Faktisch komplett ausverkauft, volles Programm, perfektes Festivalwetter, volle Locations, Überraschungen an jeder Ecke. Das zeichnete den Samstag auf dem Rudolstadt Festival 2017 aus. Lest hier, was unser Festivalhopper Thomas „Teliko“ Helbig und seine immer wieder wechselnden Begleiter am Samstag auf dem Rudolstadt Festival 2017 erlebten – ihren „One Day“.
Am dritten Festivaltag – lest hier unseren Bericht zum Festivalauftakt am Donnerstag und seht hier die Bilder vom Freitag – kam zu den ausverkauften Dauertickets hinzu, dass die Tagestickets ausverkauft waren – diese sind einzig am Samstag begrenzt. Dies sorgte bei einigen Angereisten für ein wenig Missmut, da ihnen so nur noch das Innenstadt-Ticket übrig blieb. Einen Missmut, den wir nur bedingt nachvollziehen können, da auch die Innenstadt mit umfangreichem Programm und tollen Künstlern lockte.
So startete auch unser Festivaltag in der Innenstadt und sorgte gleich für die Überraschungen, für die wir das Rudolstadt Festival so lieben. Dies begann auf der Neumarktbühne schon bei der Anmoderation von Christian Stadali. Absolut erfrischend und mitreißend stellte er nicht nur den Künstler vor, sondern machte auf Programmänderungen aufmerksam und ordnete das Rudolstadt Festival 2017 knackig zeitaktuell und weltpolitisch ein – ja, das Rudolstadt Festival 2017 zeigt wie friedlich man einen G30+ Gipfel feiern kann – Band das Publikum ein und machte alle heiß auf das, was kommen mochte. Wir wünschen uns mehr davon und weniger der dagegen tröge wirkenden – entschuldigt den Ausdruck – Anmoderation auf anderen Bühnen.
Mit Tcheka folgte direkt die nächste Überraschung. Da Osei Korankye leider kein Visum erhalten hatte, sprang kurzfristig Tcheka von den kapverdischen Inseln ein. Laut Aussage einer Zuschauerin kann dort jede Barfrau singen, aber wir können uns beim besten Willen nicht vorstellen, dass sie so singen können wie Tcheka. Geschweige denn so Gitarre spielen. Nicht nur wir waren von seiner Stimme und seinem perkussivem Spiel mit Einflüssen aus dem afrobrasilianischen Batuque absolut gefesselt. Selbst der Bühnenmanager konnte nicht anders als eine Zugabe zu gewähren, die eigentlich in den engen Zeitplan nicht passte.
Anschließend nutzten wir die Gelegenheit durch die Innenstadt zu schlendern, etwas zu essen und uns auch zu dem ein oder anderen Spontankauf hinreißen zu lassen. Danach machten wir Halt bei den Sommernachtspoeten auf der Großen Bühne am Markt. Die Sommernachtspoeten sind an sich (noch?) keine offizielle Band, sondern ein gemeinsames Projekt der drei deutschen Liedermacher Cynthia Nickschas, Erik Manouz und Sarah Lesch, welches in Rudolstadt Premiere feierte. Leider war Sarah Lesch im Vorfeld aber kurzfristig erkrankt, so dass wir nur zwei von drei Sommernachtspoeten bei brütender Hitze – Sonnenstichgefahr! Bitte trinkt an solchen Tagen immer genug! – erleben durften. Wir sind gespannt, ob dieses Projekt weiterlebt.
Schon immer einen essentiellen Teil des Rudolstadt Festival stellt die Straßenmusik dar. Auch wenn die Anzahl der Straßenmusiker vor einigen Jahren begrenzt wurde, fand man an jeder Ecke junge Musikschüler, alte Hasen sowie Bands unterschiedlichster Musikrichtungen, die ihr Können unter Beweis stellten. Unter Straßenmusik werden aber auch viele Bands auf den kleineren Bühnen, wie Amalaya oder Strom & Wasser auf der Bühne am Theatervorplatz, gezählt. Mindestens eins dieser Konzerte darf auf keinem Besuch des Rudolstadt Festival fehlen und so lockten auch diese Bands und Konzerte mitunter wahre Menschenmassen an.
Während auf der Heidecksburg der Weltmusikpreis RUTH an:
- Ringsgwandl (RUTH 2017),
- Banda Internationale (Förder-Ruth),
- Max Peter Baumann (Ehren-RUTH) und
- ALMA (Rudolstadt-Festival Ruth)
vergeben wurde, ging es für uns zurück an die Großen Bühne am Markt, wo uns die polnische Band Sutari erwartete. Sutari interpretieren traditionelle Lieder über Frauen, Beziehung, Liebe und vieles mehr neu. Dabei kamen neben klassischen Instrumenten, wie Bass, Basetla und Violine auch das ein oder andere Küchengerät, wie eine mit Wasser gefüllte Schüssel oder eine Küchenreibe zum Einsatz. Die stärksten „Instrumente“ der drei Damen von Sutari sind mit Fug und Recht aber ihre Stimmen. Die Harmonien in der polnischen Gesangstradition die Sutari darboten waren einfach beeindruckend.
