Kaum zu glauben, dass das große 20jährige Jubiläum von Rock am Härtsfeldsee schon wieder ein ganzes Jahr her sein sollte, doch am 23. und 24. Juni 2017 ging dieses schnuckelige Festival im beschaulichen Dischingen schon wieder in eine neue Runde und wir waren mit dabei. Die Tickets waren restlos ausverkauft und so zelebrierten 4.000 Feierwütige zwei Tage feinsten Metal im großen Zelt direkt am Ufer des Härtsfeldsees.
Der erste Eindruck wurde leider durch die verschärften Sicherheitsbestimmungen auf Grund der Vorkommnisse der letzten Wochen, die jedem hinreichend bekannt sein dürften, etwas getrübt. Auf dem Festivalgelände waren keinerlei Rucksäcke, Taschen, Pet Flaschen oder Tetra Packs mehr erlaubt. Lediglich kleine Gürteltaschen für Geldbeutel, Handy u. Autoschlüssel waren noch zulässig und das wurde auch ausgiebig kontrolliert.
Doch das tat der Stimmung glücklicherweise keinen großen Abbruch und so fanden wir uns pünktlich zum Auftritt von „Onkel Tom“ im Zelt ein. Die ersten beiden Bands des Freitag Abends „Skeleton Pit“ und „The New Roses“ mussten wir leider wegen div. Staus während der Anfahrt sausen lassen. Dafür hinterließen „Onkel Tom“ direkt einen bleibenden Eindruck. Die Band rund um den „Sodom“ Frontmann Tom Angelripper versohlte den anwesenden Metalheads gewaltig den Allerwertesten. Hits wie „Prolligkeit“, „Schnaps“ oder auch „Es gibt kein Bier auf Hawaii“ brachten die Stimmung zum kochen und sorgten schon für die ersten Zeltchöre. Die Fans waren also bestens angeheizt für das weitere Abendprogramm.
Im Anschluss stand auch direkt der erste Headliner in den Startlöchern. Die Veranstalter konnten „Stratovarius“ aus Finnland für das Festival gewinnen, was bei den Festivalbesuchern großen Anklang fand, denn im Zelt wurde es schon deutlich enger. Die ersten Töne von „Destiny“ ertönten aus den Boxen und die Menge tobte. So reihte sich Hit an Hit aus mittlerweile 33 Jahren Bandgeschichte. „Eagleheart“, „Speed of Light“ oder „Shine in the Dark“ durften in diesem Powerset natürlich nicht fehlen und zum krönenden Abschluss schmetterte die Band uns noch „Hunting High and Low“ um die Ohren, was natürlich lautstark mitgesungen wurde. Auch bei Bandkollegen haben sich „Stratovarius“ wohl schon eine kleine Fangemeinde erspielt und so ließ es sich Hammerfall Gitarrist Oscar Dronjak nicht nehmen, sich den Auftritt aus nächster Nähe reinzuziehen, bevor es für seine eigenen Jungs dann zur Autogrammstunde ging.
Zeit zum Verschnaufen blieb kaum, denn nach „Stratovarius“ hatten es sich „Sepultura“ zum Ziel gemacht, die Bühne musikalisch zu zerlegen. Und das ist ihnen auch durchaus gelungen. Gewohnt charismatisch zog ihr Frontsänger die Menge vor der Bühne in seinen Bann und die harten Gitarrenriffs gingen durch Mark und Bein. Wir sagen nur „Roots Bloody Roots“.
Nach einer etwas längeren Umbaupause konnten dann endlich die Jungs von „Hammerfall“ die Bühne zum Finale entern und für passionierte Crowdsurfer gab es kein Halten mehr. Die Securitys bekamen ordentlich zu tun, doch dank ihrem routinierten Auftreten ging das Spektakel ohne unschöne Zwischenfälle über die Bühne und die Fans konnten sich einfach mitreißen lassen und ungestört feiern. „Hammerfall“ überzeugten auf ganzer Linie und sorgten mit Songs wie „Let the Hammer fall“, „Glory to the Brave“ oder „Hector’s Hym“ für einen denkwürdigen Abschluss des ersten Festivaltags.
Das Schöne am „Rock am Härtsfeldsee“ ist ja u. a., dass man tagsüber genügend Zeit hat, um neue Kräfte für den zweiten Abend zu sammeln, da das Programm erst wieder am späten Nachmittag weitergeht. Und so nutzten auch in diesem Jahr wieder viele Festivalbesucher das schöne Wetter aus, um sich im See zu erfrischen und in der Sonne zu entspannen, bevor im Zelt wieder der Startschuss mit der Band „Witchbound“ fiel.
Die Heidenheimer schafften es nicht zuletzt dank ihrer lokalen Bekanntheit, schon ein ordentliches Grüppchen Fans weg vom See und rein ins Zelt zu locken. Der Band war die Spielfreude anzusehen und einige kleinere Technikpannen wurden professionell überspielt. Alles in allem ein gelungener Start in Tag 2!
