Mit „Greg is Back“ und „Unduzo“ im Programm, begeisterte einmal mehr das TonART Festival in Ilmenau, dieses Mal als TonART Spezial, mit zwei sehr unterschiedlichen, aber hoch professionellen Acappellabands. Acappella meint, ganz ohne Instrumente, nur die Stimme gibt den Ton an.
Vom TonART berichten die Festivalhopper Uli und Martin.
Während „Greg is Back“ als XXL Acappellachor mit poppigen, neu arrangierten Klassikern in der ersten Hälfte vor der Pause überzeugte, machte die fünfköpfige Truppe von Unduzo im Mittelteil ganz viel Wind mit eigenen deutschsprachigen Songs, gespickt mit ausgesprochen hoher Selbstironie und viel Publikumsinteraktion, die nicht nur zum Singen, sondern auch zu herzhaften Lachern verführte. So wurden die Zuhörer anfangs dazu angehalten, zu kurzen Stichworten ein Geräusch verlauten zu lassen, was sich teilweise als gar nicht so einfach erwies. Von knarrzenden Bäumen über grunzende Schweine bis hin zur Geburt eines Babys, ließen sie das Publikum alles imitiern, was ging und leiteten so durch ihren Eingangssong, der sofort überzeugte.
Gekonnt verband die Band Witz mit hoch aktuellen gesellschaftskritischen Themen, wie zum Beispiel die Stigmatisierung durch Äußerlichkeiten. So sang zwischen den vier Männern die bezaubernde Julie über rassistische Äußerungen aufgrund ihres „afrikanischen Aussehens“. Mit Phrasen wie „Mit dem Popo wackeln, das kannst Du ja, denn Du kommst ja aus Afrika„, den immer wiederkehrenden Fragen, ob man ihr Haar mal anfassen dürfe oder wie beeindruckt man von ihrem akzentfreien Deutsch sei, hält die Hanseatin der Gesellschaft mit viel Humor den Spiegel vor.
In ähnliche Richtung zielte auch der Liebessong über Monika, der uns lehrte, dass von Schönheit nicht unbedingt auf Sexiness zu schließen ist, denn die Moral von der Geschicht´: „Heute sie sich sexy geben kann, doch sächsisch spricht sie ein Leben lang.“ Während jeder Song seine Tiefe und Einzigartigkeit besitzt, sind sich die fünf aber auch nicht zu schade, um mit „Gigolo“ oder „Superman“ urkomische Versuche des Hüftkreisens zu demonstrieren oder sich gewollt lächerlich in Szene zu setzen.
Mit der Loop Machine, die gesungene Melodien aufnimmt und dann immer wieder abspielt, konnten die fünf ihr großartiges Stimmenspektakel abrunden, zuletzt aber nicht nur damit. Beatboxer Julian präsentierte verpackt in einem Song, was für unglaubliche Laute er produzieren kann, und wie unvorteilhaft dieses Können doch ist, wenn man seinem ersten großen Schwarm in Form von Beatboxing vorsingt der dem später geborenen Kind ein Einschlaflied säuselt und dabei kläglich im Beatboxing endet. Letztendlich kann man aber kaum in Worte fassen, was Unduzo hier auf die Bühne brachte – man sollte sich die fünf auf jeden Fall live anschauen.
Wie auch den Anfang, gestaltete Greg is Back den Abschluss des Events. In schwarz gekleidet und auf unterschiedlich hohen „Demokratiepodesten“ stehend, um eine Höhe der Vocalist*innen zu kreieren, bildeten sie ganz im Gegensatz zu den bunt, individuell gekleideten Mitgliedern von Unduzo, ein sehr einheitliches Bild. Was den Chor von einem Chor unterschiedet, den wir so kennen? Jeder einzelne Sänger und jede einzelne Sängerin hat ein eignes Mikro und eine eigene Rolle.
Immer wieder traten einzele Mitglieder, oder auch zu mehreren, nach vorn und performten mit professioneller Attitude und Stimme ihren Song. Chorleiter Martin Seiler führte mit schmissigen Anekdoten durch sein Programm, wechselte vom Dirigenten in die einheitlichen Reihen des Chors bishin zum Solisten. Klassiker wie „King Lui“ aus dem Dschungelbuch, „Halleluja“ oder „MLK“ von U2 spiegelten seine Liebe zu den 80ern wider. Highlight, groß bejubelt und etwas aus dem eigenen Programm fallend war eine Zusammenstellung von Hiphop Songs, mit gekonnt fließenden Übergängen in wild performter Hiphopmanier und ganz viel Action auf der Bühne.
Zum Finale gab es dann noch einen gemeinsam einstudierten Song der beiden eingeladenen Acappella Gruppen, was den kurzweiligen Abend perfekt abrundete. Mal sehen, was das nächste Jahr zu bieten hat, wir sind gespannt mit welchem Programm die TonART Macher uns demnächst überraschen werden.
Tatsächlich steht noch nicht fest, wie genau es in Zukunft weiter geht. Der Ilmenauer Festhalle steht eine Renovierung bevor, so dass sie im kommenden Jahr wohl kein TonART Festival beherbergen kann. Auf die Frage, ob sich die Veranstalter Mandy und Ralf keine Alternative suchen könnten, antworte Ralf vor dem TonART Publikum, dass es schon Alternativen gäbe. Vieldeutig fügte er (eine knappe Woche nach den Thüringer LAndtagswahlen) aber hinzu, dass nicht überall wo „Alternative“ drauf steht, auch Alternative drin sei.
Hier gibt es weitere Bilder vom TonART 2019.
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