Eigentlich höre ich, Nadine, 37 Jahre, gar keinen Rock. Wenn dann nur Soft Rock, vor allem Rock Balladen und nicht so heftigen Kram. Früher stand ich sogar auf Boy Bands. Immerhin war ich in diesem Zusammenhang schon auf sehr vielen Pop Konzerten und auch Backstage unterwegs. Ich liebe Musik!
Die Festivalhopper Nadine und Miriam berichten von Rock im Park 2016.
„Aber zu einem dreitägigen Rock Festival mit Camping fahren?“ fragte ich mich. Hmmm, zugegeben, am Anfang war ich schon skeptisch ob mir das überhaupt gefallen würde, als meine Halbschwester Miriam (die selbst Schlagzeug in einer Band spielt und total auf Rock Musik steht) vorschlug zu „Rock im Park“ nach Nürnberg zu fahren. Sie hatte einen Konzertfotoauftrag und suchte noch eine Begleitung. Die Idee mit dem Familienwohnmobil dort hinzufahren überzeugte mich schließlich und ich ließ mich überreden. Drei Tage im Zelt zu übernachten wäre mir für den Anfang glaube ich echt ein bisschen zu heftig gewesen. Letzten Endes freute ich mich sogar auf das Festival als ich erfuhr, dass auch Bands wie „Red Hot Chili Peppers“, „The Bosshoss“ und „Fettes/Brot“ dort auftreten würden.
Am Donnerstag, einen Tag vor dem Event, machten wir uns bereits von Hannover auf den Weg nach Nürnberg, um rechtzeitig anzukommen. Als wir um kurz vor Mitternacht endlich auf einem Parkplatz in der Nähe des eigentlichen Festival Geländes ankamen, wurden wir gleich mit lauter Rock Musik empfangen. Da ich nach der langen Fahrt schon ziemlich müde war, dachte ich mir nur „hmm, das kann ja heiter werden, wie soll ich hier je ein Auge zudrücken…?“ und war weiterhin skeptisch, ob der Festival Besuch wirklich eine gute Idee war.
Die Fremden mit der lauten Musik freuten sich total uns zu sehen. Sie empfingen uns herzlich und überschwänglich und luden uns gleich auf einige Drinks zu sich ein. „Das ist normal bei Festivals“ sagte meine Schwester. „Ok, aber nicht zu lange“ raunte ich ihr ins Ohr und kam ihr zuliebe noch mit zu unseren neuen Nachbarn, die uns gleich verschiedene Drinks anboten und uns erzählten, dass sie bereits mehrere Jahre in Folge das „Rock im Park“ Festival besuchen. Mit etwas Alkohol im Blut wurde es dann ziemlich lustig bei den Rockern und neben lauter Rock Musik wurde ständig der Song „Die Nacht von Freitag auf Montag“ von „SDP feat. Sido“ gespielt. Dieses Lied entwickelte sich zur Campingplatz Partyhymne, da es an jedem der kommenden drei Festival Tage rauf und runter gespielt wurde, bis auch ich den Text laut mitgrölen konnte.
Nach einer kurzen Nacht holten wir am Freitagmorgen erst mal unsere Tickets ab und machten uns auf dem Weg zum eigentlichen Festivalgelände. Ich dachte mich trifft der Schlag als wir das Gelände betraten! Überall total laute Rockmusik, schlecht angezogene, verrückt wirkende Leute die Alkohol in Tetra Packs mit sich herumtrugen. Es regnete schon etwas, was der Laune dieser Leute allerdings keinen Abbruch verschaffte. Alle waren total gut drauf, tanzten auf der Wiese, schauten begeistert die Konzerte an, tranken Alkohol, grölten und gingen total ab zu der viel zu lauten Musik. Mitgehangen, mitgefangen… meine Schwester bestellte uns erst mal zwei Bier bevor sie in den Fotograben verschwand um ihre ersten Konzertfotos zu machen. Ich dachte mir, ich bin in einer völlig anderen Welt gelandet. So in etwa hatte ich mir ein Festival zwar vorgestellt, aber nun live und in Farbe dabei zu sein war doch etwas befremdlich für mich. Auch interessant fand ich, was es auf dem Festival Gelände so alles zu kaufen gab – von Softdrinks, über viel Alkohol, Fastfood, sogar Festivalmode, Tattoos sowie diverse andere Utensilien.
