Die Band „MEGAHERZ“ zählt zu den Begründern der Neuen-Deutschen-Härte und kann inzwischen auf eine über 20-jährige Karriere zurückblicken. Die aktuelle Besetzung besteht aus Alexander „Lex“ Wohnhaas (Vocals), Christian „X-ti“ Bystron (Gitarre), Christoph Klinke (Gitarre), Werner „Wenz“ Weninger (Bass) und Jürgen „Bam“ Wiehler (Drums).
Am Summer Breeze Open Air 2015 bekamen wir die Gelegenheit, Sänger Lex zu einem kurzen Interview zu treffen und unterhielten uns mit ihm u. a. über seine Eindrücke zu den MEGAHERZ Auftritten auf diversen Festivals in diesem Sommer und über weitere Zukunftspläne der Band. Aber lest am besten einfach selbst:
Wie geht es euch nach eurem Auftritt hier am Summer Breeze?
Lex: Glücklich, ein bisschen fertig, aber das ist ja bei der Hitze auch kein Wunder. Die Autogrammstunde war auch top, sehr gut besucht und wir haben wie immer nette Leute getroffen.
Ihr seid ja vormittags (Beginn 11:50 Uhr) aufgetreten und habt sozusagen die Leute ordentlich aufgeweckt.
Lex: Ja, ich glaube das war das erste Konzert, zu dem ich meinen Wecker gestellt habe. Aber der Platz war voll und vielleicht sollte das den Veranstaltern doch einmal zu denken geben, eine Band wie Megaherz doch nicht so früh spielen zu lassen. Wenn ihr Ziel war, den Platz zu füllen um diese Zeit, dann haben sie das damit erreicht. Wir hatten leider ein kleines technisches Problem, das lag am PA-Verleiher. Der hat es nicht geschafft, sein Mischpult hochzufahren, was dazu geführt hat, dass wir erst mit 15 Minuten Verspätung anfangen konnten und somit leider nicht unser komplettes Programm spielen konnten. Aber ein dickes Kompliment an die Fans, die trotz der Hitze dageblieben sind und vor der Bühne ausgeharrt haben. (Anm. d. Red.: Sänger Lex sorgte während der Wartezeit für Abkühlung, indem er Wasser Tetra-Packs ins Publikum warf, die bei gefühlten 35° C aufwärts dankbar entgegen genommen wurden)
Wir waren für Festivalhopper dieses Jahr auf 3 Festivals unterwegs, auf denen ihr auch gespielt habt (Out and Loud, G.O.N.D., Summer Breeze). Dabei wart ihr auf der G.O.N.D. ja eindeutig die musikalischen Exoten. Welches Feedback habt ihr danach bekommen?
Lex: Wir erfahren im Moment eigentlich nur positive Feedbacks. Das ist fast schon beängstigend, wie toll uns die Leute wirklich aufnehmen, egal wo wir spielen. Gerade auch bei den Unheilig Konzerten wurde im Vorfeld ja diskutiert: Megaherz und Unheilig – passt das zusammen? Da werden doch die ganzen Herzschrittmacher von den Unheilig Fans ausfallen, wenn wir da auf die Bühne kommen. Aber von wegen! Gerade die älteren Leute haben so richtig mitgerockt, wir können uns da echt nicht beklagen. Auch hier am Summer Breeze, ich hatte die technischen Probleme ja vorhin schon erwähnt, wofür wir nichts konnten – und trotzdem haben die Leute 15 min in der brütenden Hitze auf uns gewartet und Spaß gehabt und danach nur abgefeiert. Das ist für uns einfach ein ganz ganz toller Sommer.
Und bei der G.O.N.D. (Größte Onkelz Nacht Deutschlands) waren wir einfach gespannt, weil dort ja ein ganz anderes Klientel bzw. Publikum da ist, aber deutschsprachige Musik verbindet eben. Die Leute haben meiner Meinung nach super mitgemacht und mitgerockt. Ich denke, es kommt einfach auf die Message an. Wenn man in den Songs die richtigen Emotionen anspricht, dann trifft man einen großen Pool an Leuten, egal welche Musik da dann dahintersteht. Ob man lieber Deutschrock hört, Heavy Metal oder Gothic, das ist dann gar nicht mehr so wichtig. Wenn die Message stimmt und man beim Publikum Emotionen weckt, dann haben die Leute ihren Spaß.
