Der zweite Teil des diesjährigen Melt! Festivals startete mit wechselhaften Aussichten (Rückblick Teil eins könnt ihr hier lesen). Schließlich waren für die nächsten Tage mehrere Gewitter bzw. Regenschauer und ein weiterhin beeindruckendes Line-up angesagt. So kam es nun auch, dass sich Samstag Nachmittag nach der großen Hitze der Tage zuvor das erste große Unwetter mit dunklen Wolken und lauten Donner ankündigte.
Schnell wurden Pavillons abgebaut, sich aus dem Wasser „gerettet“ und in oder unter das Zelt geflüchtet. Bei 2-3cm großen Hagelkörnern, die wenig später herunterkamen, war dies auch bitter nötig. Nach heftigen 15 Minuten war das Unwetter aber hinweg gezogen und die Sonne wartete erneut mit 30 Grad auf. Leider nur eine kurze Abkühlung.
Der Festival-Samstag konnte gemütlich mit der österreichischen „Newcomer“-Band Wanda, einem Live-Set von David August an der Big Wheel Stage oder den Durchstartern dieses Jahr, AnnenMayKantereit, gestartet werden. Für jedes Herz war somit etwas geboten. Zur Überbrückung bis zum heiß ersehnten Giorgio Moroder, den nach dem letzten Daft Punk-Album wohl auch das kleinste Kind kennen wird, boten sich The Districts, Django Django, Tocotronic oder wummernde Beats von XXXY, die auch den zweiten Trailer zum Melt! Festival mit „18 Hours“ musikalisch untermalten, an. Für letztere bot sich an der Big Wheel Stage ein großes und begeistertes mittanzendes Publikum an.
Highlight des diesjährigen Melt! Festivals war aber sicherlich der viel diskutierte Auftritt von Kylie Minogue. Als sie im Line-up auftauchte, haben sich viele gewundert, warum sie ausgerechnet beim Melt! spielen wird. Aber beim Auftritt selbst, hat dann alles irgendwie Sinn ergeben. Kylie ist Popmusik und Extravaganza schlechthin. Die kleine Powerfrau ist seit über 20 Jahren in der Popmusik unterwegs, hat viel mitbewegt und neue Standards gesetzt.
Von Fans und Kollegen in der Musikbranche wird sie sehr geschätzt und so schaffte sie es auch beim Melt! Festival den letzten Skeptiker zum Mitsingen und Tanzen zu bewegen. Mitsingen konnte jeder, denn irgendwie kennt man letztlich alle ihre Hits von „I should be so lucky“, über „Can’t get you out of my head“ und „Your Disco needs you“. Die 47-jährige wartete mit einer bunten Tanzshow und manchmal etwas schwachen Stimme auf, beeindruckte aber durch drei Kostümwechsel. Zunächst fühlte sich das Spektakel wie Fernsehgarten auf LSD an, doch letztlich war es einfach eine tolle Show, die man bei Anlässen wie dem Melt! oder ähnlichen Festivals, einfach zu selten sieht.
Nach Kylie wollten alle nur noch weiter tanzen. Jon Hopkins schaffte es durch seine Visuals alle in einen wachen Trance-Tanzzustand zu versetzen, während Odesza mit ihrem bassigen Sound alle wieder wach rüttelte. Die Techno-Legende Sven Väth lieferte ebenso parallel mit breitem Grinsen ein 3h-Set an der Big Wheel Stage ab. Zum Sonnenaufgang ließ Marek Hemmann schließlich noch einmal alle zu seinen Hits wie „Gemini“ oder „Infinity“ tanzen.
Die nächsten zwei Stunden konnte man dann schließlich noch zu Ryan Elliott an der Big Wheel Stage tanzen, bis die DJ-Legende Pete Tong auf dem Sleeplessfloor auf sich wartete. Hartgesottene nahmen das Set natürlich noch mit, andere suchten den erholsamen Schlaf in und vor den Zelten.
Gerade die Wetteraussichten waren dann für Sonntag nicht so gut. Graue Wolken verkündeten sinkende Temperaturen, aber auch den möglichen Einsatz von Gummistiefeln. So regnete es sich auch zur Mittagszeit kurz ein und setzte den Zeltplatz erneut unter Wasser und ließ unermüdliche Sleeplessfloor-Tänzer zurück ins Zelt flüchten.
Genau dann als ein Platzregen einsetzte, kam Erlend Oye mit seiner Band auf die Gemini Stage. Er nahm sich aber die Zeit jeden einzelnen Bandkollegen vorzustellen, schließlich ist diese Stage auch die einzig komplett überdachte. Die Band ist aus ganz Europa zusammengewürfelt, einfach Musiker vom Feinsten durch und durch. Als einer der wohl sympathischsten Frontmänner in der Musikwelt spielten sie eine wunderschöne Mischung aus jazzigen Pop mit typischen Oye-Tönen und kreierte eine tolle Festivalatmosphäre. Bitte mehr von den guten Laune!
Jamie T – den gibt es noch? Ja na klar! Gerade wieder mit neuem Album in den Läden zeigte der Engländer mit seinem dicken Akzent, dass er den Rock’n’Roll drauf hat, wenn nicht sogar besser denn je. Im Publikum tanzten eingeschworene Fans, die jedes Lied mitsingen konnten – und das muss man bei den umfassenden Liedtexten erst einmal schaffen.
Zur Überbrückung der Wartezeit bis zum wiederkehrenden Mainact Alt-J (für viele ist die Band noch sehr gut vom letzten Mal in Erinnerung), gönnten sich die Massen noch einmal drückende Bässe bei Mathias Kaden an der Big Wheel Stage und einem wundervoll verträumten Live-Arrangement von Howling, dass so manchen tanzenden oder kuschelnden Festivalbesucher bei ihrem gleichnamigen Hit „Howling“ die Tränen in die Augen rührte. Mit einer ähnlichen Stimmung konnten schließlich auch die grandiosen Alt-J mit ihrem klaren Sound, eingängigen Liedern und der einzigartigen Stimme von Joe Newman überzeugen. Welch ein schöner Abschluss auf der Mainstage für das Melt! Festival.
Für alle, die immer noch nicht genug hatten, bot Alle Farben (hier unser Interview vom Melt! 2014), der dieses mal auf der Gemini Stage auflegen durfte, noch ein tolles Set oder Nina Kraviz an der Big Wheel Stage mit ihren treibenden Bässen genug Ablenkung. Andere zog es bereits zu Hot Since 82 auf den Sleeplessfloor. Dieser bot ausreichend Platz ein letztes Mal barfuss zu tanzen. Leider blieb dies vielen bei Ellen Allien dort verwehrt, da nach dem Abschluss auf dem eigentlichen Festivalgelände schlicht zu viele Besucher gleichzeitig die Techno-Göttin sehen wollten. So entschieden sich vielleicht doch einige, die vorzeitige Reise ins Zelt anzutreten. Schade eigentlich.
Allem in allem bleibt wieder ein schöner Eindruck vom Melt! Festival mit einigen tollen Neuerungen (vor allem ist hier nochmal der neue Open Stage-Bereich zu erwähnen) und wie immer bunten und abwechslungsreichen Line-up zurück. Wir sind gespannt, was uns vom 15. bis 17. Juli 2016 beim nächsten Melt! in Ferropolis erwartet!
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