Morgen startet das Rudolstadt Festival 2016! Im Rahmen des TFF Rudolstadt im letzten Jahr, trafen wir am Festivalsonntag Headliner Patrice zum Interview. Abseits vom heissen Festivalgeschehen erzählte der Reggaemusiker und Geschichtenerzähler mit Wohnsitzen in Paris, New York und Köln über seine musikalischen Anfänge, neue Projekte, Festivalerlebnisse, den Polarkreis und den Geist von Bob Marley.
Dieses Interview wollten wir zum Erscheinen des „Superalbum“s im Herbst 2015 veröffentlichen. Das Album ist immer noch nicht da, immerhin aber die erste Single „Burning Bridges„. Das neue Album „Life’s Blood“ erscheint dann voraussichtlich am 30.09.2016!
MP3-Ausschnitt vom Interview (8 Min 59 Sek – produziert von Jörg Sorge, SRB):
MP3-Ausschnitt „kurz“ vom Interview (4 Min 50 Sek – prod. von Jörg Sorge, SRB):
Das Interview fand nicht im brutheißen Rudolstadt statt, das am Vortag sogar deutschlandweite Temperaturrekorde verzeichnen konnte, sondern in einem Waldhotel im benachbarten Saalfeld. Die Fragen stellten Festivalhopper Martin und Jörg Sorge vom SRB. Festivalhopperin Katie hielt den Plausch auf Bildern fest.
Martin: Da habt ihr euch eine schöne Ecke rausgesucht. Hier oben ist es schön kühl..
Patrice: Ist es unten heißer?
Martin: 14 Grad wärmer.
Patrice: Oh, wow.
Jörg: Ist das die richtige Temperatur für deine Auftritte, oder hast du es lieber bissl kühler?
Patrice: (lacht) Für mich ist das die richtige Temperatur. Aber ich habe auch schon am Polarkreis gespielt. Das ist mit Gitarre spielen eher krass für die Finger.
Martin: Gestern hast Du beim Summerjam gespielt, Jubiläum – 30. Ausgabe! Bei dir zu Hause, Heimspiel. Wie wars?
Patrice: Großartig, ja, war sehr voll. War glaube ich noch nie so ausverkauft, also auch der Schwarzmarkt war ausverkauft. Es gab gar keine Karten mehr. Mein Telefon ging pausenlos, vor verzweifelten Menschen, die irgendwie noch einen Weg suchten da rein zu kommen. Das Line-Up war großartig. Also Damian Marley, Nneka und Tarrus Riley, ganz viele tolle Leute. Und heute geht es ja weiter mit Wyclef (Wyclef Jean, Anm. der Red.), also super Line-Up. Es war auch sehr, sehr heiß. Sehr, sehr heiß, also richtig heiß. Auch im Backstage, also wir waren echt so, da lief wirklich alles an uns herunter, den ganzen Tag schon. Aber es war sehr besonders, weil es natürlich ein Festival ist wo ich auch als Zuschauer war, als Kind. Und wo ich viele Erinnerungen mit habe.
Martin: Ich habe unseren Reporter noch nicht erreicht, der dort vor Ort ist. Ich wollte ihn fragen, wie dein Konzert war. Du hattest angekündigt einen neuen Song zu spielen und einige Überraschungen. Was hat es denn damit auf sich?
Patrice: Ja, genau. Den Song habe ich gespielt (grinst) und es gab eine Überraschung fürs Summerjam. Wir haben eine Torte übergeben und haben die Macher auf die Bühne geholt. Also Klaus Mark und den Herrn vom Frühlinger See. Es war nämlich auch 20. Jubiläum des Summerjam am Frühlinger See und dann 30. Jubiläum überhaupt. Ja ich weiß gar nicht ob die schon mal auf der Bühne waren, oder das erste Mal so. Und haben auch noch mal die hinter den Kulissen gewürdigt. Und dann, ja ein paar Gäste gab es sogar. Halt ein neues Konzept, in abgeänderter Form. Und halt den neuen Song, ja.
