30 Jahre Rock am Ring, da ist auch mal ein bisschen Zeit nostalgisch zu werden. Wisst ihr noch, „damals, …„, sagte Kraftklub Frontmann Felix – Kraftklub? Die gibt es doch erst seit fünf Jahren?! Die Chemnitzer Band hat aber schon viermal bei Rock am Ring gespielt. „Damals„, so Felix weiter, „haben wir auf dem Zeltplatz gespielt“. Danach ging’s steil bergauf: Clubstage, Centerstage 2013 und jetzt hier auf der Volcano Stage als Co-Headliner vor The Prodigy. Es gibt dieses Mal aber auch viele Rock am Ring Premieren. Unser Blick auf den RaR-Samstag.
Politischer LinksDRUCK ging am Samstag v.a. von der Crater Stage aus. Dort gaben sich viele Bands ‚die Mikros in die Hand‘, die kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn es darum geht das politische System anzuprangern oder gegen Nazis Stimmung zu machen. Mal auf lustige Art und Weise, manches Mal aber auch recht ernst. Klare Ansagen gab es beispielsweise von Feine Sahne Fischfilet.
Es gehe nicht nur darum „Nazis raus“ mitzubrüllen, weil man auf irgendeinem Konzert gerade ist, sondern auch darum sich ansonsten klar den Nazis in den Weg zu stellen. Ansonsten ging das Konzert der Mecklenburger gut voran, der Platz war voll, das Volk textfest. Zum Einsatz kam auch eine aufblasbare Palmeninsel und Duzende von Haifischen, die die Fans über sich hin und her warfen.
Mitgebracht hatten Feine Sahne Fischfilet Pfeffi (Pfefferminz-schnaps, Anm.d.Red.). Den gab’s kostenfrei aus der großen Sprühflasche für die Fans in den ersten Reihen.
Frontmann Monchi kam wiedereinmal sehr sympathisch rüber – da verweisen auch wir gern auf einen Artikel unserer Kollegen vom Nordkurier „Ein Staatsfeind zum Knuddeln„. Sie hätten jedenfalls nicht gedacht, jemals mehr als zwei Konzert ausserhalb von Mecklenburg Vorpommern zu spielen.
Die spaßige Variante einer Wall Of Death lieferte die Antilopen Gang. Sie teilten ihr Publikum in eine rechte und eine linke Seite – die Gasse ging bis hinten durch. Dann erinnerten sie die ‚Linken‘ daran, dass sie die ‚Rechten‘ ja gar nicht mögen und daher gleich ordentlich vermöbeln sollten. Nach der Publikums-Perspektive aber, sei aber die rechte Seite ja die linke – und daher wurde diese gleichermaßen animiert auf die Rechten loszugehen. Wie auch immer, die Linken haben am Ende gewonnen, wer hätte das gedacht. Bemerkswert waren hier aber auch Antilopen Tatoos auf behaarten Männerbrüsten.
Richtig eingeschlagen haben hier in Mendig vor allem die Songs „Enkeltrick“ und „Beate Zschäpe hört U2„. Sie sind froh, dass sie letzteren präsentieren können, denn vielerlei Seiten hätten probiert diesen Song verbieten zu lassen. Eine Crowd mit gezogenem Mittelfinger war ihnen sicher. Von den Jungs der Antilopen Gang, die übrigens beim Die Toten Hosen Label JKP unter Vertrag stehen, stammt auch das Zitat im Titel dieses Artikels: „Festivals und Sexualität gehören zusammen – wir sind doch alle in einer großen polygamen Beziehung„.
Sexuelle Anspielungen gab’s auch reichlich bei Trailerpark – einer der gefeiertsten Acts des Tages. Besonders beeindruckend waren die vielen kleinen Mädels in der ersten Reihe und eigentlich in allen Reihen, die jeden Ton und jede Silbe bestens mitsingen und rappen konnten.
Gleich bei Song zwei waren alle bis auf Alligatoah verschwunden, der sogleich den Höhepunkt des Konzerts ankündigte, ein Alligatoah-Solo. Der Mann am Flügel griff in die Tasten und los ging es mit „Willst Du“ – die Massen waren dabei. Dann plötzlich kamen die Trailerpark-Bandkollegen Pimpulsiv, DNP und Sudden bewaffnet mit Äxten und Hammer zurück auf die Bühne gerannt und begannen den glänzenden Flügel zu zerlegen und stoppten so den Soloausflug. Schließlich nahm auch Alligatoah selbst einen Hammer in die Hand und drosch auf den armen Flügel ein, der schließlich noch zusammenbrach. Weiter gings dann mit einer gefeierten Trailerpark-Show, deren Inhalt sich am besten mit den ersten Zeilen ihres Songs „Falsche Band“ zusammenfassen lässt:
„Wenn du einer dieser Menschen bist
Für den die Gürtellinie eine Grenze ist
Du bei bitterbösen Texten auf die Bremse trittst
Sind wir die falsche Band, die falsche Band für dich“
https://www.youtube.com/watch?v=X42RrbQSwyc
Auch K.I.Z. setzten später die Tradition der bitterbösen Texte fort. Ihr satierischer Song „Ich bin Adolf Hitler“ erfuhr den meisten Zuspruch.