Du hast es eben selbst angesprochen, ihr seid diesen Sommer auf einigen Open Airs im Vorprogramm von Unheilig mit dabei. Wie ist diese Zusammenarbeit zustande gekommen? Kennt man sich noch von früher?
Lex: Ja, Unheilig kennt Megaherz, Megaherz bzw. jeder Mensch kennt Unheilig. Deshalb war es für uns schon eine riesen Ehre, dass Unheilig uns eingeladen hat, auf ihrer Abschiedstour mitzumachen. Das ist für uns ein ganz großes Ding, im Sommer bei 7 Shows von ihnen dabei zu sein. Am 28. und 29. August sind wir in Leipzig am Völkerschlachtdenkmal dabei, beide Shows sind ausverkauft, das ist einfach irre. An der Loreley war es auch schon der Wahnsinn, eigentlich war jedes Konzert mit Unheilig richtig fett.
Ich möchte auch einmal betonen, dass die Zusammenarbeit mit dem Unheilig Management und auch dem Grafen selbst immer super kollegial war. Es gab ja mal diese Presse-Ente, die kurzzeitig Wellen geschlagen hatte, weil irgend ein Lokalreporter gemeint hat, er müsse den Untergang des Vaterlands einläuten, weil Megaherz vor Unheilig spielt. Da wurde dann das Gerücht verbreitet, Unheilig würde uns reinreden, was wir spielen und was wir nicht spielen dürfen. Das fanden wir nicht wirklich lustig, weil es alles einfach Käse war. Beim ersten Konzert, wo wir mit Unheilig zusammen auf der Bühne standen, kam der Graf vorher noch persönlich, hat uns auf die Schulter geklopft und gesagt: „Geht einfach raus auf die Bühne und habt Spaß!“. Und so waren auch alle gemeinsamen Konzerte bisher und da gab es nie irgendwie Stress. Im Nachhinein kann man diese Presse-Ente jetzt zwar einigermaßen amüsant finden, aber kurzzeitig hatte uns das schon echt genervt, das muss man zugeben.
Euer aktuelles Album „Zombieland“ kam 2014 raus, im Januar 2016 seid ihr damit auch weiter auf Tour. Wie geht es musikalisch jetzt für euch weiter? Arbeitet ihr schon an neuen Songs?
Lex: Wir sind derzeit im Studio, schreiben fleißig und es wird auch vor der Tour im Januar noch was rauskommen. Was genau, kann ich euch noch nicht sagen, aber es wird auf jeden Fall was Neues dabei sein. Wir werden damit auch mal so ein bisschen eine Marke setzen, um zu zeigen, wie es musikalisch weitergeht. Und natürlich sind wir im Januar wieder auf Tour und freuen uns auf die Konzerte und auf die Fans.
Du sagst, ihr wollt eine Marke setzen, wie es musikalisch weitergeht. Wo würdest du dich mit Megaherz in Zukunft musikalisch sehen?
Lex: Wir sind eine Band, die nach jedem Album resetted und alles hinterfragt, was wir gemacht haben. Du wirst kein Megaherz Album erleben, das wie das andere klingt. Aber ich muss schon sagen, dass wir auf „Zombieland“ eigentlich vieles richtig gemacht haben. Also ich kann an diesem Album nichts finden, woran ich meine Kritik übe, weil die Songs sind genau mein Ding, genau das, was ich machen will. Ob sie einem gefallen oder nicht, ist Geschmackssache, das muss jeder selbst entscheiden. Aber ich glaube, wir haben bei „Zombieland“ unseren Weg gefunden, wie wir es schaffen Rock/Heavy Metal mit melodiösen Themen zusammen zu bringen und trotzdem in unseren Texten die Qualität immer noch ganz hoch zu halten und die Leute mit unseren Messages auf die Reise mitzunehmen.
„Zombieland“ ist inzwischen schon das achte Megaherz Album. Woher holt ihr euch die Inspiration für neue Songs?
Lex: Es passiert soviel um einen herum. Das Leben ist so vielfältig und spannend, ich erlebe jeden Tag neue Geschichten, die mich kurz mal überraschen – da ist die Inspiration um einen herum. Man muss sich nur umschauen, dann bekommt man genug Inspiration für neue Songs.