Martin: Wir sind ja hier bei Festivalhopper – und weil du es gerade gesagt hast, du warst selber, selbst als Gast beim Summerjam, früher. Hast du irgendwelche Erlebnisse als Gast, die du vielleicht erzählen kannst? Eine Anekdote oder Story, oder Tipps für Festivalgänger?
Patrice: Ich war jetzt nicht der klassische Festivalgänger. Wir haben uns da immer versucht so reinzuhosseln (lacht). Ohne Geld. Als Teenager, die eigentlich zu jung waren für so ein Festival. Ja, und dadurch habe ich jetzt nicht so die Tipps ich hatte nie ein Zelt oder so. Aber beim Summerjam, klar, ich hab da viele meiner Helden sehen dürfen – und hab viel gelernt von denen auch. Das erste Mal Livemusik so auf dem Level. Und verschiedene Leute dann so, nacheinander zu sehen, die dieselbe Sache cool finden und aus einer Art von Kultur stammen, so Reggae Kultur. Ja das war halt für mich sehr interessant. Ich hätte mir nie erträumt irgendwann selber auf dieser Bühne zu stehen, weil da waren früher nur internationale Acts, deutsche Acts waren da eher undenkbar zu dem Zeitpunkt noch. Weil da war auch Reggae glaube nicht auf dem Level in Deutschland, so zu dem Zeitpunkt. Dann irgendwann standen wir selbst auf der Bühne. Also Gentleman, oder auch ich und andere.
Martin: ..und Du nun sogar als einer der Headliner..
Patrice: Ja genau, und das war natürlich so wow, krass. Und das man dann dafür auch noch gefeiert wurde. Wenn man da irgendwo gespielt hätte, wäre das schon was gewesen. Dann wurde Reggae ja auch sehr Trendmusik, irgendwann. Aber das war echt ein Zufall, weil ja… Also kein Zufall, weil es gehört auch dahin in den Trend. Aber das war halt früher eine kleine Szene. Jeder kannte sich und jeder ging in die selben Clubs. Und irgendwann explodierte das und die Teenies waren da. Und es wurde irgendwie zu Popmusik. Ja und dann nahm das halt eine ganz neue Dimension an.
Jörg: Inzwischen hast du in einem Studio Aufnahmen gemacht, das Bob Marley mal gegründet hat. Wie fühlte sich das an?
Patrice: Äh ja, der Geist, der hängt schwer in der Luft dort. Man ist sich dessen natürlich bewusst. Da hängen teilweise seine Goldenen oder Platin-Platten an den Wänden. Und man kennt den Aufnahmeraum aus frühen Aufnahmen auch teilweise so. Also, war sehr besonders. Ich konnte da sehr gut arbeiten. Also, war sehr besonders für mich.
Martin: Wir hatten letztes Jahr zum „Water is right„-Projekt Rolf Stahlhofen und Flo Mega im Interview. Wir wollten dich auch interviewen, aber dann hattest Du das TFF Rudolstadt abgesagt, weil parallel noch woanders ein Gig zu spielen war. Daher jetzt noch die Frage zur Vervollständigung vom letzten Jahr: Was bedeutet das Projekt für dich? Wie kamst du dazu?
Patrice: Water is right? Ich denke Wasser ist natürlich Grundnahrungsmittel Nummer eins. Es ist das wichtigste und auch wertvollste was wir haben, weil der Wert richtet sich ja nach Nachfrage oder danach was man am nötigsten hat. Da ist Wasser an erste Stelle. Und das muss man würdigen, das ist eigentlich ein Grundrecht. Weil ohne das gibt es keine Würde, es gibt gar kein Leben und keine Entwicklung und nichts dergleichen. Deswegen denke ich, dass ist erstmal das was man als erstes sicherstellen sollte. Und auch beschützen sollte, und auch auf jeden Fall dafür sorgen sollte, dass es nicht privatisiert wird, meiner Meinung nach. Sondern, dass es irgendwie dem Volk gehört.
