Letztes Wochenende, perfekt inszeniert von den letzten Sommertagen, lud das Organisationsteam hinter dem Feel Festival zum letzten Tanz beim Artlake Festival. Sie veranstalteten an ihrer alten Wirkungsstätte, dem Kiekebusch See, ein neues Festival welches neben Musik vor allem Kunst und Workshops mit in den Vordergrund rücken sollte. Mit dieser Erwartung ging es auch am Freitag Mittag mit der S8 schnurstracks raus nach Zeuthen und weiter mit kurzer Busfahrt zum Kiekebusch See.
Leider überraschte das Artlake Festival zunächst mit einem eher „negativen“ Eindruck. Der am Vortag auf der Homepage ausgewiesene Shuttlebus-Preis betrug statt 2 nun auf einmal 3 Euro. Dies ist nicht schlimm, aber Änderungen so kurzfristig vorzunehmen, findet nicht jeder gut, da es vor allem beim Feel Festival schon den selben Vorfall gab.
Dennoch ging es gut gelaunt und voller Vorfreude mit dem Bus Richtung Festival – wer wollte, konnte den Weg auch gern mit dem Fahrrad zurücklegen, für sportlich- und ausdauerbegeisterte Besucher sicherlich eine wahre Freude. Am Festival“gelände“ angekommen, gab es aber leider die nächste negative Überraschung. Viel zu weit weg vom Einlass entlud der Bus seine voll bepackten Passagiere und so stand einem ein beschwerlicher Fußmarsch über einen rund 1km langen Schotterweg bevor. Ausgepowert und durchgeschwitzt lief aber der Einlass reibungslos und mit dem Programmheft bepackt stand der nächste, wieder rund 1km, lange Gang zum Zeltplatz/Festivalgelände bevor. Für den persönlichen Festivalabschluss des Jahres, eine beschwerliche Anreise! Das kennt man von anderen Veranstaltungen doch deutlich angenehmer.
Nach all den „Strapazen“ stand nun aber der Spaß und vor allem das relaxen im Vordergrund. Schließlich vermittelte diesen Eindruck das Festival im Vorderfeld. Der Zeltplatz war ausreichend für die überschaubare Anzahl an Besuchern, denn schließlich setzt das Artlake Festival zu Beginn nicht auf Masse, sondern eher auf Klasse. Zu den ersten Klängen des nicht weit entfernten Festivalgeländes wurden sich Schattenplätze gesichert, Zelte aufgebaut und das ersten Glitzer im Gesicht verteilt.
Der Drang eben dieses Gelände nun auch zu erkunden stieg und so machte man sich mit einem mit Getränken befüllten Turnbeutel gen Einlass. Leider gab es keine klare Aussage, trotz mehrfacher Nachfragen in den sozialen Netzwerken, ob nun das mitnehmen von Getränken auf das eigentliche Gelände, wie man es von der Fusion oder auch dem Feel Festival kannte, erlaubt ist.
Am Übergang zum Gelände gab es zwar nun Security, die aber nur sporadisch einige Rucksäcke kontrollierten. So entstand der Eindruck, die mitgebrachten Sachen durften auch verzehrt werden. Leider täuschte man sich da aber, weil Samstag auf einmal nur noch mitgebrachtes Wasser gestattet war und dieses am Abend dann aber auch nicht mehr (Aussage Security „In der Nacht braucht man ja nicht mehr soviel Wasser“). Es gab zu dieser inkonsequenten Haltung nicht wenige Beschwerden.
Aber auch das sollte uns nicht auf die Stimmung schlagen, schließlich war der Weg vom Zelt zur Musik mit 5 Minuten mehr als angenehm. So ging nun also die Reise, den Alltag hinter sich zu lassen, los. Zahlreiche bekannte DJs warteten die nächsten drei Tage: Schluck den Druck, Bebetta, Kollektiv Ost, Dirty Doering, Lexer, Sascha Braemer, Klangkünstler, Seth Schwarz, Fabian Reichelt & Raycoux Jr., Frag Maddin, Lovra, K-Paul, You and Alex, Digitate oder Schmitzkatze ließen das Technoherz schneller schlagen.
Aber auch Livemusik gab es unter anderem mit Vierkanttretlager oder der Songwriterin Lúisa. Diese Momente diente vor allem als Möglichkeit, einmal tief Luft zu holen und Kraft zu tanken. Besonders hervorheben kann man hier im Grunde keinen Künstler, weil sich das Artlake Festival nicht wie ein klassisches Bandfestival anfühlt, da man im Grunde mit Beginn durchgängig Musik hat und sich oft einfach der Stimmung entsprechend von Floor zu Floor bewegt.
Zweites Standbein des Festivals bildeten die Workshops. Alle Tanzunwütigen, Krafttanker und Interessierten konnten am Nachmittag an zahlreichen Vorträgen, Diskussionen und Gruppenaktivitäten teilnehmen. Yoga, Teamsport am Strand, „Rausch aus dem Kühlschrank“ oder der Schmuck Workshop waren dabei noch die harmlosen Angebote, denn so stand auch der Nudistenumtrunk, Partnermassagen, das „Lob der offenen Beziehung: Über Liebe, Sex, Vernunft und Glück“ oder der Orgasmusworkshop auf dem Plan – gerade letzterer konnte sich interessanterweise einer großen Beliebtheit erfreuen.
Resümierend bleibt ein etwas zwiespältiger Eindruck. Auf der einen Seite bietet der Kiekebusch See eine traumhafte wenn auch begrenzte Location, in die man sich einfach nur verlieben kann. Musikalisch gab es nichts auszusetzen, es waren tolle DJs da und es kam nie Langeweile auf.
Nach einem persönlichen Festivaljahr mit der Fusion, dem Feel und dem Melt! Festival fehlt schlicht der Mehrwert bzw. das kleine Stück Besonderheit. Vielleicht sollte man die im Preis suchen, denn mit Preisen zwischen 29 Euro und 49 Euro ist es geradezu ein Schnäppchen und lächerlicher Preis, wenn man besonders die Clubpreise Berlins anschaut.
Hoffen wir, dass die Reise weiter geht und noch zahlreiche Besucher diesen magischen und einzigartigen Ort erleben können, verdient hat es das Artlake Festival auf jeden Fall.
P.S. Wir feierten nicht nur die ganze Zeit und lagen nutzlos in der Sonne rum… Nein wir sprachen mit den Organisatoren auch über das Feel Festival, die Entstehung des Artlake Festivals und die Sorgen von Festivalorganisatoren. Mehr dazu aber in Kürze…
Kommentar schreiben