Am 09.07.2015 war der große Tag gekommen. Ganz Rieden-Kreuth war im Ausnahmezustand, da tausende Deutschrock Fans das idyllische Städtchen in der Oberpfalz stürmten, um beim 10-jährigen Geburtstag des wohl angesagtesten Deutschrock Festivals dabei zu sein. Die Rede ist von der Größten Onkelz Nacht Deutschlands – kurz: G.O.N.D.
Seit ihrer Geburtsstunde 2006 in Mosbach ist die G.O.N.D stetig gewachsen und auch dieses Jahr sollte wieder Geschichte geschrieben werden. Allein im Vorverkauf wurden 11.000 Tickets unter die Leute gebracht, und bei diesen 11.000 sollte es lange nicht bleiben. Die Veranstalter erfüllten sich selbst und natürlich auch den Fans außerdem einen riesengroßen Geburtstagswunsch, indem für das Jubiläumsjahr ein Auftritt eines der legendären Onkelz mit eigener Band organisiert werden konnte: kein Geringerer als Kevin Russell gab sich zusammen mit Veritas Maximus die Ehre, aber immer schön der Reihe nach.
Los ging es am 9. Juli mit der Öffnung des Campingplatzes, der sich schnell mit unzähligen Zelten und Wohnwägen füllte und einige Stunden später gab es auch schon die ersten Musikklänge auf die Ohren. Wie in den Vorjahren auch, heizten die ersten Bands dem Publikum in der Riedener Festhalle schon einmal ordentlich ein, mit von der Partie waren hier u. a. „Hangar-X“. Parallel dazu liefen die letzten Vorbereitungen auf der Main Stage und dem Infield auf Hochtouren, sodass pünktlich um 13:45 Uhr „Asphalt“ den Startschuss auf der großen Bühne abgeben konnte. Genauso wie von „Unherz“ und den „Störte Priestern“ gab es auch reichlich eigene Stücke zu hören. Das ist sicherlich auch mit ein Grund für das rasante Wachstum der G.O.N.D., die längst nicht mehr als reines Onkelz-Coverrock-Festival abzustempeln ist. Doch beim Auftritt der „Störte Priester“ gab es eine kleine Enttäuschung für einige Fans: Ursprünglich sollte Daniel Klotz mit der Band zusammen auftreten. Ein Deutschrocker im Rollstuhl und gleichzeitig ein begnadeter Sänger/Songwriter, der schon im letzten Jahr viele Fans für seine Musik begeistern konnte. Leider musste er seinen Auftritt kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen canceln, doch bleibt für 2016 zu hoffen, dass er wieder fit und erholt mit den Priestern auf die Bühne zurückkehren kann.
„Wir sind EINS“ sorgten als erste Onkelz Cover Band für den ersten Pogo gepaart mit lautstarken Gesangschören, als sie viele Klassiker der Onkelz zum Besten gaben und das Infield sich zunehmend füllte. Von „Enorm“ gab es im Anschluss dann auch wieder Eigenkompositionen auf die Ohren, die nicht minder für gute Stimmung sorgten.
Somit steuerte die G.O.N.D. dem ersten Headliner des Abends entgegen. Nach der deutschen Hardcore Band „Grober Knüppel“ standen die „Berserker“ aus Berlin in den Startlöchern. Als inzwischen fester Bestandteil des Festivals sind sie von der G.O.N.D auch nicht mehr wegzudenken. Die Fans sangen extrem textsicher mit und feierten die Band, in deren Show auch nicht an Flames und Pyrotechnik gespart wurde. Spätestens nach diesem Auftritt musste man so langsam nach freien Plätzen auf dem Infield Ausschau halten. Und wie auch schon in den letzten Jahren, sammelten die „Berserker“ wieder fleißig für die Krebshilfe, da Sänger Schröder leider schon am eigenen Leib erfahren musste, wie sehr diese Krankheit ein Leben verändern kann.
