Welches Konzept hinter dem ersten Flow Festival in Ljubljana steckt, konntet ihr bereits hier nachlesen, kommen wir jetzt mal zu dem Wichtigsten: Der Musik.
Das Premieren-Line-up
Zu den schwersten Fragen, die sich ein Newcomer-Festival stellen muss, gehört definitiv die Auswahl der richtigen Künstler, zu der richtigen Zeit, auf den richtigen Bühnen. Nicht das die Programmplanung sonst schon das Herzstück eines jeden Festivals ist, entscheidet es hier über das weitere Überleben.
Das Flow Festival in Ljubljana war mit drei Bühnen etwas kleiner aufgestellt, als seine große Schwester in Helsinki. Mit der Main Stage, der Ljubljana Backyard und der Gallery Stage wurde dennoch die Grundlage für ein abwechslungsreiches Line-up geboten. Die Gallery Stage war klein und präsentierte ausschließlich Künstler aus der slowenischen DJ und Electro-Szene. Aufstrebende Beats, die die vorbeilaufenden Besucher zum Stehen Bleiben und Entdecken animiert haben.
Ein Generationen-Line-up
Leider war ich am Freitag noch nicht vor Ort und habe somit José González, Metronomy, DJ Koze und Derrick May verpasst. Am Samstag konnte ich aber voll einsteigen und wurde auf der Main Stage ziemlich gut eingestimmt mit dem gewaltigen Auftritt des Hip-Hop Duos Run the Jewels.
Beeindruckende Männer. Beeindruckende Ausdauer. Beeindruckende Lyrics. Beeindruckende Show.
Alles in allem wirklich eine der besten Hip-Hop Shows ever seen, so auch der Tenor unter den Festival-Besuchern. Nicht nur die Menge, auch Run the Jewels kochten. Am Nachmittag wurde slowenischen Bands die Bühne gegeben. Leider konnten Torul mit ihrer Mischung aus Depeche Mode, New Order und Tears for Fears nur wenig überzeugen, obwohl sich der Sänger sichtlich Mühe gab. Sie boten leider zu wenig Eigenes und zu viel „klingt-wie“.
Zwischen Run The Jewels und dem Knaller des Abends konnte ich vor der Ljubljana Backyard Bühne dem Live-Set von Bonobo lauschen. Das war wirklich gut. Abwechslungsreich, genreübergreifend und nie eintönig. Was dann folgte, freut jedes 80er Herz. Die Pet Shop Boys feierten ihre erste Show in Slowenien sichtbar und fanden viele Anhänger im Publikum. Jung und alt waren von Beginn an von der Bühnenshow gepackt. Während der 90-minütigen Show wurde das Ambiente immer besser, die Tänzer leidenschaftlicher und der Spaß von Neil Tennant und Chris Lowe sichtlich größer. Ein einmaliges Konzerterlebnis welches in zwei Zugaben und einem orangenen Papierfeuerwerk mündete.
Wandelbare Erscheinung
Der Sonntag war geprägt von Roisin Murphy. Dem wirklichen Musikliebhaber ist der Name vielleicht als weiblicher Teil des Electro-Duos Moloko ein Begriff. Um ehrlich zu sein kannte ich keinen einzigen Song ihrer Soloalben, dennoch hat die Frau mich mitgerissen. Ihre Show war bizarr und fesselnd zugleich. Wie ein Chamäleon ändert sie Gestalt und Auftreten. Ihre Persönlichkeit dominiert den Auftritt und man hat das Gefühl sowohl Publikum als Band können nie genau sagen, was sie erwartet. Vor Roisin Murphy spielten die wunderbaren Caribou, die wir dank des Regens leider nur halb sehen konnten. Nach Roisin Murphy brauchte es einen Schnaps. Und Âme und Dixon auf der kleineren Bühne Ljubljana Backyard.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass Flow Festival hat definitiv ein paar wirklich gute Auftritte geboten. Im nächsten Jahr könnte das Line-up aber noch ein bisschen schärfer werden. Ein richtiger Headliner und ein paar mehr Liebhaberbands würden dem Flow Festival Ljubljana in Zukunft gut tun.
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