Nach diesen doch eher klassischeren Heavy Metal Klängen, wurde es mit „Unleash the Sky“ dann plötzlich nicht mehr ganz so melodiös, sondern eher laut und hektisch – so richtig schön zum wachwerden eben.
Damit war das Publikum für „Tankard“ optimal vorbereitet. Die Band aus Hessen konnte das Zelt schon ordentlich füllen und gab Songs wie „Zombie Attack“, „The Morning after“, „Rapid Fire“ oder „One Foot in the Grave“ zum Besten. Dank ihrer energiegeladenen Show durfte sich das Sec-Team auch langsam wieder für eine neue Welle Crowdsurfer warm machen, die bei den anschließenden Headlinger Shows gar nicht mehr nachließ.
Nach einer kurzen Umbauphase betraten dunkle Geschöpfe im Nebel die Bühne. Pommesgabeln in die Lüfte, Stimmbänder nochmal kurz mit Bier geölt und Bühne frei für „Lordi“! Die Fans empfingen die Band aus Finnland mit animalischem Gegröhle und „Lordi“ hatten ihr Publikum von der ersten Minute an voll im Griff. Ihre Show bot nicht nur Balsam für die Ohren, sondern vor allem auch ordentlich was fürs Auge und im Zelt gab es kein freies Plätzchen mehr, da sich kaum einer diesen Auftritt entgehen lassen wollte. Die Stimmung erreichte hier definitiv einen ersten Höhepunkt und Frontmann Tomi „Mr. Lordi“ Putaansuu fasste in gebrochenem Deutsch vortrefflich zusammen: „Deutschland ist f***ing heiß“.
So kam nicht nur die Band unter ihren schaurigen Kostümen ordentlich ins Schwitzen, sondern definitiv auch das komplette Publikum. Doch das müssen wahre Metaller natürlich abkönnen – „Hardrock Hallelujah!!“
Mit der nächsten Band blieb jedenfalls auch keine Zeit, sich nochmal abzukühlen, denn „Saltatio Mortis“ gaben sich die Ehre und wer die Band schon einmal live erlebt hat, kennt auch ihr geheimes Motto: Feuer frei! Hatte Sänger Alea bei der Autogrammstunde am frühen Abend noch etwas müde und zurückhaltend gewirkt, so holte er pünktlich zum Auftritt dann wieder die Bühnensau in sich heraus und eröffnete die Show mit einem Knall. Von da ab gab es nur noch eine geballte Ladung aus Party, Spielfreude, Dudelsäcken und Flames ohne Ende und die Fans feierten die Spielleute und sangen textsicher Zeile für Zeile mit. Ihre 90minütige Show war für uns (zusammen mit „Lordi“) das absolute Highlight des zweiten Tages.
Den Abschluss bildete die Show der Krieger in schwarz-rosa-gold: „J.B.O.“ Erstaunlicherweise hatten sich die Reihen im Zelt dann schon etwas gelichtet. Mit ihrem neuen Album „11“ im Gepäck und dem „Glaubensbekenntnis“ als Opener, konnten Vito, Hannes, Ralph und Wolfram scheinbar nicht alle Festivalbesucher zum Bleiben bewegen. Zwar gaben auch die altbekannten J.B.O.-Einheizer alles, um das Publikum zu animieren, bei den Songs vom neuen Album wollte aber leider einfach keine richtige Stimmung aufkommen. Lediglich mit der „alten Scheiße“ (Zitat Hannes) konnte J.B.O. das Publikum mitreißen. Allerdings hatten wir uns von diesem Finale doch ein bisschen mehr erhofft.
Das soll aber den Gesamteindruck vom diesjährigen RaH keineswegs trüben. Nach all den Schreckensmeldungen, die zur Zeit leider immer wieder die Medien beherrschen, sind wir froh, dass dieses kleine und traditionsreiche Festival insgesamt mit einer tollen, entspannten und v. a. friedlichen Stimmung ohne negative Zwischenfälle zu Ende ging.
Und der Termin für 2018 steht auch schon: Am 29. Juni 2018 geht es wieder zurück an den Härtsfeldsee. Also bis nächstes Jahr!
Weitere Bilder vom Festival findet ihr in der Bildergalerie. Viel Spaß .
Bilder : Florian Kolb
Text : Florian Kolb und Sabine Dreher
30. April 2019 um 09:23
[…] sein um mit Euch und allen Bands zu feiern. Hier an dieser Stelle noch einmal den ein oder anderen Rückblick von uns, aus den letzten Jahren. Leider ist das Festival bis auf den letzten Platz AUSVERKAUFT (nur […]
6. Juli 2019 um 09:23
[…] gehts zu unseren Rückblicken der letzten Jahre: ““Der See rockt” – so war das Rock am Härtsfeldsee 2017“, ““Rock am Härtsfeldsee” – so war das 20 jährige Jubiläum […]