Mit mehr als 11.000 Fans vor der Bühne konnte dann mit den „Kneipenterroristen“ die Headliner Party richtig losgehen. Die Band präsentierte eigenes aber auch Onkelz Cover und überzeugte wie in jedem Jahr. Zugaberufe blieben nicht aus und wurden auch belohnt – u. a. mit einer gewöhnungsbedürftigen, aber inzwischen auch fast schon legendären Coverversion von „Lady in Black“ – ja, auch mit dieser Art von Musik kann man Deutschrock Fans begeistern. Gefeiert wurde dann auch eine Band, die schon seit vielen Jahren trotz eher Deutschrock-untypischem Repertoir immer wieder aufs Neue die Stimmung zum Überkochen bringt. Die Rede ist von den Jungs von „F.U.C.K“ – ebenfalls seit 2008 Teil des G.O.N.D „Inventars„. Mit ihrer energiegeladenen Heavy Metal Covereinlage feuerten sie eine gigantische Headlinershow ab, wie man es von ihnen gewohnt ist und gaben zum Schluss noch ihren selbst geschriebenen G.O.N.D Song „Feiste Räuber“ zum Besten, den die Fans einstimmig mitsingen konnten.
Den Abschluss des ersten Festivaltags bildeten die „Krawallbrüder“ und „Stainless Steel“. Ebenfalls Bands, die schon auf einige GOND Jahre zurückblicken können und sich ihre feste Fangemeinde erspielt haben. Bei absoluter Hochstimmung wurde in der Festhalle noch bis in die frühen Morgenstunden gefeiert, bis schließlich auch die letzten Partywütigen in ihren Zelten verschwanden.
Doch wie man es aus vergangenen Jahren kennt, sind Deutschrock Fans so schnell nicht klein zu bekommen, denn nach nur wenigen Stunden Schlaf versammelten sich die Ersten auch schon wieder in der Halle, um erneut Gas zu geben. „Loudstark“ rundete diesen „Frühschoppen Rock“ ab und die Fans waren fit für einen neuen Festival Tag.
Ebenfalls etablierter Festivalbestandteil ist das „G.O.N.D Kommando„, das sozusagen mit Onkelz Songs im Blaskapellenstyle den Leuten um das Infield herum einheizt. Die perfekte Einstimmung also für „Exituz„, auf der Main Stage.
Um 14:30 Uhr enterte dann eine Band die Hauptbühne, die schon auf der Winter G.O.N.D in Adelsheim die Live Factory zum Ausflippen brachte: „Herzlos“ präsentierten selbstgeschriebene Kracher wie u.a. „Saufen für den Regenwald“ mit einer so offensichtlichen Spielfreude, dass das Publikum komplett mitgerissen wurde.
Anschließend ging es dann Schlag auf Schlag. Mit den „Thekenproleten“ kamen wieder alle eingefleischten Onkelz Fans voll auf ihre Kosten. Hits wie „Bomberpilot“ und „Keine ist wie Du“ sorgten für Fangesänge und auch ein kleiner Ausflug in die Schlagerschiene wurde gewagt. „Griechischer Wein“, ein Hit des verstorbenen Udo Jürgens, hatte sich im Programm eingeschlichen und wurde am Ende gewaltig verrockt.
Nach dieser kleinen Onkelz Party kündigte sich eine Band an, die wieder ein wenig Kontrastprogramm bot. Im letzten Jahr sorgte „Varg“ noch mit einer Wall of Death für Aufregung, die fast mit einem Abbruch ihrer Show endete. Doch dieses Jahr gab es keine Zwischenfälle und die Wölfe gaben gnadenlos Vollgas. Bei „Rotkäppchen“ wurden sogar einige Damen aus dem Publikum auf die Bühne geholt und die Stimmung im Publikum erreichte ihren ersten Tageshöhepunkt.
Unter strahlend blauem Himmel gaben sich außerdem noch Bands wie „Saitenfeuer“, „Onkel Tom“ und die „Glorreichen Halunken“ nacheinander die Klinke in die Hand und trotz einer ordentlichen Portion Sonne zeigten die Fans noch lange keine Müdigkeit und man konnte förmlich zusehen, wie es auf dem Infield immer voller wurde.
