Frisch ausgeruht ging es am Donnerstag, 17.8., endlich aufs Infield. Anlässlich des Festival Jubiläums lieferte das Veranstalter Team auch eine brandneue Bühne. Richtig gelesen, nicht mehr 2 Bühnen, wie in den bisherigen Jahren, sondern eine riesige neue Bühne, die SUMMER BREEZE Stage. Dank einer Drehscheibe in der Mitte, die nach jeder Band munter betätigt wurde, gab es auch keine langen Umbaupausen und lästigen Wartezeiten zwischen den einzelnen Auftritten. Rundum also eine gelungene Neuerung.
Der Startschuss fiel dann mit „Firkin“ und „The New Roses“, die kurzfristig für „Xandria“ eingesprungen waren, die leider aus gesundheitlichen Gründen absagen mussten. Bei gefühlt 30° C aufwärts im nicht wirklich vorhandenen Schatten füllte sich das Infield langsam, aber stetig. Mit ein Grund dafür war sicher der Auftritt von „While She Sleeps“. Die Engländer sind mit ihrem neuen Album „You Are We“ derzeit auf dem aufsteigenden Ast und gleich zu den ersten Tönen des Titel-Tracks dazu bildeten sich schon die ersten Circle Pits. „While She Sleeps“ punkteten unter anderem mit „Seven Hills“, „Brainwashed“ oder „Hurricane“ und wurden dafür mit zahlreichen Sprechchören belohnt.
Auch die Bands „Miss May I“ und „Whitechapel“ hatten wohl viele Festivalbesucher auf ihrer privaten Running Order. Dabei wäre der Gig von „Miss May I“ fast noch ins Wasser gefallen, da kurz vor Beginn der Show ihr komplettes Equipment abhanden gekommen war. Doch unter Kollegen hilft man sich gerne aus und so wurden von verschiedenen anderen Bands Ersatzinstrumente beschafft und der Auftritt konnte dann doch noch über die Bühne gehen. Geboten war typischer Metalcore im Stil von „As I Lay Dying“ oder auch „Caliban“. Da dauerte es natürlich nicht lange, bis die ersten Crowdsurfer über die Menge getragen wurden. Gesteigert wurde das dann nochmal bei „Whitechapel“, die mit ihren inzwischen 8 Alben ja schon fast zu den alten Hasen gehören. Die Band war zum zweiten Mal in Dinkelsbühl zu Gast und brachte das Publikum trotz der großen Hitze absolut auf Hochtouren.
So ging es Schlag auf Schlag weiter, Zeit zum Durchschnaufen blieb kaum. „August Burns Red“, „Obituary“ und „Life of Agony“ machten den Fans weiter Dampf unterm Kessel und wo man hinsah, gab es nur fliegende Haare, Circle Pits, Pommesgabeln und Crowdsurfer soweit das Auge reichte. Sogar ein frischgebackenes Brautpaar „traute“ sich in voller Hochzeitsklamotte zu surfen und sorgte damit für einen super Hingucker. Sozusagen Trash my Dress the Metal-Way – das hat Stil!
Auch ein mittlerweile heimlicher kleiner Star auf dem Summer Breeze kamwie schon die Jahre zuvor wieder regelmäßig angesurft: der wohl coolste Rollifahrer ever. Tobi, Respekt für deine Lebenseinstellung und wir sehen uns 2018!
Und damit war es auch schon Zeit für die ersten Headliner „Megadeath“. Schon während der kurzen Umbaupause wurden die Rufe unter den Fans immer lauter und die Plätze im Front of Stage Bereich immer knapper. Das 80-minütige Set bestand aus Klassikern der Bandgeschichte und Neuzugang Kiko Loureiro versprühte jede Menge gute Laune und Spielfreude, genauso wie der Rest der Band.
Die nächsten Bands hatten wir ja schon am Mittwoch zu hören bekommen, was die Vorfreude allerdings nicht geschmälert hat. Kurz vor der Show der Wikinger von „Amon Amarth“ war das Infield jedenfalls brechend voll. Nach der Bühnendrehung offenbarte sich den Fans zunächst der Schlagzeugaufbau in Wikingerhelmform, mit dem die Band schon bei ihrer „Jomsviking-Tour“ punkten konnte. Wer aber befürchtete, dass die Schweden einfach nur ihr Tourprogramm abliefern würden, konnte aufatmen. Der Opener „Pursuit Of Vikings“ legte die Marschrichtung vor.
Johan Hegg und seine Mannschaft begrüßten das Summer Breeze auf den Frontboxen stehend, hinter gleißenden Feuerfontänen. Vor der Bühne hatte sich gefühlt das gesamte Festival versammelt. Und Amon ließen wieder mal keine Wünsche offen. Die Show war gespickt mit jeder Menge Pyro und Schaukämpfen, die die perfekte Untermalung zu Songs wie „First Kill“, „Deceiver of Gods“ oder „Way of Vikings“ bildeten. Zu „A Dream that Cannot Be“ holte Johan sogar kurzerhand Metalqueen „Doro Pesch“ als Überraschungsgast auf die Bühne. Kurzum: „Amon Amarth“ brachte die Stimmung im Publikum zum Explodieren und somit waren alle bestens vorbereitet für das nächste Highlight des Abends.
