Letzte Woche drehte sich in Berlin alles rund um die Musik. Die ehemalige Berlin Music Week wurde erstmals in Form des Pop-Kultur Festivals ausgetragen. Das Projekt der Street Music Days aus dem letzten Jahr wurde in die East Side Music Days verwandelt und die Macher von Melt! und Co. haben sich an einem neuen Projekt, dem Pure&Crafted Festival im Postbahnhof, ausprobiert. Wir waren bei allen Events dabei und haben viel Neues entdeckt und erlebt, wie vielfältig die Berliner Musiklandschaft ist.
Das zum Anlass genommen, wollen wir in drei Teilen aufzeigen, was in Berlin genau los war und was ihr euch im nächsten Jahr eventuell vormerken solltet.
Das Pop-Kultur 2015 lieferte vom 26. – 28. August seine erste Ausgabe in der weltweit renommiert, berüchtigten Musikstätte Berlins: dem Berghain. Gepaart mit der Panorama Bar, der Schlackehalle, Halle im Berghain, Garderobe sowie der Kantine am Berghain gaben die sechs Spielstätten den Pop Musikern aus der ganzen Welt eine Bühne gegeben. Binnen dreier Tage haben circa 10.500 Gäste die 60 nationalen und internationalen Künstler in den Betonwelten der Locations um das Berghain zugehört. Gefeiert und diskutiert wurde „Pop“- in all seinen Facetten: von Lesungen, zu Talkrunden, Live-Premieren, DJ-Sets, exklusiven Kollaborationen und Gesprächen wurden den (Fach-)Besuchern und Gästen alles geboten, was der Branche gefällt und bewegt.
Das Festival Pop-Kultur ist kein klassisches Musikfestival, wie man es vom Berlin Festival, Flow oder Primavera Sound oder ähnlichen Städtefestivals kennt. Auswahl der Künstler, Location und Gesamtkonzept war sehr Berlin – jung, urban, international und spannend. An drei Abenden konnten die Besucher zwischen bis zu sechs parallel stattfindenden Modulen wählen, die jeweils aus mehreren Acts bestanden und sich über den Abend verteilten. Inhaltlich waren die Module in den Genres und Künstlern vielfältig gespickt. Dabei zeigten neue und alte Gesichter des sehr dehnbaren Begriffs Popmusik ihr Talent in gewohnten oder auch überraschenden Konstellationen.
Sechs Module fordern den Besucher auf, sich zu entscheiden. Und da sicher nur absolute Musikjunkies von all den Namen im Vorfeld schon mal gehört hatten, waren die Auswahlkriterien festgelegt auf viel Recherche, der Klanghaftigkeit des Künsternames, die Anzahl der Acts gerechnet auf den Ticketpreis (zwischen 20-30 €) oder die Entscheidung auf ein Venue, in welchem man seinen Abend verbringen will.
Musikalisch gesehen, war das Potpourri des blauen Moduls beispielsweise, sehr durchwachsen. Da hatte man die sehr klanghaften, kreativen Fenster, die extra für das Pop-Kultur einen kleinen Kurzfilm drehten, neben den sehr quirligen Girls von Hinds. Die Jungspunde von Isolation Berlin dagegen glänzten mit der nonchalanten Gelassenheit und Ich-geb-nix-drauf-dass-ich-hier-spiele-Attitüde und waren dabei noch grundsympatisch.
Ganz groß fuhr der Singer-Songwriter Owen Pallett auf, der mit dem stargaze Orchestra sein neues Album performte. Laut eigenen Angaben hatten sie die Song nur ein paar Tage zuvor einstudiert und verdeutlichten allein dadurch, dass da Profimusiker am Werk waren. Owens unverkennbare Stimme erhellte das Berghain auf magische Art und verwandelte den Ort in ein modernes Konzerthaus. Um die Überraschung am Ende des Abends perfekt zu machen und das Ganze musikalisch noch mehr zu vermixen, versteckte sich u.a. Schauspieler Elijah Wood hinter dem DJ Pult als Wooden Wisdom & DJ Fritz. Gespielt wurden da Sounds aus allen Regionen der Welt mit tanzbaren Beats, die trotzdem nicht so richtig munter machen wollten.
Dramaturgisch hätte da eher das Set von Pantha du Prince, der gemeinsame Sache mit seiner neu formatierten Band Triad in der Schlackehalle am frühen Abend gemacht hatte, gepasst. Melodiöse Technoklänge mit Paukenschlag und Akkorden sind Ohren und Beinen auf jeden Fall zugetan und nach der Premiere gibt es hoffentlich bald mehr davon zu hören und zu sehen.
Zu den Highlights des zweiten und dritten Tages gehörten die Band Messer und das Live-Set von Kiasmos und Girl Band welche gefühlt jeden Zuhörer zum Fan machten. Am Freitag war die Luft schon etwas raus nach dem straffen Programm. So richtig catchy war nix dabei und eher verstörend wirkten Band wie Ho99o9 (gesprochen wie „Horror“) zu Beginn des Abends. Sicherlich nimmt man das als Kenner leicht ironisch, dennoch sollte der Funken zunächst nicht überspringen. Zu guter Letzt zeigte der in die Jahre gekommene New Order Stephen Morris, dass er beim Auflegen Gespür hat, jedoch wollte der Strom nicht so recht mitmachen, sodass uns im wahrsten Sinne, die Power einfach gefehlt hatte.
Aber Berlin wäre ja nicht Berlin, wenn nebenan nicht gleich noch ein weiteres Festival bunt daher treiben würde. In und rund um den Postbahnhof hatte das Pure&Crafted erstmalig Einzug gehalten und hätte im Gesamtkonzept nicht kontrastreicher sein können zum vom Berliner Senat gesponserten Pop-Kultur.
Lest hier weiter, wie es beim Pure&Crafted zuging und was Man(n) von heute alles benötigt und danach noch den Rückblick auf die East Side Music Days und unser finales Fazit.
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