Jörg: Und du hast mal gesagt, dass du Musiker oder Leute unterstützt, wo du irgendwie merkst, dass die brennen für einen höheren Zweck. Was ist das für dich? Was kann so ein höherer Zweck sein?
Patrice: Höherer Zweck… Einfach … Prinzipien. Oder jemand, der einfach eine Vision hat, will die Welt verbessern oder verändern will. Irgendeine Art von Beitrag leisten will zur Musik als eine lange Kultur und als eine… Also wir sind ja auch nur hier, weil davor irgendwie Leute da waren, die uns den Weg geebnet haben. Und es gibt halt Leute, die sich da was von wegnehmen und daraus Kapital schlagen. Und es gibt Leute, die auch etwas zurück, darin hinein geben. Wo es dann in erster Linie jetzt nicht um Kapital geht, sondern einfach auch weil man zurück geben will. Genauso wie man auch bekommen hat. Und davon rede ich so. Gestern wurde ich von einem Freund gefragt, nach dem Summerjam. So: „Wie ist das denn? Wenn du da stehst und die Leute jubeln und so weiter – das muss doch voll süchtig machen.“ Und ich hab so gesagt, ich konnte darauf kaum antworten. Weil ganz ehrlich so, natürlich ist es toll Bestätigung zu finden in dem was man macht. Aber, ich glaube das bei Menschen wo ein anderer Zweck nochmal dahinter steht, da geht diese Bestätigung jetzt nicht direkt zum Ego, sondern einfach auch… Es ist etwas was einen in seiner Sache bestätigt. Und wie man sich da auf der Bühne gibt, und wie man sich auf der Bühne fühlt hat sehr viel damit zu tun warum man auf dieser Bühne steht.
Und ja, davon rede ich irgendwo. Ich rede davon – Leute die da anders motiviert sind, die haben eine andere Art von Demut glaube ich irgendwie. Auf der Bühne, und auch hinter den Kulissen, oft.
Martin: Also es ist jetzt ein Sprung, weil du gerade sagtest Demut… Aber irgendwie, wenn man so über dich liest – The rising oft he sun – habe ich das Gefühl Religion spielt bei dir eine Rolle. Wie ist das bei dir?
Patrice: (stammel) Also Religion ist ja irgendwie eine organisierte Form des Glaubens. Ich würde… Ich persönlich glaube in der Form nicht so dran. Bei uns basiert halt alles auf Religion. Letztendlich ist ja Deutschland irgendwo (lacht) katholisch.
Martin: Abendland..
Patrice: ..ja genau. Also eine unserer größten Parteien heißt einfach mal Christlich Deutsche Union. Also ich meine das sagt schon was. Das ist ähnlich wie in den muslimischen Staaten wenn man sich darüber empört, dass da die Religion so einen unglaublichen Einfluss hat auf die Gesellschaft und auf die Politik. Dass es da irgendwie so verstrickt ist. Das ist gar nicht so anders bei uns. Also Kirchenglocken könnte man… Man könnte sich glaube ich nie beschweren, dass es irgendwie Ruhestörung ist, wenn man neben so einer Kirche lebt. Aber ich denke wenn sich so ein Eman auf die Dingsda stellt, und dann um fünf Uhr lossingt, ich denke mal dass da viele Deutsche ein Problem mit hätten. Gut das am Rande, aber ich will damit nur sagen, dass ich persönlich glaube… Ich bin in Deutschland groß geworden. Ich war Messdiener. Ich bin in einem sehr christlichen Dorf groß geworden und all das. Und Religion macht auch unsere Verfassung, so die Basis von unserer Moral und all das basiert sehr stark auf Bibel, würde ich sagen. Somit spielt das eine große Rolle. Wo ich heute stehe mit meinen Auffassungen ist eher … Klar bin ich spirituell, weil ich denke dass es alles eine spirituelle Dimension hat. Aber ich glaube nicht an eine große Religion, ich glaube an Menschen. Ich glaube es gibt in jeder Religion tolle Menschen, die dafür brennen und die das irgendwie besser macht, wenn die an sowas glauben. Und egal was das ist, das finde ich das gut, wenn dich das besser macht.