„In Extremo“ absolvierten ihren 1.000 Gig auf dem diesjährigen Summer Breeze. Und nach ihrer Überraschungsshow am Mittwoch, fuhren die Spielmänner nun die ganz großen Geschütze auf und das nicht nur in Sachen Songauswahl. Die Band startete mit „Feuertaufe“ und spektakulären Pyroeffekten in ihren Auftritt und das Publikum war von der ersten Minute an textsicher dabei. „Vollmond“, „Störtebeker“ oder „Unsichtbar“ mit Unterstützung von Kreator Frontmann Mille brachten die Menge zum Toben. Kein Wunder, dass das letzte Einhorn und seine Mannen aus dem Grinsen gar nicht mehr herauskamen. Zum Abschluss dieser denkwürdigen Show gab es dann auch noch ein gigantisches Feuerwerk, was den Auftritt von „In Extremo“ perfekt abrundete.
Den Abschluss des ersten Tages auf der Summer Breeze Stage bestritten „Wardruna“.
Natürlich lief parallel zur Hauptbühne, vor der wir überwiegend unterwegs waren, auch auf „T-Stage“ und „Camel Stage“ den ganzen Tag über ein jubiläumswürdiges Programm und das bei bestem Festivalwetter. Alle Einzelheiten dazu findet ihr auf der offiziellen Summer Breeze Page.
Der Freitag hielt einen weiteren Grund zum Feiern parat, und zwar „30 Jahre Nuclear Blast“. Und dieser Geburtstag des Plattenlabels wurde nicht gerade im kleinen Kreis gefeiert. Alle Bands, die an diesem Tag auf der Hauptbühne standen, sind bei Nuclear Blast unter Vertrag, so auch „Aversions Crown“, die den Freitag eröffneten.
Im Anschluss gab es ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Vor etwas mehr als einem Jahr verließen Anna Murphy, Merlin Sutter und Ivo Henzi „Eluveitie“ und gründeten daraufhin die Band „Cellar Darling“, die seitdem durchstartete und von Nuclear Blast vom Fleck weg unter Vertrag genommen wurde. Anna und ihre Jungs, sichtlich dankbar über die Chance, nach so kurzer Bandgeschichte schon auf der großen Bühne spielen zu können, zelebrierten mit ihren Folk-Instrumenten einen modernen Rockmusik-Sound mit elektronischen Elementen. Von dieser Band wird man sicherlich noch einiges hören.
Danach wurden von „Memoriam“ dann wieder deutlich härtere Töne angeschlagen und der Front of Stage Bereich füllte sich zunehmend. Ja, auf dem Summer Breeze Open Air gibt es seit diesem Jahr einen abgetrennten Front of Stage Bereich, wie man es sonst von großen Hallenkonzerten kennt. Aus Sicherheitsgründen wurde in diesem Rahmen auch ein neues Einlass-System ins Leben gerufen. So sollte dieser Bereich ausschließlich von der rechten Seite aus befüllt werden und die linke Seite nur als Ausgang dienen. Diese Neuerung stieß auf ziemlich viel Unverständnis und bei der Umsetzung haperte es auch noch ein bisschen. Auf der Einlass-Seite staute sich alles und man konnte sich kaum durchquetschen, dafür hatte man auf der Ausgang-Seite dann gute 3m Platz um sich herum. Bleibt zu hoffen, dass sich das in den kommenden Jahren noch etwas besser einspielt.
Aber zurück zu „Memoriam“. Sänger Karl Willetts meinte, viele bekannte Gesichter im Publikum zu entdecken und lobte die „familiäre Atmosphäre“. Zur Hochform lief er dann spätestens auf, als die Crew ihn mit einer Dose Bier versorgte. Die „Wall of Sound“ walzte die Versammelten in bewährter Manier nieder, diese bedankten sich mit lauten Rufen und gereckten Fäusten. Insgesamt lieferte die Band eine authentische und sympathische Dreiviertelstunde „Old-School-Death Metal“ und machten damit sich und ihre Fans extrem glücklich.
Im Tagesprogramm folgte ein Highlight aufs nächste. Bei den nächsten beiden Bands wurde es wieder etwas melodischer. Vor 2 Jahren waren sie noch eine der Überraschungen auf der T-Stage. Dieses Jahr konnten sie dann schon einen Platz auf der Summer Breeze Stage ergattern. Die Rede ist von „Battle Beast“, die sich schon eine beachtliche Fangemeinde erspielt haben. Selbst die Grabensecurity – besser bekannt als „Grabenschlampen“ – gab zu den Klängen von „Black Ninja“ breit grinsend ihr Repertoire an Kung-Fu-Moves zum Besten. Leider war der Auftritt viel zu schnell vorbei und dank des straffen Zeitplans konnten die vielen Zugabe-Rufe nicht erhört werden.
