Full Rewind Summer Open Air 2024 – Comeback unter neuem Namen

News am 13. August 2024 von Gabriel Flöter

Nach sieben Jahren Pause kehrte der härteste Acker Deutschlands wieder zurück, zurück nach Roitzschjora und zurück an den Flugplatz von Löbnitz. Das einzige was sich geändert hat sind der Name und die Größe, des einst bekanntesten Metalfestivals im Osten Deutschlands.

Nach dem Probelauf im letzten Jahr, im Schlachthof Dresden, fand vom 2. bis 04 August 2024 das sozusagen erste Full Rewind – Summer Open Air statt. Jahrelang wurden die Stimmen immer lauter, welche sich das alte With Full Force Festival zurück wünschten, bevor es erst nach Ferropolis wechselte und schließlich auch noch Veranstalter und Namen.

Da nicht nur die Besucher, sondern auch die ehemaligen Veranstalter zu ihren Wurzeln zurückkehren wollten, setzten sie sich zum Ziel wieder ein Festival auf die Beine zu stellen, was bezahlbarer ist, familiärer, ohne großen Schnickschnack und mit kurzen Wegen von der Bühne zum Zelt – an welchem das eigene Auto geparkt werden kann.

Ob das alles so geklappt hat und wie es bei den Leuten ankam, lest ihr im folgenden Bericht von Festivalhopper Gabriel.

Das Veranstaltungsgelände hatte einen neuen Platz in der Nähe des Flugplatzes bekommen, mit einem langen Zeltplatz, mit direktem Zugang zu einer Badestelle. Bereits am Freitag Nachmittag war dieser ordentlich gefüllt mit Massen an Leuten aus der Region und dem Osten der Republik. Auf den ersten Blick fehlte es dort an nichts, Partyzelt, ein Stand mit der Allzeit beliebten Erdbeerbowle, Verpflegung und Sanitäranlagen.

Wie sehr sich das gleichzeitig stattfindende Wacken Open Air auf den Ticketverkauf auswirkte, lässt sich nur vermuten aber ich hatte das Gefühl, dass man auf mehr Besucher gehofft hatte, auch wenn geschätzte 5000 bis 6000 Leute einen ordentlichen Neustart hinlegten.

Die erste Band und das Datum für’s nächste Jahr wurden bereits zu Festivalbeginn bekanntgegeben und so dürfen sich alle auf Machine Head am 1. bis 3. August 2025 freuen.

Nachdem es von Donnerstag bis Freitag Mittag geregnet hatte, waren die Zufahrtswege erstaunlich befahrbar. Excrementory Grindfuckers eröffneten das Full Rewind bei herrlichstem Sonnenschein, allerdings ohne mich, da der Bändchentausch mit einer etwa einstündigen Warteschlange etwas schleppend verlief.

Es folgte eine dicke Ladung Hardcore von den Ryker’s und Sänger Kid-D betonte immer wieder den Oldschoolcharakter vom Festival, hier auf dem Acker. Gleichzeitig beschwerte er sich aber das ihm die Hardcore-Show nicht Hardcore genug sei, und er mit seinem doppelten Bandscheibenvorfall nachher noch ins Pit kommt, was er dann auch getan hat, als er singend über die Menge crowdsurfte.

Sänger Christ, von den Emil Bulls wünschte dem Full Rewind happy birthday und eine erfolgreiche Wiedergeburt. Das Pit war Anfangs recht verhalten, was wohl aber nur am warm up Programm und am ersten Tag lag. Und tatsächlich, die Musik wurde schneller und die Menge dankte es mit Crowdsurfern und ordentlich Bewegung im Circle Pit.
Sauft dem Veranstalter die Biervorräte leer, damit das hier nächstes Jahr wieder stattfinden kann!“ Nach einer Wall of death beim letzten Song, war Sänger Christ noch ganz nah am Publikum.

Lionheart starteten mit technischen Problemen eine viertel Stunde verspätet, da die Flamer nicht funktionierten. Als es dann endlich losging, gab es eine bekannt gute Hardcoreshow mit einigen neuen Songs von den fünf Kaliforniern. Viele Crowdsurfer, ein schönes Pit mit viel Bewegung und Circle Pit’s bestätigten diesen Auftritt.

Bei Testament ging es etwas ruhiger zur Sache, hier kamen alle Trashmetal Fans auf ihre Kosten. Es wurde geheadbangt, die Devilhorns in Richtung Bühne gestreckt und hin und wieder auf der Menge gesurft. Sänger Chuck Billy rührte noch ein Circle Pit ein, bevor es so langsam in Richtung Headliner am heutigen Tag ging.

 

Amon Amarth beendeten den ersten Tag beim Full Rewind mit einer extra Portion Feuer, einer beeindruckenden Bühnenkulisse, melodischem Deathmetal und vielen Gelegenheiten den Kopf kreisen zu lassen.

