Metalheads, wir haben es euch schon angekündigt und versprochen.Wir hatten am diesjährigen Summer Breeze Open Air die einmalige Chance ein kleines Interview mit der Band „Feuerschwanz“ zu führen. Nachdem wir kurz vorher schon den „Hauptmann“ und „Hodin“ in der EMP Area trafen hatten wir nun die Ehre mit Johanna und Hans von der Band zu sprechen. An dieser Stelle noch mal ein mega Dankeschön an die beiden von „Feuerschwanz„ und Napalm-Records die dieses Interview möglich gemacht haben. Aber nun viel Spaß beim Lesen.
Unsere erste Frage wäre, wie es für euch ist nach 2 Jahren Corona-Zwangspause endlich wieder auf dem „Summer Breeze“ zu Spielen?
Johanna: Wir haben uns wahnsinnig gefreut heute wieder hier sein zu dürfen, weil es tatsächlich eines unserer Lieblingsfestivals ist. Da kann ich glaube für uns alle sprechen.
Hans: Das Schöne ist, das es quasi vor der Haustüre ist, eigentlich nur 1 Stunde weg von unserer Heimat. Es ist zwar auch ein großes Festival, aber noch nicht so groß das man den Überblick verliert.Es ist alles sehr familiär, aber auch eins der größten Festivals die wir hier haben.
Aktuell seit ihr ja auch auf Festivaltour. Im Juni haben wir euch bereits auf dem „Rock am Härtsfeldsee“Festival gesehen, das war bestimmt auch schön wieder dort zu spielen ?
Johanna: Ja, also der Härtsfeldsee war tatsächlich so das erste richtige Metalfestival, was wir gespielt haben. Davor hatten wir meist Mittelalter, Folk oder Rockfestivals, das war so das erste Metalding, das wir gespielt haben und das Publikum war auch schon anders. Das merkt man schon, da geht es richtig zur Sache, da wird richtig gepogt und gecrowdsurft.Da geht es richtig ab! Das erwarten wir für heute natürlich auch, Metalpublikum ist schon noch mal eine andere Nummer.
Hans: Ja, Metalheads haben eine ganz andere Energie, einfach geil! Da kommt richtig die Power die man nach unten abgibt ins Publikum wieder zurück auf die Bühne.
Wie habt Ihr als Band die Corona Pandemie erlebt, hat sie euch mehr zusammen gebracht?
Johanna: Also wir haben das Ganze eigentlich sehr konstruktiv genutzt. Wir haben in der Zeit zwei Alben rausgebracht dafür haben wir die Songs geschrieben die Videos gedreht und haben insgesamt drei Liveshows gehabt. Zwei davon waren größer, mit richtigem Konzert und eine zum Release unseres neuen Albums „Memento Mori“. Mit einer Talkshow auf YouTube und mit einem kleinen Live Anteil. Eigentlich, waren wir super fleißig in der Zeit, wir haben einfach versucht uns nicht hängen zu lassen, einfach das Beste rausgeholt und sind dadurch auch enger zusammen gewachsen.
Hans: Genau, wir waren die zwei Jahre eigentlich immer 100 % aktiv. Uns war es wichtig nicht die ganze Zeit zu jammern, denn im Endeffekt, war es für jeden Scheiße. Gerade als Musiker. Es ist die Aufgabe, auch wenn es banal klingt, zu unterhalten und wenn nicht in so einer scheiß Zeit, wann dann? Deswegen, haben wir echt versucht das Beste draus zu machen und unterm Strich war es auch echt gut für uns.
Letztes Jahr im Dezember habt ihr euer Album „Memento Mori“ raus gebracht. Wie seit Ihr auf den Namen des Albums gekommen, „Moment Mori“ bedeutet auf Deutsch „Gedenke des Todes“, was hat das für Hintergründe?
Hans:Im Endeffekt fängt die Geschichte schon beim Vorgänger Album an, „Das Elfte Gebot“. Beim „Elften Gebot“ geht es ja darum so zu leben als gäbe es kein Morgen „Momento Mori“ ist die inhaltliche Fortsetzung.
Auf eurem aktuellen Album, habt ihr ein Lied, „Rohirrim“, in dem es um die „Schlacht um Minas Tirith“ aus „Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs“ geht, wie kamt Ihr auf diese Idee?
Johanna: Weil wir voll die Nerds sind.
Hans: Ja genau voll die Nerds.Ich habe lauter Statuen von „Herr der Ringe“ daheim, zum Beispiel „Gandalf“, „der schwarze Reiter“, „Frodo“, „Bilbo“. Wir sind einfach alle voll die „Herr der Ringe“ Fans, wir haben alles gelesen und haben uns auch nicht mit der „Herr der Ringe“ Reihe zufrieden gegeben. Haben auch die komplette Hintergrundgeschichte gelesen. Ja und so kam es zu dem Lied „Rohirrim“.
