Warum ein Festival in der kalifornischen Wüste knapp ein Jahr im voraus ausverkauft ist, und warum Motörhead mit Lana Del Ray dort spielen … In Vorbereitung aufs Coachella Festival 2015, wo u.a. AC/DC, Jack White und Drake spielen werden, hier der Rückblick aus Coachella 2014 von Festivalhopper Pippen aus Kalifornien.
Es ist heiß am frühen Donnerstagnachmittag bei unserer Ankunft in Indio, CA – Palm Springs ist keine halbe Stunde entfernt. Knappe vier Stunden später sind wir durch die Security, es werden alle Autos genau untersucht und der Andrang der Massen, welche mit dem Auto direkt zum Camping auf die grossen grünen Polofelder fahren ist groß. Zeltaufbau kurz vor Einbruch der Dunkelheit und eine kurze Stipvisite zum Festival Gelände, das zu dieser Zeit noch geschlossen ist.
Die Sonne weckt uns am nächsten Morgen. Von den Amerikanern hatten wir uns abgeschaut zwei Zelte aufzubauen. Das heißt ein normales Zelt und darüber ein weiteres Sonnensegel, bzw. einen Pavillon. Die am Morgen brennende Sonne kann einem im Zelt dann nichts anhaben. Bei uns hat es nur zu einem Sonnensegel gereicht, mehr ging nicht in den Flieger. Reicht aber aus.
Relativ früh, gegen 12:00 Uhr gehen wir zum Festivalgelände – wir orientieren uns erstmal auf dem Riesenareal. Es gibt sechs Bühnen, wobei die Nummer sechs, das Yuma Tent, eher ein Riesenclub ist. In welchem manche Leute fast drei Tage lang verschwinden.
Es gibt unzählige Kunstobjekte, das Riesenrad, The Do Lab, verschiedenste Chill Areas. Man bekommt sofort den Eindruck, das die Musik und die Künstler nicht die absolute Hauptattraktionen sind, sondern neben der Kunst und den Eigenaktivitäten (welche auch schon auf dem Campingplatz vielfältig angeboten werden) existieren. Das ist auch das Einmalige und das Reizvolle an diesem Coachella Festival, dadurch bekommt man das Gefühl gleichberechtigt mit den Künstlern auf einer Stufe zu stehen, und ihnen dabei sehr nahe zu kommen.
Es werden auch wie jedes Jahr (aber auch wahrscheinlich um die Massen besser zu zerstreuen) 3-4 Headliner parallel auf den verschiedenen Bühnen eingeteilt. Sie spielen gleichzeitig, oder überlappen sich in ihren Set-Zeiten und man kann sich fast nicht entscheiden, und verpasst Weltstars. Aber das ist nicht schlimm …und als Europäer dem das nie passieren würde, ertappt man sich schnell wie man ganz entspannt NAS für Muse ‚opfert‘ oder umgedreht… Aber auch das passt wiederum zum Konzept von Coachella: die Stars nicht auf einen ‚goldenen Sockel‘ zu heben, sondern Teil einer großen Familie zu sein an diesen 3 Tagen und die Sonne, die Bands, die Musik aber vor allem die Aktivitäten im Freien zusammen zu erleben und zu feiern.
1. Tag vorgenommen: Aloe Blacc (ist für uns nichts neues in Europa, aber in USA gerade aktuell, da einer seiner Songs in eine Werbung verarbeitet wurde. somit 2. Durchbruch für ihn …und gut für ihn), Ellie Goulding und Kate Nash, Carnage, Bastille, Zedd, HAIM, Outkast.
Ellie Golding legt trotz relativ früher Spielzeit, es ist noch hell, aber in einem perfekten abendlichen Sonnenuntergang ein super Set hin… und ich möchte fast sagen das Set des Tages! Sie ist für Coachella die perfekte Mischung aus Pop, Modernität und melodischen Gesang. Passt mit ihrer ganzen Ausstrahlung perfekt zum Coachella Festival.
