Berufskrankheit nennt man das, wenn man ganz privat zum Jahresabschluß ein Konzert feiern will und sich dann hinterher doch dabei ertappt wie man anfängt einen Artikel darüber zu schreiben. Dabei stellt man dann fest, dass weder Notizen noch anständige Fotos vorhanden sind, denn die Fotoausrüstung hatte man ja zu Hause gelassen. Ich tippe immer noch, nicht zuletzt weil sich das gestrige Konzert im alten Jahr noch zu einem wahren Highlight desselben entwickelte. Nicht weniger aber war zu erwarten, denn schließlich waren wir in St. Pauli und auf der Bühne stand Bernd Begemann.
Bernd Begemann und seine Band Die Befreiung hatten spürbar Bock auf das Heimspiel in St. Pauli. „St. Pauli hat uns ausgespuckt“ wurde dann auch zusammen mit dem „Hamburger Kneipenchor“ performt. Den Chor lernten die Besucher bereits vorab im Foyer des Knust kennen, als dort schon -sozusagen im Vorprogramm- einige Popnummern geträllert wurden.
„Wie konnte es dazu kommen, dass wir in einem Land leben, das zu einem kulturellen Nordkorea geworden ist?!“, Bernd Begemann nimmt Bezug auf die allgegenwärtige Helene Fischer Weihnachts-Show
Erweitert wurde Die Befreiung durch ‚Sven‚ an den Percussions, der „uns einfach viel besser macht“, wie es Bernd in seiner unverwechselbaren Art kommentiert. Zudem gabs Backgroundsänger und später noch richtige Highlights in Form von Gastmusikern. Das waren keine geringeren als Paul Pötsch (Frontmann der in St. Pauli ansässigen Band „Trümmer„) und später dann Stefan Stoppok, der „beste Musiker Deutschlands“. Stoppok spielte „Thüringer Wald Zitter“ und Mundharmonika und vertrat dann Olli Schulz bei „Verhaftet wegen Sexy“. Olli selbst war leider nicht zugegen, obwohl er das Jahresende ja in Hamburg verbringen wollte, na wer weiss.. So fand auch „Komm zurück Olli Schulz“ keinen Platz in der Setlist.
Hamburg ist Wahlheimat des Ostwestfalen Begemann, der die hier ansässige Musikszene in den letzten Jahrzehnten stark mitprägte. Seine alte Heimat spielt aber auch noch mit. So singt er „Eigentlich wollte ich nicht nach Hannover“ und eräutert nebenbei noch hoch plausibel welch wichtige Rolle seine Landsleute im Teutoburger Wald spielten und wie sie damals dort den Untergang der deutschen Sprache verhinderten.
„Wir sind fucking weit vorne“, Bernd Begemann
Bernd und Band spielten sich und uns in einen Rausch. Mal treibend, mal nachdenklich, aber immer hoch energetisch und meistens mit ordentlich Humor. Als gegen 21:30 Uhr das Konzert begann, war noch nicht zu ahnen, dass der inzwischen schon 53-jährige Begemann um 0:05 Uhr die Bühne mit den Worten „Wir sind noch nicht mal warm“ betreten würde. Das Hemd hatte er da aber schon gewechselt. Drei Stunden nach Konzertbeginn, gegen 0:30 Uhr startete der kleine pummelige Mann dann im dritten Wechselhemd die zweite Zugabe. Keiner der an diesem Abend Anwesenden schien Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Nehm diese Empfehlung mit ins neue Jahr: spielt Bernd in Eurer Stadt, geht hin!
Die bisher bekannten Bernd Begemann Tourdaten 2016:
08.01.2016 Rostock – Helgas Stadtpalast
20.01.2016 Paderborn – Sputnik 21.01. Soest – Alter Schlachthof
22.01.2016 Köln – Blue Shell
23.01.2016 Kamen – Freizeitzentrum
30.01.2016 Saarbrücken – Sparte 4
10.02.2016 Kiel – Autogrammstunde und Akustikeinlage bei Blitz Records
10.02.2016 Kiel – Schaubude (+ Band)
12.02.2016 Husum– Speicher (+Band)
26.02.2016 Berlin – Monarch (+ Band)
27.02.2016 Essen – Zeche Carl (+ Band)
28.02. München – Milla (+ Band) -> präsentiert von M 94,5
03.03.2016 Bielefeld – Bunker Ulmenwall
04.03.2016 Frankfurt – Das Bett
18.06.2016 Nettetal – Kreuels
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