, gemischt mit einer ordentlichen Portion Metalcore und ein paar dicken Bässen, bescherten auch diesem Auftritt eine Menge Applaus, Crowdsurfer und viel Bewegung im Pit.
Schnell, laut und böse kamen die Kanadier von Despised Icon daher, ballerten der Menge ein paar maschinengewehrartige Schlagzeugsalven um die Ohren, brachten die Leute zum headbangen und im Kreis rennen und dann verschwanden sie auch schon wieder von der Bühne.
Wer zwischendurch keine Lust auf Tanzen oder Essen hatte, der konnte sich auch in die lange Schlange neben der Bühne stellen, um sich am anderen Ende ein Autogramm diverser Bands abzuholen. So hatte man zum Beispiel die Möglichkeit Any Given Day oder Eskimo Callboy mal kurz persönlich zu treffen, anzufassen, dran zu riechen oder sich einfach nur die Namen der Jungs auf den Schlüppi schreiben zu lassen.
Nach Despised Icon und den vereinzelten Crowdsurfern, rollte bei Bury Tomorrow eine wahre Flut von diesen in Richtung Bühne und über die dort eingesetzten Securitys, welche als eine Art Wellenbrecher herhalten mussten. Wenn sich ein Sänger hunderte Crowdsurfer wünscht, dann soll er diese auch bekommen. Als Belohnung für eine schöne Metalcore Show, bei der auch sonst ordentlich was los war und sich mehrere Leute zum Circle Pit versammelten.
Eher ruhig und melancholisch ging es mit Northlane weiter. Die fünf Australier mischen aggressiven Hardcore mit extrem ruhigen und langsamen Parts, eher ruhig und verhalten war auch das Publikum.
Richtig auf die Fresse, und das leider nicht nur musikalisch gesehen, gab es bei der Beatdown-Hardcore Band Nasty aus Belgien. Wie wir finden, eine der besten Live-Bands und das nicht nur auf dem Impericon Festival. Gute Musik trifft auf klare Statements und das ganze untermauert von einem Sänger, welcher einfach für die Bühne gemacht ist. Politik und Gesellschaftskritik sind für diese Band kein Fremdwort und so gibt es bei jedem Auftritt deutliche Aussagen von Sänger Matthias, egal ob aktuelle politische Themen, Konsumverhalten oder menschliche Unarten. So fordert er die Leute auf, sich um ihre eigenen Probleme zu kümmern, anstatt sich damit zu beschäftigen, wie andere aussehen oder sich kleiden. Auch für alle Rassisten hat er wieder die passenden Worte: „Jeder der meint, er wäre was besseres, aufgrund von Herkunft oder Hautfarbe…verpiss dich!!!“ Dass scheinbar nicht jeder Festivalbesucher zugehört hat oder die gesprochenen Worte nicht durch jeden muskulösen Körper bis hin zum Gehirn dringen, demonstrierten wieder ein paar absolut rücksichtslose Leute, für die es scheinbar wichtiger ist zu provozieren oder andere zu verletzen oder zumindest in Gefahr zu bringen. Ja, es ist Beatdown, ja, es gibt Moshpits. Wenn den Leuten aber im Umkreis von zehn Metern um das Pit jeglicher Spaß am Konzert genommen wird, weil man nur auf die anderen und nicht auf die Bühne achten muss, dann ist solch ein Verhalten absolut kontraproduktiv.
Die Situation beruhigte sich zumindest wieder etwas bei Emmure, einer US-Amerikanischen Band. Bei der stand vor wenigen Monaten noch nicht einmal fest, ob sie sich nicht vielleicht auflöst, da alle Mitglieder außer Sänger Frankie Palmeri die Band verließen. Mit neuen Bandmitgliedern war es trotzdem ein gelungener Auftritt und viele waren vermutlich dankbar und feierten das weitere Bestehen dieser Band.
Auf den nächsten Auftritt waren wohl einige gespannt und haben gemunkelt was dort folgen wird. Callejon VS Eskimo Callboy, zwei deutsche Metalcore Bands gemeinsam auf einer Bühne. Eine große Bar als Bühnenkulisse, zwei Schlagzeuge, eine Menge Nebel und Konfettikanonen, ein Affe im Käfig, Fahnen und vor allem eins: eine riesengroße, eineinhalbstündige Party. Die Bands wechselten sich jeweils nach einigen Liedern ab, coverten Songs der anderen und standen gemeinsam auf der Bühne. Als krönenden Abschluss gaben sie den Song Porn From Spain 2 zum Besten.
Das Konzept kam gut an, die Leute feierten, tanzten, hatten ne menge Spaß und die Agra war sehr gut gefüllt. Wenn man jedoch bei den letzten Konzerten von Parkway Drive und Heaven Shall Burn war, so kam einem diese ganze Sache doch sehr bekannt vor. Denn auch dort wechselten beide Bands nach einigen Liedern, hatten eine aufwändige Bühnenkulisse und coverten die Songs des jeweils Anderen.
Leider verließen nach dem Auftritt von Callejon und Eskimo Callboy einige schlagartig die Veranstaltung und so wurde es bei Hatebreed, dem letzten Act an diesem Abend doch sehr überschaubar. Hatebreed zählen mit über 20 Jahren Bandgeschichte zu den Urgesteinen in der Metalcoreszene. Wir hatten daher die Vermutung, dass der akute Besucherabriss an dem doch recht jungen Publikum lag, welches einfach auf die modernen Variationen des Metalcore steht und Hatebreed eher was für die alteingesessenen Oldschooler sind. Wie dem auch sei, auch dieser Auftritt hatte es in sich. Alle konnten noch ihre verbliebenen Energiereserven wegtanzen oder -moshen und auch dieses Impericon Festival zu einem unvergesslichen Tag machen.
Alles in allem war es wieder ein sehr schönes Festival mit toller Musik, netten Leuten und leckerem Essen. Vielleicht müssen es in Zukunft keine 15 Bands sein – aber das Konzept, der Ablauf, Licht und Ton und die Location sind einfach super passend und bereiten Vorfreude auf nächstes Jahr, wenn es dann heißt:
AUSVERKAUFTES IMPERICON FESTIVAL 2017 IN LEIPZIG
Wir freuen uns drauf!
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