Martin: Du bist aufgewachsen, hattest du gerade gesagt, in einem kleinen Dorf. Bin ich da richtig damit, du wohnst wieder zum Teil bei deiner Mutter? Die dich auch gleichzeitig managt.
Patrice: (lacht) Ja, das stimmt. Genau.
Martin: Erzähl doch mal. Wie ist denn das?
Patrice: Ja gut, das ist übergangsweise. Das wird nicht immer so sein, aber ja. Ich kehre da immer wieder hin zurück. Das ist wie so eine Oase für mich. Also eine Art… da ist alles auf dem Boden geblieben, es ist sehr so wie ich es kenne. Und daran kann ich mich gut orientieren. Das ist so ein Fixpunkt in meinem Leben. Das Haus ist auch relativ unverändert, mit so viel von meinem Vater und seiner Kunst, mit seinen Büchern und so weiter. Die sind noch in diesem Haus und meine größte Inspirationsquelle – ist mein Vater, mit allem was jetzt so das Schreiben angeht. Und alle sind total unaufgeregt und die Nachbarn, das ist halt alles normal geblieben und das ist halt schön. Ja ich brauch das, die Normalität irgendwo. Weil mein Leben ist schon ziemlich Jet Set Live und so.
Martin: Das kann ich gut verstehen. Ich bin hier ein paar Hundert Meter weg aufgewachsen, ich kenne die Wälder hier. Deswegen komme ich auch zu diesem Festival gern zurück, weil ich dann so in der Heimat bin. Ja stimmt, also Jet Set – Morgen Frankreich, nächstes Wochenende Montreal.
Patrice: Ja.
Martin: Du hast viel Erfolg in Frankreich und auch in französisch sprachigen Ländern, wahrscheinlich. Wie kommt es denn eigentlich dazu? Oder was hast du für eine Beziehung zu Frankreich? Du lebst auch dort, irgendwie?
Patrice: Ja, ich hab dort auch eigentlich meine Hauptwohnung im Moment, in Paris. Das ist einfach nur eine Geschmacksfrage. Ich weiß nicht, die stehen da irgendwie drauf. (lacht) Und das schon lange. Und das hat sich – und wir haben uns zusammen so entwickelt. Und die sehen mich halt auch irgendwie so ein bisschen als ihr Ding an. Weil sie mich so „entdeckt“ haben. Mit der Lions EP, die ist da einfach voll durch die Decke gegangen – so über Mund zu Mund Propaganda. Und seitdem mache ich dort Konzerte. Und das wächst stetig. Und ja, das ist ein sehr wichtiges Land für mich. Also Frankreich und alles was da dran hängt.
Martin: Na und dann gibt es noch New York?
Patrice: New York, ja. Das ist das Ding, ja.
https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=tQxRZ466M9s
Martin: Wo fühlen sich deine Kinder zu Hause? Was sprichst du für eine Sprache mit ihnen?
