Wie die Musikwelt unlängst erfahren durfte, werden BOYSETSFIRE zukünftig eine wohl längere Auszeit einlegen. Was das genau heißt, muss angesichts der spärlichen Informationen seitens der Band zur Motivation dieser Pause wohl jeder für sich selbst deuten.
Wer auf Nummer sicher gehen und die unbeschreibliche Atmosphäre eines BSF-Gigs zum überwinden der Durststrecke nachhaltig ins Gedächtnis brennen will, muss sich sputen auf der diese Woche gestarteten EUROPEAN SUMMER TOUR noch ein Ticket zu ergattern!
Festivalhopper Kay & Marie möchten an dieser Stelle ein Interview nachreichen, was ähnlich wie guter Whisky erst lagern musste, um genau im passenden Moment verzehrt zu werden.
HAVE FUN!
Für alle deutschen und europäischen Sympathisanten der Newarker Post-Hardcore-Legende BOYSETSFIRE war 2015 definitiv ein richtig fettes Jahr. Zum einen gaben die Mannen um Gesangsgenie und everybody´s darling Nathan Grey bereits im August im Rahmen ihres in Eigenregie veranstalteten FAMILY FIRST FESTIVAL im Kölner Palladium eine ihrer bisher spektakulärsten Shows, zum anderen tourten sie zwei Monate später bereits wieder durch heimische Gefilde. Der Grund: Es galt ein neues Album unter die Jünger der über die Jahre stetig wachsenden BSF-Community zu bringen. Nein, nicht irgendein Album – es handelt sich definitiv um DAS ALBUM. Während WHILE A NATION SLEEPS bereits ein Meilenstein im kreativen Schaffen der Ostküsten-Ikonen darstellte, so konnte die aktuelle Scheibe, ganz minimalistisch den Bandnamen tragend, alle Erwartungen übertreffen und wurde berechtigt mit Lobeshymnen überschüttet.
Grund genug, dass Festivalhopper Kay im Rahmen des Tourabschluss-Gigs in Berlin den Jungs mit einem Interview mal auf die Zähne fühlte, während Fotografin Marie als Konzertimpression energiegeladene Pics im Gepäck hatte. Als Interviewpartner sollte uns der aus München stammende Bassist Robert Rede und Antwort stehen. Mit auf Deutsch formulierten und zum Teil sehr Robert-spezifischen Fragen gingen wir froher Dinge Backstage, als uns Bandmanager Oise offenbarte, dass wir die Ehre haben, ersatzweise den (äußerst sympathischen) Gitarristen Josh zu interviewen. Trotz notwendiger Improvisation blieben wir dennoch froher Dinge und hatten echt ’ne Menge Spaß.
Legende: Ein bedeutet, wir haben gelacht. Zwei bedeuten, wir hatten richtig Spaß. Drei :)… ach, ihr wisst schon!
Aber lest selbst…!
Kay: Hey Josh, danke das du uns heute Rede und Antwort stehst. Wir waren ja eigentlich mit Robert verabredet. Was war da los?
Josh: Wie ich gehört habe, sitzt er wohl auf der Toilette und kämpft mit massivem Durchfall
Kay: Ok, das nehmen wir mal so hin, ohne nach Details zu fragen :), improvisieren ein wenig und freuen uns auf ein Interview mit DIR, auch wenn unser Englisch vielleicht nicht das Beste ist.
Josh: Kein Problem, mein Deutsch ist schrecklich
Kay: Erste Frage: Das ist jetzt wahrscheinlich dein x-tes Interview auf dieser Tour und dein x^1000-faches overall. Butter bei die Fische: Wie steht´s um die Motivation zum Gelaber mit den Presse-Fuzzies?
Josh (lacht): Also ich bin immer gerne im Gespräch und so auch die Interviews. Auch wenn man gelangweilt ist, müde, genervt, dann ist es doch cool, einfach mal zu quatschen. Das ist okay. Ganz ehrlich: Ein weiterer Grund ist, dass Oise (Bandmanager) mir sagt, dass ich das tun soll
Kay: Und außerdem sind wir zwei coole Typen und können uns mit dir mal richtig einen abquatschen Nächste Frage: In den Social Media-Kanälen war im Tourverlauf zu entnehmen, dass Nathan ernsthafte gesundheitliche Probleme hatte. Was war/ist da los und wie steht´s um ihn?
