Richtig! Markus Kavka feierte dieses Jahr sein 10. Melt! Jubiläum, auch wenn ihm das nicht mal so richtig bewusst war. Wir trafen ihn am Samstagabend am See und plauderten ein bisschen über seine DJ-Karriere, seine Melt-Erlebnisse und Kylie Minogue.
Festivalhopper: Du eröffnest ja jedes Jahr das Melt! Festival. Hast du da eigentlich immer noch Bock drauf?
Markus Kavka: Ja voll! Das Melt! ist nach wie vor eines der Highlight des Jahres für mich. Aus der anfänglichen „Hast-du-mal-Bock-hier-zu-spielen-Nummer“ wurde halt diese Tradition. Und bis auf ein Jahr, als ich wegen eines kurzfristig anberaumten U2-Interviews mal passen musste, hatte dann aber auch jeder Verständnis, war ich jedes Jahr hier.
Und ich wusste selbst gar nicht, dass ich dieses Jahr mein 10-jähriges Jubiläum habe! Darauf hat mich gestern jemand aufmerksam gemacht. 2005 habe ich das erste Mal hier gespielt.
Festivalhopper: Dann Glückwunsch! Und wie würdest du sagen, hat sich das Melt! über die Jahre verändert?
Markus Kavka: Ich finde nach wie vor, dass das Melt! vom Publikum her mit das entspannteste Festival ist, das ich kenne. Und ich war ja wirklich schon auf vielen Festivals, weil ich dort für’s Fernsehen gedreht habe oder sonst wie gearbeitet habe.
Hier kommen Leute zusammen, die per se musikalisch schon aufgeschlossener sind, als die breite Masse. Dadurch, dass hier viel elektronische Musik gespielt wird, ist das eh schon mal ein Garant für friedliche Stimmung, wie zum Beispiel auch wie bei der Fusion oder ähnlichen Festivals. Auch, weil der Rest des Programms halt so freigeistiger Indierock ist. Das ist so die perfekte musikalische Mischung! Es ist auch sehr atmosphärisch hier. Alles stimmt. Ich meine klar, das Festival ist gewachsen, ist kommerzieller geworden, wie alle erfolgreichen Festivals in Deutschland. Aber das ist noch nicht wirklich problematisch.
Das Coole ist halt, und das ist auch dem Gelände geschuldet, dass es nicht wirklich größer werden kann. Die Begebenheiten sind hier so. Die Bagger, die kann man nicht von A nach B schieben. Und zwischen den Baggern und drum herum, ist der Platz begrenzt und deswegen kommen dann eben diese 20.000 Leute hin und das gibt dem Festival noch eine vernünftige Größe. Hinzu kommt noch die Lage am See. Es ist super, wie hier alles aufgemacht und organisiert ist.
Festivalhopper: Verbringst du dann auch immer das ganze Wochenende hier?
Markus Kavka: Meistens, ja. Wenn ich nicht irgendwas zu tun habe, dann bin ich die kompletten drei Tage hier, weil das Melt! wirklich mein Lieblingsfestival ist. Zum einen wegen der Location. Ich weiß heute noch, wie ich das erste Mal um die Kurve gekommen bin und die beleuchteten Bagger gesehen habe. Das war so beeindruckend! Wenn ich so nach meinem Melt! Lieblingserlebnis gefragt werde, dann ist es genau der Moment, als ich das erste Mal diese beleuchteten Bagger gesehen habe.
Zum anderen ist das natürlich der Musik geschuldet. Jahr für Jahr beim Melt! sage ich immer wieder aufs Neue: ich hab die Vermutung, dass die Leute, die die Bands hier hin buchen, heimlich meine iTunes-Playlist anzapfen. Das ist wirklich so. Wenn ich mir selbst das Festival zusammenbuchen könnte, dann würde es da eine fast 90-prozentige Übereinstimmung geben. Auch Sachen, die ich im Laufe des Jahres entdeckt habe, wirklich ganz ganz neue Bands, die spielen dann hier nachmittags um 4 Uhr auf irgendeiner Bühne. Es ist wirklich verblüffend!
Festivalhopper: Und was ist dieses Jahr dein Highlight im Programm?