Es war doch ein recht skurriles Bild, während im Hintergrund Deathmetal lief, wurden 50 Meter weiter vorn Nacken und Köpfe zur Entspannung massiert. Renuova Massage war mit einem großen Team angereist, um gegen einen selbstgewählten Obolus die unterschiedlichsten Verspannungen zu lösen. Wahrscheinlich genau das richtige bei einem Wochenende voller headbangen und gemoshe.

 

Der Samstag startete mit Elsterglanz auf der MainStage. Wenn eine Band geladen sein muss, dann sind es Elsterglanz, welche ja quasi mit zum Inventar des WFF gehörten. Der Platz vor der Bühne füllte sich trotz praller Sonne rasch und die Band wurde empfangen, als wäre sie der Headliner. ‚Mutter von James Bond‚ wurde zur Eröffnung gespielt, nachdem der Pop aus dem Gehirn von Sven gewaschen wurde. Haben extra einen Song fürs Full Rewind umgeschrieben. Das Publikum machte eine Polonaise durchs Pit.

Auf der Bühne gab es währenddessen viel Feuer und Pyro bei Songs wie Jacke in Brand, Röstertaube oder ihrem Hit Kaputtschlaahn, bei dem unzählige Gitarren, Bühnendeko und die Oma dran glauben mussten. Zum Schluss gab es noch Konfetti und Gitarrenreste für die feiernde Crowd.

Tragedy eröffneten die Tentstage und alle feierten eine riesengroße Party mit der all metal Tribute to the Bee Gees an beyond cover Band. Es gab viel Glitzer und alles schien etwas durchgeknallt aber das Zelt war sehr gut gefüllt und die Leute feiern die Neuinterpretationen der alten Songs.

Sängerin Nicki von Blood Command hatte mit ihrem Publikum nicht ganz so viel Glück und so blieb es vor der MainStage recht leer und die Beteiligung hielt sich in Grenzen, was sie zurecht ärgerte und sie diesen Ärger auch zum Ausdruck brachte.

Ähnlich verhalten lief es auch bei Half Me, welche mit drückenden Bässen und Metalcore aus Hamburg versuchten der Crowd einzuheizen.

Slope hingegen, schafften es mit ihrem groovigem Hardcore nicht nur zum Tanzen, sondern auch zum Moshen anzuregen und den Platz vor der MainStage ganz gut füllen.

Während Ignite auf der MainStage spielten, besuchte ich einige alte Freunde auf dem Zeltplatz, denn auch das gehörte zur Tradition des With Full Force, schnell mal zum Zeltplatz gehen, dummes Zeug quatschen und dann drei Minuten später wieder an der MainStage stehen.
Dort hatten in der Zwischenzeit Pro Pain ihren Auftritt begonnen und lieferten eine solide Show mit reichlich Bewegung in der Menge, einigen Crowdsurfern aber ansonsten ohne besondere Vorkommnisse.

Bei den Ungarn von Ektomorf ging ordentlich was auf der Bühne, was das Publikum natürlich dankend annahm und der Band mit zahlreichen Crowdsurfern und einer hohen Beteiligung dankte.

 

Rise Of The Northstar brachten das Zelt der Tentstage an seine kapazitiven Grenzen. Bei den fünf Parisern merkt man bei jedem Auftritt, das sie wirklich Bock haben, sei es bei der akribischen Gestaltung der Bühne oder dem Auftritt selbst. Diese Band passt einfach perfekt ins Zelt, auch wenn sie den Platz vor der MainStage genauso gefüllt hätten. Die Security hatte ordentlich zu tun, all die Crowdsurfer in Empfang zu nehmen.

 

Ein erstaunlich textsicheres Publikum gab es bei Die Apokalyptischen Reiter. Sänger Daniel teilte das Meer aus Menschen vor sich und startete eine große Wall of death oder eine Wall of love.

Mit Hatebreed standen ein paar weitere Urgesteine vom ehemaligen With Full Force auf der Bühne der MainStage. Und auch Sänger Jamey Jasta war froh wieder hier zu sein, ‚We’re back, back on holy ground‚. Das Publikum teilte diese Freude und gab der Band eine wahnsinnige Beteiligung als Dank für einen gelungenen Auftritt, kein Wunder bei Ansagen wie ‚you know what time it is, it’s circle pit time!‚ und Songs wie destroy everything, live for this oder I will be heard, wo sich Jasta wünschte, dass morgen niemand mehr eine Stimme hat. Statt einer Wall of death hatten Hatebreed einen Ball of death im Gepäck.

Was wäre ein ordentliches With Full Force…ähh…Full Rewind ohne eine Knüppelnacht? Richtig! Auch die Knüppelnacht feierte ihr Comeback mit Rotting Christ, Belphegor Disbelief und Massacre. Rotting Christ fand ich etwas zu ruhig für die Knüppelnacht, trotzdem oder vielleicht deswegen konnten dort einige noch mitsingen.