Josh: Ja, er war ziemlich krank die Woche bevor wir die Tour starteten. Ne Virusinfektion, nicht einfach nur ´ne Erkältung. Er bekam dann auch Medikamente. Das ist natürlich eine ganz schöne Misere, da er derzeit nicht 100 % geben kann.
Kay: Ein Freund von uns war auf dem Konzert in Lindau gewesen und erzählte bereits davon, auch, dass Nathan vom Silverstein-Sänger unterstützt wurde?
Josh: Ja, das ist wirklich toll. Er übernahm viele Stellen, die einfach zu schwer für Nathan umzusetzen waren. Das war wirklich super…
Kay: Heute steht ja euer letztes Konzi der European-Tour 2015 ins Haus. Ist der Tour-Abschluss-Gig nochmal ein Highlight oder überwiegt die Freude auf das Leben außerhalb von Nightliner & Termindruck?
Josh: Für uns ist jede Show etwas ganz besonderes. Man weiß ja nie, ob es nicht vielleicht die letzte ist. Man denkt immer man könnte für die Zukunft planen, aber das geht nicht. On Stage zu sein, ist einfach klasse. Berlin ist sowieso eine meiner Lieblingsstädte und daher auch was Besonderes, weil wir ja hier nicht so oft spielen. Leider fliegen wir heute Nacht bereits zurück und sind schon etwas traurig darüber. Normalerweise verbringen wir immer noch ein paar Tage in der Stadt nach dem Tourabschluss. Wir stehen total auf Berlin. Sehr schade!
Kay: Ist das dein Bier?
Josh: Nee, das ist deins. War das ´ne Frage?
Kay: Eigentlich nicht. Aber hat ja keiner gehört.
Kay: Stichwort: Leben außerhalb von BSF! Ihr musstet/wolltet/durftet ja neben der Band auch immer zusätzlich schaffen gehen. In welchen Berufen seid ihr gegenwärtig eigentlich unterwegs?
Josh: Nathan und ich arbeiten derzeit zusammen in einer non-profit-organisation, die Leuten mit Behinderungen hilft, einen Job zu finden. Chad arbeitet bei einem großen Print-Unternehmen, aber keiner weiß, was er eigentlich macht, Jared arbeitet als Bikemechaniker und Robert ist hier in Deutschland.
Kay: Also arbeitet ihr alle bis auf Robert in Newark?
Josh: Nee, Jared lebt in Kalifornien. Aber wir anderen leben nur ein paar Meter voneinander entfernt
Kay: Ich hab gelesen, dass du 2006 als Bauarbeiter einen Unfall hattest und das du dir da ordentlich was zugezogen hast.
Josh: Ja, da habe ich mir mein Genick, Rücken und meine Hüfte gebrochen. Ich habe immer noch ständig Schmerzen, nehme aber keine Medikamente oder so, die helfen ja eh nicht
Kay: Ähnliches ist mir dieses Jahr auch passiert und ich weiß, das ist echt zum kotzen…
Marie: Hoffentlich hast du da einen guten Physiotherapeuten.
Kay: Marie ist Physiotherapeutin.
Josh: Oh wirklich? Das ist gut, da kannst ja mal an meinen Rücken ran
Kay: Na dann habt ihr jetzt einen neuen Roadie
Kay: Weiter geht´s: Euer neues Album wird nicht nur durch die Fangemeinde gefeiert, sondern kommt auch bei jeglichen Kritikern verdammt gut weg (z.T. als bestes Album ever). „While a nation sleeps“ hat viele melodische Parts, aber auch die Headbanger- und Screaming Tracks. Beim aktuellen Album hat man den Eindruck, dass alles viel geschlossener in sich ist. Wie kommt´s???
Josh: Oh Gott! Das ist echt sau schwer für einen Künstler seine Arbeit auseinander zunehmen. Ich würde sagen, das BSF etwas mehr erwachsen geworden ist, nach dem Motto „Mansetsfire“
Ein Album ist ja nie was das andere. „While a nation sleeps“ war etwas punkrockiger, das nächste könnte wieder etwas anders sein. Es ist also immer eine Momentaufnahme, wo wir aktuell stehen.
Kay: Welche Intention war ausschlaggebend für die Selbstbetitelung?
Josh: Naja, weil wir gerade einfach echt glücklich damit sind, wo wir stehen. Mit eigenem Label, tollen Bandkollegen, die sich einfach lieben
Kay: Ok, eine Frage aus Neuseeland, von Frank, meinem Bruder: Welche Metapher hat es mit dem Cover-Art vom neuen Album, ein Ouroboro der nicht ganz geschlossen ist, auf sich?