Patrice: (lacht) Meine Kinder wohnen im Moment in New York und fühlen sich dort auch am meisten zu Hause. Also Sprachen – Deutsch und Englisch und Französisch. Die sind dreisprachig, die wurden in Frankreich alphabetisiert. Sagst man das? Alphabetisiert? Ja, also mein Sohn hat ein leichtes Frankreich-Trauma, deswegen verweigert er sich gerade auf französisch… Ich versuche das irgendwie noch hinzubiegen. Aber ja, deutsch und englisch spricht er perfekt. Ich spreche eigentlich so das, wie gesagt beide Sprachen mit denen. New York finde ich auch sehr cool. Weil das eine andere Art von Stadt ist, Amerika eine ganz andere Art von Land. Ich glaube es macht einen riesen Unterschied wenn es in einem Land nie so richtig Aristokratie gab – Könige, oder sowas. Weil das ändert einfach mal alles. Also hier ist es oft so, dass wenn jemand etwas erreicht, dass man das… Oder sagen wir mal er würde das jetzt zeigen wollen. Mit irgendwie dicken Autos oder so. Das wird hier mit rümpfender Nase betrachtet. Und in Amerika, da wird dann applaudiert. Und das hat was damit zu tun, dass damals, denke ich, das ist meine Theorie, dass damals die einfach, dass es Klassen gab. Es gab die normalen Leute, und es gab dann so die Grafen und Könige und so weiter. Und jeder der da irgendwie in die höhere Klasse wollte, oder irgendwie zu mehr kam, da musste irgendwas komisch sein, hatte da ein krummes Ding gedreht, oder mit irgendjemandem geschlafen. Da konnte irgendwas nicht so richtig mit stimmen. Und die Mentalität zieht da immer noch. In Amerika kamen sie hin, waren alle gleich, haben alles platt gemacht, irgendwo da. Und haben da aber sich da aufgebaut. Und wenn da einer etwas hatte, etwas besonderes, da hat der andere gefragt: „Ey, wie hast du denn das gemacht?“ „Das ist ganz einfach, das kannst du auch. Und so, und so.“ Und dann hat er gesagt: „Danke“. Und das war mehr so: Ey, wenn der das kann, kann ich das auch, und so ist das heute nach wie vor. Und das ist ein sehr schönes Klima, finde ich.
Jörg: Wenn man dir jetzt so zuhört, dann entstehen eigentlich sofort Bilder in einem. Du bist wie so eine Art Geschichtenerzähler. Ist das zwangsläufig, dass man da über Hip Hop auch zu so einer Musik, zu so einer Ausstrahlung kommt, oder wie schätzt du das selbst ein?
Patrice: Ich weiß nicht, aber es ist ja immer so beidseitig. Also einmal findest du die Musik, und die Musik findet auch dich irgendwo – oder der richtige Vibe zieht dich dann ja an und lenkt dich in so deine Richtung, enventuell. Schwer zu sagen was zuerst kam – das Ei oder das Huhn in dem Fall.
Martin: Also ich greife noch mal Hip Hop auf, und zwar die neunziger Jahre und Anfang 2000, da habe ich dich erstmals gesehen, da hab ich in Hamburg gelebt. Bei dem aller ersten Deutschlandkonzert von den Black Eyed Peas…
Patrice: Wow.
Martin: Damals noch ohne Fergie..
Patrice: ..genau! Mit Kimmel..
Martin: Da hatten sie dich, einen jungen und etwas schüchternen Patrice auf die Bühne geholt – für ein, zwei Songs.
Patrice: Echt?!
Martin: ..ich war im Publikum.
Patrice: Wow! Wow, das hast du gesehen?!
Martin: Ja, ich fand das eines der besten Hip Hop Konzerte, die ich je gesehen habe. Das war in der großen Freiheit 36 – auch richtig gute Location dafür. Und weil das eben auch noch Hip Hop war. Du warst da auch noch in der Szene drin, du hast dich jetzt so weiter entwickelt. Total interessant … kannst Du Dich an damals erinnern?
Patrice: Das witzige ist, ich kann mich nicht erinnern, dass die mich je auf die Bühne geholt haben. Mein Gedächtnis ist auch eine Geschichte für sich, sehr selektiv und ich blende ganz viele Sachen auch aus. Ich erinnere mich natürlich an diese Tour. Ich war halt damals noch im Internat und das ging dann nur in den Ferien. Und die Tour die lag wohl ganz gut, ich konnte daran teilnehmen. Aber ja, das war natürlich ein großes Ding. Damals habe ich das alles nicht so realisiert. Ich war total in meiner Welt.
Martin: Die Black Eyed Peas waren ja damals auch noch nicht bekannt in Deutschland.
Patrice: Das war toll. Das waren unglaublich tolle Tänzer. Und auch richtig… Also ich hatte nie, ich hab nie Konzerte gesehen, wo einfach ein kompletter Saal das gesamte Konzert über springt. Also ich mein, die waren ja bei jedem Song und die ganze Zeit am ausrasten.