Im Laufe des Tages ließ der Regen nach und mit Sonnenschein und mehr Alkohol kam auch bei mir gute Stimmung auf. Zwar noch etwas zögerlich, aber die verrückten Leute die wir auf dem Festival Gelände kennenlernten, waren alle einfach so unglaublich nett und herzlich, locker und lustig drauf. Man konnte einfach nur Spaß haben. Ich wurde etwas mutiger und wagte mich ins Getümmel eines sogenannten Wellenbrechers (= Absperrungen vor der Hauptbühne, wovon es insgesamt drei gibt). Nach einiger Zeit schaffte ich es bis kurz vor die Zeppelin Stage bei „Korn“.
Die Musik war schon ziemlich heavy für meine Ohren, aber irgendwie gefiel es mir gut. Ich musste einfach auch rumspringen, abhotten und mitgrölen – es war schön sich einfach mal fallen zulassen. Mit zunehmendem Alkoholkonsum stieg meine Stimmung ins Unermessliche. Abends der Auftritt von „Fettes/Brot“ war ein persönliches Highlight des Festivals. Als Hannoveranerin bin ich immerhin auch etwas „Nordisch by Nature“ und ich liebe die Musik der Hamburger Jungs. Abends dann natürlich wieder Party bei den Nachbarn…
In den zweiten Festival Tag starte ich schon wesentlich entspannter. Und um nicht immer so viel Geld für Alkohol ausgeben zu müssen – der nicht gerade günstig war auf dem Festival – füllte auch ich mir etwas Hochprozentiges in einen Tetrapack ab. Zum Glück hatte ich mich vorher recht gut vorbereitet und einige notwendige Festival Utensilien (wie leere Tetrapacks, Regenjacke, Gummistiefel und Handdesinfektionslotion) mitgenommen, die sich an diesem Tag als sehr nützlich herausstellten.
Morgens schien zwar noch die Sonne, aber ab dem späten Nachmittag zogen große Regenwolken auf und während des Konzerts von „The 1975“ auf der Park Stage regnete es dann wie aus Eimern. Trotz Regenkleidung waren ich und die anderen Festivalbesucher total durchnässt. Die Stimmung war trotzdem ausgelassen und wilder als je zuvor. Einige Verrückte fingen mit Schlammcatchen an, als der Regen dann gegen Abend etwas nachließ. Das wollte ich nun wirklich nicht ausprobieren, auch wenn es meiner Schwester und unseren neuen Festival Freunden sicher gefallen hätte mich so zu sehen.
Es war doch noch alles eine etwas andere Welt, an die ich mich noch gewöhnen musste und ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus… „Schlammcatchen“, „pogen“, „crowd surfen“ – alles völlig neue Begriffe für mich. Da erstes und zweites für ausschied blieb höchstens noch „crowd surfen“ übrig – sicherlich eine tolle Erfahrung. Allerdings entschloss mich, es doch lieber auf einen zukünftigen Festivalbesuch zu verschieben. Bei „Volbeat“ war ich so ausgelassen, dass auch ich total abging und head-bangte. Nach zwei Festival Tagen, zu viel Alkohol und guter Stimmung war ich ziemlich locker geworden. Früh ins Bett kam ich an diesem Abend natürlich wieder nicht…
Am Morgen des dritten Festival Tages ging es mir dementsprechend nicht ganz so gut. Aber eine Aspirin am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen… gut das ich vorgesorgt hatte. Nach etwas Essbarem und einer Cola ging es mir gegen Mittag bereits schlagartig besser. Ich freute mich auf den letzten Festival Tag an dem eine meiner Lieblingsbands, die „Red Hot Chilli Peppers“, auftreten sollten. Anders als am Vortag fand ich an diesem Tag die Musik insgesamt sehr viel besser, da sie nicht ganz so hard core war. Beim Wechseln zwischen den Bühnen war ich inzwischen ein Profi und auch Petrus war gnädig und verschonte uns weitestgehend mit Regen. Ich hatte gute Laune und erwischte mich wie mir die Festival Stimmung zunehmend gefiel, was sicher auch sehr an den vielen tollen, herzlichen Leuten lag, die wir kennengelernt hatte.