Kate Nash, Bastille, Zedd… wunderbar!! besonders Zedd in diesem Sahara Tent ist ein Erlebnis. Das Sahara Tent ist wie ein grosser Techno Flugzeuhangar, Stirnseiten offen und an der gewölbten Dachkonstruktion vollgepackt mit LED Wänden.
Die fast Lokalmatadoren HAIM auch relativ früh angesetzt, aber sehr populär in den USA gerade, begeistern trotz der frühen Stunden auch sehr viele Fans vor Ihrer Bühne. Auch bei HAIM würde ich sagen: eine perfekte Coachella Band. Am Puls der Zeit…
Outkast eine komplette Enttäuschung! Leider. Beide Sänger sind komplett das ganze Set hindurch in einer Gazeartigen Riesen Box in der dann noch ein Holztisch und 2 Stühle stehen? Warum? Komplett fehl am Platz. Auch wenn sie seit knapp 10 Jahren nicht mehr auf der Bühne waren, hätte man sich etwas mehr Innovation oder zumindest mehr Enthusiasmus gewünscht von einem Coachella Headliner. Es wirkte fast so als ob die Jungs gar nicht auftreten wollten und schnell die Sache über die Bühne bringen wollten. Seltsam.
2. Tag vorgenommen: Cvrches, White Lies, Muse, Empire of the Sun, NAS, Pharrell Williams, …. Dieser 2. Tag hat ein unglaubliches Linup, ein Monster Aufgebot. Am Abend schaukelt es sich extatisch hoch, viele Welt Top Acts treten parallel auf, man weiß nicht was man schauen soll, was man für wen opfert. An diesem Abend in dieser Nacht wird einem sehr schnell klar, dass man nicht alles haben kann. Nicht in Coachella, nicht im Leben,.. und das davon nicht die Welt untergeht… und wenn man sich für etwas entschieden hat, die beste Zeit seines Lebens hat, auch wenn man mindestens 10 andere gute Partys parallel verpasst. Muse als Headliner des Abends, erfüllen alle Anforderungen und legen eine grandiose Show hin.
3. Tag: was sich gestern Nacht noch auf dem Weg ins Zelt wie ein Marathon anfühlte und man vom ganzen Tag in der Wüstensonne und abendlichen Sandsturm (welchen man sich wie in einem Blade Runner Film vorstellen muss, es wird sehr kalt, der Sand oder besser gesagt Staub geht überall hin und viele Tragen Mundschutz oder umgewickelte Tücher) einfach komplett erschöpft war, weicht am 3 Tag einem Gefühl von Gewohnheit, Vorfreude und Routine.
weitere Highlights: Arcade Fire, Lana Del Rey, The Naked And Famous, Motörhead, Beck…
Arcade Fire sind nicht so unser Geschmack aber ein würdiger Abschluss, bombastisch stimmgewaltig und die Show perfektioniert bis ins letzte Detail. Das ist auch noch ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil von Coachella: Die Nähe zu Los Angeles (ca. 2 Stunden Autofahrt), wo viele Künstler und Musiker ihren Lebensmittelpunkt haben bzw. musikalisch lange Phasen des Jahres tätig sind, lässt es die Möglichkeit zu die Bühnenbilder, die Musiker, einfach die Show Drumherum bis aufs kleinste Detail zu gestalten und auch bombastisch (wenn man das möchte) aufzubauen.
Da kann kaum ein europäisches Festival mithalten, da einfach das Material nicht so rumgeschifft werden kann um die halbe Welt… und weil es auch für fast alle Künstler ein Muss ist eine spezielle Coachelle Show zu entwickeln, welche nur dort gezeigt wird! Beispiel: im Jahr zuvor Wu-Tang Clan auf dem Coachella: riesen Chor, Monster Bühnenbild, sehr schön zusammen gebaut…. ein paar Monate später in Berlin, Greenville Festival: die Band mit weißen Handtüchern um den Hals, sehr ernüchternd, wenn man die identische Show von Coachella vorher gesehen hat. Man bekommt fast ein Gefühl, es seihen 2 verschieden Bands gewesen. Eine spielt Champions League, die andere 5.Liga.