Ihr habt auch einige Coversongs, wie seit ihr auf die Idee gekommen die in die Metal-Welt zu bringen? Da die ja eher R&B, Pop-Musik und in der Electro – Szene hauptsächlich zu finden sind.
Johanna: Es war super gemischt, es waren ja auch Metal Songs dabei, die wir auf unsere Art umgesetzt haben. Es sind immer Songs, wo wir eine Challenge darin sehen. Das wichtige daran war für uns, es nicht eins zu eins nach zu spielen, sondern auf unsere Art. Also unser Ding draus zu machen, z.B. Vom Album „Das Elfte Gebot“ , „I see Fire“, ist ja eine Ballade von Ed Sheeran. Den Song haben wir gar nicht groß verändert, es ist eigentlich alles gleich, halt nur auf unsere Art und einfach viel metaliger und folkmetaliger. Es klingt gleich ganz anders, das war unsere eigene Challenge dabei.
Macht Ihr so Challenges öfter?
Johanna: Also thematisch haben wir es nur bei den beiden letzten Alben gemacht. Geplant ist für die nächste Zeit nichts. Aber so für die Zeit während Corona war es eine coole Extra Challenge.
Es war bestimmt auch immer sehr lustig daran zu arbeiten, oder?
Johanna: Ja und auch raus zu suchen was man für Songs nimmt, ist allein eine lustige Diskussion.
Habt Ihr da ein bestimmtes Schema wie Ihr euch für Songs entscheidet?
Hans: Nein, ein Schema haben wir nicht, jeder darf sich eins aussuchen und das wird gemacht. Deswegen haben wir zum Beispiel das rumänische Lied „Dragostea Din Tei“, aber auch „Warriors of the World“. Eigentlich querbeet und je Genre-fremder desto lustiger wird es.
Johanna: „Warriors of the World“ war auch eine besondere Challenge, weil das halt so ein megaepischer Metalsong ist.
Hans: Ja, eigentlich echt schwierig. Weil es so eine epische Nummer ist. Das kann auch schnell in die Hose gehen, wenn man sich so eine Hymne vornimmt. Aber so mit Dudelsack, Geige und Drehleier, gibt es dem Song einen ganz anderen Touch, das dem Song ganz gut steht finde ich. Es transportiert so ein wenig die keltischen Vibes, die auch zu dem Song gut passen.
Johanna: Ja, nur muss man halt echt aufpassen, sonst wird es schnell sehr peinlich…
2023 seit Ihr mit eurem Album „Moment Mori“ auf Tour freut Ihr euch schon darauf? Und habt Ihr eventuelle Bedenken das euch Corona daran hindert oder meint Ihr das ist kein Problem mehr?
Hans: Wir sind sehr Optimistisch, das bis April wo die Tour los geht, alles save ist.
Habt ihr schon Pläne für ein neues Album nach eurer Tour oder genießt ihr aktuell noch?
Johanna: Nein, also Feuerschwanz genießt eher selten.
Hans: wir genießen nie, wir sind immer am arbeiten. Wir sind wahrscheinlich die fleißigste Band ever oder auch eine Band, die am nächsten Tag nach einem Nummer eins Ding einen Anruf erhält, und jemand über das nächste Album reden will.
Johanna: Ja, wir sind auch schon daran Songs zu schreiben, Videos zu drehen. Also wir sind schon sehr bereit, irgendwann nächstes Jahr ein neues Album raus zu bringen. Weil es dauert ja auch immer. Es braucht sehr viel Vorlauf und das vergisst man immer.
Hans: Vor allem die Presswerke brauchen mittlerweile viel Vorlauf. Man hat irgendwann einen Termin, muss aber sechs Monate vorher alles abgeben, da die Vinylproduktion sonst nicht rechtzeitig fertig wird. Und noch vieles mehr, was im Hintergrund läuft und das hat dann meist nichts mit Musik machen zu tun hat.
Unsere nächste Frage wäre, was euch zu euren Songtexten Inspirieret?
Hans: Es sind gerne „Fantasie“- Themen die wir nehmen, aber auch Metaphern zu aktuellen Themen die man verpackt. Oder eben Folksongs.
Schreibt ihr die Lieder eigentlich zusammen?
Hans: Hauptsächlich schreibt Hodin, unterstützt vom Hauptmann und von mir. Aber von Johanna kommen ab und zu Ideen wie z.B „Hörner hoch“.
