Schneller als gedacht war er gekommen, der letzte Summer Breeze Festivaltag. Doch auch der hatte es nochmal in sich. Und der erste Blick aufs Gelände zeigte sofort, dass das Unwetter vom Vortag richtig böse gewütet hatte. Schlamm wohin das Auge reichte und das eine oder andere zerstörte Zelt, kurz: Wacken-Feeling vom Feinsten.
Aber wie heißt es so schön: es gibt kein schlechtes Wetter, nur die falsche Kleidung.
Also nahmen wir’s sportlich und schlidderten gemächlich Richtung Infield und da waren wir nicht die Einzigen. Für 11 Uhr in der Früh waren schon erstaunlich viele Leute Richtung Hauptbühne unterwegs. Grund dafür waren „Mr Hurley und die Pulveraffen“. Im letzten Jahr hatte die Band während der Headliner Show von „Steel Panther“ eine beachtliche Menge Zuschauer vor die Camel Stage gelockt und dort eine halbe Stunde lang Vollgas gegeben. Dieser Gig war einfach legendär und bei soviel Zuspruch startete die Band kurzerhand einen Versuch, sich für dieses Jahr einen besseren Spielplatz zu sichern. Unter dem Hashtag #Mr.Hurley auf die Main Stage konnten alle Fans der Band bei den Summer Breeze Veranstaltern die Werbetrommel rühren und siehe da, es hat sich ausgezahlt.
Und die Menschenmassen, die sich vor der Summer Breeze Stage einfanden, zeigten, dass diese Entscheidung definitiv richtig war. Zu einer Zeit, wenn die meisten sonst noch auf dem Campingplatz gammeln, war das Infield gefüllt bis weit hinter die FOH Türme. Und die ersten Töne von „Mr Hurley und die Pulveraffen“ genügten, um eine einzige riesige Grog’n’Roll Party ins Rollen zu bringen. So eine geile Stimmung haben wir vormittags auf dem Breeze schon lange nicht mehr erlebt. Die 45-minütige Spielzeit war leider viel zu kurz und so musste sich die Band schon viel zu schnell mit „Blau wie das Meer“ verabschieden. Doch eine Hausaufgabe fürs Publikum gab es noch: die Band bringt bald ihr drittes Album „Tortuga“ heraus und was am Summer Breeze funktioniert hat, wird auch nochmal funktionieren. Die neue Mission heißt ab sofort: #Mr. Hurley in die Charts – na dann mal los!
Doch damit war die Ära der Gute-Laune-Bands noch nicht zu Ende. Da die Stimmung sowieso gerade Bombe war, blieben die meisten Leute einfach da und schlossen mit den „Excrementory Grindfuckers“ nahtlos an die Party an. Optisch bot die Band mit Jogginganzügen und goldenen Turnschuhen zwar kein Highlight, aber irgendwie schien sich das Publikum dadurch inspiriert zu fühlen und so sah man auch vor der Bühne die wildesten Verkleidungen. Und wohl keiner anderen Band verzeiht man auf dem Breeze ein David Hasselhoff „Looking for Freedom“ Cover so gern wie den Grindfuckers und entlohnt sie dafür sogar noch mit einer amtlichen Wall of Death. Respekt!
Das Wetter hielt am Samstag zum Glück, sodass sich der Boden wieder einigermaßen festigen konnte. Damit kamen auch alle unbeschadet zum Auftritt von „Primal Fear“ vor die Summer Breeze Stage. Die Band lieferte eine Power Metal Runde mit einer musikalischen Reise durch ihre Bandgeschichte.
Danach übergaben sie ihr Mikro an „Delain“. Die Holländer rund um Frontfrau Charlotte Wessels, inzwischen erblondet, rüttelten das Publikum nochmal richtig wach und animierten zum Klatschen, Hüpfen und Mitsingen. Als allerdings ein gigantischer Penis angesurft kam, mussten vor allem Sängerin Charlotte und Gitarristin Merel kämpfen, um nicht in Lachen auszubrechen. Wie gesagt, der Samstag war eindeutig der Tag der skurrilen Kostüme im Publikum.