Martin: …Emotionen, und auch Freestyle dazwischen. Da auch hochgeklettert an der großen Freiheit, dann hat der der (Will I Am?) auch runtergeschmissen, das war wirklich unglaublicher Hip Hop.
Martin: Du identifiziertst dich da auch noch mit dieser Szene?
Patrice: Ja klar.
Martin: Ich habe noch eine Frage von meinem Kollegen Frank, der im letzten Jahr das Interview mit Dir führen wollte: Welche Hip Hop Künstler gehören zu deinen Favoriten?
Patrice: Oh gut, ja. Ich meine das tolle an Hip Hop ist heute, dass der so nah am Zeitgeist immer ist, dass er sich im Zeitgeist entwickelt. Ob man Hip Hop jetzt heute mag, hat was damit zu tun, ob man den Zeitgeist so mag wie in den Neunzigern. An heutigen Hip Hop Künstler kenne ich Macklemore – großartig, grandios. Ich finde es gibt super viele tolle Künster, auch hierzulande. Ich mach ja viel mit Max nach wie vor, Max Herre, Sammy (Deluxe) oder mit Megaloh. Also ich bin nach wie vor viel mit Hip Hoppern am machen. International, da es gibt in Frankreich tolle Hip Hopper, also die Liste ist sehr lang.
Martin: Okay, dann komme ich mal zum Schluss. Ich hab noch zwei Sachen: Einmal, das Superalbum, was auf bei dir immer mal angeteasert wird..
Patrice: Ach ja. Ja, das Superalbum ist fertig sozusagen und soll nach dem Sommer rauskommen. Das ist ein Album – also ich weiß nicht wie viel du darüber weißt, es ist halt so eine Art Best Of. Ich will es so aber nicht nennen, deswegen heißt es Superalbum und weil es halt aufgenommen… also es sind halt Neuaufnahmen der alten „Klassiker“ – in Anführungsstrichen – so auf Band und analog. Und es war halt mir wichtig es so aufzunhemen wie ich es eigentlich immer wollte, aber damals fehlten mir einfach die Mittel zu Analogaufnahmen. Ich war ein bisschen inspiriert von dem Talking Blues Album von Bob Marley, was ich grandios finde.. Du hast die Originalformation der Wailers in einem Radiostudio. Die nehmen einfach die Klassiker eins nach dem anderen auf, ohne dass da groß produziert wurde. Und das hat noch so ein rawes – rohes Feeling. So ein Album wollte ich immer mal machen. Das Super Album ist so dieser Versuch dahin.
Jörg: Darf ich noch mal dazwischen fragen? Das Super Album ist analog mit Bandmaschine gemacht?
Patrice: Ja, also wir nehmen meistens in den ersten Schritten immer auch mit Band auf – das ist so mein Ding, meine Leidenschaft ist so altes Equipment. Alte Bandmaschinen, Kompressoren, Vorverstärker, Mikrofone haben wir noch und nöcher. Also andere Leute kaufen sich irgendwie einen Fairchild-Kompressor oder so…
Martin: Zum Schluss -wir sind ja hier bei Festivalhopper- gibt’s jetzt noch die Standardfragen: Hast Du unvergessliche Festivalerinnerungen – als Besucher? als Künstler? Also Besucher hatten wir ja schon so ein bisschen, übern Zaun beim Summerjam und so.
Patrice: Deutsche oder generell?
Martin: Generell.
Patrice: Træna-Festival in Norwegen, im Norden Norwegens. Das ist dieses beim Polarkreis da, da habe ich gespielt um Mitternacht unter der Sonne.
Martin: Ist es da nicht kalt trotz Sonne um Mitternacht?
Patrice: Ja, es ist kalt. Da musst du mal hin, das ist wie so eine kleine Fischerinsel – und die haben aber große Künstler da. Die werden da irgendwie alle eingeschifft und dann geht’s da los. Die Leute campen da. Und das ist so eine richtig krasse Erfahrung – da sollte jeder mal hin campen, das ist echt cool und ein Geheimtipp. Aber die haben tolle, tolle Künstler da. Dann Festival au Désert, das war in Mali, ich weiß gar nicht, vielleicht findet das immer noch statt? Das ist in der Wüste, in der Sahara. Das ist auch richtig krass.