Auch das Safari Tent ist dazu ein gutes Beispiel. Das Zelt wirkt wie ein riesen Flugzeug Hangar. Es gibt dort ein ausgeklügeltes Video Screen Konzept, an der Stirnseite Screens ohne ende und auch an den Seitenwänden vereinzelt. die DJ’s und mehr elektronisch orientierten Bands zB. Empire of the Sun müssen ein Konzept dafür anbieten, es geht gar nicht ohne Video und Installations- Konzept in dieser Location. Das heißt es gibt da sicher ein spezielles Safari Tent-Video-Creative-Team, welches im Auftrag der einzelnen Künstler, auf deren Musik und deren Set die Videoscreens bespielen und abstimmen und mit Graphiken füttern, das ist sehr beeindruckend und einmalig. man merkt sofort: das ist ein nur für diese Location ausgeklügelte Performance und daran teilzuhaben, ist wunderbar.
4. Tag erschöpft aber glücklich und ein bisschen brauner (wir haben uns aber immer artig mit 50er Sonnencreme eingecremt) fahren wir zurück nach Los Angeles zum Flughafen, wir brauchen wegen des intensiven Coachella Rückreiseverkehr für die Strecke 4 statt 2 Stunden. Fast hätte ich meinen Rückflug nach Toronto, Canada verpasst. Ich sitze im Flieger und denke: 3 Tage im freien Raum, weitab von allem und trotzdem mitten drinn mit vielen gleichgesinnten Leuten… 36 Grad im Schatten, ein Bier $9, und man darf es nicht einmal vor der Bühne trinken, sondern in abgetrennten Biergartenbereichen, Bands die man verpasst weil sie parallel zu anderen spielen… trotzdem: ich bin wieder dabei nächstes Jahr! Überteuerte Tickets oder nicht, die Einmaligkeit dieses Festivals in einer Oase mitten in der Wüste und die Vielfalt der Angebote, welche sich auch nach dem 3. oder 4. Festival besuch nicht erschöpfen und es immer wieder was neues zu entdecken gibt, ist einfach unerreicht, und man muss es einmal im Leben gesehen und miterlebt haben.
Hier geht es zu unseren Coachella Bildergalerien 2014: Coachella Impressionen – views & people und Coachella 2014 – liveacts.
Damit verbleibe ich mit einem: ‚Happy Coachella‚ und freue mich aufs Coachella Festival 2015. AC/DC, Jack White und Drake sind die diesjaährigen Headliner. Weiteres zum Coachella auch auf www.coachella.com.
Hier geht es zu unseren Rückblicken aufs Coachella 2013: „Musik und Kunst in der Wüste“ und Teil zwei „Stay hydrated“.
3. Juni 2015 um 12:24
Hi,danke für deinen Bericht.Ich überlege zum Coachella 2016 zu fahren …bin auf der Suche nach Spar- Tips und Anregungen …gibt es spezielle Reiseveranstalter,wo man Komplettpakete buchen kann?
3. März 2017 um 11:45
[…] “Coachella, so wars 2015 im ‘Foyer’ zur Wüste, so wirds 2016” – Coachella 2014 – drei Tage Sonne Bands & Musik – “Stay hydrated” – Samstag und Sonntags beim Coachella 2013 – Musik […]
6. März 2018 um 09:08
[…] 2013“, “Stay hydrated” – Samstag und Sonntags beim Coachella 2013, Coachella 2014 – drei Tage Sonne Bands & Musik, Coachella, so wars 2015 im ‘Foyer’ zur Wüste, Coachella schreibt Geschichte – […]