Johanna: Ja das ist aber eher selten, Es sind eher die drei Jungs. Der Hans hat inzwischen sogar eine eigene Mediathek angelegt mit kleinen Gitarren Riffs die er zusammensammelt um einfacher Lieder zu schreiben.
Hans: Genau, wir schauen natürlich auch immer wie man den Song Writing Prozess optimieren kann. Wenn ich jetzt einen Song schreibe ist es ein Instrumentalstück, womit ein Sänger nicht viel anfangen kann. Andersrum denke ich mir „oh Mann“ was macht der Sänger für eine Schlagermucke. Deswegen habe ich die Mediathek erstellt, da sind auch Bass und Drums zu finden, die kann sich dann der Hodin nehmen und in seine gesangsorientierten Stücke einbauen. Jeder hat eine andere Denkweise, wenn man von Gesang oder instrumental kommt, da unterscheidet sich der Songaufbau ganz relevant weil ein Sänger anders denkt wie ein Gitarrist und das muss man zusammenbringen. So das eine schöne Balance aus allem entsteht.
Die nächste Frage richtet sich an Euer Album aus 2016 „Sex ist muss“, wo ihr ja auch eine gleichnamigen Single rausgebracht habt. Wie kamt ihr dazu? Weil das ist jetzt nicht ein alltägliches Thema, gab es da eine bestimmte Inspiration dazu.
Johanna: Ja dazu gibt es eine Vorgeschichte. 2016 hatten wir einen kleinen Skandal, denn wir wurden von einem Festival ausgeladen. Dieses wurde von einer Uni in Osnabrück ausgerichtet. Sie fanden unsere Texte zu sexistisch und daher haben sie uns ausgeladen. Das hat dann dazu geführt dass wir uns im Nachhinein intensiver mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Das Lied „Sex ist muss“, ist sozusagen unsere erste Reaktion auf das Ganze, da wir uns dadurch auch mehr mit diesem Thema beschäftigt haben.
Hans: Genau im Endeffekt sind wir eine sehr frauendominierte Band. Das Management wird ja auch hauptsächlich von Johanna gemacht. Wir haben die beiden Miezen, es herrscht absolute Gleichberechtigung! Es gibt keine geschlechtsspezifischen Unterschiede bei uns außer beim Sekt.
Johanna: Ja, aber auch das nicht mehr, da haben sich nämlich der Jane und der Hauptmann mit reingeschlichen. Bei uns macht einfach jeder worauf er Bock hat und was er gut kann und es ist völlig egal ob Mann oder Frau.
Zum Abschluss hätte Ich noch eine Frage, Euch gibt es seit 2004, also seit 18 Jahren. Da habt Ihr bestimmt schon viel Lustiges, Verrücktes und schöne Dinge erlebt. Mich würde Interessieren, was eure Highlights aus diesen 18 Jahren sind.
Johanna: Ja, da gibt es sehr viel. Gerade vorhin. Als wir hierher gelaufen sind, habe ich das was früher die Zeltbühne war gesehen. Da musste ich daran denken wie wir hier das erste Mal gespielt haben und es dort richtig voll war. Das war 2010 glaube ich. 2009 haben wir zum Beispiel das erste Mal auf „Wacken“ gespielt. Da haben wir uns in einem kleinen Zeltpavillon umgezogen und die „Wackinger“ Bühne war voll klein und jetzt haben wir es dieses Jahr das erste Mal auf die Hauptbühne geschafft. Es war so krass. Aber auch die Entwicklung zu sehen, wenn man schon so lange dabei ist. Wenn man genau weiß dass man so klein angefangen hat und sich dann da hoch gearbeitet hat. Die Entwicklung zu sehen ist einfach schön, daran erinnere ich mich sehr gerne zurück.
Hans: Ja es gibt voll viel sogar woran ich mich zurück erinnere. Vor vielen Jahren zum Beispiel haben wir in Moskau gespielt und das war ein ziemliches Erlebnis. Es waren langjährige Metalfans die alles organisiert haben und die dann am Tag nach dem Konzert -im November und es war arschkalt- mit uns zum „Roten Platz“ marschiert sind. Auf der Rückseite des Kremmels ist eine Flamme zu Gedenken der Opfer des Zweiten Weltkriegs – eine ewig brennende Flamme. Einer von ihnen kam dann zu unserem Hauptmann und meinte er sei froh das wir jetzt hier sind. Unsere Großväter haben sich mit den Panzern damals die Köpfe eingeschlagen und jetzt machen wir gemeinsam Musik. Das bleibt mir immer im Kopf und ich fand es sehr emotional auch gerade im Hinblick auf die aktuellen Situation mit Russland. Viele die dort wohnen wollen keinen Krieg und müssen einziehen was einfach bescheuert ist.
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