Martin: ..ein Gegensatz..
Patrice: Jaja. Genau, das war Wahnsinn – nicht mal das Festival an sich. Aber da haben halt alle gecampt in den Dünen. Und dann hast du da Jimmy Page, der da gejamt hat, auf so einer Düne und so, weißt du? Was um das Festival rum so passiert ist, das war eigentlich so das krasse. Und irgendwann war das Wasser aus (lacht) und dann gings los. Dann wurden die Menschen wieder richtig zum Tier. Das war ganz witzig, naja, aber alle haben überlebt – fast alle. Ansonsten…
Martin: Drei hattest du gesagt. Das waren zwei.
Patrice: Es gibt viele, viele. In Deutschland natürlich Summerjam. Das war auch wieder eine große Erfahrung, jetzt, vor ein paar Tagen, Mainsquare Festival. Auch richtig toll, in Frankreich, in Arraz. Auch, weil das Line Up war so groß – Lenny Kravitz – ich war halt früher als Kind auch auf seinen Konzerten. Dann hat der auch da gespielt. Hozier, Lenny Kravitz, das war auch mehr Rock und so. Es ist ein sehr schönes Festival. Das ist wie so eine Art Schlosshof. We love green Festival in Paris ist auch wunderschön, auch in so einem Schlosshof. Mit so… alles so grün. Die Bühne wird komplett mit Solar gespeist. Und die haben da so kleine Gärten. Kinder sind da und sehen mal wie Pflanzen wachsen, Stadtkinder… (lacht)
Martin: Ganz schön viele Festivaltipps hast du da, für unsere Leser! Vielen Dank dafür und vielen Dank für das Interview!
Patrice ist aktuell auf Tour – die aktuellen Patrice Tourdaten 2016:
07.07.2016 Patrice – Water Dance à Argelès sur Mer / F
Plage Du Racou, Argelès-sur-Mer, Languedoc-Roussillon, Frankreich07.07.2016 PATRICE au festival Les Déferlantes – Argelès sur Mer/FR
Argelès-sur-Mer, Languedoc-Roussillon, Frankreich23.07.2016 Patrice at Creative Festival – Bucharest / Romania
30.07.2016 Patrice at Burg Herzberg Festival – Breitenbach / De
Breitenbach am Herzberg, Hessen12.08.2016 Patrice au Festival Fête du Bruit – Landerneau / Fr
Landerneau, Bretagne, Frankreich15.08.2016 Patrice au festival Couvre Feu – St Brevin les Pins / Fr
27.08.2016 Patrice au festival du Roi Arthur – Bréal sous Montfort / Fr
Bréal-sous-Montfort, Bretagne, Frankreich09.09.2016 Patrice au festival du Chant du Gros – Le Noirmont / Ch
Le Noirmont, Kanton Jura, Schweiz22.10.2016 Patrice au festival Bulles Sonores – Limoux / Fr
Hier gibt es weitere Festivalhopper Interviews (zum Teil auch in Bild und Ton) – und alles weitere zu Patrice gibt es unter www.patrice.net oder bei Facebook, Twitter, Instagram und YouTube. Übrigens: Der Dokumentarfilm über das TFF/ Rudolstadt Festival „Wo Worte nicht hinreichen…“ wurde bei einer ersten Preview-Aufführung 2016 begeistert aufgenommen – der Film endet mit dem magisch-elektrisierenden Konzert von Patrice im Jahr 2015.
Unsere weiteren Berichte vom TFF Rudolstadt 2015: „Magisch: Ramzailech beim TFF Rudolstadt und Gal Klein im Interview„, TFF Rudolstadt 2015 – Der Sonntag, Der Samstag, Der Freitag, Der Donnerstag.
6. Dezember 2016 um 16:35
[…] Patrice im Interview mit Festivalhopper. […]