Die Premiere des Secrets Festivals in Marienwerder ging ordentlich in die Hose – jedenfalls, wenn man den Reaktionen glauben will, die sich am Wochenende beispielsweise bei Facebook sammelten. Hundertfach. Und das obwohl die Administratoren der Festval-Facebookseite zwischendurch sogar viele der Kommentare löschten.
Das unkommentierte Löschen vieler Kritik-Kommentare führte sogleich zur Gründung einer neuen Facebookgruppe namens Secrets-Festival-Kritik. Ein munterer Sammelplatz für Kritikpunkte und zum Frust rauslassen. Dort findet ihr eine lange Liste an Mängeln und Beschwerden. Das Löschen der Kommentare wurde später übrigens mit ‚Der Praktikant wars‚ versucht zu entschuldigen.
Die Beschwerden sind vielfältig. „Kinder unfreundlich und nicht behindertengerecht“ ist da beispielsweise zu lesen. Viel Platz nimmt auch das Thema um die Laufstrecke zwischen Park- und Zeltplatz ein, die im Voraus mit 700-800m angegeben war, laut vieler Kommentatoren aber 2,5km vor dem Eingang lag, der Wohnwagenplatz sogar 4,5km entfernt war – ohne Shuttleservice. Zudem war diese Strecke nachts unbeleuchtet und tagsüber in der prallen Sonne. Apropos Sonne: das Camping auf freier Fläche war schattenfrei, die Plätze am angrenzenden Wald daneben daher begehrt und begrenzt. Alles wirkte so ganz anders als auf den durchgestylten, atmosphärisch stimmungsvoll in Szene gesetzten Vorabbildern auf der Secrets-Webseite.
„Nimm Dir Zeit den Himmel zu betrachten,
suche Gestalten in den Wolken. Höre das
Wehen des Windes und berühre das kalte
Wasser. Gehe mit leisen behutsamen
Schritten“, so preisen die Veranstalter ihre Campingvariationen an.
Auch das Super-Spezial-Premium-Camping, das sogenannte „Glamping„, enttäuschte. Die Preise für die drei Glamping-Varianten waren 500€ (Romantic Glamping), 750€ (Comfort Glamping) und sogar 1000€ für das sogenannte „Open Sky Glamping“. Das sind Preise, die den reinsten Luxus versprechen. Dabei spreizten auch hier die PR-Bilder und die Realität weit auseinander – und selbst dort gab es zuwenig sanitäre Anlagen, die sich die „Luxuscamper“ dann noch mit den Mitarbeitern teilen durften. Auch die Reinigung kam nicht hinterher, nur Samstag früh einmal, wie einer der „Glamper“ schrieb. Ruhe in der Nacht hatte man dann gerade beim Luxuscamping nicht. Dafür sorgte eine schlafunfreundliche Beschallung bis 8 Uhr früh – selbstverständlich war das Glamping ja ganz nah an der Hauptbühne. Achja, im Vergleich: das normale Festivalticket kostete 79€ – und auch hier gab’s zu wenig Sanitär. Auch gab es keine Kontrollen am Eingang zum Zeltplatz und so hatte man den Eindruck, dass da wirklich jeder campen durfte.
Selbst bei der Hitze durfte man nur 0,5l Wasser mit aufs Festivalgelände nehmen, ungewöhnlich, ist doch der 1l Tetrapack der Festivalstandard. Zudem waren die Wasserhähne auf dem Festivalgelände mit „Kein Trinkwasser“ gekennzeichnet. Es gab zwar Trinkwasser, allerdings wurde die Frage wo es dieses denn nun gibt, nicht zentral beantwortet oder gar in die FAQs auf der Festivalwebseite übernommen, sondern nur dezentral bei den Facebookkommentaren beantwortet.
Irgendwann kam der Regen – und mit ihm viele Probleme. So fiel das „Pop-Up-Dining“ sprichwörtlich ins Wasser. „Speise exklusiv privat am Flussufer unter freiem Himmel und genieße ein Sternedinner von Star-Koch Ben Pommer.“, hieß es. Dass bei Schlechtwetter aber auch alle Teilnehmer ohne Zufluchtvariante direkt im Regen stehen, war nicht zu erwarten. Hier waren aber auch positive Kommentare zu lesen, sogar, dass sich die Anreise schon allein wegen des „5-Sterne-Dinners“ gelohnt hätte „ganz wunderbar und köstlich“.
Andere Kritikpunkte befassten sich mit dem Programm. So spielte beispielsweise „Maxim“ nicht, weil es Sicherheitsmängel auf der Bühne gab. Andere Bands spielten dann aber wieder. Auch wegen Gewitters sind einige Konzerte ausgefallen oder wurden verschoben.
Nachdem sich die Veranstalter dann doch mal entschuldigend bei Facebook äusserten, gab es auch sichtbar positive Kommentare zum Festival. Hier das bei Facebook veröffentlichte offizielle Statement:
„Liebe Secrets Festival Besucher,
Wir wollen uns in aller Form bei euch entschuldigen, dass vieles nicht so geklappt hat, bzw. umgesetzt werden konnte/durfte, wie wir es uns gewünscht – und ihr, berechtigterweise, erwartet habt. Dass Ihr erst jetzt von uns hört, liegt nicht daran, dass eure Kommentare und Meinungen egal sind, sondern ganz im Gegenteil haben wir versucht alle Baustellen hier noch zu fixen und sammeln ab jetzt jegliche Kritikpunkte. Für uns ist das Secrets Festival eine absolute Herzensangelegenheit, deshalb ist es für uns bei aller Mühe die wir in die Planung und Organisation gesteckt haben einfach nur ernüchternd, dass letztendlich vieles nicht so geklappt hat wie es hätte umgesetzt werden sollen. Wir hoffen, dass ihr trotz allem einen schönes Wochenende mit uns hattet und alle Unzulänglichkeiten soweit trotz alledem erträglich waren. Wir glauben fest an das Secret Festival und werden alle Mängel ausmerzen, sodass wir euch 100%ig an unserer Vision teilhaben lassen können.
Vielen Dank für euer Verständnis.“
Auch Reaktionen wie „Alles in allem fand ich es sehr schön! Mir hat es wirklich gut gefallen und ich hatte Spaß :-)“ kamen dann. Ein kleiner kritischer Zusatz ist aber dann auch oft zu finden: „Für nächstes Mal verbesserungsbedürftig: mehr Überdachung, keine Securities, die den Besuchern das weed abziehen, ehrliche Bilder im Vorfeld!“ Wie erging es Euch?
Secrets Festival: www.secrets-festival.com, bei Facebook und Secrets-Festival-Kritik-Seite bei Facebook.
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