Josh: Du meinst sicher Sowas in der Art (Josh zeigt uns ein kleines Unendlichkeits-Tattoo)
Kay: Ja, genau. Was war der Beweggrund einen nicht geschlossenen Ouroboro zu wählen für das Cover?
Josh: Puhhh, das hat eigentlich mit unserem Cover-Artist zu tun. Ursprünglich wollten wir den klassischen Ouroboro nehmen. Aber unser Künstler meinte, dass so einen geschlossenen Ouroboro doch jeder hat und das wäre doch sehr langweilig. Wir haben ein gutes Verhältnis und vertrauen auf ihn. Aber es ist echt ´ne gute Frage warum er nicht geschlossen ist. Ich hake da mal nach und gebe bescheid
Kay: Wir halten zur Klärung am besten Mail-Kontakt
Josh: Na klar! Dein Bruder braucht schließlich ´ne Antwort!
Kay: Deal! Die nächste Frage war eigentlich an Robert gerichtet. Eine beliebte Anekdote ist immer der Umstand, wie er den kurzfristig ausgestiegenen damaligen Bassisten ersetzen sollte und kurzfristig zum Bandmitglied von BSF wurde. Aus der Sicht eines ewigen Guitar-Rookies: Wie zur Hölle schafft man es, quasi über Nacht 17 Songs an einem fremden Instrument zu lernen und die Nummer auch noch souverän „on stage“ durchzuziehen?
Josh: Robert war damals Gitarren-Techniker und konnte bereits E-Gitarre spielen. Wir spielten zu dem Zeitpunkt nicht irgendwelche kleinen Clubshows, sondern große Festivals. Wir standen damals ganz schön unter Druck. Wir haben ihm natürlich geholfen und das dann einfach etwas einfacher für ihn gemacht. Keine großen Kunststücke, sodass nicht jede Note passen musste.
Kay: Gut zu wissen, dass BSF auch mal einfach funktioniert
Kay: Im Song „cutting room floor“ shoutet Nathan „I´m sick of screaming” – Woher nehmt ihr trotzdem nach nunmehr über 20 Jahren Bandbestehen, trotz Familie, Job und abseits von jugendlichem Idealismus noch die Energie, Missstände aufzuzeigen und karitativ tätig zu sein?
Josh: Das ist einfach in uns! Wir machen das jetzt schon so viele Jahre und die Energie ist einfach da.
Kay: Weil ihr Freunde seid und die Chemie einfach stimmt?
Josh: Ja, genau. Die Chemie passt einfach. Die Vibrations sind da – da kannste´ nichts machen
Kay: Wer 20 Jahre der Szene treu bleibt und sie maßgeblich mitbestimmt, der ist zur Beantwortung der folgenden Frage prädestiniert: Was hat sich in zwei Jahrzehnten verändert, wie steht es um die HC/DIY-Attitude und wie seht ihr euch im Vergleich zu den Anfängen?
Josh: Es ist witzig Je mehr sich geändert hat, desto mehr ist gleich geblieben und einfach wie immer. Hardcore ist immer noch da und am Leben! Natürlich kann ich als alter Mann auch sagen, dass es da auch tolle neue Hardcore-Bands gibt. Ich habe einen 22-jährigen Sohn und der geht zu vielen Shows. Wie alt seid ihr?
Kay: Marie ist 23. Ich bin bereits 29!
Josh: Siehste!!!
Kay: Die nächste Frage mag Marie überhaupt nicht!
Josh: Warum? Ist die etwa unhöflich???
Marie: Nee, ich finde nur, dass das so ´ne Standardfrage ist…
Josh: Oh guck mal, da ist Bonnie. HEY, BONNIE. (Anm.: Eine Art Mops läuft gemütlich durch den Backstage)
Marie: Ist das dein Hund?
Josh: Das ist Oise´s Stiefhund
Kay: Ein bayrischer Hund? (Anm.: Oise ist Bajuware) Oise aus dem Hintergrund: Hamburger
Kay: Zurück zur ungeliebten Frage: Das Songwriting obliegt ja mehrheitlich Nathan. Ist den anderen Bandmitgliedern die individuelle Bedeutung der metaphernreichen und nicht immer einfach zu erschließenden Lyrics bekannt und könnt ihr auf die Texte Einfluss nehmen?