Ja, ich hatte Spaß! Ich lachte viel und auch an die sehr laute Musik hatte ich mich gewöhnt. Der Auftritt der „Red Hot Chili Peppers“ am Abend war mein persönliches Highlight des Festivals. Neben einigen neuen Songs wurden viele meiner Lieblingssongs wie „Scar Tissue“ und „Californication“ gespielt. Gänsehautfeeling pur! Musik unter freiem Himmel in einer lauen Sommernacht fühlte sich großartig an! Die Atmosphäre war einmalig und hat mich total verzaubert. Auch den anschließenden Auftritt von „The Bosshoss“ fand ich sehr gelungen. Danach war das Festival bereits fast zu Ende und das Zeppelinfeld leerte sich zunehmend. Bei unserem kurzen Besuch von „Lexy & K-Paul“ in der Alternarena tanzten meine Schwester und ich noch mal ordentlich ab. Dann war alles vorbei! Wir machten uns auf in Richtung Wohnmobil, wo es natürlich auch noch einen Abschiedsumtrunk mit den Nachbarn gab…
Als wir am nächsten Tag unsere Sachen zusammen packten und die Heimreise antraten, fragte ich mich wie die Zeit nur so schnell verflogen sei?! Auf der langen Rückfahrt hatten wir dann auch noch ziemlich viel Spaß! Wir hatten uns in entsprechendem „Festivalschlabberlook“ gekleidet, hörten laute Musik bei offenem Fenster, alberten herum und ließen die letzten drei Tage Revue passieren. Die Leute auf den Autobahnraststätten schauten uns manchmal ganz schön blöd an, aber das war uns egal. Wir hatten Spaß und fragten uns wo wir in der Nacht von Freitag auf Montag waren…? Gefühlt „drei Tage wach oder einfach im Koma“… nun grölten auch wir den „SDP feat. Sido“ Song mit.
Als Fazit kann ich über meinen ersten Festival Besuch sagen: „It was a blast!“ Einfach gigantisch! Eine völlig neue Erfahrung und ein neues Lebensgefühl von Freiheit und Unbeschwertheit – Rock and Roll! Ich kann einen Besuch bei „Rock im Park“ auch als „nicht Rockerin“ nur wirklich jedem empfehlen! Diese drei Tage waren wirklich eine tolle Auszeit vom Alltag und trotz des chronischen Schlafmangels und des Alkoholkonsums fühlte ich mich auf wundersame Weise erholt und ausgeglichen. Laute Rock Musik setzt scheinbar Glückshormone frei…Ich fühlte mich berauscht und auch noch Tage später muss ich grinsen und bekomme total gute Laune wenn ich an das Festival denke. Musik ist Medizin – kostenlose Gute-Laune-Therapie.
Mittlerweile höre sogar ich den lokalen Rock Radio Sender unsere Stadt und freue mich, wenn Songs gespielt werden, die ich bereits vom Festival kenne. Nächstes Jahr wieder zu „Rock im Park“ – so ist der Plan. Schon alleine um alle Leute wieder zu treffen, die mir ans Herz gewachsen sind. In diesem Sinne möchte ich mich noch einmal bei allen neuen Bekannten für die unglaubliche Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft und tolle Stimmung bedanken! Rock and Roll! Keep on rolling…
Nadine
Festival Hopper aus Hannover
Lest hier weitere Festivalhopper-Berichte von Nadine und Miriam von Rock im Park 2016: „Gewittersolo bei KORN – Rock im Park 2016 am Freitag„, „Rock im Park 2016 – Blödeln mit The D und Volbeat nach dem Regen“ und „Sonntag bei Rock im Park – vom Frühsport bis zum großen Finale!„. Voraussichtlich wird Rock im Park 2017 vom 02.-04. Juni stattfinden.
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