Während wir noch die Matschreste von den Stiefeln waschen, blicken wir auf das fünfte Destruction Derby Festival am 17. – 19. August 2017 in neuer Location zurück. Mehr als 30 Bands erwarteten uns am vergangenen Freitag und Samstag auf dem Flugplatz in Ballenstedt.
2017 ist wohl das Jahr der Umzüge. Erst im Juni begrüßten wir das With Full Force Festival in Ferropolis bei Gräfenhainichen (Rückblick: Das With Full Force 2017 in der „City Of Metal“). Nun sollte also auch das Destruction Derby die Sachen in Roßlau packen und umziehen. Geplant war ursprünglich der Flugplatz im 60km südlich entfernten Allstedt. Dort ist aber „Fledermausland“ und deshalb wurde wenige Wochen vorher noch einmal umgeplant.
Andere Location hin oder her, das hervorragende Line Up des diesjährigen Derby hätte uns wahrscheinlich auch ins Nimmerland gelockt. Nasty, First Blood, Being As An Ocean und The Amity Affliction sind nur eine kleine Auswahl der Bands, die uns erwarteten und nach dem Donnerstag als Anreise- und Partyzelttag zum Tanz einluden
Zum Festivalgelände fanden wir leicht und der Einlass ging am späten Freitagnachmittag auch dank des sympathischen Crewteams ziemlich zügig. Wir wollten gerade pünktlich zum Auftritt von Gnarwolves vor der Bühne sein, da kam auch schon die Meldung, dass aufgrund eines Unwetters das Derby pausiert wird. Also stand bei uns „Regen und Blitze beobachten“ auf dem Programm. Eine Stunde später ging es dann mit Polar auf der Hauptbühne weiter. Ziemlich schnell füllte sich die Fläche vor der Bühne mit Menschen die sichtlich glücklich waren und tierisch Bock auf gute Musik hatten. Richtig Bock hatten auch Polar aus England. Sänger Adam wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er mit seiner Aufforderung „Fuck the rain“ ein Wochenendmotto etablieren würde.
Nachdem das Nässeproblem auf der zweiten kleineren Bühne beseitigt wurde, konnten hier Desolated ihre Show abliefern. Dicht gefolgt von einer weiteren britischen Band auf der Hauptbühne. Bei Malevolence flogen uns Matschklumpen um die Ohren. Mit viel Bass und einem „this is not fucking good enough“ animierte Sänger Alex die zahlreichen Leute vor der Bühne noch ein bisschen derber zu feiern. Die Szenen im Pit erinnerten uns dank des anhaltenden Regens an Tough Mudder Veranstaltungen.
Gut aufgewärmt ging es für die Crowd im Anschluss bei First Blood auf der Zweitbühne nochmal richtig zur Sache. „We are here for the music and fun“ war ein klares Statement von Sänger Carl, welches von den Fans gern angenommen wurde. Der Regen hielt weiterhin an, aber mit ihm auch die gute Laune der Leute, die Bock hatten Songs wie „Rules of engagement“ vom diesjährigen Album Rules (ersch. 02/2017) mitzugröhlen.
Ein neues Album haben auch August Burns Red auf Lager, die danach auf der Hauptbühne performen durften. Phantom Anthem erscheint am 6. Oktober 2017 und wird die Fans wohl genauso wenig enttäuschen, wie ihr Auftritt. Die Metalcoreband aus Pennsylvania hatte ein Drumsolo (oder sollte man Duo sagen?) im Gepäck, dass ein Phil Collins nicht hätte besser machen können. Schlagzeuger Matt Greiner und Bassist Dustin Davidson gaben alles und wurden vom Publikum mit reichlich Applaus belohnt.
Defeater aus Boston waren auch dieses Jahr wieder ein gern gesehener Gast auf dem Destruction Derby. Das Wetter hatte inzwischen die Tanzflächen vor den Bühnen in Matschgruben verwandelt und hinderte die Leute ein wenig am tanzen. Die Boxen hatten anscheinend auch etwas gelitten, denn sie fielen immer mal wieder aus. Die Songs von den Jungs rund um Sänger Derek konnten wir aber trotzdem in vollen Zügen genießen.
Ein letztes Mal für diesen Festivalfreitag wechselten wir zur Mainstage und folgten dem Auftritt von Whitechapel gemeinsam mit vielen anderen Festivalbesuchern, die den Platz vor der Bühne sehr gut füllten. Hier bekamen wir nochmal alles zu sehen und zu hören, was Sound- und Effektmenschen des Derbys zu bieten hatten. Der Bass drückte ganz schön auf die Pumpe, Whitechapel verschwanden in einer dichten Nebelwand und das Festivalgelände wurde von hellem Stroboskoplicht geflutet. So ging der erste Tag des Destruction Derby 2017 zu Ende. Wer nicht zelten wollte, fand in den umliegenden Orten bestimmt eine Unterkunft, so wie wir. Dort hinkommen war nochmal eine ganz besondere Challenge und rückte den Namensgeber des Festivals etwas in den Vordergrund. Zumindest wenn wir uns am Samstag verschiedene Autos so betrachteten, war klar, wir waren nicht die einzigen, die sich im Schlamm auf dem Gelände festgefahren hatten. Laut Aussagen der Security, hatten auch einige Bands große Probleme mit ihren Nightlinern vom Gelände zu kommen und mussten nach mehreren Stunden aus dem Schlamm gezogen werden.
