Neuer Tag, neue Bands. Die Sonne scheint bei Rock im Park durch eine dicke Wolkendecke und gibt vermeintlichen Schutz vor dem Sonnenbrand. Schon das zweite
Jahr in Folge bleibt das Festivalgelände trocken und wird durch staubigen Boden in eine kleine Wüste verwandelt. Glücklicherweise weht am Nachmittag doch das ein oder andere Lüftchen, um durchatmen zu können.
Los gehts für uns auf der Mandora Stage mit „Polyphia“. Kaum eine instrumentale Band kann der Formation aus Texas in Sachen Reichweite und aktuellem Zeitgeist das Wasser reichen. Die Gruppe überzeugt durch ihre uniquen Style aus Progressive-Rock mit Pop/Hip-Hop-Einflüssen und die beiden Gitarristen “Tim Henson” und “Scott LePage” ziehen mit ihrem virtuosen Gitarrenspiel die Zuschauer in ihren Bann.
Für uns sind die wahren Helden aber die beiden Clays („Clay Gober“ am Bass und „Clay Aeschliman“ am Schlagzeug) mit ihrem unfassbar geilen Groove, der das Fundament des einzigartigen Klangs bildet. Etwas schade finden wir es, dass es die Songs “Ego Death” und “O.D.” trotz ihres Beliebtheitsgrades nicht in die Setlist geschafft haben. Ne kleine Kritik am Rande: Uns kam es so vor, als hätte die Band das Tempo von einigen Liedern reduziert. So konnten die Songs zwar sauber gespielt werden, die Energie der Lieder ging dabei aber leider etwas verloren. Darauf sollte man sich also gefasst machen, wenn man die Band live sehen möchte.
Die Chance dafür habt ihr am 16. Juni in Hamburg im “Große Freiheit 36” und am 17. Juni im “Huxley’s Neue Welt” in Berlin.
„Kraftklub“ hat verstanden, was es heißt, dem Publikum nah zu sein und zwar wortwörtlich: Dafür begaben sich Sänger „Felix Kummer“ und seine Bandkollegen über den ersten Wellenbrecher hinweg in die Menschenmenge, die sofort Platz machte für die Chemnitzer Rap-Rock-Band. Auch wenn der Frontmann zuvor äußerte, dass er so gern mehr Emotionen über das Growling herüberbringen wolle, diese Art des Singens aber nicht beherrsche, weiß er doch ganz genau, Gefühle zu transportieren. So bat er die Menge, sich in die Knie zu begeben, sodass alle etwas von seiner Performance inmitten seiner Fans sehen können. In dieser Atmosphäre brachte er unter anderem den Song “Bei Dir” aus seinem Soloalbum „KIOX“ und “Kein Liebeslied”, die vor Emotion nur so strotzen. So erzählt ersterer von der Hoffnung der Liebe, die einen zu einem besseren Menschen machen kann – eine Hoffnung, die viele teilen und diesen Song durch die eingängige Melodie zu einem Top-Hit werden ließen.
Auch die Bühnenshow ließ nichts vermissen. Die Fans feierten ausgelassen und textsicher wurde mitgesungen. Die politische Botschaft, einen Tag vor der Europawahl, war ganz klar gegen Rechts: „Gegen Rassismus, Faschismus, Homophobie und gegen “die verfickte AfD”.
Der Samstagabend konnte vielfältig betanzt werden. Während „Maneskin“, die 2017 bei der Castingshow „X-Factor“ ihren Durchbruch hatten und vier Jahre später den Eurovision Song Contest gewannen, die Utopia Stage unsicher machten, bebte die Utopia Stage bei „Parkway Drive“, aber die härteste Party wurde definitiv vor der Orbit Stage zu „Hatebreed“ abgefeiert.
Die US-amerikanische Metallic-Hardcore-Band aus Conneticut wusste stilsicher, wie sie mit ihren harten, metalllastigen Gitarrenriffs und den nach vorne treibenden Schlagzeug-Rhythmen die Fans zum Moshpitten und Abdancen bringen konnte. Mit dem riesigen “Ball of Death”, den die Band in die Menschenmenge warf, wurde die Party komplettiert. Während der riesige Luftballon über die Köpfe hinweg rollte, wurde sich Körper an Körper in die Nacht getanzt, sodass kaum ein T-Shirt oder nackter Oberkörper trocken blieb. Wer
hier noch Energie für „Body Count“ übrig hatte, hat entweder nicht alles
gegeben oder ist trainiert im Hüpf-Dance-Sport.
Und tatsächlich war hier im Gegensatz zur Show von „Hatebreed“ ein bisschen die Luft raus. Auch wenn die Hardcore Fans bis zum Ende voller Energie mitgrölten, ließen die Moshpits in ihrer Intensität nach.
Während heute in den sozialen Medien der Begriff Body-Count auf die Anzahl der bisherigen Sexualpartner anspielt, ist der Begriff im Bandkontext ein ganz anderer: „Ice-T“, der Begründer und Frontman der Gruppe, lässt durch einen ehemaligen Song, der wie die Band selbst den Namen “Body Count” trägt, herausblicken, dass er damit auf Gewalt gegen Unschuldige anspielt. Ermordete Kinder, Polizei- und Ganggewalt sind wichtige Themen, auf die er hinweist und die bis heute präsent sind. Untermalt wird dies durch ihr Bandbanner, das einem direkt den Pistolenlauf ins Gesicht hält. Doch trotz dieser Themen, die von Ungerechtigkeiten gegen Minderheiten erzählen, war die Stimmung ausgelassen und konnte für einen gelungenen Abschluss sorgen.
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