Anschließend ging es für unseren restlichen Abend in den Heinepark. Dort starteten wir mit dem Konzert von La Dame Blanche auf der Konzertbühne. Mitunter erwartete aber nicht jeder La Dame Blanche sondern eigentlich die Bears Of Legend. Diese spielten aber auf Grund des Ausfalls von El Gusto (erneut ein Visa-Problem) bereits anderthalb Stunden zuvor auf der Großen Bühne im Heinepark.
An dieser Stelle müssen wir einfach zwei Sachen explizit loben:
- Die Programmdirektoren des Rudolstadt Festival, die es bei Ausfällen dennoch irgendwie immer schaffen innerhalb kürzester Zeit adäquaten Ersatz zu organisieren.
- Die Rudolstadt Festival-App die von Jahr zu Jahr besser wird, einem die Möglichkeit gibt sein Festival zu planen, sich über Künstler zu belesen und über solche Programmänderungen zu informieren.
La Dame Blanche selbst sorgte dann für einen dieser speziellen Kontrastmomente auf dem Rudolstadt Festival. Moderner basslastiger Hip-Hop mit Einflüssen aus dem Cumbia, Reggae und Dancehall vorgetragen von Yaite Ramos Rodriguez, die abwechselnd ihre Querflöte oder eine fette Zigarre in der Hand/Mund hielt. Wie schon seit längerem bewies das Rudolstadt Festival vor allem am Samstag, dass World-, Roots- und Folkmusik nicht nur eine Sache alter Leute, alter Instrumente und Trachten ist.
Mit Asaf Avidan folgte dann auf der Großen Bühne im Heinepark wohl mit Amy MacDonald einer der bekanntesten Künstler des diesjährigen Rudolstadt Festivals. Auch wenn Asaf Avidan vielleicht namentlich nicht jedem bekannt ist, dürfte so ziemlich jeder schon seinen durch Avicii weltbekannt gewordenen Song „One Day“ gehört haben. Einzigartig macht Asaf Avidan seine androgyne Stimme, für die der Israeli mit Größen wie Janis Joplin verglichen oder sogar als „neuer Messias“ (mexikanischer Rolling Stone) gefeiert wird. Musikalisch schwankt er dabei zwischen elektronischen Elementen, melancholischer Akustik und Blues-Rock. Und dachten wir noch es war zum Festivalauftakt voll im Heinepark, wurden wir zum Konzert von Asaf Avidan belehrt, dass immer noch etwas mehr geht. Die Security konnte uns nicht einmal durch den normalen Ausgang aus dem Bühnengraben leiten.
Etwas weniger voll aber musikalisch in keiner Weise uninteressanter ging es anschließend bei Anthony Joseph auf der Konzertbühne im Heinepark zu. Der britische Dichter, Autor, Musiker und Akademiker mit trinidatischer Abstammung fesselte mit seiner abwechslungsreichen Spoken-Word-Performance in einem pankaribischen Musikgemisch zwischen Calypso, Soca und Afro-Funk. Was auf der Bühne mitunter wie eine riesen Jam-Session wirkte, war vor der Bühne ganz eindeutig eine riesen Party.
Das Bühnenprogramm am Samstag abschließen durfte Emicida auf der Großen Bühne Heinepark. Zu dieser Zeit zollte der lange und heiße Festivaltag aber deutlich seinen Tribut. Nicht nur im Bühnengraben auch vor der Bühne im Publikum war es im Vergleich zu den vorherigen Konzerten doch deutlich weniger gefüllt, was schade war. Denn auch der brasilianische Rapper Emicida war definitiv eine musikalische Entdeckung mit seiner Musik zwischen Hip Hop, Samba, Funk und Jazz.
Somit ging auch unser Samstag auf dem Rudolstadt Festival 2017 zu Ende. Müde, geschafft, aber unheimlich glücklich… Mehr Bilder vom Festivalsamstag und dem ganz persönlichen Festivaltag unseres Festivalhoppers Frank „fRanKon“ Diehn seht ihr hier. Oder in der Bildergalerie direkt bei Festivalhopper.
8. Dezember 2017 um 11:55
[…] Hier geht es zu einigen unserer Rückblick von der letzten Ausgabe: ““One Day” auf dem Rudolstadt Festival 2017” und “Auftakt zum Rudolstadt Festival […]
10. Juli 2018 um 23:56
[…] der großen Bühne im Heinepark. Kapverdische Inseln? Da war doch was! Das Konzert von Tcheka im letzten Jahr, welches uns total aus den Socken gehauen hat und die Erinnerung an die Aussage, dass auf den […]