Aber auch ansonsten wurden die Berliner groß gefeiert. Die teils lakonisch unbeeindruckt vorgetragen Ansagen, fanden wir in Sachen Kommunikation mit den Besuchern am Besten.
https://www.youtube.com/watch?v=wMF1FR1pG8U
The Prodigy starteten ihre Show etwas zeitversetzt, parallel, drüben auf der Volcano Stage. Die Völkerwanderung hielt sich in Grenzen – und auch wenn The Prodigy viele sehr junge Fans haben, war der Altersdurchschnitt bei den Briten gefühlt deutlich höher als bei K.I.Z. Logisch, The Prodigy ist ein Act, der schon in den 90er Jahren die Massen begeisterte. Ihr knallhart-experimentellen Breakbeatz feuerten sie mit gewohnt lichtstark umgesetzter Show ab.
Ein rückläufiger Besucherstrom setzte dann ein, als der letzte Breakbeat verklungen war. Deichkind starteten ihre Show nach K.I.Z. auf der Crater Stage. Mit wievielen Trucks die Hamburger wohl anreisen… Die ständig wechselnden Bühnenbilder, Requisite, Statisten, das will alles transportiert werden. Auch das Fass war wieder mit von der Partie. Bunt, schräg, bunt, laut – achja und bunt – versorgten sie die Massen mit einem Partykracher nach dem Nächsten.
https://www.youtube.com/watch?v=NHo5qx0E1ls
Um niemanden von starken Tag auf Bühne zwei zu vergessen: Prinz Pi, Zugezogen Maskulin, Sondaschule und Bilderbuch spielten ebenfalls am Samstag dort. Letztere sind derzeit neben Wanda der geilste Scheiß aus Österreich. Es war eine Show mit der viele der wartenden Trailerpark Fans zwar nichts anfangen konnten, aber das Rock am Ring Erlebnis war trotzdem ein Fest – für Band und Fans. Es war eine Rock am Ring Premiere, genauso wie für Feine Sahne Fischfilet, die Antilopen Gang oder die Sonntagsheadliner, die Foo Fighters!
Den Abschluß eines Tages mit vielen starken deutschen Bands auf der Crater Stage gab Marsimoto. Die Massen huldigten ihrem Meister. Einen andächtigen Moment gab es, als Marsimoto als Indianer auf die Bühne kam und dem am gleichen Tag verstorbenen Pierre Brice gedachte.
„Rock am Ring, ich bin Dein Vater … ich bin Euer Papa!!“, Marsimoto
Wir sind die „Marsi-fucking-Moto-Crew„! Das grüne Männchen vereinte die Menge zu später Stunde in der Nacht nocheinmal und ließ sich feiern – fast so wie bei Marteria: „alle Hände!“
https://www.youtube.com/watch?v=gXD5xspetqI
Ups, jetzt haben wir ja Slash Feat. Myles Kennedy & The Conspirators ganz und gar vergessen – na vermutlich haben wir den alten Slash schon zu oft gesehen. Die Show war wie immer gut. Solide, krachend und mit viel Energie von der Bühne. Anbei gibt’s ein paar Bilder.
Und Zebrahead (Eröffnungsband am Samstag auf der großen Bühne) haben auch gut gerockt – wir sind froh ein Bild unseres Fotografen Tobi gefunden zu haben, wo der Fokus auf dem Vordergrund liegt.
Hier gibt es weiteres Material (Berichte + Bilder von Rock am Ring 2015): „20 Jahre Foo Fighters – 30 Jahre Rock am Ring – Rock’n’Roll!„, sowie „Rock am Ring 2016 in Mendig – Infos von der Pressekonferenz 2015„, und „Rock am Ring: Die Toten Hosen und das große Unwetter„, dann noch „“ROCK AM RING, siehst Du gut aus!” – wahnsinniger Kick off mit den DONOTS„, auch das: „Ringrocker mit gefeierter Götz Widmann Show zum WarmUp„.
Nur Bilder: Die Toten Hosen bei RaR 2015, RaR Bildergalerie Freitag, RaR Bildergalerie Samstag, RaR Bildergalerie Sonntag.
9. Juni 2015 um 20:30
[…] 2015): “20 Jahre Foo Fighters – 30 Jahre Rock am Ring – Rock’n’Roll!“, sowie “Rock am Ring Samstag – “eine große polygame Beziehung”“, aber auch “Rock am Ring 2016 in Mendig – Infos von der Pressekonferenz 2015“, und […]
22. Juli 2015 um 10:56
[…] aus Chemnitz mittlerweile schon öfter vor ein paar mehr Menschen gespielt haben (u.a. zwei mal Rock am Ring auf der Centerstage) war Sänger Felix wiederholt sprachlos, konnte einfach nur herausbringen, wie beeindruckt er war. […]