Im Anschluss wurde es dann etwas düsterer auf der Bühne, denn die Dark-Rocker von „Mono INC“ standen auf dem Programm. Für 2 Lieder, hatten sie sich am Gesang die Unterstützung von Major Voice gesichert, was beim Publikum super ankam. Selbiges konnte aber auch durch große Textsicherheit punkten, v. a. bei „Children of the Dark“.
Voll auf die 12 gab es dann wieder von den „Emil Bulls“, die den Fans musikalisch den Allerwertesten versohlten. Damit war die Menge optimal vorbereitet für den Auftritt von „Knorkator“. Eine weitere Band, die vor allem für Spaß, Action und Crowdsurfer-Garantie steht und inzwischen fast schon zum Breeze Inventar gehört. Sänger Stumpen ließ im Verlauf der Show die Hüllen fallen, bis er nur noch in Unterhose da stand. Eine Freude machte er dann noch den Fotografen, die er kurzerhand aus dem Fotograben auf die Bühne holte, sodass diese auch mal die Aussicht genießen konnten, die sich den Bands auf der Summer Breeze Stage bietet. Doch schnell musste die Horde die Bühne wieder räumen, um der „Damenkapelle aus Berlin“ Platz zu machen. Stumpen freute sich wortreich über „viele Brüste auf der Bühne“ und gab dann zusammen mit den Damen noch „Der ultimative Mann“, „Geld“ und „Ich hasse Musik“ zum Besten.
Kurz nach dem letzten Ton von „Knorkator“ war der Umbau für die nächste Band schon in vollem Gange. Denn es war wieder einmal an der Zeit für eine ordentliche Portion Trash Metal. „Overkill“ gaben ihr Summer Breeze Debüt und zwar „Rotten to the Core“.
Nicht weniger hart wurde es dann mit „Dark Tranquillity“. Sänger Mikael Stanne hatte sichtlich Spaß daran, während der Show durch den Graben zu rennen, seinen Fans die Hände zu schütteln und den super Job, den die Grabenschlampen wieder einmal machten, zu überwachen. Auch bei „Dark Tranquillity“ kam Rollifahrer Tobi wieder einmal angesurft, doch mit der Reaktion des Sängers hätte er wohl nicht gerechnet. Dieser nahm ihn nämlich eigenhändig in Empfang, lobte seine positive Lebenseinstellung und fand auch noch die Zeit, sich während eines Instrumentalparts kurz mit ihm zu unterhalten. Dieses Highlight wird er bestimmt nicht so schnell vergessen.
Danach war es auch schon an der Zeit für die ersten fetten Headliner des Abends: „Heaven Shall Burn“. Viele Besucher hatten sich schon den ganzen Tag darauf gefreut, mit den Jungs die Bühne zu zerlegen und sie wurden nicht enttäuscht. Ein Großteil des Programms kam von ihrer aktuellen Platte „Wanderer“, doch auch die Liebhaber der alten Stücke kamen auf ihre Kosten. „Voice of the Voiceless“, „Forlorn Skies“ und „Counterweight“ durften natürlich nicht fehlen und spornten das Publikum zu diversen Circle Pits und Walls of Death an.
Die Stimmung erreichte den bisherigen Tageshöhepunkt und somit war der Weg perfekt geebnet für die Legenden von „Korn“. Gerne hätten wir die Show auch fotografisch festgehalten, doch die Band siebte unter den Fotografen gnadenlos aus und wir kamen leider nicht in den Genuss, mit in den Graben zu dürfen. Daher krönten wir mit diesem Auftritt unseren persönlichen Abschluss des Summer Breeze Open Airs 2017 und genehmigten uns nochmal einen Cocktail, bevor wir uns in den verdienten Feierabend verabschiedeten.
Das Festivalprogramm lief noch bis weit nach Mitternacht weiter und endete mit einem gigantischen Feuerwerk zum Finale. Ein besseres Ende hätten die Veranstalter für den 20. Geburtstag ihres Summer Breeze Open Airs nicht wählen können. Wir hoffen, dass das Team noch lange die Freude an der Arbeit behält und freuen uns auf ein Wiedersehen in 2018!
Kommentar schreiben