Auf euren Konzerten im Januar 2016 seid ihr wieder hauptsächlich in kleineren Clubs unterwegs, also ein krasser Gegensatz zu Festivals wie dem Summer Breeze mit 30.000 bis 40.000 Besuchern. Was macht euch mehr Spaß?
Lex: Das kann man pauschal nicht sagen, was mehr Spaß macht. Es sind unterschiedliche Herausforderungen. Bei Festivals wie dem Summer Breeze, WGT, Wacken oder was auch immer, hat man natürlich immer die Möglichkeit, auch mal ein anderes Klientel anzusprechen, neue Fans zu gewinnen. Außerdem trifft man auch immer Musiker-Kollegen, die man gern mag, man kann sich andere Bands anschauen und sich so auch selbst noch neue Inspiration holen von anderen Künstlern. Das ist natürlich ein ganz großer Pluspunkt für Festivals, man hat hier ja fast schon so eine Art Urlaubsflair. Dagegen ist es beim Auftritt aber auch immer ziemlich stressig. Man muss unglaublich schnell beim Change-Over arbeiten und hat nicht die Möglichkeit, eine so große Show oder einen so großen Sound zu bieten, wie man es bei seinen eigenen Shows auf der Club-Tour hat.
Und bei der Club-Tour ist eben alles viel intimer, alles ist viel mehr auf dich persönlich abgestimmt. Du hast viel mehr Zeit für den Soundcheck, für Showelemente. Wir werden auch auf der Club-Tour wieder unsere LED-Wände dabei haben und einfach noch mehr Content liefern für die nächsten Konzerte. Das können wir auf den Festivals natürlich nicht bieten. Bei einer Umbauzeit von 20 min hast du da keine Chance. Also hat beides seine Herausforderungen, beides ist cool und es herrschen einfach unterschiedliche Umstände, die mir aber bei beidem gefallen.
Schaut ihr euch hier am Summer Breeze selbst auch noch andere Bands an oder müsst ihr direkt weiter zum nächsten Termin?
Lex: Wir werden uns schon noch einiges anschauen, da hat jeder so seine eigenen Favoriten auf der Liste. Ich hoffe, dass ich noch Saltatio Mortis erwische. Alea (Anm. d. Red.: Sänger von Saltatio Mortis) ist ein sehr guter Kumpel von mir und ich finde auch den neuen Song von denen richtig cool. Obwohl ich persönlich ja nicht so auf Mittelalter-Musik stehe, also Dudelsack ist nicht so meins, aber ich muss sagen, die machen das richtig gut.
Könntet ihr euch vorstellen, mit Megaherz einmal an einem Format wie „Sing meinen Song“ teilzunehmen?
Lex (grinsend): Das einzige Problem für mich wäre, dass ich dafür einen Song von Xavier Naidoo singen müsste. Also, ich habe nichts gegen Xavier Naidoo, das ist ein großartiger Künstler, aber seine Lieder sind einfach nicht so mein Spirit von der Aussage her.
Gegen das Format an sich habe ich nichts, ich wünsche auch Daniel Wirtz alles Gute, das ist ein geiler Künstler und ich finde es toll, dass er jetzt den Sprung geschafft hat übers Fernsehen. Es lästert ja jeder immer gern übers Fernsehen, aber man muss auch dazu sagen, für einen Musiker ist das ein großes Sprungbrett. Wenn man sich dadurch nicht verbiegt und nicht komplett verändert, oder auf einmal auf irgendwelche Manager hört, die einem das Blaue vom Himmel herunter lügen, dann habe ich da überhaupt kein Problem damit. Und wie gesagt, Daniel Wirtz wünsche ich viel Glück und alles Gute dabei.
Zum Abschluss geht noch einmal ein dickes Dankeschön an Lex, der sich extra für uns Zeit genommen hat und an Claudia von Napalm Records, die uns das Interview ermöglicht hat.
Wir freuen uns schon auf das Club-Konzert in Aschaffenburg im Januar 2016!
Interview vom 13.08.2015, Dinkelsbühl
Florian Kolb und Sabine Dreher
Fotos: Florian Kolb
11. April 2018 um 16:13
[…] die Massen ein weiteres Mal in extreme Wallung zu versetzen. Vielleicht springt ja wieder ein kleines Interview für uns raus. Ein gutes Gespräch bei kühlem Bierchen,wir würden uns freuen. Über die nächste […]