Das subtil-stylische C/O Pop Festival ist kein Festival in klassischer Form: Kein Zelten, kein Matsch, nicht notwendigerweise Dosenbier. Eher ist es eine Art Ansammlung von Einzelkonzerten in Kölner Locations wie dem Gloria Theater, dem E-Werk oder der Philharmonie. Auch dieses Jahr beweist das Booking vom C/O Pop wieder geschickte Finger und kann einige HoffnungsträgerInnen in seinem Line-Up vereinen: Unter anderem die Österreicher Wanda, aber auch die in Köln selbst beheimateten AnnenMayKantereit.
Dazu kommen ein paar internationale erfolgreiche Acts wie Jose Gonzales und Tom Odell. Dieses Konzept mit insgesamt 60 Konzerten und Partys zog dieses Jahr laut Veranstalter immerhin ca. 30.000 Leute an, die sich unter anderem das schon lange ausverkaufte Konzert von Wanda (lest auch hier unser Wanda Interview) angucken, oder sich den (ebenfalls ausverkauften) Amerikaner William Fitzsimmons.
Der Bärtige mit dem sanftesten Stimmorgan der Welt hat bei seinem letzten Gig seiner Europatour noch eine Vorband aus den Niederlanden mitgebracht. Mister & Mississippi sind vier junge MusikerInnen, die sich irgendwo zwischen zugänglichen Pop und großen Soundwänden bewegen. Zunächst etwas schüchtern, taut vor allem die Sängerin etwas auf und ist vom Publikumszuspruch überwältigt – zurecht, zeigt doch der Applaus, dass die vier NiederländerInnen durchaus Chancen haben, es zu mehr zu bringen als „nur“ eine Vorband.
Kurz danach startet dann schließlich William aus Pittsburg im Gloria, als Abschlussact am letzten Tag des C/O Pop Festivals. Nach zwei ruhigen Songs, die von einer ungewöhnlich durchdringenden Stille des Publikums während der Songs begleitet werden, begrüßt er zwei weitere Musiker auf der Bühne, die ihn an Gitarre und Drums/Keyboards begleiten.
Wer aufgrund der Musik denkt, der glatzköpfige Vollbart-Musiker ist ein sentimental-introvertierter Typ, der scheint zu irren: Seine Ansagen haben teilweise durchaus einen Stand-Up Comedy Effekt. „I think it’s gonna be a good evening… and with ‚good‘ I mean ’sad as shit'“; er scherzt über sein Sexleben, über seine Kinder, bezeichnet sein zweites Album selbst-ironisch als „my last good record“ und gibt beim entheddern seiner zwei Akustikgitarren einen putzig-tollpatschigen Eindruck. Umso beeindruckender, wie er von witzigen Ansagen umschalten kann und mit melancholischen Songs wie „I Had To Carry Her (Virginias Song)“, welches den Tod seiner Großmutter behandelt, Menschen im Publikum auf tiefe Weise berührt – obwohl er zuvor liebevoll über seine Großmutter witzelte.
Zwischen seine Songs streut William Fitzsimmons zwei Cover und kommentiert „I’m the only person in the world who can make the Backstreet Boys Sound depressing“. Nach knapp zwei Stunden verabschiedet er und die Band sich kurz, um wenig später in der Mitte des Gloria-Theaters noch mal ein paar Songs zu spielen. Selbst mit einem simplen Großmembran Mikro in der Mitte ist der Sound noch ziemlich gut; selbst vor der Bühne hat man einen wunderbaren Klang, auch, wenn der Bass des Synthies von Williams Mitmusikers manchmal hart drückt, aber dabei eher beeindruckend wirkt und nicht zu sehr aufdringlich. Gar nicht so selbstverständlich für eine eher Akustikgitarren-orientierte Musik!
Viel besser kann man ein Konzert gar nicht gestalten, wenn man die Musikrichtung vertritt, die William Fitzsimmons spielt. Manchmal denkt man zwar, er würde auch ab und zu gern ein Rockstar sein, wenn er beim letzten Song mit seiner Doppelhalsstratocaster spielt und die Zähne in einer Art Trance bleckt. Vermutlich ist er aber ganz froh mit seiner Rolle. Zurecht, denn seine Stimme wirkt beruhigend wie ein Schmerzmittel und macht glücklich!
2016 findet das C/O Pop Festival vom 24.-26. August statt. Laut Veranstalter dann möglicherweise mit der Option von einer größeren Open Air Fläche in Köln.
Kommentar schreiben