Doch auch am Freitag durfte ein echter „Exot“ im Lineup nicht fehlen. Die erste Headlinerband des Abends hatte bisher noch nie auf der G.O.N.D gespielt und wurde, nicht zuletzt wegen ihres Musikstils, der wirklich deutlich herausstach, mit Spannung erwartet und heiß diskutiert. Doch „Megaherz“ betraten die Bühne und versohlten den Deutschrockern mit ihrer bombastischen Show und enormen Bühnenpräsenz ordentlich den Hintern. Zwar muss man zugeben, dass die Band es zu Anfang etwas schwer hatte, die Stimmung aufzupeitschen, aber nach einigen Songs hatten sie das Publikum fest im Griff und konnten eindeutig beweisen, dass sie ihren Platz auf der G.O.N.D zurecht verdient hatten. Mit „Miststück“ rundeten sie ihre Show würdig ab und spätestens hier konnte nun wirklich jeder im Publikum mitsingen. Und wer weiß, vielleicht konnte mit diesem Auftritt für die kommenden Jahre auch weiteren Bands dieses Genres der Weg auf die G.O.N.D Bühne geebnet werden – uns jedenfalls würde das sehr freuen.
„Engel in Zivil“, „Unantastbar“ und „28“ bildeten den Abschluss auf der Main-Stage am 2. Festivaltag, an dem inzwischen schon mit knapp 17.000 Fans gerockt wurde. Denn in der Nacht von Donnerstag auf Freitag reiste noch einmal ein ordentlicher Schwung Leute an, was der Festival Crew und den Securitys alles abverlangte, da spontan noch ein weiterer Zeltplatzabschnitt angebaut werden musste – der ganz normale G.O.N.D Wahnsinn eben.
Der Samstag und damit leider schon der letzte Festivaltag begann wie der Freitag aufhörte – nämlich mit brütender Hitze. Denn im Vergleich zum letzten Jahr sorgte Petrus zum Jubiläum gewaltig für Sonne und dementsprechend Hitze. Doch dies hielt den G.O.N.D Fanclub, besser bekannt als „Heiliger Bund“ nicht davon ab, anlässlich des 10jährigen mit den Veranstaltern zusammen ein großes Gruppenbild zu machen. Und die Veranstalter Timo und Kiedi ließen sich nicht lumpen und spendierten allen Fanclubmitgliedern im Anschluss noch ein Freibier im Backstage Bereich.
Parallel dazu öffnete das Infield und der Countdown zum Höhepunkt des G.O.N.D Geburtstags war gestartet. Bis zum Abend sorgten weitere G.O.N.D Dauergäste für Megastimmung, Pogo ohne Ende und auch den ein oder anderen Crowdsurfer. Und wie an jedem Tag durfte auch wieder die musikalische Abwechslung nicht zu kurz kommen. Paradiesvögel des Tages waren unumstritten „Die Sulmtaler“, die wortwörtlich mit Pauken und Trompeten Gassenhauer wie „Atemlos“, „I will survive“ und „Ab in den Süden“ von der Bühne schmetterten und zunächst für etwas erstaunte Gesichter sorgten. Der erste „Kulturschock“ war allerdings schnell überwunden und in null komma nichts hatte sich das Infield in eine einzige tanzende Partymeute verwandelt – da sag noch mal einer, Deutschrocker wären intolerant
Mit „Explizit“, „Guhte Kumpelz“ und auch der Band des Veranstalters Kiedi „King Kongs Deoroller“ gab es wieder gewohntere Klänge aus den Boxen und die Kondition der Fans hielt trotz der Hitze an. Kiedi ließ es sich auch trotz hochsommerlicher Temperaturen nicht nehmen, im Wigald Boning Gedächtnis-Anzug die Bühne zu betreten und zusammen mit seinen Jungs einige Songs aus ihrem Debütalbum „Gute Besserung“ zum Besten zu geben. Die Band selbst beschreibt ihre Musik als Deutschen Partyrock und Stücke wie „Claus Hipp“ oder „Immer nur ficken“ bestätigen diese Aussage.