Josh: Nathan hat da tatsächlich die übergeordnete Funktion. Wir sitzen aber trotzdem häufig zusammen und besprechen alles. Er stellt uns seine Sachen vor, auch Melodien (Anm.: Josh trällert wie eine Elfe) und fragt nach, ob wir vielleicht Worte dafür finden können. Das macht viel Spaß. Also Nathan ist da schon sehr offen und teilt das auch mit uns!
Josh: Aber hey, schau dir diesen Hund an
Marie: Er hat bestimmt Hunger.
Josh: Der hat immer Hunger
Kay: Der Hund sollte vielleicht in den Moshpit heute Abend!
Marie: Der ist doch viel zu klein!
Josh (fragt in den Backstagebereich): Darf Bonnie heute Abend stagediven?
Backstage: Na klar!!!
Kay: Erneut eine Frage, die eigentlich an Robert gerichtet war: Lebt er eigentlich immer noch den Spagat zwischen seinem „Alltags-Leben“ in München und den Bandverpflichtungen in den Staaten?
Josh: Ja er lebt in München, mal in den Staaten, mal in Berlin. Wir haben da einen guten Kompromiss gefunden: Robert spielt die europäischen Gigs und für die Shows in den Staaten haben wir einen weiteren Bassisten.
Kay: Was steckt denn hinter eurer tiefen Verbindung zu Deutschland? Sind es sie Freundschaften beispielsweise zu Robert oder Oise?
Josh: Puhhhh, ich weiß gar nicht genau. Ja, vielleicht die Freundschaften, die wir hier schon über die ganzen Jahre halten seit unserer ersten Tour. Damals tourten wir mit … ohhh nein, ich kann man gar nicht richtig erinnern. Weiß jemand noch den Namen von Roberts erster Band? Diese Metal-Band? (Anm.: Frage an Backstage)
Backstage: My hero died today!
Josh: Ja, genau! Solche Dinge haben uns immer sehr verbunden!
Kay: So long, letzte Frage in eigener Sache und natürlich wieder eine, die eigentlich Robert gewidmet war Ich habe gelesen, dass er in der Vergangenheit Coachings angeboten hast, mithilfe welcher seine Klienten ihre berufliche Bestimmung finden sollen. Naja, ich hab´ ne laufende Promotion am Backen, bin Generalist vor´m Herrn und kann mir so ziemlich alles vorstellen – wann hätte er mal Zeit???
Josh: Naja, tut mir leid, leider macht er das nicht mehr. Mittlerweile arbeitet er für ´ne Booking-Agentur in München.
Kay: Schade! Naja, er soll erstmal in Ruhe seinen Durchfall kurieren
Kay: Ok, kleiner Wehmutstropfen: Ich lade dich auf ´nen Drink deiner Wahl ein, wenn es dir gelingt – falls nicht schon geschehen – „Rookie“ auf die Trackliste des heutigen Abends zu setzen
Josh: der steht doch sowieso drauf
Kay: Tja, schade. Wieder nichts mit ´nem Drink Das war´s von uns. Wir bedanken uns und wünschen ´nen geilen Tourabschluss!!!
Josh: DANKE an EUCH und viel Spaß!
BOYSETSFIRE Tour 2016:
June 16th DE Munich Feierwerk
June 17th DE Bischofsmais Rock The Hill
June 18th DE Saarwellingen Rockcamp Festival
June 19th FR Lille Aeronef
June 20th UK Liverpool Arts Club
June 21st UK Birmingham Academy 3
June 22nd UK London Academy Islington 2
June 23rd BE Kortijk De Kreun
June 24th DE Scheessel Hurricane Festival
June 25th NL Ysselsteyn Jera On Air Festival
June 26th DE Neuhausen Ob Eck Southside Festival
June 27th A Graz PPC
June 28th HU Budapest A38
June 29th CZ Prague Futurum Music Bar
June 30th DE Leipzig Conne IslandJuly 1st DE Schweinfurt Alter Schlachtbahnhof
July 2nd DE Muenster Vainstream RockfestAugust 11th – 13th DE Puettlingen Roco Del Schlacko
August 10th – 14th DE Eschwege Open Flair Festival
August 11th – 14th DE Rothenburg o.d.T. Taubertal Festival
12. März 2018 um 13:25
[…] KAY: Wir hatten bereits 2015 beim Boysetsfire-Gig im Berliner Huxley´s das Vergnügen Josh (Guitar) zu interviewen, obwohl wir mit Robert (Bass) verabredet waren und sich unsere Fragen auf ihn bezogen und auf […]