 

Vertrauter und passender sah das ganze dann aber bei Belphegor aus. Wenig Licht, viel Nebel, blutverschmierte Gesichter, Tierschädel auf der Bühne, Schwerter und umgedrehte Kreuze, so stellt man sich eine Knüppelnacht vor.

 

Am Sonntag kamen bei Milking The Goatmachine die ganz harten Verfechter des härtesten Ackers Deutschlands auf ihre Kosten, sowohl musikalisch als auch des hereinbrechenden Regenschauers wegen. Einige hartgesottene blieben allerdings, trotzten dem Wetter und lauschten den zarten Klängen der Deathgrinder mit den Ziegenmasken.

Was haben die Backstreetboys, Sailor Moon, Tiergeräusche und Metalcore gemeinsam? Stesy aus Österreich mit ihrem Partycore. Neben einem aufblasbarem Wal gab es das wohl tollste Kompliment vom Sänger, ‚das lieb ich so an Deutschland, es ist Sonntag Mittag und alle sind am saufen

 

 

Bei Crownshift war etwas wenig los auf dem matschigen Platz vor der MainStage und die Leute, die sich zusammengefunden hatten, wollten nicht so richtig in Stimmung kommen.

Drill Star Autopsy aus Eisleben standen vor einem gut gefüllten Zelt, leider auch dort mit einer sehr geringen Beteiligung vom Publikum.

The Black Dahlia Murder schafften es wieder ein wenig Bewegung in das scheinbar noch müde Publikum zu bringen, zumindest zahlreiche Köpfe kreisten im Takt der Deathmetalband aus Detroit.

 

So langsam stellt sich die Frage, liegt es am Sonntag? Am Wetter? An der Musik? Am Schlamm? Ist der heftigste Acker zu heftig und sind die Leute schon am Ende ihrer Energie? Ich hatte gehofft schöne Bilder von einer Schlammschlacht mit nach Hause nehmen zu können, stattdessen folgten die Auftritte von Bodysnatcher und Life Of Agony, wo das Publikum eine ganze Weile brauchte, um etwas in Fahrt zu kommen.

 

Spätestens bei Terror war die Sorge um ein müdes Publikum aber vorbei, dort konnte einfach niemand stillstehen, vor allem nicht die Security, denn Sänger Scott Vogel ist stets bemüht, ihr ordentlich Arbeit zu verschaffen (‚Put these guys to work‚).

Der wohl bekannteste Spruch von ihm, ‚we hate this barricades‚, animiert mehr und mehr Leute zum Crowdsurfen, da Stagediven nicht möglich ist. Ein großer Dank geht hiermit an die Security, welche vor der Bühne nicht nur einen tollen Job gemacht haben, sondern auch noch zahlreich mit Terror-Shirts im Pit waren und Crowdsurfend von ihren Kollegen und Kolleginnen in Empfang genommen wurden.

 

 

Bei Motionless In White gab es nicht nur was fürs Ohr sondern auch fürs Auge und obwohl mittlerweile zahlreiche Besucher abgereist waren, war die MainStage doch noch recht gut besucht und es gab eine schöne Mischung aus textsicheren Chören und Crowdsurfern.

Was Scott Vogel bei Terror ist, ist Toby Morse bei H2O und weil auch er Bock auf eine richtige Hardcoreshow hatte, sprang er kurzerhand ins Publikum und verbrachte dort die Hälfte der Show, rannte beim Circle Pit mit und feierte mit der Menge. Gitarrist Rusty Pistachio verabschiedete sich nach der Show noch bei der kompletten ersten Reihe, machte Fotos und verteilte Plektren.

 

Die MainStage schlossen die vier Engländer von Carcass ab und boten allen Pommesgabelzeigenden noch mal einen letzten Grund ihr Haupt kreisen zu lassen.

Bevor sich auch die letzten in ihre Zelte verabschiedeten oder nach Hause fuhren, sorgten Emmure noch dafür, dass niemand zu viel Energie übrig hatte. ‚Bang your fucking head‚ forderte Sänger Frankie Palmeri und die Leute folgten dieser Aufforderung. Selbst mit einem Gehörschutz schlackerten die Trommelfelle bei diesen bitterbösen Bässen und die Crowd feierte es mit einem riesigen Circle Pit. Was für ein würdiger Abschluss vom ersten Full Rewind Summer Open Air.

Abschließend bleibt zu sagen, danke Full Rewind, danke für dieses gelungene Comeback. Sicher lief noch nicht alles reibungslos, Wartezeiten waren manchmal zu lang oder es gab Probleme mit den Duschen aber alles in allem war es doch ein gelungener Start und vielleicht der Beginn von (wieder) etwas Großem. Alles was die Leute in den letzten Jahren vermisst haben, konnten sie nun endlich wieder genießen, sei es die Erdbeerbowle, die Knüppelnacht, das Partyzelt oder die kurzen Wege.

Wir sehen uns im nächsten Jahr, auf dem härtesten Acker Deutschlands!

 

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