Weiter ging die Party mit „Die Bonkers“, „Wilde Jungs“ und „Böhse Bengelz“ und während die Stimmung sich immer weiter hochschaukelte, verflog die Zeit im Handumdrehen. Doch eines merkte man den kompletten Tag über: das Ereignis, dem wirklich alle am meisten entgegenfieberten, war der Auftritt von Kevin Russell und Veritas Maximus.
So war auch auf dem Infield kaum noch ein freies Plätzchen zu ergattern, als die letzten Headliner vor Kevin die Bühne betraten. „9mm“ lieferten nochmal eine denkwürdige Show, in der sie auch schon einige Songs ihres kommenden Albums „Nitro Killers“ eingebaut hatten. Selbstverständlich durften auch Dauerbrenner wie „Durstige Männer“ nicht in ihrem Programm fehlen, mit denen sie dem Publikum ordentlich einheizten und die Fans in die passende Stimmung für den kurz bevorstehenden Höhepunkt des Abends versetzten.
Kaum war der letzte Ton verklungen, gab es vor der Bühne kein Halten mehr. Die Fans wollten ihn endlich vor sich haben – ihr Idol Kevin Russell. Und um 22:40 Uhr war es dann soweit: Kevin und Veritas Maximus betraten die Bühne und wurden mit tosendem Applaus begrüßt. Sein erstes Lied „Keine Macht den Drogen“ ist wohl eine musikalische Verarbeitung seiner eigenen Vergangenheit, was ihm damit auch gut gelungen ist. In einer Ansprache an die Fans bedankte er sich direkt zu Beginn seiner Show und stellte klar, dass es für ihn eine Ehre ist, auf diesem Festival spielen zu können – dem Festival, das ursprünglich den Onkelz zu Ehren gegründet wurde. Doch auch mit „Veritas Maximus“ konnte er seine Fans musikalisch überzeugen. Erfreulich war es auch zu sehen, dass er körperlich ebenfalls in Topform zu sein scheint, was wohl daran liegt, dass er laut eigener Aussage nun seit 4 Jahren clean ist.
Eine riesige Freude machte er dem Publikum dann, als er mit „Keine ist wie du“ und „Bomberpilot“ noch 2 absolute Onkelz Klassiker spielte, die mit einem großen Feuerwerk untermalt wurden. Wie sollte man den 10jährigen Geburtstag stilvoller feiern?
Aber auch die schönste Show muss einmal zu Ende gehen, so auch diese und man kann Kevin nur weiterhin viel Kraft wünschen, den Weg weiterzugehen, den er vor 4 Jahren eingeschlagen hat.
Doch ohne eines darf keine G.O.N.D zu Ende gehen: im Anschluss an die Show von Kevin und Veritas Maximus wurde standesgemäß der „Treueschwur“ zelebriert – DER G.O.N.D Song schlechthin. Gesungen wurde er wieder von den G.O.N.D Allstars, bestehend aus Sängern und Musikern aus verschiedenen Bands sowie Kiedi und Timo, die als letzte Headliner des Abends noch einmal ihre persönlichen Lieblingssongs der Onkelz zum Besten gaben.
Und auch hier sorgte Kevin noch einmal für eine Überraschung, als er sich kurzfristig entschloss, zusammen mit den Allstars schließlich noch die Onkelz-Hymne „Wir ham noch lange nicht genug“ zu singen. Damit ging für viele der Sänger sicher der große Traum in Erfüllung, einmal gemeinsam mit ihrem musikalischen Hero auf der Bühne zu stehen.
Damit ist es eigentlich auch auf den Punkt gebracht: „Wir ham noch lange nicht genug“ und getreu dem Motto „G.O.N.D 2016 – Jetzt erst recht!“ freuen wir uns deshalb heute schon auf die G.O.N.D Nr. 11, die am 14. Juli 2016 an den Start gehen wird. Bis nächstes Jahr! Wir sehen uns!
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