Der Samstag zeigte sich windig aber sonnig. Perfekt für Segelflieger. Warum wir das erwähnen? Die Kulisse des Festivalgeländes bot uns an diesem Tag einige besondere Augenblicke. Während die Bands auf den zwei Bühnen ihre Shows darboten, sausten die dort stationierten Flugzeuge über unsere Köpfe hinweg und zeigten mit Loopings und Sturzflügen was sie können. Die Toilettenanlagen auf dem Derbygelände hatten währenddessen einige Schwierigkeiten und waren für eine gewisse Zeit gesperrt. Diese Zeit konnte man aber fantastisch überbrücken und sich die ersten Bands anschauen. Eröffnen durften am Samstag Area 11 aus London. Die klare Stimme von Sänger Tom Clarke lockte die ersten Festivalbesucher auf das, inzwischen wieder halbwegs getrocknete, Infield.
Nebenan auf der zweiten Bühne freuten sich die fünf Jungs von A Shade Higher aus Dessau und Leipzig ganz besonders auf ihren Auftritt. Die Gewinner des Facebook-Votings durften an diesem Tag dank ihrer treuen Fans auf dem Derby spielen. Beim Publikum kamen sie gut an und der Spaß auf der Bühne war deutlich sichtbar.
Gut hörbar waren auch Loathe, My Only und AYS während wir uns etwas stärken mussten und den Rest des Festivalgeländes unter die Lupe nahmen. Kulinarisch war für alles gesorgt, fleischig, unfleischig, Kaffee, Waffeln, keine langen Schlangen zum Anstehen. Die Bands hatten ihr Merchandise präsentiert, ebenso wie Opór, die Hardcore Help Foundation und Call It Home Clothing.
Zurück an den Bühnen ging es weiter mit Reduction, die für einen Song Unterstützung von Sänger Matthi von Nasty bekamen. Direkt vor der Bühne wurde der getrocknete Matsch mit einem aggressiven Moshpit mächtig aufgewirbelt und es ging ordentlich zur Sache.
Casey spielten im Anschluss vor großem Publikum auf der Hauptbühne und Polar durften ein zweites Mal auf der kleinen Bühne ran, da sie sich bereits am Freitag bereiterklärten, den noch offenen Slot an diesem Nachmittag zu füllen. Auch im schönsten Sonnenschein erschallten wieder die „Fuck the rain“ Rufe aus der Menge. Polar bedankten sich ganz besonders bei Nils Sackewitz, dem Veranstalter des Destruction Derby ohne den ihre beiden Shows nicht möglich gewesen wären.
Es folgten Auftritte von Fallujah und Alazka auf der Mainstage und Fit For An Autopsy und Within The Ruins auf der Zweitbühne. Miss May I hatte es besonders hart getroffen, ihnen war vor kurzem das komplette Equipment geklaut worden und so nutzten sie ihren Merchstand als kleinen Spendenaufruf. Die Band zeigte sich dem Destruction Derby gegenüber sehr dankbar und legte mit geborgtem Equipment eine berauschende Show hin. Die Security kam hier ordentlich ins Schwitzen, während sich immer wieder Crowdsurfer auf den Weg zur Bühne machten. Ziemlich derb ging es nebenan bei Aversions Crown zu. Im Pit konnte sich das Publikum richtig austoben oder schon mal aufwärmen für den Auftritt von Nasty, der auf der Mainstage folgen sollte. Matthi machte den Leuten klar „Du kannst dir aussuchen, ob du cool oder ein Arschloch bist“ und zeigte mit „zero tolerance“ dass auf diesem Festival kein Platz für Rassisten ist.
Einen sehr emotionalen Auftritt und auch ihren ersten beim Destruction Derby hatten Being As An Ocean. Sänger Joel war nur kurz auf der Bühne zu sehen und genoss die Nähe zu seinen Fans und machte auch noch einen kleinen Spaziergang durch das Publikum.
Als Abschluss des diesjährigen Derby spielten The Amity Affliction auf der Mainstage vor einem großen Publikum. Die Fans konnten sich nochmal richtig austoben und zu „i bring the weather with me“ lautstark mitsingen. Eigentlich wäre jetzt offiziell Feierabend gewesen, aber Chelsea Grin, die eigentlich nach Nasty spielen sollten, verspäteten sich aufgrund einer Autopanne. Sie konnten ihren Auftritt nachholen und verabschiedeten mit ihrem Auftritt das diesjährige Destruction Derby in den Feierabend.
Alles in allem hat der Umzug auch diesem Festival nicht geschadet und es gab ein tolles Line up in einer tollen Location. Der parallel laufende Flugverkehr, stört den Auftritt der Bands nicht, kommt sich aber mit der Organisation des Festivals etwas ins Gehege. Für das Wetter kann niemand was, aber matschige Auffahrten, die Schlammgrube vor der Bühne und am Einlass aber müssten schneller mit trockenem Material versorgt werden. Auch sollte man vielleicht die Security vor den Bühnen etwas aufstocken. Insgesamt hat es uns beim diesjährigen Destruction Derby wieder sehr gut gefallen und wir freuen uns auf nächstes Jahr!
In diesem Sinne, FUCK THE RAIN!!!
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