Markus Kavka: Ich fand den Auftritt gestern von London Grammar toll. Ich habe einen Song von ihnen vor über zwei Jahren zufällig im Netz entdeckt. Da gab es noch gar keine Platte von denen. Und dann haben die eben auch vor zwei Jahren beim Melt! gespielt, ich glaube Sonntagnachmittag 14 oder 15 Uhr im Zelt. Da waren um die Zeit relativ wenige Leute, vielleicht um die 200-300, die Eingeweihten waren halt da. Das war total toll und sie jetzt, zwei Jahre später, als einen der Headliner zu sehen mit ganz großen Besteck und mit Streichern – großartig! Auf die hab ich mich auch wahnsinnig gefreut und die haben meine Erwartungen auch noch übertroffen. Na und dann heute, will ich natürlich unbedingt Kylie sehen.
Festivalhopper: Was sagst du dazu, dass sie beim Melt! gelandet ist? Das finden ja alle irgendwie so ein bisschen überraschend.
Markus Kavka: Im ersten Moment versteht man das nicht, das stimmt.
Aber auf den zweiten Blick haut das schon hin. Zum einen ist Kylie ja sehr sehr cool. Frag Nick Cave, frag wen du willst, jeder sagt: „Das ist ’ne Hammerbraut“. Ich hatte ja auch schon ein paar Mal das Vergnügen sie zu interviewen und kann es nur bestätigen. Sie hat auch einen sehr guten Musikgeschmack. Sie hört privat die Musik, die hier gespielt wird.
Abgesehen von den totalen Pop-Produktionen, die sie gemacht hat, gab es von ihr auch schon ein, zwei Platten, die etwas indiemäßiger waren. Von daher macht das schon Sinn. Und selbst die Pop-Produktionen von ihr, wie zum Beispiel „Can’t Get You Out of My Head“, haben auch in den Indie- oder Clubmusik-Kreisen total hohes Ansehen.
Festivalhopper: Wenn du dich für deine Sets vorbereitest, z.B. das Melt!, versuchst du da irgendwas Besonderes zu machen?
Markus Kavka: Für’s Melt! mache ich wirklich was Besonderes. Normalerweise habe ich meinen Plattenkoffer, also einen Ordner mit 100 bis 150 Tracks auf USB-Stick oder Rechner dabei. Beim Melt! ist es so, dass ich einen eigenen Meltkoffer zusammenstelle.
Hier ist die Situation insofern eine andere, als dass ich nicht wie im Club zur Primetime spiele. Hier mache ich traditionell den Anfang und da geht’s darum die Leute ins Festival reinzuspielen. Ich spiele am Anfang sehr sehr deep und sehr entspannt und dann wird es aber im Zuge der 2-3 Stunden immer clubbiger. Die letzte halbe Stunde ist dann mehr oder weniger wie ein Primetime-Set im Club. Das macht sehr viel Spaß, das so aufzubauen.
Festivalhopper: Hast du so was wie einen bestimmten Festivalbrauch oder etwas was du bei einem Festival immer mitnehmen oder machen musst?
Markus Kavka: Also aus Erfahrung wird man ja klug und ich versuche immer am ersten Abend noch ein bisschen softer zu machen. Dann hängt man Samstag nicht so durch und man hat noch die Kraft für alles, was danach kommt.
Festivalhopper: Mit diesem Rat könnte man sagen „hamma wieder was gelernt“ und bedanken uns für das Interview vom Melt! Profi Markus Kavka. Als DJ hat man ihn diesen Sommer noch auf dem SonneMondSterne erlebt und wird ihn bei noch ein paar kleineren Festivals bis Mitte September spielen sehen. Danach wird wieder für’s Fernsehen gedreht und z.B. die Moderation der EM Fussball-Qualifikationsspiele übernommen.
Wer noch mehr von privat von Kavka lesen möchte: Im Jahr 2011 interviewten wir Markus Kavka schoneinmal – damals auf dem Boot beim SonneMondSterne Festival. Lest dazu hier „Kaffeefahrt und Kaffeeklatsch mit Kavka – Teil1: Festivalerlebnisse“ und, damals erschienen: „…Teil2: zum Roman „Rottenegg“„.
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