Doch „Sonata Arctica“ standen schon in den Startlöchern und wurden mit lauten Rufen und Gesangschören willkommen geheißen. Spielkinder kamen bei diesem Auftritt auf ihre Kosten, denn während der Show flogen riesige Bälle durchs Publikum, was auf dem Breeze lustigerweise immer wieder funktioniert. Auf der Setlist durften Klassiker wie „Full Moon“ und „Don’t Say a Word“ natürlich nicht fehlen und wurden von den Fans auch lautstark mitgesungen.
Danach kam mit deutschen Klängen dann wieder etwas Abwechslung ins Programm. „Betontod“ bewiesen wieder einmal „Wir sind keine Popstars“, sondern Punkrocker durch und durch. Auch der gute alte Deutschrock wird auf dem Breeze recht gut angenommen, vor allem wenn man sich so um sein Publikum bemüht, wie „Betontod“. Obwohl sie keine Autogrammstunde gaben, kam der Fankontakt nicht zu kurz, denn die Band gesellte sich nach dem Gig kurzerhand unters Publikum, verteilte Shirts, schrieb fleißig Autogramme und erfüllte Selfie-Wünsche. Soviel Publikumsnähe kommt natürlich bestens an.
„Epica“ waren die nächsten Gäste der Summer Breeze und Nuclear Blast B-day Party. Und die Band gab von Anfang an Vollgas. Die Ausstrahlung und Stimmgewalt von Frontfrau Simone Simons taten ihr Übriges, um das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Doch nicht nur auf der Bühne durfte man großes Gepose bestaunen, auch ins Publikum kam wieder ordentlich Bewegung und Freunde des gepflegten Headbangings und Crowdsurfing kamen voll auf ihre Kosten.
Auch die dunklen Wolken, die am Himmel langsam zusammenzogen, konnten die Stimmung nicht trüben. In der Hoffnung, das schlechte Wetter würde vorbeiziehen, feierten die Fans „Eluveitie“, eine weitere Band, die auf den Wunschlisten der Summer Breeze Besucher immer ziemlich weit oben steht. Mit neuer Besetzung hatten sie den Weg zurück nach Dinkelsbühl gefunden und die konnte bei ihrer Breeze-Premiere eindeutig bestehen. Hits wie „Call of the Mountains“, „Helvetios“ und „Inis Mona“ brachten die Stimmung zum überkochen. Leider gab es von oben dann eine kleine Abkühlung und es trudelte wieder mal eine amtliche Unwetterwarnung in Dinkelsbühl ein. Alle Besucher wurden aufgerufen, ihre Zelte zu sichern und im Falle eines Unwetters auf die Anweisungen der Festivalcrew zu hören.
„Hatebreed“ konnten ihren Gig dann noch halbwegs im Trockenen durchziehen, doch pünktlich zum Headliner „Children of Bodom“ fing es so richtig an zu schütten. Die Durchsage, dass das aktuelle Bühnenprogramm unterbrochen werden müsste, ließ nicht lange auf sich warten. Und täglich grüßt das Murmeltier. Solch einen Fall hatten wir 2015 schon einmal, damals beim Auftritt von „Sepultura“. Der Front of Stage Bereich wurde geräumt, doch im Gegensatz zu vor 2 Jahren, konnten Children ihre Show schließlich mit nur 10-minütiger Verspätung starten, da das Unwetter das Festival nicht ganz so schlimm erwischte, wie befürchtet.
Ohne viel Geplänkel gingen „Children of Bodom“ dann auch direkt in die Vollen und gaben den Fans ordentlich harte Riffs auf die Ohren. Die waren restlos begeistert, schafften es aber leider trotz guter Stimmung nicht, das lästige Regenwetter wegzufeiern. Um Verschiebungen im Programm zu vermeiden, wurde die Spielzeit um die verpassten 10min gekürzt, ein kleiner Wermutstropfen für die Fans, die deshalb auf die Hits „Bam“ und „Dead End“ verzichten mussten.
Da uns an dieser Stelle die Situation auf Park- bzw. Campingplatz etwas zu tricky wurde (Wacken ist ein Scheißdreck dagegen), machten wir notgedrungen Feierabend und die Shows von „Kreator“ und „Wintersun“ gingen ohne uns über die Bühne. Zum Glück sind diese beiden aber regelmäßige Gäste auf dem Summer Breeze, womit wir uns trösten, bis wir wieder in den Genuss eines Live-Konzerts kommen. Immerhin kamen wir dafür noch ohne größere Matsch-Pannen vom Gelände und konnten nochmal Kräfte für den letzten Tag sammeln.
Fotos : Florian Kolb
Text : Florian Kolb / Sabine Dreher
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